Kenntnisnahme - FB 02/0161/WP17
Grunddaten
- Betreff:
-
‘Azubiwohnheim‘ in Aachen
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 02 - Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa
- Verfasst von:
- FB 02
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft
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Kenntnisnahme
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05.06.2019
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Erläuterungen
‘Azubiwohnheim‘ in Aachen
Ratsantrag 406/17 der Fraktion ‘Die Linke‘
Hintergrund
Der Fachkräftemangel in einigen Branchen wird in Großstädten auch durch den Mangel an bezahlbarem Wohnraum verschärft. In Düsseldorf gibt es seit August 2018 ein Azubiwohnheim, das auch für Aachen ein sinnvolles Projekt sein kann, sofern es nicht als Konkurrenz zur Schaffung von Wohnraum für andere Bevölkerungsgruppen dient, um Ausbildungsberufe wieder attraktiver für junge Menschen zu machen. Insgesamt blieben in der Region Aachen im Ausbildungsjahr 2017/2018 über 680 Ausbildungsplätze unbesetzt (davon ca. 200 Stellen auf Stadtgebiet und im Umkreis von 5km). So viele wie noch nie. Die Anzahl der Bewerber auf Ausbildungsplätze ist in diesem Zeitraum zudem ebenfalls zurückgegangen. Dieser Sachverhalt lässt den Bedarf eines Azubi-wohnheimes auch in Aachen vermuten. Jedoch müssen die Bedarfslage und die Erfahrungen mit Azubiwohnungen in Düsseldorf differenzierter betrachtet werden, um eine belastbare Aussage für Aachen treffen zu können, wie im weiteren Verlauf dargestellt werden soll.
Mit Ratsantrag vom 31. Oktober 2018 der Fraktion ‘Die Linke‘ wird beantragt, bei Bedarf die Errichtung eines Azubiwohnheims durch HWK, IHK und gewoge zu initiieren.
Erfahrungen aus Düsseldorf und Bedarfsermittlung für Aachen
Das Jugendamt der Stadt Düsseldorf hat mit der Einrichtung der ersten 16 Azubi-Wohnungen im Gebäude einer ehemaligen Jugendschutzhilfe gute Erfahrungen sammeln können. Bis zu 200 Azubi-Wohnungen sollen bis Ende 2020 über das Stadtgebiet verteilt realisiert werden. Vermietet werden die Wohnungen durch das Jugendamt, das zur Wahrnehmung der zusätzlichen Aufgaben, eine neue ‘Servicestelle‘ im Amt etablieren wird. Das Angebot steht allen Ausbildungsbranchen zur Verfügung, wobei nachfragebedingt ein Schwerpunkt auf den Bereichen Hotel und Gastronomie liegt. Die Stadt Düsseldorf profitiert bei der Vermarktung der Azubi-Wohnungen von großen namhaften Unternehmen, die als Multiplikatoren bei den neuen Auszubildenden dienen. In Düsseldorf wird jedoch bewusst auf die Errichtung eines großen Azubi-Wohnheims verzichtet, um den typischen ‘Wohnheim-Charakter‘ zu vermeiden.
Um die Bedarfe für ein Azubiwohnheim in Aachen zu erörtern und ggf. eine Umsetzung bspw. mit den Kammern und der gewoge zu initiieren, haben in den letzten Monaten mehrere Gespräche mit den jeweiligen Vertretern unter Federführung von FB 02 stattgefunden.
Nach ersten Terminen mit der gewoge konnte auch bereits ein Objekt für die Errichtung möglicher Azubi-Wohnungen perspektivisch ins Auge gefasst werden, das aufgrund notwendiger Restaurierungsmaßnahmen zudem die Anforderungen ans Raumkonzept für Azubi-Wohnungen erfüllen würde. Jedoch verzögern sich hier bereits schon jetzt die Umbaumaßnamen, sodass nicht mit einer Fertigstellung vor Ende 2021 zu rechnen ist.
Im weiteren Verlauf konnten nach Gesprächen mit Vertretern der Kammern allerdings keine allgemeinen Bedarfe für ein Azubiwohnheim in Aachen festgestellt werden. Nach deren Einschätzungen ist die Mobilität der Auszubildenden in der Region Aachen etwa im Vergleich zu Düsseldorf signifikant geringer, sodass das Angebot von Azubi-Wohnungen nicht zu einem Anstieg der offenen Ausbildungsplätze oder zu einer steigenden Attraktivität Aachens als Ausbildungsstandort führen wird. Die Mehrheit der Auszubildenden in Aachen kommt unmittelbar aus der Region, was den Bedarf eines Azubiwohnheims stark in Frage stellt. Die IHK hat hierzu bspw. die Idee eines Azubiwohnheimes im Berufsbildungsausschuss vorgestellt. Vertreten sind hier u.a. die RWTH, FH, Gewerkschaften, Berufskollegs sowie Unternehmensvertreter. Auch in diesem Gremium wurde die Wirkung eines Azubiwohnheimes stark angezweifelt. Aufgrund ihrer regional übergreifenden Zuständigkeiten werden zudem Schwierigkeiten bei der Initiierung eines Azubiwohnheims auf dem Aachener Stadtgebiet durch IHK und HWK befürchtet, sofern sie selbst federführend sein müssten.
Einschätzung zur Umsetzung eines ‘Azubiwohnheimes‘ in Aachen
Die aktuellen Bedarfsrückmeldungen der Kammern lassen kurzfristig keine Notwendigkeit für die Errichtung eines Azubiwohnheims in Aachen erwarten. Zudem wurden von FB 02 vereinzelt Bedarfe bei großen Aachener Unternehmen abgefragt, die ein ähnliches Bild widerspiegeln.
Neben Gesprächen mit den Kammern und gewoge wurden Gespräche mit FB 11 und FB 23 geführt, um die Bedarfslage für günstige Wohnungen auch für Auszubildende der Stadt Aachen zu erörtern und ggf. die Verfügbarkeit städtischer Wohnungen zu prüfen.
Aufgrund der dargelegten Bedarfslage ist die Errichtung eines Azubiwohnheims, wie etwa in Düsseldorf, für die Stadt Aachen zum jetzigen Zeitpunkt nicht realistisch.
Sollte die Bedarfslage sich aufgrund einer zunehmenden Verschärfung des Fachkräftemangels für Ausbildungsbetriebe signifikant ändern, wird FB02, auch unter Berücksichtigung der Wohnungsmarktlage, eine Neubewertung von Azubiwohnungen in Aachen vornehmen. Hier könnten auch kleinere alternative Lösungen denkbar sein, die smarte Wohnformate wie etwa ‘Tiny Houses‘ oder begrenzte Kontingente an Azubi-Wohnungen sowie eine zusätzliche Betrachtung von Werkswohnungen einschließen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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353,1 kB
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