Kenntnisnahme - FB 61/0697/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der regionale AVV-Beirat der Stadt Aachen

 

nimmt die Ausführungen zum Abschluss des EU-Förderprojektes CIVITAS DYN@MO und zur Weiterentwicklung des Mobilitätsverbundes zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Projektabschluss CIVITAS DYN@MO und Weiterentwicklung zum Mobilitätsverbund

 

Das EU-Förderprojekt „CIVITAS DYN@MO“ widmete sich einer nachhaltigen Mobilität in Städten. Unter der Leitung der Stadt Aachen wirkten 27 Partner aus vier europäischen Städten (Aachen, Gdynia, Koprivnica und Palma) zwischen Dezember 2012 und November 2016 am Projekt mit. Dabei stand ein Gesamtprojektvolumen von 13,1 Mio. Euro zur Verfügung, von denen die Europäische Kommission rd. 8,5 Mio. Euro fördert. Den zehn Aachener Partnern standen rd. 4,2 Mio. Euro Budget zur Verfügung, dabei verantwortete die AVV GmbH für ihre Aufgaben ein Budget von rd. 530.000 Euro. Die AVV GmbH leitete zwei der sieben Aachener Maßnahmen und arbeitete gemeinsam mit der ASEAG, der Stadt Aachen und der StädteRegion Aachen, der RWTH und FH Aachen, cambio u. w. an der Verknüpfung und Integration von Mobilitätsdiensten und Mobilitätsservices.

 

Die AVV GmbH hat im Rahmen des Projektes die Akzeptanz neuer Mobilitätsformen untersucht und gemäß ihrem politischen Auftrag zur Etablierung eines Mobilitätsverbundes im Verbundraum ein Geschäftsmodell für den Mobilitätsverbund erarbeitet, in dem integrierte Tarifansätze, ein mögliches Organisations- und Rollenmodell entwickelt sowie rechtliche Aspekte in Bezug auf die Umsetzung erarbeitet wurden. Entsprechend der aktuellen Rollenaufteilung zwischen dem Verbund und den Verkehrsunternehmen übernehmen in dem angedachten Mobilitätsverbund die Mobilitätsanbieter die Erbringung der Leistungen und deren Vertrieb und Abrechnung. Die AVV GmbH übernimmt die unternehmensübergreifenden Mobilitätsinformation und die multi- und intermodale Routenauskunft, die Produktentwicklung und Koordination hinsichtlich eines Mobilitätsverbundes, die organisatorischen Aspekte zu Tarifen und Vertrieb und die Koordination der technischen und rechtlichen Aspekte.

 

Bereits im Rahmen des Projektes stellte die AVV GmbH eine multi- und intermodale Auskunft im Rahmen eines internetbasierten Mobilitätsportals (AVVmulticonnect) bereit, welches statische und verfügbare dynamische Informationen über diverse Mobilitätsservices enthält. Die Erstellung des Mobilitätsportals wurde gemeinsam mit der Stadt Aachen beauftragt. Im Rahmen des Pilotbetriebes von AVVmulticonnect wurde das Mobilitätsportal mit dem HAFAS-System der Firma HaCon verknüpft. Dieses Auskunftssystem deckt sämtliche Funktionalitäten des derzeit in Betrieb befindlichen Auskunftssystems „Busspur“ ab und bietet darüber hinaus multi- und intermodale Auskünfte sowie ein Echtzeitrouting (vgl. TOP 6). Aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit dem System, entschied sich die AVV GmbH für eine Nutzung des Systems im Produktivbetrieb. In Abstimmung mit den Kreisen Düren und Heinsberg (die nicht Projektpartner in DYN@MO sind) werden perspektivisch die Integration relevanter Dienste und Services, z.B. Ford-Carsharing, in das System angestrebt.

 

Bereits während der Pilotphase in DYN@MO kooperierten die AVV GmbH und die ASEAG im Hinblick auf eine künftige Einbindung der Anwendung Mobility Broker in den Mobilitätsverbund. Mobility Broker ist ein Anbieter für die Buchung und Abrechnung von Mobilitätsdienstleistungen (z. Z. ÖPNV in der Stadt und StädteRegion Aachen, cambio und Velocity Aachen) mit einem zentralen Kundenvertragspartner (ASEAG bzw. ASEAG-Reisen). Inzwischen ist die Einbindung der ÖV-Auskunft mittels HAFAS in den Mobility Broker nahezu abgeschlossen. Parallel klären die AVV GmbH und die ASEAG gemeinsam organisatorische und technische Aspekte, um aus der Routenauskunft in AVVmulticonnect einen qualifizierten Buchungsaussprung zu Mobility Broker zu gewährleisten. Hier können dann künftig Mobility Broker Kunden ihre beauskunftete Fahrt buchen und abrechnen. Dabei steht Mobility Broker neben anderen Anbietern von Mobilitätsdienstleistungen, z. B. cambio und Velocity Aachen, auf einer Ebene.

 

Rund 100 Testnutzer erprobten im Rahmen von DYN@MO während einer 3-monatigen Pilotphase (April bis Juli 2016) in ihrer Alltagsmobilität neu entstandene bzw. ergänzte Mobilitätsdienste und Services des Mobilitätsportals. Im Rahmen der Maßnahmenevaluation (Juni/Juli 2016) wurde anhand einer Online-Befragung untersucht, ob neue Mobilitätsdienste mit den begleitenden Informationsdiensten benutzerfreundlich sind und durch die Testnutzer akzeptiert wurden. Die Ergebnisse der Befragung zeigen unter anderem, dass erfreulicher­weise 99 % der Befragten die Mobilitätsplattform kennen und 85 % sie bereits besucht haben. Sie wird von 23 % der Befragten mindestens einmal pro Woche genutzt. In der Regel wird sie vor Fahrtantritt (95 %, Mehrfach­nennung) und nicht während der Fahrt (11 %) genutzt. Da die Befragten häufiger Smartphone-Apps verwenden, wünschen sie sich für eine häufigere und mobile Nutzung eine passende App zur multimodalen Auskunft. Die Möglichkeit einer multimodalen Verbindungsauskunft wird von fast allen Probanden (96 %) als hilfreich empfunden. Die eingesetzte Auskunft erhält bereits in der Testphase einen sehr hohen Zufriedenheitswert von 80 %.

 

Drei Viertel der Testnutzer bewertet das Angebot mehrere Verkehrsmittel im Verbund zu nutzen mit sehr gut bis gut. Auch mit den Mobilitätsangeboten Bus, Bahn (87 % zufrieden) und cambio Carsharing (82 %) im Rahmen der Pilotphase waren die Testnutzer zufrieden. Das Angebot von Velocity E-Bikesharing wurde nicht nur selten genutzt (27 %), sondern schnitt in der Bewertung eher schlecht ab (25 % zufrieden). Ausschlaggebender Grund war die sehr geringe Anzahl von drei Stationen während der Pilotphase. Zudem gaben die Testnutzer an, dass technische Probleme auftraten und die Kundenkommunikation von Velocity stark ausbaufähig sei. Inzwischen (Stand 04/2017) sind 13 Stationen im Stadtgebiet Aachen in Betrieb. Zudem bietet Velocity seinen Kunden einen umfangreichen Online-FAQ-Katalog, der u. a. auf den Erfahrungen der Pilotphase aufbaut.

 

Aus Sicht der Testnutzer erleichtert die eingesetzte gemeinsame Chipkarte für cambio und Velocity die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel und wird noch interessanter, wenn sie als Fahrausweis für Bus und Bahn eingesetzt werden kann. In der Tat ist es der gemeinsame Zugang, hier in Form der Chipkarte, der den Test­nutzern am besten gefallen hat und sie am ehesten dazu bewegen würde, ihr Mobilitätsverhalten zu ändern. Die Mehrheit der Testnutzer (90 %) würde es zudem begrüßen, wenn die Mobilitätsplattform neben den multi­modalen Informationen ebenfalls als eine einheitliche Buchungsplattform für die Verkehrsmittel im Mobilitäts­verbund gilt.

 

Die vorliegenden Ergebnisse bestärken die laufenden Arbeiten der AVV GmbH. Die Implementierung eines multi- und intermodalen Fahrgastinformationssystems im Produktivbetrieb 2017/2018, die Einführung des elektronischen Fahrgeldmanagements (EFM) für Abo-Produkte 2017, die Konzeption einer multi- und intermodalen, verbundeinheitlichen Vertriebsplattform in der zweiten Ausbaustufe des EFM und deren Inbetriebnahme 2018/2019 (vgl. TOP 6) bilden die Basis eines Mobilitätsverbundes, in dem der Nutzer Informationen und Buchungen auf einer einheitlichen Plattform einholen bzw. tätigen kann und einen einheitlichen Zugang zu Mobilitätsleistungen erhält. Diese Komponenten tragen dazu bei, dass die AVV GmbH ihrem politischen Auftrag zur Etablierung eines Mobilitätsverbundes, welches die Vernetzung der Mobilitäts­angebote im AVV-Gebiet vorsieht, nachkommt.

 

In den Gremiensitzungen der AVV GmbH wurde bereits über die Weiterentwicklung des AVV von einem ÖPNV-Verkehrsverbund hin zum Mobilitätsverbund sowie über die Maßnahmen im Rahmen von DYN@MO berichtet. Diese Vorlage knüpft daran an.

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