Entscheidungsvorlage - E 49/0060/WP17-1

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur folgt der Empfehlung der Verwaltung und nimmt von der Ausleihe der Ausstellung "Topf & Söhne – die Ofenbauer von Auschwitz" nach Aachen Abstand.


 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Einer klaren Empfehlung zur Ausleihe standen bereits in der letzten Vorlage drei wesentliche Gründe entgegen:

1.) Die Sorge, der Platz im Centre Charlemagne könne für die voluminöse Ausstellung nicht reichen, 2.) die Frage, ob und in welchem Ausmaß sich die Ausstellung mit Einblicken in die Aachener Wirtschaftsgeschichte in der Zeit der NS-Diktatur und des Holocaust hinterlegen ließe, um die Unterbringung der Ausstellung im Centre Charlemagne als dem Museum für Stadt- und Regionalgeschichte sinnfällig zu machen, und

3.) der Zweifel an der Attraktivität für größere Besucherkreise bei vergleichsweise hohen Kosten, wenn eine solche konsequente Anbindung an die Geschichte des Aachener Raumes nicht gelänge.

 

ad 1): Die vorhandene Wanderausstellung ist für eine Unterbringung im Centre Charlemagne zu groß. Die erwartete Mindestgröße von 200 qm ist zwar auf dem Papier gegeben, doch liegt die disponible Fläche im Wechselausstellungsraum des Centre Charlemagne aufgrund der dreieckigen Raumstruktur wie aufgrund der Lage der Fluchttreppe deutlich darunter. Die Ausstellung wäre auf drei Viertel bis zwei Drittel ihres Umfangs zu verkleinern, was nicht ohne inhaltliche Brüche möglich scheint. Die "Aachen-Ebene" wäre selbst dann gestalterisch nur als Wandbespielung (Fotos, Grafiken,...) möglich.

 

ad 2): Eine systematische Forschungsarbeit über die Wirtschaft Aachens und des Aachener Raumes 1933-1945 liegt bislang nicht vor. In welchem Maße die Aachener Wirtschaft in die Unterdrückungs- und Unrechtsherrschaft des NS-Regimes, in Aufrüstung und Holocaust verstrickt war, lässt sich daher noch nicht umfassend beantworten. Zwar lassen sich Einzelfälle natürlich namhaft machen (Textilfabrik fertigt Uniformstoffe, Waggonfabrik trägt zur Logistik des Schreckens bei, Porzellanknopffabrik fertigt Mosaikbilder auf KdF-Schiffen,...), doch wären dies nur kleine Schlaglichter, ohne das Phänomen wirklich zu durchdringen und quantitativ wie qualitativ zu erfassen. Es steht zu hoffen, dass sich im Rahmen der Bearbeitung des Bandes 7 der Aachener Stadtgeschichte ein differenzierteres Bild ergibt, doch dürfte dies nicht vor 2024 vorliegen. Der sehr sorgfältig ausgearbeiteten Ausstellung über Topf & Söhne ließe sich somit derzeit kein adäquat aufbereitetes Element der Aachener Wirtschaftsgeschichte an die Seite stellen.

 

ad 3): An bisherigen Standorten äußerten sich die Verantwortlichen ausgesprochen positiv über den Besucherzuspruch zu dieser Ausstellung. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass dort, wo genaue Zahlen genannt werden, stets von einem niedrigen Niveau aus argumentiert wird (z.B. Museum Bad Mergentheim: weniger als 5.000 Besucher als großer Erfolg). Mit einem Besucherzuspruch, der dem der Wanderausstellung zur Euthanasie 2015 vergleichbar wäre, ist aus unserer Sicht nicht zu rechnen, da damals nicht nur Schulen und interessierte Privatpersonen die Ausstellung besuchten, sondern auch der Ausrichter Prof. Dr. Schneider als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie für erheblichen Zustrom sorgte: über seine Kontakte, seine Lehrtätigkeit am Klinikum wie über einen großen Jahreskongress der Gesellschaft in Aachen. Mit einer vergleichbaren Schlüssel­figur ist in diesem Falle nicht zu rechnen. Wenn auch die (erwarteten) Besucherzahlen kein allein ausschlaggebendes Argument für das Veranstalten oder Nichtveranstalten einer Ausstellung der historisch-politischen Bildung darstellt, so bekommt es doch angesichts der unter ad 1) und ad 2) dargelegten Umstände größeres Gewicht.

 

 

Die Verwaltung empfiehlt daher, von deiner Ausleihe der Ausstellung "Topf & Söhne – die Ofenbauer von Auschwitz" nach Aachen Abstand zu nehmen.


 

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Anlagen

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