Entscheidungsvorlage - FB 45/0463/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

  1. Die Bezirksvertretung Aachen-Brand nimmt den aktuellen Sachstandsbericht der Fachverwaltung zur Kenntnis.
     
  2. Die Bezirksvertretung Aachen-Brand beauftragt die Fachverwaltung über die Ergebnisse des Gesprächs mit der Stadtteilkonferenz zu berichten.
     
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Erläuterungen

Erläuterungen:

1. Ausgangslage

 

Mit Schreiben vom 03.11.2016 beantragt die CDU Fraktion Aachen-Brand, „die Unterstützungs- und Hilfsangebote die im Stadtbezirk und in der Stadt vorhanden sind, um Kinder und deren Eltern, die von Armut bedroht oder betroffen sind“, darzustellen.  Der Antrag ist der Vorlage beigefügt.

 

Beigefügt sind ebenfalls die aktuellen Daten über Kinder in Brand, die in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) leben. Auch wenn der gesamte Stadtbezirk Brand unterdurchschnittlich von Kinderarmut betroffen ist (16%), sieht die CDU Fraktion Aachen-Brand das Erfordernis, sich mit der Thematik zu beschäftigen, da die Daten im Bereich Trierer Straße/ Markt sich oberhalb der Durchschnittsgrenze der Gesamtstadt (21,9%) bewegen. Hinzu kommen die Kinder, deren Eltern Kinderzuschlag und / oder Wohngeld erhalten. Oder Familien, deren Einkommen nur kurz oberhalb der Grenze liegen.

 

Der o.g. Antrag muss in Zusammenhang mit den Präventionsaktivitäten der Stadt Aachen gesehen werden. Die Zugänge von Kindern, Jugendliche und Eltern zum Unterstützungssystem stehen hier im Mittelpunkt und zwar für Familien, die von Armut bedroht oder betroffen sind.

 

Eine Längsschnittuntersuchung des Institutes Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) Frankfurt zeigt anhand empirischer Daten, dass Armut nicht nur den materiellen Aspekt umfasst, sondern Kinder in ihrem gesamten Leben beeinträchtigen kann:

 

  • in ihrem sozialen Handeln und Lernen,
  • ihrer gesundheitlichen Verfassung im physischen wie auch im psychischen Sinn,
  • sowie in ihrer kulturellen Entwicklung in Sprache, Bildung,
  • und dem Erwerb von Kompetenzen usw.

 

Und genau hier setzt die Präventionsstrategie der Stadt Aachen an, indem sie den Kindern in benachteiligten Lebenslagen mehr soziale und kulturelle Teilhabe ermöglicht und Eltern stärkt.

 

Die Stadt Aachen verfügt über ein gut ausgebautes Hilfs-und Unterstützungssystem. Hervorragend systematisch zusammengestellt sind die Hilfeangebote unter den Links:
 

 

Das gilt auch für den Stadtteil Brand, der zudem noch über eine aktive Stadtteilkonferenz verfügt. Das Engagement für Kinder in Armutslagen in Brand zeigt der Antrag der CDU vom 23.10.2007.
 

Beeindruckend ist, wie sich die Schulen und Kitas um die Einrichtung von Kleiderkammern bemühen. Sowohl im Bezirk als auch bei den Institutionen besteht eine große Bereitschaft sich des Themas „Kinderarmut“ anzunehmen.

 

Die wesentliche Erkenntnis aus dem Aufbau der Präventionskette in Aachen ist, dass das Vorhandensein eines Hilfs- und Unterstützungssystem nicht ausreicht. Die, die es am Nötigsten brauchen, werden oft nicht erreicht. Und wenn, dann häufig zu spät. Deshalb ist ein zentraler Ansatz in Aachen, die Zugänge zum vorhandenen System für Kinder, Jugendliche und Eltern leicht zu gestalten.

 

2. Erläuterung zu der Präventionsstrategie der Stadt Aachen
 

Die Stadt Aachen hat seit 2011 eine Präventionsstrategie, um Kinderarmut und Ausgrenzung entgegen zu wirken. Im Rahmen des Audits „Familiengerechte Kommune“ hat der Stadtrat am 03.03.2010 beschlossen, ein Konzept gegen Kinderarmut in Aachen zu entwickeln.  Zunächst durch die Förderung des Landschaftsverbandes Rheinland im Programm: „Soziale Teilhabe ermöglichen – kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut“. Seit dem 01.01.2017 wird die Stadt Aachen im Landesprogramm „kommunale Präventionsketten“ (vormals „Kein Kind zurücklassen“) gefördert.

 

Das Aachener Präventionsprogramm trägt den Namen „KiM – Kinder im Mittelpunkt“ – Aachen macht Kinder stark -. Es startete am 01.07.2011, zunächst in dem benachteiligten Stadtteil Aachen Nord, im Elementarbereich. Im nächsten Schritt wurde das Konzept auf den Stadtbezirk Aachen – Haaren übertragen und zwar auf den Elementar- und den Primarbereich. Der Rat der Stadt Aachen unterstützt das Vorhaben und beschloss am 29.06.2016 die Weiterentwicklung der Prävention.

 

3. Erläuterung des Begriffs "Präventionskette"

 

Die Präventionskette steht für eine Neuorientierung und Neustrukturierung der Hilfesysteme mit der Absicht, allen sozialen Gruppen positive Lebens- und Teilhabebedingungen zu eröffnen. Sie wird durch alle zur Erreichung des jeweiligen Präventionsziels verantwortlichen öffentlichen und gesellschaftlichen Akteure gebildet. Sie dient dazu, die bisher voneinander getrennt erbrachten Leistungen und Angebote aufeinander abzustimmen und zu koordinieren.

 

Ziel ist es, eine durchgängige und lückenlose Förderung und Unterstützung zu gestalten, bei denen die einzelnen Angebote sinnvoll miteinander verknüpft werden – unabhängig davon, wer sie erbringt. Dies gelingt, wenn alle Organisationen einen gemeinsamen, übergreifenden Handlungsansatz verfolgen und ihn im konkreten Leistungsprozess umsetzen. Ausgangspunkt ist das vorhandene Unterstützungssystem, das von den Mitgliedern des Netzwerkes auf ihre Zugänglichkeit überprüft wurde.

 

4. Darstellung der bisherigen Erfahrungen

 

Das Netzwerk „Kinder im Mittelpunkt“ erarbeitete Faktoren des Gelingens, die Zugänge zum Hilfs- und Unterstützungssystem für Familien in benachteiligten Lebenslagen erleichtern.

 

  • Beteiligung von Eltern und Kinder vor Maßnahmebeginn sichern. Das Aktivierungspotenzial der Beteiligung ist bei persönlicher Ansprache besonders hoch. Beispielsweise, wenn im persönlichen Gespräch mit Vertrauten in Kita und Grundschule nach Bedarfen gefragt wird.

 

  • Die Zielgruppe in die Umsetzung des Angebotes verantwortlich integrieren. Als Mentoren für andere Eltern (mehrsprachige Vorlesepaten), als Sporttrainer, der beispielsweise selbst Migrationshintergrund hat oder als Müttergruppe, die zum Frühstück einlädt.
     
  • Die Orte des Vertrauens, wie Kita und Grundschule nutzen und sie zu kombinieren mit Offenen Treffpunkten für Eltern. Sie laden zu „Tür- und Angel“- Gesprächen ein, der „Klebeeffekt“ tritt ein. Eltern lernen einander kennen und unterstützen sich gegenseitig. Offene Treffpunkte werden zum „Verteiler“ von Hilfs- und Unterstützungssystem.
     
  • Kleine, flexible und sozialräumliche Angebote mit kurzen Wegen und persönlicher Ansprache erhöhen ebenfalls die Zugänglichkeit.
     
  • Sport öffnet Türen, Menschen kommen in Kontakt. Das zeigt „NordSport“: es ist eine Kooperation zwischen Familienbildungs­trägern, einem Tanzsportverein, dem Stadtsportbund und dem Sportamt in der Sporthalle in Aachen Nord, Driescher Hof und dem Preuswald, die ein regelmäßiges Bewegungsprogramm für Familien, Kinder und Jugendliche u.a. mit Turnen, Hip Hop, Breakdance und Basketball anbieten.
     
  • Der gemeinsame Blick der Akteure auf die Bedarfe der Menschen im Sozialraum ist ein zentraler Schlüssel. Nicht die Trägerprofile sind Ausgangspunkt für die Planung, sondern die Menschen.

 

5. Zentrales Präventionsinstrument: Elterncafés in Kitas und Familienzentren
 

Die Elterncafés erfüllen viele von den o.g. Faktoren des Gelingens, es erleichtert deutlich die Zugänge. In den Elterncafés fühlen sich Eltern in der Kita / im Familienzentrum willkommen und erhalten direkt Vorort Rat und Hilfe. Zusätzlich lernen sie in ihrem vertrauten Umfeld andere Fachdienste / Institutionen (Jobcenter, Arbeitsagentur, Erziehungsberatung, Sozialraumteams, Schuldnerberatung, Kinderarzt, Gesundheitsamt, Sportverein …..)  kennen. Mit dem Vertrauen der KiTa / Schule im Rücken, wird Eltern das Unterstützungssystem näher gebracht und Hemmschwellen abgebaut.

 

Die ohnehin vorhandenen Angebote werden somit auch für sozial benachteiligte Familien stärker erschlossen. Kinder und Eltern erfahren frühzeitiger Hilfe und Unterstützung. So wird der  Grundgedanke der Präventionskette mit Leben gefüllt.

 

Folgende Kitas/ Familienzentren haben in Brand ein Elterncafé: 

  1. Franz- Wallraff-Straße (wird intern von den dortigen Elternbegleiterinnen im Haus organisiert)
  2. Freunder-Land-Straße (intern organisiert)
  3. Rollefstraße (Pfarre St. Donatus, hier findet das Elterncafé getrennt vom Kita-Alltag statt. Eine Elternbegleiterin von In Via leitet die Gruppe in einem Nebengebäude.)

 

Folgende Kitas/ Familienzentren haben in Brand kein eigenes Elterncafé:

  1. Auf der Ell,  
  2. Nordstraße
  3. Jackstraße
  4. Hermann-Löns-Straße: (hier gab es ein Elterncafé, wurde aber nicht angenommen und deshalb eingestellt.)
  5. Schagenstraße: aus Platzmangel keine Möglichkeit ein Elterncafé anzubieten. Weil der Bedarf aber weiterhin besteht, dürfen die Eltern freitagsmorgens in der Einrichtung bleiben und im "Kindergewühle", so die Leiterin, Fragen an die Fachkräfte stellen, um den engen Austausch zu ermöglichen.

 

Durch eine Evaluation erhob im Herbst 2017 der Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, den Bestand und die Wirksamkeit der Elterncafés. Somit liegen auch die Ergebnisse aus dem Stadtbezirk Brand vor, die in die Gesamtergebnisse eingeflossen sind. Insgesamt wurden 93 Kitas gefragt, ob sie und in welcher Form sie ein Elterncafé realisieren. Erkenntnisse über die Wirkung von Elterncafés lieferten zudem 22 Tiefeninterviews, die nur an Familienzentren durchgeführt wurden.

In den Interviews formulierten die Familienzentren u.a. folgende Wirkungen:

 

  • Eltern entwickeln leichter Vertrauen und eine Beziehung zu „ihrer“ KiTa,
  • die  Hemmschwelle, Fragen zu stellen (Themen: Erziehung, Gesundheit, Organisatorisches) ist deutlich niedriger geworden,
  • Ängste gegenüber anderen Institutionen werden abgebaut, 
  • Hilfsangebote werden stärker angenommen, (Sozialraumteams, Hilfestellung bei dem Ausfüllen von Anträgen, Arztbesuche, Sprachkurse, Elternkompetenztraining, …)
  • die berufliche Integration wird durch Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jobcenters und der Arbeitsagentur im Elterncafé gefördert,
  • Eltern unterstützen sich gegenseitig, Freundschaften zwischen den Eltern entwickeln sich,
  • Vorurteile werden abgebaut, bspw. bei den Ethnien untereinander,
  • die deutsche Sprache wird mehr geübt, denn das Elterncafé ist oft der einzige Ort, an dem die nicht-deutschen Eltern, deutsch sprechen.

Auf der nächsten Netzwerkveranstaltung „Kinder im Mittelpunkt“, wird das Thema in einer dialogischen Veranstaltung am 01.03.2018 vertieft. Diese Vorgehensweise dient der o.g. laufenden Qualitätsentwicklung.

 

6. Von der Kita zur Grundschule

 

Die positiven Erfahrungen mit den Elterncafés in Kitas und Familienzentren wurden auf die beiden Grundschulen Am Haarbach und Driescher Hof übertragen. Diese Grundschulen heißen nun Familiengrundschulen. Nach einer Projektförderung durch das Land NRW werden diese 2018 und 2019 aus dem städtischen Haushalt finanziert.

 

Die Stadt Aachen hat einen Projektantrag auf der Grundlage des neuen Präventionsgesetzes (finanziert durch die Krankenkassen im Rahmen des SGB V) gestellt,  um diese beiden Familiengrundschulen zu „Gesunde Familiengrundschulen“ zu entwickeln.  Ziel ist es, durch entsprechende Programme und Projekte die Gesundheitsförderung an diesen Schulen zu unterstützen. Sofern dem Antrag stattgegeben wird, kann zum nächsten Schuljahr 2018/2019 die „Gesunde Familiengrundschule“ an den beiden Standorten an den Start gehen. Inwiefern sich die evaluierten Ergebnisse auf andere Schulen – so auch in Brand – übertragen lassen, bleibt zzt. abzuwarten.

 

7. Vorschlag für den Stadtbezirk Brand

 

Als Faktor des Gelingens, die Zugänge zum Hilfe- und Unterstützungssystem zu erleichtern, wurde bereits oben der „gemeinsame Blick von Fachleuten auf die Bedarfe der Menschen im Sozialraum“, genannt. Die Mitglieder der Stadtteilkonferenz Brand kennen ihren Stadtteil und die Menschen sehr gut. Sie sind die Experten, kennen den Bestand, den Bedarf und auch die Lücken im Hilfssystem in ihrem Stadtteil.

 

Deshalb wird vorgeschlagen, der Stadtteilkonferenz Brand die Ergebnisse der Präventionsarbeit gemeinsam mit dem FB 56, der für die Stadtteilkonferenzen zuständig ist, vorzustellen. Die Stadtteilkonferenz ihrerseits kann überlegen, welche Maßnahmen für Brand passend sind.

 

Die Fachverwaltung schlägt im Weiteren vor, über die Ergebnisse dieser Vorstellung die Bezirksvertretung Brand entsprechend zu informieren.


 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen

 

 

JA

NEIN

 

 

 

x

 

 

 

Es handelt sich um einen Sachstandsbericht.

 

Investive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebe­ner Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebe-ner Ansatz 20xx ff.

Gesamt­bedarf (alt)

Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

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Auszahlungen

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Ergebnis

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+ Verbesserung /

- Verschlechterung

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Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

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PSP-Element 4-060301-917-3

 

konsumtive Auswirkungen

Ansatz

2016

Fortgeschriebe­ner Ansatz 2016

Ansatz 2017 ff.

Fortgeschriebe-ner Ansatz 2017 ff.

Folgekos-ten (alt)

Folgekos-ten (neu)

Ertrag

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Personal-/

Sachaufwand

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Abschreibungen

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Ergebnis

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- Verschlechterung

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Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

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