Entscheidungsvorlage - FB 45/0451/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

 

Die Bezirksvertretung Aachen-Haaren nimmt den aktuellen Sachstandsbericht zur Umsetzung des Programms „Kinder im Mittelpunkt“ sowie die weitere Planung für den Stadtbezirk Haaren zur Kenntnis.
 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

1. Ausgangslage

 

Mit Schreiben vom 09.01.2018 beantragt die Fraktion der  Grünen, das die Verwaltung über die Umsetzung des Programms „Kinder im Mittelpunkt“  in Haaren / Verlautenheide sowie die weitere Planung berichten soll.

 

Die Stadt Aachen hat seit 2011eine Präventionsstrategie mit unterschiedlichen Programmen, um Kinderarmut und Ausgrenzung entgegen zu wirken. Im Rahmen des Audits „Familiengerechte Kommune“ hat der Stadtrat am 03.03.2010 beschlossen, ein Konzept gegen Kinderarmut in Aachen zu entwickeln.  Zunächst durch die Förderung des Landschaftsverbandes Rheinland im Programm: „Soziale Teilhabe ermöglichen – kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut“. Seit dem 01.01.2017 wird die Stadt Aachen im Landesprogramm „kommunale Präventionsketten“ (vormals „Kein Kind zurücklassen“) gefördert.

 

Ein Aachener Präventionsprogramm trägt den Namen „KiM – Kinder im Mittelpunkt“ – Aachen macht Kinder stark -.

Es startete am 01.07.2011, zunächst in dem benachteiligten Stadtteil Aachen Nord, im Elementarbereich. Im nächsten Schritt wurde das Konzept auf den Stadtbezirk Aachen – Haaren übertragen und zwar auf den Elementar-  und den Primarbereich. Der Rat der Stadt Aachen unterstützt das Vorhaben und beschloss am 29.06.2016 die Weiterentwicklung der Präventionskette.

 

2. Definition des Begriffs "Präventionskette"

 

Die Präventionskette steht für eine Neuorientierung und Neustrukturierung der Hilfesysteme mit der Absicht, allen sozialen Gruppen positive Lebens- und Teilhabebedingungen zu eröffnen. Sie wird durch alle zur Erreichung des jeweiligen Präventionsziels verantwortlichen öffentlichen und gesellschaftlichen Akteure gebildet. Sie dient dazu, voneinander getrennt erbrachte Leistungen und Angebote aufeinander abzustimmen und zu koordinieren.

 

Ziel ist es, eine durchgängige und lückenlose Förderung und Unterstützung zu gestalten, bei denen die einzelnen Angebote sinnvoll miteinander verknüpft werden – unabhängig davon, wer sie erbringt. Dies gelingt, wenn alle Organisationen einen gemeinsamen, übergreifenden Handlungsansatz verfolgen und ihn im konkreten Leistungsprozess umsetzen.

 

3. Bedarfsermittlung in Haaren und Verlautenheide

 

In einem ersten Schritt wurde mit dem Arbeitskreis der Stadtteilkonferenz Haaren „Kind und Familie“ eine Problembeschreibung und Bedarfsermittlung durchgeführt. Die Zugänge zum Hilfs- und Unterstützungssystem für Familien in benachteiligten Lebenslagen wurden als zentrales Thema definiert. Als Maßnahme schlug der Arbeitskreis vor, Orte des Treffens für Eltern in Kindertagesstätten und Schule anzubieten. Ziel ist, dass Eltern und Kinder den Weg ins vorhandene Unterstützungsnetzwerk finden. Eltern und Kinder sollen frühzeitig Hilfe und Unterstützung erhalten.

Die offenen Elterntreffpunkte / Elterncafes sind zentrale Instrumente der Präventionskette, die sich flexibel an den jeweiligen Bedarf im Quartier anpassen können.

 

Eltern fühlen sich in der Institution willkommen und bekommen direkt Vorort Rat und Hilfe. Zusätzlich lernen sie in ihrem vertrauten Umfeld andere Fachdienste / Institutionen (Jobcenter, Erziehungsberatung, Allgemeiner Sozialer Dienst, Schuldnerberatung, Kinderarzt, Gesundheitsamt, Sportverein …..)  kennen.

Mit dem Vertrauen der KiTa / Schule im Rücken, wird Eltern das Unterstützungssystem nähergebracht und Hemmschwellen abgebaut.

Die ohnehin vorhandenen Angebote werden somit auch für sozial benachteiligte Familien stärker erschlossen. Kinder und Eltern erfahren frühzeitiger Hilfe und Unterstützung. So wird der  Grundgedanke der Präventionskette mit Leben gefüllt.

 

4. Umsetzung der Präventionsmaßnahmen im Elementarbereich in Haaren / Verlautenheide

 

Die in Haaren geäußerten Bedarfe konnten in den vergangenen Jahren weitgehend umgesetzt werden.

Durch Beschluss des Ausschusses für Soziales, Integration und Demographie wurde die Förderung von Elterncafés in KiTas möglich, somit auch in Haaren / Verlautenheide. Die Förderung bezog sich auf das 4. Quartal 2015 und für 2016. In 2017 konnten Elterncafes durch freiwerdende Mittel, aus der Umwandlung von kommunalen in landesgeförderte Familienzentren, gefördert werden. Die Familienzentren besitzen darüber hinaus eigene Mittel, die sie für die Elterncafes einsetzen können.

 

In Haaren und Verlautenheide stellt sich zzt. der Bestand an Elterncafes in Kitas / Familienzentren  wie folgt dar:

 

Kita

Elterncafe

Durchführung

Auf Überhaaren

ja

KiTa-Leitung, perspektivisch: DRK

Gut Knappstr.

ja

Deutsches Rotes Kreuz

Talbotstraße

ja

eigene Mitarbeiterin

 

 

 

Familienzentren

 

 

Familienzentrum an der Wurm
St. Germanus / St. Martin

ja

Deutsches Rotes Kreuz

Eibenweg

ja

eigene Mitarbeiterin

Großheidstraße

ja

InVia

 

4.1.Evaluation der Elterncafes in KiTas

 

Durch eine Evaluation überprüfte im Herbst 2017 der Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, die Wirksamkeit der Elterncafes an Kitas. Somit liegen auch die Ergebnisse aus dem Stadtteil Haaren /Verlautenheide vor. Die Kitas wurden gefragt, ob sie und in welcher Form sie  ein Elterncafe durchführen. Ganz erfreulich ist, dass in alle Tageseinrichtungen in Haaren und Verlautenheide Elterncafes, stattfinden. Eine flächendeckende Versorgung eines Stadtbezirks mit Elterncafes ist die Ausnahme. Der Stadtbezirk ist in diesem Bereich besonders gut aufgestellt.

 

Qualitative Erkenntnisse über die Wirkung liefern Tiefeninterviews, die in den Familienzentren  durchgeführt wurden.

 

In den Interviews formulierten die Familienzentren u.a. folgende Wirkungen:

 

         Eltern entwickeln leichter Vertrauen und eine Beziehung zu „ihrer“ KiTa,

         die  Hemmschwelle, Fragen zu stellen (Themen: Erziehung, Gesundheit, Organisatorisches) ist deutlich niedriger geworden,

         Ängste gegenüber anderen Institutionen werden abgebaut, 

         Hilfsangebote werden stärker angenommen, (Sozialraumteams, Hilfestellung bei dem Ausfüllen von Anträgen, Arztbesuche, Sprachkurse, Elternkompetenztraining, …)

         die berufliche Integration wird durch Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jobcenter im Elterncafe gefördert,

         Eltern unterstützen sich gegenseitig, Freundschaften zwischen den Eltern entwickeln sich,

         Vorurteile werden abgebaut, bspw. bei den Ethnien untereinander,

         die deutsche Sprache wird mehr geübt, denn das Elterncafe ist oft der einzige Ort, an

dem nicht-deutsche Eltern, deutsch sprechen.

 

5. Umsetzung der Maßnahmen im Primarbereich

 

Beim Wechsel zur Grundschule geht für die Eltern diese  Beratungs- und Unterstützungsstruktur der Kita / Familienzentren häufig verloren. Das kann einen Bruch im Bildungsweg von 0-10 Jahren zur Folge haben.

 

Der Bildungserfolg von Kindern hängt nach einer Metastudie des Dt. Jugendinstitutes  maßgeblich von dem Engagement der Eltern in Schule ab. Gut belegt ist auch, dass von einer regelmäßigen und konstruktiven Zusammenarbeit von Schule und Familie alle profitieren. Schüler sind lernbereiter und erzielen bessere Leistungen, Eltern identifizieren sich mehr mit der jeweiligen Schule und die Lehrkräfte können dem Bildungs- und Erziehungsauftrag eher gerecht werden. Der Ausgleich von Bildungsbenachteiligung oder auch die individuelle Förderung aller Kinder können auch im Sinne der Inklusion und der Integration nur gemeinsam bewältigt werden. Deshalb muss das Netz der Zusammenarbeit von Eltern, Lehrkräften, im Schulkontext beschäftigter Fachkräfte, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ganztag der OGS, Schulsozialarbeit und Fachkräften der Familienbildung, Kinderärzten, Sportvereinen im Sozialraum enger geknüpft werden.

 

Die Grundschule Am Haarbach formulierte als Mitglied im Netzwerk „Kinder im Mittelpunkt“ der Koordinatorin gegenüber das Interesse, Eltern stärker einzubinden und ein Elterncafe anzubieten. Gleichzeitig ist Haaren das Transfergebiet für das Aachener Präventionsprogramm, so dass auch von Seiten der Stadt das Interesse sehr groß war, hier das Konzept der Familiengrundschule umzusetzen.

 

Die positiven Erfahrungen mit den Elterncafes in der KiTa wurden auf das Konzept der Familiengrundschule übertragen. Dieses wurde mit Eltern, Lehrern, Schulsozialarbeitern, OGS, Vertreter/innen der Stadtteilkonferenz, den Familienbildungsstätten, den zuständigen Sozialraumteams und der Fachkraft für die kommunale Präventionskette, gemeinsam entwickelt. In diesem Prozess beteiligten sich Kinder und Eltern, sie formulierten ihre Bedarfe. In gemeinsamen Diskussionen entwickelten sich Ziele und Umsetzungsideen. Und immer wieder wurde ausprobiert, wie es gelingen kann, Eltern die Zugänge zum Elterncafe und zum Hilfs- und Unterstützungssystem leicht zu machen.

 

Fördertechnisch fügten sich die Anliegen ebenfalls gut zusammen. Das Land schrieb 2015 das Programm „NRW hält zusammen – für ein Leben ohne Armut und Ausgrenzung“ aus. Mit dieser Förderung entwickelte die Stadt Aachen an den Grundschulen Am Haarbach und am Driescher Hof die beiden Familiengrundschulen als Pilotprojekt. Es sind die ersten Familiengrundschulen Deutschlands.

 

Das Land förderte das Vorhaben in 2015 und 2016 jeweils mit ca. 75.000 Euro. Das Projekt bezog sich auf ein inhaltlich abgestimmtes Konzept, das der Präventionsstrategie der Stadt Aachen entsprach. Die Planungsverantwortung lag beim öffentlichen Träger. Für die Umsetzung sorgten in der GGS Am Haarbach das Deutsches Rote Kreuz Aachen und  INVIA Aachen e.V.

 

Der KJA hat am 05.12.2017 dem Rat der Stadt empfohlen, die beiden Familiengrundschulen jeweils jährlich mit 7.200 Euro aus dem städtischen Haushalt für zunächst zwei Jahre zu finanzieren.

 

5.1   Evaluation der Familiengrundschule

Nach Einschätzung der Fachleute zeigen sich folgende Wirkungen:

-          Schnellere Eingewöhnung der Kinder in der Schule wird ermöglicht.

-          Die Kinder sind stolz, dass sich die Eltern in der Schule engagieren. Sie freuen sich darüber, dass Mama einen Platz“ in der Schule hat.

-          Förderbedarfe werden  durch engen Kontakt zu Fachkräften, Elternbegleiterin und Schulleitung früher erkannt.

-          Zwischen Eltern und dem Personal sowie der Schulleitung wird eine persönliche Beziehung aufgebaut. Selbst die Meinung der Schulleitung wird nicht nur bei schulischen Fragen, sondern auch für Alltagssituationen, Erziehungstipps eingeholt.

-          Die Distanz und „Wand“ zur Schule fällt weg, so formulierten das die Eltern.

-          Viele Probleme im Schulalltag und damit zusammenhängenden Fragen lösten sich durch die Gespräche „von selbst.

-          An der Schule sei ein Elterncafe besonders wichtig, betonten die Eltern. Sie würden  sonst von der Schule weniger, als in der KiTa erfahren. Denn an der Schule fallen die  „Tür-und-Angel“ Gespräche normalerweise weg.

-          Es gelingt Eltern zu erreichen, an die man oft nicht „herankommt“.

-          Der interkulturelle Austausch zwischen den Eltern wird gefördert. Beispielsweise indem die Eltern sich gegenseitig fragen: „Wie ist das bei euch? In eurer Kultur, in euer Religion und warum?“

-          Wissenslücken über das Unterstützungssystem wurden gefüllt. Oft fehlt den Eltern das Wissen über Zugänge und die Anlaufstellen.

-          Gesellschaftliche Beteiligung wird gestärkt. Die Fachkräfte zeigen Wege auf, wie man bei bestimmten Anliegen sich an Politik oder Stadtverwaltung wenden kann.

 

6. Fazit:

 

Die Ergebnisse zeigen, dass das Präventionsprojekt „KIM“ die erhoffte Wirkung zeigt und bedarfsgerechte Unterstützung Eltern und ihren Kindern anbietet. Der eingeschlagene Weg bedarf nun der Kontinuität und der ständigen Qualitätsentwicklung, um nachhaltig wirken zu können.

 

7. Ausblick

 

7.1 Kitas / Familienzentren:

Das Konzept der offenen Elterntreffpunkte / Elterncafes an KiTAs / Familienzentren soll weiterentwickelt werden. Auf der nächsten Netzwerkveranstaltung „Kinder im Mittelpunkt“, wird das Thema in einer dialogischen Veranstaltung vertieft. Diese Vorgehensweise dient der o.g. ständigen Qualitätsentwicklung.

 

7.2 Familiengrundschule

Die Stadt Aachen befindet sich in der Antragstellung die beiden Familiengrundschulen Am Haarbach und Driescher Hof in „Gesunde Familiengrundschulen“ zu entwickeln. Ziel ist es, durch Programme und Projekte die Gesundheitsförderung an den Schulen zu unterstützen. Die Zielgruppen sind sowohl Kinder aber auch ihre Eltern. Gesundheitserziehung funktioniert nachhaltig, wenn Eltern mit ins Boot genommen werden. Da bietet die Familiengrundschule eine hervorragende  Grundlage.  Eine Finanzierung soll über das Präventionsgesetz für den Bereich „Lebenswelten in KiTa, Schule und Kommune“ möglich werden. Sofern dem Antrag stattgegeben wird, kann zum nächsten Schuljahr 2018/2019 die „Gesunde Familiengrundschule“ in der Grundschule Am Haarbach an den Start gehen.
 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen

 

 

JA

NEIN

 

 

 

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Investive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebe­ner Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebe-ner Ansatz 20xx ff.

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Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

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Auszahlungen

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- Verschlechterung

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konsumtive Auswirkungen

Ansatz

2016

Fortgeschriebe­ner Ansatz 2016

Ansatz 2017 ff.

Fortgeschriebe-ner Ansatz 2017 ff.

Folgekos-ten (alt)

Folgekos-ten (neu)

Ertrag

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Personal-/

Sachaufwand

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Abschreibungen

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Ergebnis

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