Kenntnisnahme - FB 61/1299/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte nimmt den Bericht der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

Der Mobilitätsausschuss nimmt den Bericht der Verwaltung  zustimmend zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:


Im Rahmen der europäischen Woche der Mobilität vom 16. bis zum 22. September wurden in Aachen verschiedene Veranstaltungen durchgeführt. Eine wesentliche Aktion war die Sperrung der nördlichen Theaterplatzumfahrt, die in dieser Woche nur für den Bus- und Radverkehr geöffnet war und ansonsten für Aufenthaltszwecke und Veranstaltungen zur Verfügung stand. Dazu wurde die Umfahrt entsprechend abgesperrt und die Lichtsignalanlage in diesem Bereich abgeschaltet.

 

Der verbleibende Verkehr wurde in dieser Zeit im Beidrichtungsverkehr auf der südlichen Umfahrtseite geführt. Während der Zeit des Verkehrsversuchs wurde der nördliche Teilknoten der Signalanlage abgeschaltet und mit der dort vorhandenen Vorfahrtsbeschilderung geregelt. Zur sicheren Führung der Fußgänger über den Kapuzinergraben wurde eine provisorische Mittelinsel installiert.

Der südliche Teilknoten, der auch den stadteinwärtigen Kfz-Verkehr aufnehmen musste, wurde mit einer "Baustellenampel" signalisiert.

 

 

Verkehrliche Bewertung

 

Während des Verkehrsversuchs wurde die Verkehrssituation intensiv beobachtet. Am Tag der Inbetriebnahme der Baustellenampel waren Rückstausituationen am Kapuzinergraben festzustellen. Durch die Beobachtung konnte ein Fehler im Signalprogramm bemerkt werden, der am nächsten Tag behoben war. Die Verkehrssituation war danach entspannt. Eine Videobeobachtung, die über einen Zeitraum von 12 Stunden (7h bis 19h) durchgeführt wurde, belegt, dass zu keinem Zeitpunkt ein nennenswerter Rückstau an der Baustellenampel festzustellen war. Alle Verkehrsströme konnten mit einer sehr guten Verkehrsqualität abgewickelt werden.

 

Am abgeschalteten nördlichen Teilknoten konnten alle Verkehrsteilnehmer erheblich von den reduzierten Wartezeiten profitieren. Fußgänger, Busse und Radfahrer passierten sicher und nahezu ohne Wartezeit den Knotenpunkt. Insbesondere für Fußgänger, die den Theaterplatz im Längsverkehr zwischen Kapuzinergraben und Elisenbrunnen überqueren, konnten ehemals lange Wartezeiten reduziert werden.

Neben einem deutlichen Qualitätsgewinn für Fußgänger und Radfahrer konnte auch eine wesentliche Beschleunigung des ÖPNV attestiert werden.

 

 

Veranstaltungen zur Woche der Mobilität

 

In der Woche der Mobilität wurde auf der Umfahrt eine Fläche für Außengastronomie und für Aufenthalt zur Verfügung gestellt. Die dort ab 11 Uhr aufgestellten Liegestühle wurden gut genutzt, die Gastronomie hatte regen Zulauf. Die Atmosphäre war aufgrund des sonnigen Wetters sehr positiv. Die Menschen genossen eine neu gewonnene "Ruhezone" in der Stadt.

 

Täglich wurden um 17 Uhr Ein-Personen-Kunstaktionen durchgeführt und um 18 Uhr ein Talk zum Themenfeld "Mobilität". Beides fand einen kleinen Zuhörerkreis. Am Samstagnachmittag gab es ein spontanes Konzert der Band "Lagerfeuer", das mit viel Beifall honoriert wurde. 

Ein Fahrradtraining für Kinder um 15 Uhr auf dem Theatervorplatz fand keine Nachfrage und wurde nach zwei Tagen nicht weitergeführt.

Tagsüber am Samstag fand parallel ein Slow-Biking-Event auf dem Theatervorplatz statt, das nur gering frequentiert wurde.

 

Während der Woche hatten die Caritas Betriebswerkstätten (CBW) zwei Radservicestationen und die Firma BikTec eine überdachte Fahrradparkanlage mit abschließbaren Tresoren zum Testen ausgestellt. Diese wurden rege genutzt; etliche Menschen baten im Gespräch darum, dass die Elemente stehen bleiben.

 

Die sonst im Gehwegbereich postierten Fahrradständer und die Tische von Supermarkt, Restaurants und Cafes wurden statt auf dem Gehweg neben den Gehweg gestellt, so dass der Gehweg am Theaterplatz auf der gesamten Länge in einer dem Fußgängeraufkommen angemessenen Breite zur Verfügung stand.

 

Sehr viele Passanten, Jung und Alte, haben in Gesprächen den Modellversuch begrüßt und geäußert, dass sie das Provisorium am liebsten direkt so behalten wollen. Einige Passanten regten an, dass sie es begrüßen würden, wenn die Busse bei einer dauerhaften Umgestaltung in beiden Richtungen auf der anderen Seite des Theaters vorbeigeführt würden.

 

Bewertung aus Perspektive des Innenstadtkonzeptes

Der Verkehrsversuch am Theaterplatz war aus Sicht des Innenstadtkonzepts ein gelungenes „Reallabor“. Das in der Jahresmitte in verschiedenen Ausschüssen diskutierte Citymanagement verfolgt u.a. genau diese Ansätze des Reallabors, um die Stadt sichtbar weiter zu entwickeln und dabei Bürger hautnah in Planungen einzubinden.

Es konnten wertvolle Erkenntnisse gesammelt werden. Es war möglich, direkt vor Ort mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Umgestaltungsmöglichkeiten ins Gespräch zu kommen. Räumliche Wirkung, Atmosphäre, und die Tauglichkeit des Platzes für Menschen waren direkt erlebbar. Über Details oder Optimierungsmöglichkeiten konnte nachgedacht werden. Der Wunsch nach einer Verlängerung oder Wiederholung stand schnell im Raum.

In der Woche der Mobilität entstand neben dem Theater ein Platzraum, der vielfältig genutzt wurde. Die Atmosphäre konnte durch die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs erheblich gesteigert werden. Die wenigen passierenden Busse waren verträglich, mit einer Geschwindigkeitsreduzierung wären noch weitere positive Effekte möglich.

Die Abgrenzung durch die an sich attraktive Hecke könnte in Zukunft offener gestaltet werden, wenn es gelingt, die damit verbundenen Gefahrenstellen zu entschärfen.

Die zu bestimmten Tageszeiten verschattete Lage in der nordöstlichen Umfahrt hat ihre jeweiligen Nach- aber auch Vorteile.

Im Sinne der Reallabore ist für das kommende Jahr – begleitend zu den Planungsüberlegungen – vorgesehen, weitere Interventionen am Theaterplatz durchzuführen.

 

Gesamtbewertung:

Die Durchführung des Verkehrsversuchs hat rundum positive Effekte bewirkt. Verkehrlich wurden – bis auf die erste Einführungsphase – keine negativen Auswirkungen auf den Verkehrsfluss festgestellt. Für Fußgänger konnten deutliche Qualitätsgewinne erzielt werden, auch für den Rad- und Busverkehr konnten bessere Bedingungen geschaffen werden. 

Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibende, Gastronomen, Vertreter der Kulturwirtschaft sowie verschiedenste Vereine und Verbände haben sich sehr positiv zu den im Versuch ausprobierten Veränderungen geäußert.

Die Verwaltung bestärkt dies darin,  das Instrument einer temporären Veränderung als Versuchsanordnung häufiger einzusetzen. Verkehrliche und städtebauliche Wirkungen können damit einfach, greifbar und mit Beteiligung der Öffentlichkeit gut erprobt werden.

Der bereits im Planungsausschuss vom 11.7.2019 gefasste Beschluss, zeitnah mit der Überplanung des Theaterplatzes zu beginnen, wird durch die Äußerungen aus der Bürgerschaft eindeutig begrüßt. Für den Theaterplatz heißt das nun, dass die Verwaltung für den Planungsprozess weitere Ressourcen einsetzen, den Planungsauftrag konkretisieren wird und weitere Schritte in Angriff nimmt, bzw. beauftragt.

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