Kenntnisnahme - FB 36/0281/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz nimmt die Sachstandsmitteilung zu multiresistenten Keimen zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Eine Untersuchung der Aachener Gewässer auf multiresistente Keime/Erreger wurde bisher nicht durchgeführt.

 

Bei den v.g. Erregern handelt es sich um Bakterien, die gegen viele Antibiotika widerstandsfähig geworden sind. Die Erreger können z.B. im menschlichen Darm durch den vielfachen Einsatz von Arzneimittel entstehen. Die Erreger gelangen mangels technischer Reinigungsstufen über die Kläranlagen in die Gewässer.

 

Auch wenn keine Untersuchungen zu multiresistenten Keimen in Aachen durchgeführt worden sind, ist das Thema der Verbreitung von resistenten Bakterien und Medikamentenrückständen von wachsender Bedeutung. Die folgenden Ausführungen geben eine Übersicht der Gewässerbelastung durch Arzneimittel in Aachen und wie in NRW bzw. in Aachen damit umgegangen wird.

 

Am 22.12.2008 wurde der Entwurf des ersten Bewirtschaftungsplans für die Flussgebietsanteile von Rhein, Weser, Ems und Maas veröffentlicht. Die Regionalräte, die sondergesetzlichen Wasserverbände, die anerkannten Naturschutzverbände, die Träger öffentlicher Belange, sonstige Interessengruppen und alle Bürgerinnen und Bürger hatten die Möglichkeit, hierzu Stellung zu nehmen. Nach politischer Beratung erteilte der für Umweltfragen zuständige Ausschuss des Landtages am 24.02.2010 sein Einvernehmen. Damit wurde der erste Bewirtschaftungsplan und das Maßnahmenprogramm behördenverbindlich.

 

Der Bewirtschaftungsplan enthält folgende Informationen:

          Allgemeine Beschreibung der Flussgebiete in NRW

          Methodische Angaben zu den grundsätzlichen Zielen der EG-WRRL und zu Schutzgebieten

          Ergebnisse der Untersuchungen der Gewässer und des Grundwassers

          Analyse von Belastungsursachen

          Zusammenfassung des Maßnahmenprogramms

          Konkrete Bewirtschaftungsziele (Was ist bis wann wo zu erreichen?)

          Wirtschaftliche Analyse der Wasserdienstleistungen

          Informationen zum Beteiligungsprozess und zur Öffentlichkeitsarbeit

 

Für den Bewirtschaftungsplan wurden im Rahmen der Ermittlung von Grundlagendaten auch Untersuchungen hinsichtlich Arzneimittel in einzelnen Aachener Gewässern durchgeführt.

 

In nachfolgenden Tabellen werden die im Gewässer vorgefunden Arzneimittel mit einer Hintergrundinformation zum Anwendungsgebiet dargestellt. Darüber hinaus erfolgt eine Bewertung der Messgröße dieser Stoffe nach den wasserrechtlichen Vorgaben für das Gewässersystem nach den Qualitätsstufen sehr gut, gut, mäßig, unbefriedigend und schlecht. Allerdings erfolgt für die Gewässer nicht nur eine chemische Bewertung von Inhaltsstoffen, sondern nach gleichem Schema auch eine Bewertung vieler anderer chemischer Stoffe sowie des ökologischen Gewässerzustandes. Landesweites Ziel ist es, für alle Gewässer eine Gesamtbewertung „gut“ zu erreichen.

 

Gewässer: Haarbach

Messstelle: oberhalb Kläranlage Eilendorf

Bewertungszeitraum: 2007-2009

Parameter

Einstufung

Diclofenac (Schmerzmittel)

sehr gut

Erythromycin (Antibiotikum)

sehr gut

Ibuprofen (Rheumamittel)

sehr gut

Sotalol (Betablocker)

sehr gut

Sulfamethoxazol (Antibiotikum)

sehr gut

 

Gewässer: Haarbach

Messstelle: unterhalb Kläranlage Eilendorf

Bewertungszeitraum: 2007-2009

Parameter

Einstufung

Clarithromycin  (Antibiotikum)

unbefriedigend

Diclofenac (Schmerzmittel)

unbefriedigend

Erythromycin (Antibiotikum)

schlecht

Ibuprofen (Rheumamittel)

mäßig

Sotalol (Betablocker)

unbefriedigend

Sulfamethoxazol (Antibiotikum)

mäßig

 

Gewässer: Wurm

Messstelle: oberhalb Haaren – Berliner Ring

Bewertungszeitraum: 2005-2007

Carbamazepin (Antiepileptikum)

sehr gut

 

Gewässer: Wurm

Messstelle: unterhalb Kläranlage Soers

Bewertungszeitraum

2005-2007

2007-2009

2010-2012

Parameter

Einstufung

Einstufung

Einstufung

Carbamazepin (Antiepileptikum)

sehr gut

mäßig

gut

Clarithromycin  (Antibiotikum)

sehr gut

unbefriedigend

eingehalten

Diclofenac (Schmerzmittel)

unbefriedigend

unbefriedigend

schlecht

Erythromycin (Antibiotikum)

schlecht

schlecht

eingehalten

Solatol (Betablocker)

unbefriedigend

unbefriedigend

mäßig

Sulfamethoxazol (Antibiotikum)

Keine Angabe

mäßig

sehr gut

 

 

Im Jahr 2016 wurde der zweite Bewirtschaftungsplan von der Landesregierung für die betroffenen Behörden verbindlich eingeführt. Die Bewirtschaftungsbehörden haben den gesetzlichen Auftrag, die im Bewirtschaftungsplan aufgeführten Ziele umzusetzen. Für die Aachener Gewässer sind als Bewirtschaftungsbehörden die Untere und Obere Wasserbehörde zuständig, wobei die Obere Wasserbehörde für die großen kommunalen Abwassereinleitungen zuständig ist.

 

Leider können in Abwasser eingetragene Arzneimittel kaum mit herkömmlichen Methoden der kommunalen Abwasserbehandlung entfernt werden und gelangen somit fast ungefiltert in die Gewässer. Allerdings stammen Arzneimittel nicht nur aus dem Einzugsgebiet der Abwasserkanalisation von Krankenhäusern. Belastete Abwässer sind ebenfalls in reinen  Wohngebieten zu finden, denn steigendes  Lebensalter und vermehrte Medikamenteneinnahme der Bürger sind weitere Ursachen.

 

Da die Belastungen der Gewässer durch Arzneimittel nicht mit den wasserwirtschaftlichen Zielen vereinbar ist, hat das Umweltministerium NRW nach Partnern gesucht, die bisher nur durch  Forschungsarbeiten dokumentierte Eliminierung von Arzneimitteln in der Praxis zu testen bzw. evaluieren. Der Wasserverband Eifel-Rur hat sich als Partner bereit erklärt, in seinem Zuständigkeitsgebiet eine solche Großanlage zu bauen.

 

Da das Gewässer Wurm in Aachen kaum in der Lage ist, die anfallenden Abwässer der Großstadt Aachen in qualitativer wie quantitativer Sicht ordnungsgemäß abzuleiten, wurde im Frühjahr 2018 eine sogenannte Ozonstufe auf dem Gelände der Kläranlage Soers mit großer finanzieller Unterstützung des Land NRW am Ablauf der Nachklärung installiert (Baukosten 12 Mio € mit einer Förderung von 70 %).

 

Die Ozonstufe ist hydraulisch auf den gesamten Regel-Volumenstrom der Kläranlage ausgelegt, die so eine vollständige Behandlung des Mischwasserabflusses gewährleistet. Der Wasserverband Eifel-Rur verfolgt mit Hilfe der RWTH Aachen das Ziel, mit der europaweit größten Abwasserozonung das Verfahren für die Anwendung kommunaler Kläranlagen zu optimieren. Mit diesem Verfahren sollen Medikamente, Haushaltschemikalien, Stoffe wie Industriechemikalien und Pestizide größtenteils abgebaut werden. Auch kann eine Behandlung multiresistenter Keime/Erreger erfolgen. Oft kommen diese Stoffe allerdings nur in kleinsten Konzentrationen (Spurenbereiche) vor und sind erst mit modernen Messmethoden überhaupt erfassbar.

 

Darüber hinaus erfolgt eine umfangreiche Begleitforschung und Untersuchung der Wurm, wie effektiv diese Behandlungsstufe mit Blick auf die Gewässerqualität bzw. die Elimination der Spurenstoffe ist und ob sich die Gewässerqualität der Wurm damit signifikant bessert.

 

Zukünftig wird es nicht nur bei dieser Anlagenerweiterung der Kläranlage Soers bleiben. Da ein Teil des Abwassers bei starken Niederschlägen wegen Überlastung der Behandlungsanlagen und Zwischenspeicherbecken nicht in der Kläranlage Soers behandelt werden kann bzw. nicht zur Kläranlage Soers gelangt, soll ergänzend ein großer Retentionsbodenfilter gebaut werden, der das bei starken Niederschlägen ankommende Abwasser filtern soll, bevor es in die Wurm gelangt. Allerdings ist nicht genug Fläche vorhanden, um eine Filteranlage nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik bauen zu können.

 

Auch wenn mit den ergänzenden Reinigungsstufen das landesweite Ziel der Gewässerklasse „gut“ nicht erreicht werden sollte, so sollen von der Wasserwirtschaft dennoch alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, möglichst nahe an dieses Ziel heranzukommen.

 

Sicherlich wird das neue Thema der multiresistente Keime/Erreger in Zukunft noch weiter in den Vordergrund rücken. Die Wasserwirtschaft kann oft nicht so schnell entsprechende Behandlungsmethoden  entwickeln und bauen, wie neue Inhaltsstoffe gefunden werden.

 

Die Ozonbehandlung ist sicherlich ein guter Weg zur Behandlung von entsprechend belasteten Abwässern, da der Medikamentenkonsum sicherlich nicht zurückgehen wird. Allerdings handelt es sich um ein sehr teures Abwasserbehandlungsverfahren. Ob eine Übertragung auf kleinere kommunale Abwasserbehandlungsanlagen möglich ist, werden die weiteren Forschungsergebnisse des Wasserverbandes Eifel-Rur und der RWTH zeigen.

 

Fazit:

 

Bei der neu aufkommenden Diskussion bezüglich multiresistenter Keime/Erreger ist zu beachten,  dass nicht alle Stoffe eine Gewässerbelastung darstellen. Es gibt kein Gewässer, das keimfrei ist. Multiresistente Keime/Erreger können ein Gesundheitsrisiko für bestimmte Menschen darstellen, wenn z.B. im Gewässer gebadet wird und Bachwasser getrunken wird. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht wird derzeit kein Handlungsbedarf für vertiefte Untersuchungen gesehen.


 

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Auswirkungen

 

 

 

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Anlagen

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