Entscheidungsvorlage - E 49.5/0190/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Nach eingehender Beratung in Dezernat IV und dem VV mit den drei Museumsleitungen (Frau Kroll, LUFO; Herr Prof. Pohle, Centre Charlemagne; Herr van den Brink, SLM) wurde entschieden, die Ausstellungstrias auf die folgenden Termine zu verlegen.

 

Karl V. – Der gekaufte Kaiser

23.10.2020

bis

März 2021

Bon Voyage! –  Künstlerreisen

13.11.2020

bis

März 2021

Dürer war hier – Eine Reise wird Legende

18.07.2021

bis

24.10.2021

 

Die Hauptgründe für diese Vorgehensweise  werden im Folgenden benannt.

 

  1. Inhaltliche und organisatorische Aspekte
     

Suermondt-Ludwig-Museum

 

Leihgeber, Leihgaben
Aktuell gibt es erste Absagen bereits zugesagter Leihgaben für das Jahr 2020. Das Nürnberger Staatsarchiv erachtet die Lage als zu unsicher. Die als zentrales Exponat vorgesehene Abschrift des Reisetagebuchs, auf der die Rekonstruktion der Reise und damit die Ausstellungskonzeption beruht, sowie fünf Briefe Dürers können nicht im Herbst in Aachen gezeigt werden. Angeboten wurden Reproduktionen der Exponate. Bei einer Verschiebung nach 2021 können die Originale gezeigt werden, so die mündliche Zusage. Zurückgezogen wurden ebenfalls Zusagen für Leihgaben des Staatsarchivs Bamberg für 2020. Das Metropolitan Museum in New York gab eine Zusage vorbehaltlich der Entwicklungen.

Weitere Absagen bereits zugesagter Leihgaben sind nicht auszuschließen, ebenso Absagen noch offener Leihanfragen (rund 30). Auch dies hängt mit der Pandemie zusammen, denn in einer Reihe von Sammlungen haben Kuratoren und Restauratoren derzeit nur eingeschränkten oder keinen Zugang zu den Kunstwerken und können damit die Reisefähigkeit der Werke nicht prüfen. Auch der offizielle Schriftverkehr verzögert sich wegen geschlossener Büros in einigen Fällen.

Ob Leihgaben bei einer Verschiebung im Anschluss an die Londoner Ausstellung nach Aachen kommen könnten, wurde in Einzelfällen bereits mündlich angefragt. Die Albertina und die Gemäldegalerie (Akademie) in Wien, das British Museum (u.a. “Aachener Hund“, “Katschhof“, “Walross“) und die National Gallery in London, das Städel Museum in Frankfurt und das Museum Thyssen-Bornemisza in Madrid erachten dies als selbstverständlich. Wichtig wäre bei einer Verschiebung u.a. ein positives Signal aus Lissabon (Gemälde “Heiliger Hieronymus“). Weil das Museu Nacional de Arte Antiga kürzlich fragte, ob die Terminierung gehalten werde, wurde auch dort bereits nach einer möglichen Ausleihe im Anschluss an London gefragt. Die Antwort steht noch aus.

 

Restaurierungen
Es gibt Kunstwerke, die zur Ausstellung noch restauriert werden. Es gab bereits Anfragen aus Dresden, Bergamo und Boston, ob es bei der Terminierung bleibt. Ein weiterer Zeitverzug durch Beratungen macht es unmöglich, dass die Restaurierungen bis zum Oktober fertiggestellt werden können.

Transporte
Das Kunst-Transportwesen ruht derzeit und ist schwer kalkulierbar. Unter normalen Bedingungen würden die Ausstellungsleihgaben aus Polen, Ungarn, Italien, Portugal, Spanien und den USA per Flugzeug transportiert.

Ausstellungsgestaltung
Die Ausstellung wird jetzt gestaltet. Erste Entwürfe wurden diskutiert. Bliebe es bei der Ausstellung im Herbst, wären das rasche Erstellen eines Maßnahmenkataloges im Hinblick auf  Pandemie-Schutzmaßnahmen nötig und das weitere Gestalten auf Basis des zu erarbeitenden, heutigen Standes der Regelungen. Ebenso müssten die Räume in der Annahme gestaltet werden, dass alle Zusagen weiter gültig blieben und die Leihgaben auch reisen dürften und könnten. Absagen von Leihgaben könnten zu Domino-Effekten führen, weil Werkgruppen innerhalb der Ausstellung oft auf einem zentralen Werk beruhen bzw. nur gemeinsam verständlich und sinnvoll sind. Die thematischen Gruppen bestimmen die Inszenierung und damit die Gestaltung der Räume, sprich u.a. Materialien und Arbeiten, die für Installationen, Vitrinen, Wände und Farben teilweise sehr zeitnah  ausgeschrieben werden müssen.

Kooperation mit der National Gallery
Die National Gallery hat aufgrund der pandemiebedingten derzeitigen Schließung ihre Jahresprogramme überarbeitet und plant, die Dürer-Ausstellung statt am 13. Februar 2021 erst am
6. März zu eröffnen und bis zum 13. Juni 2021 zu zeigen (statt 16. Mai). Weil zwischen Folgeausstellungen gewöhnlich rund vier Wochen Ab- und Aufbauzeit eingeplant werden, wird eine längere Ausleih- und Zwischenlagerzeit benötigt. Dies kann Leihgaben gefährden und Kosten beeinflussen. Bei einer Verschiebung nach 2021 ließen sich Ausleih- und Zwischenlagerzeiten in Einklang mit Vereinbarungen bringen, sofern die Leihgaben dann zur Verfügung stünden.

Förderer, Sponsoren
Die Zusagen gelten für 2020 und bei einer Reihe von Förderungen für die Trias. Die Kunststiftung NRW informierte kürzlich, ohne vorherige Nachfrage, dass die Förderzusage auch im Falle einer Verschiebung nach 2021 gelte. Dies kann als deutliches Zeichen gewertet werden, dass eine Verschiebung akzeptiert und Förderzusagen auch für 2021 gelten würden. Die Zuschussgeber müssen allerdings noch informiert werden.

Marketing, Öffentlichkeitsarbeit
Bei einem Festhalten an der geplanten Terminierung wären einige Werbemaßnahmen auf ihre Werthaftigkeit hin zu überprüfen. Reiseerlaubnisse, Grenzöffnungen müssten deutlich gelockert werden, um einen Mehrwert bei überregionalen, vor allem internationalen Maßnahmen zu erreichen. Eine Verschiebung hätte zur Folge, dass diese möglichst rasch breit kommuniziert werden müsste und bereits erstellte Werbemittel überarbeitet werden müssten.

Ausstellungsbesucher, Kulturreisende, Städtereisende etc.
Nach heutigem Stand sind Gruppenreisen (etwa VHS, Kulturreiseveranstalter) nicht möglich. Ebenso sind die Grenzen noch geschlossen. Erstrebte touristische Effekte sind abhängig von Lockerungen vieler Regelungen. Auch Schulklassen dürfen – zumindest in diesem Schuljahr – keine Exkursionen machen. Als klassisches Museumspublikum gelten vor allem erfahrenere Generationen, die derzeit oft als Risikogruppe eingestuft werden.

Centre Charlemagne

Die Eröffnung der Ausstellung im Centre Charlemagne knüpft an das historische Ereignis der Krönung Kaiser Karls V. am 23.10.1520 vor genau 500 Jahren an. Es besteht bereits eine vertragliche Bindung an den Ausstellungsgestalter und die Planungen für die Ausstellungsarchitektur sind bereits weit fortgeschritten. Gleichzeitig ergibt sich durch die Verschiebung in den Juli der Vorteil, etwas Zeit gewonnen zu haben, da auf Grund der Corona Pandemie die Ausstellungsgestaltung nicht komplett fristgerecht bearbeitet werden konnte.

 

Trotz der Corona bedingten Auswirkungen, wurde keine externe Leihgabe durch die Leihgeber abgesagt, im Gegenteil, durch die zahlreichen Absagen von Ausstellungen wurden weitere hochkarätige Exponate angeboten, die die Ausstellung zusätzlich aufwerten. Die Leihliste steht. Ob die Exponate im Sommer 2021 gänzlich zur Verfügung stehen würden, ist fraglich.

 

Die Arbeiten am Katalog sind nahezu abgeschlossen. Die projektbezogen eingestellten Mitarbeitenden stünden für Sommer 2021 nicht mehr alle zur Verfügung. Es würden Mehraufwendungen für Vertragsverlängerungen entstehen.

 

Eine Verschiebung der Ausstellung ist nicht mit der langfristigen Ausstellungsplanung des Centre Charlemagne vereinbar. Zum einen würde die Attraktivität des Hauses durch eine Ausstellungslücke im Winter 2020/21 leiden. Kurzfristig eine fertig konfektionierte Ausstellung für diesen Zeitraum zu beauftragen würde zu geschätzten, nicht budgetierten Kosten i.H.v. 60.000 € führen.

 

Für den Zeitraum Mai/Juni 2021 hat das Centre Charlemagne eine Ausstellung zur „Geschichte und Kultur der Jahrmärkte“ geplant. Diese findet zeitgleich mit dem Öcher Bend statt und ist ein Bestandteil des Rahmenprogramms zur Heiligtumsfahrt 2021. Das Domkapitel bewirbt diese Ausstellung bereits aktiv. Eine Verschiebung der Ausstellung “Karl V“. hätte zur Folge, dass das Museum zum Zwecke des Aufbaus in diesem Zeitraum geschlossen werden müsste. Neben den allgemeinen Verlusten an Besuchern würde das Centre Charlemagne dann nicht von der Heiligtumsfahrt profitieren.

 

Für den Winter 2021/22 ist bereits die verschobene Jubiläumsausstellung der RWTH Aachen terminiert und in das Nachholprogramm der RWTH eingepasst.

Sollte es aufgrund der Corona-Pandemie noch im Herbst 2020 zu Reiseeinschränkungen kommen, würden wir dennoch unser regionales Publikum erreichen, das bei Anlass, Qualität und Umfang der Ausstellung sicherlich für Besucherzahlen zwischen 20.000 und 25.000 sorgen wird.

 

Ludwig Forum

Die Ausstellungskonzeption auf einer Ausstellungsfläche von 2.500 m² für die Ausstellung „Bon Voyage!“ ist abgeschlossen. Erste Umbauarbeiten werden bereits vorgenommen.  Der Zeit- und Kostenrahmen wird aktuell eingehalten.

 

Die Leih- und Künstlerverträge wurden bereits zu 95 % abgeschlossen. Zudem wurden keine Leihgaben abgesagt.

Die Ausstellung wird derzeit um einen weiteren Teil zu den Auswirkungen von Corona erweitert. Hieran arbeiten bereits zahlreiche Künstlerinnen und Künstler. Das Ludwig Forum wäre dann das erste Museum in Deutschland, das sich thematisch mit einer großen Schau zum Thema Reisen, Reiseverbote, Coronabeschränkungen, etc. beschäftigt. Durch dieses Alleinstellungsmerkmal würde sich ein großes Interesse bei Publikum und Medien generieren lassen. Eine Verschiebung wäre daher eine verschenkte Chance für Aachen.

 

Eine Verschiebung der Ausstellung auf den Sommer 2021 würde dazu führen, dass im aktuellen Jahr keine sinnvolle neue Präsentation erarbeitet werden könnte, was einen Imageschaden bedeuten würde. Auch stehen die projektbezogen eingestellten Mitarbeitenden zum Sommer 2021 nicht mehr alle zur Verfügung. Hier würden Mehraufwendungen für Vertragsverlängerungen entstehen.

 

Darüber hinaus besteht eine Kooperation mit der Handwerksakademie Gut Rosenberg. Über 40 Studierende erarbeiten derzeit eine eigene, partizipative Ausstellung zum Thema Reisen, die im Oktober 2020 gezeigt werden muss, da es sich um ein Semesterprojekt der Studierenden handelt und in dieser Form später nicht mehr durchführbar ist.

 

  1. Finanzielle Aspekte

 

Eine Verschiebung aller drei Ausstellungen auf den Sommer 2021 würde voraussichtlich in allen Finanzplänen zu nennenswerten Mehrkosten führen, da die Planungen für das LUFO und das Centre Charlemagne nahezu abgeschlossen sind.

Durch die jetzige Planung würden die finanziellen Risiken minimiert.

 

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Anlagen

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