Kenntnisnahme - FB 61/1451/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der regionale AVV-Beirat der Stadt Aachen

 

nimmt den Sachstand zu den tariflichen Konzeptionen und Entwicklungen im AVV zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:


Sämtliche Akteure im Handlungsfeld des ÖPNV sehen sich der immer wachsenden Herausforderung gegenübergestellt, mit zielgerichteten Maßnahmen einen effektiven Beitrag zur Förderung des Klimaschutzes und der Luftreinhaltung zu leisten und die Menschen zum Umstieg vom motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den ÖPNV zu bewegen. Insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie gilt es mehr als zuvor, mit geeigneten Maßnahmen die Attraktivität des ÖPNV zu steigern und das Vertrauen der Menschen in den ÖPNV (zurück) zu gewinnen.

 

Neben kommunikativen Maßnahmen zur Vertrauensbildung sehen die Verkehrsunternehmen und die Verbundgesellschaft gemeinsam die Chance, durch geeignete und zielgerichtete Tarifmaßnahmen die Attraktivität des ÖPNV wirkungsvoll zu beeinflussen und somit einer Abkehr vom ÖPNV entschieden entgegenzuwirken.

 

Job-Ticket

Pendler stellen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Fahrgastgruppe dar. Das AVV-Job-Ticket ist bereits seit mehreren Jahren fester und wichtiger Bestandteil des Tarifsortiments. Es stellt einen bedeutsamen Baustein des betrieblichen Mobilitätsmanagements interessierter Unternehmen im AVV dar. Hinsichtlich seiner solidarischen Finanzierung hat es sich bei einigen, insbesondere größeren Arbeitgebern in der Region auch mittels der finanziellen und organisatorischen Unterstützung der Arbeitgeber als sehr gut geeignet erwiesen, den Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf den öffentlichen Personennahverkehr der Mitarbeiter anzuregen.

Es hat sich gezeigt, dass über die Einbeziehung des Arbeitgebers positive Effekte hinsichtlich einer Verschiebung des Modal Split in Richtung Umweltverbund erzielt werden können. Basierend auf dieser Erkenntnis arbeitet die Verbundgesellschaft derzeitig, in Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen, an der konzeptionellen Ausarbeitung weiterer, flexibler und auf die Unternehmen zugeschnittener Job-Ticket Ansätze. Ziel ist es, mit Hilfe weiterer Modelle auch jenen Unternehmen ein attraktives Tarifangebot unterbreiten zu können, für die das derzeitige Solidarmodell des Job-Tickets keinen geeigneten Ansatz darstellt.

 

eTarif

Einfach einsteigen und fahren und sich keine Gedanken zum passenden Tarifprodukt machen. Sicherheit und Vertrauen zu fairen, individuellen und transparenten Preisen und Bewusstsein darüber, diese zu erhalten. Dies ist eine zentrale Forderung der Fahrgäste des ÖPNV, um aktuell bestehende Barrieren und Hemmnisse bei der Nutzung abzubauen. Mit pauschalen verbundweiten Tickets, wie z. B. Job-Tickets, Azubi-Tickets, Schüler-Tickets, Senioren-Tickets) wird dieser Forderung nachgekommen.

 

Was für die Stammkunden gut funktioniert, stellt sich für die Gelegenheitsnutzer derzeitig noch teilweise herausfordernd dar. In der aktuellen Tarif- und Vertriebslandschaft, sowohl im AVV als auch in NRW, gibt es noch keine flächendeckende Lösung für die Fahrgäste, einen Fahrtantritt ohne vorherigen Fahrscheinkauf zu starten.

 

Die Digitalisierung des Vertriebs bringt nunmehr einen zentral entscheidenden Vorteil für die Fahrgäste mit sich: Der Ticketkauf vor bzw. bei Fahrtantritt entfällt komplett. Die automatisierte Fahrpreisfindung nutzt die technische Entwicklung, um den Kunden im Fahrzeug bzw. vor Fahrtantritt von der Notwendigkeit, sich mit tarifspezifischen Dingen befassen zu müssen, zu entlasten. Durch das Ein- und Auschecken kann für jede Fahrt ohne weiteres Zutun des Fahrgastes der korrekte Preis ermittelt werden. In Verbindung mit modernen und intuitiv nutzbaren Apps und einer guten Kommunikationsstrategie ergeben sich Chancen, ein zentrales und bislang nicht lösbares Problem entscheidend zu verbessern. Die Fortschritte im Bereich Vertrieb, die mit den unter Top „Sachstand digitaler Vertriebsprojekte“ erläuterten Projekten erreicht werden, haben somit maßgebliche Auswirkungen auf den Bereich Tarif und revolutionieren somit die Denkweise der Tarifpolitik, insbesondere für Gelegenheitsnutzer. Der Zielkonflikt, der in der analogen Welt zwischen Einfachheit und Individualität bestanden hat, löst sich durch die neuen digitalen Möglichkeiten.

 

Im Sinne der Mobilitätswende gilt es nun, geeignete und fahrgastorientierte tarifliche Lösungen zu entwickeln. Die Einführung eines kilometerbasierten Tarifs mit einer Berechnung der Luftlinienkilometer beseitigt die heute existenten Tarifsprünge an Grenzen und bietet zudem maximale Fairness für Fahrgäste dadurch, dass Umwege, die durch den Linienweg zwangsläufig unternommen werden, nicht in Rechnung gestellt werden. Der Fokus wird nicht nur auf die Entwicklung von tariflichen Ansätzen für das AVV-Gebiet gesetzt. Zeitgleich gilt es, Konzepte für die grenzüberschreitende- und NRW-weite Tarifierung zu erarbeiten.

 

Zur Unterstützung hat die Verbundgesellschaft ein Gutachten ausgeschrieben, welches die Konzeption zur Einführung und Umsetzung eines eTarifes primär für Gelegenheitskunden zum Gegenstand hat. Dieses setzt den Schwerpunkt neben der Entwicklung eines eTarifs für den AVV, zudem auf die grenzüberschreitende Tarifierung in Richtung Niederlande. Darüber hinaus gilt es in diesem Kontext, die eTarif-Entwicklungen der Nachbarverbünde und NRWs zu berücksichtigen. Auf Basis der gutachterlichen Ergebnisse wird die Verbundgesellschaft gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen geeignete Ansätze erarbeiten.

 

Zudem ist im Rahmen des geplanten „easyConnect“-Projektes als Nachfolgeprojekt des ETC-Projektes beabsichtigt, die elektronische Tarifierung im Rahmen von Pilotprojekten smartphonebasiert zu testen und somit grenzüberschreitendes Reisen auch tariflich zu vereinfachen und attraktiveren.

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