Entscheidungsvorlage - E 49.5/0188/WP17
Grunddaten
- Betreff:
-
Sachstandsbericht Musikschule
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- Kulturservice
- Verfasst von:
- E 49/5
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Betriebsausschuss Kultur
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Entscheidung
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23.06.2020
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Erläuterungen
Erläuterungen:
Der neue Schulleiter Heinz Gassenmeier ist seit fast 100 Tagen im Amt. Im Folgenden gibt Herr Gassenmeier einen ersten Sachstandsbericht zu aktuellen Themen und Entwicklungen in der Musikschule.
- Corona und die Folgen an der Musikschule:
1.1 Digitaler Ersatzunterricht
Am 16.03.2020 erfolgte der sog. „shut-down“ auch in der Musikschule. Von einem Tag auf den anderen fand kein Unterricht mehr statt. In kürzester Zeit entwickelte die kommissarische Schulleitung ein Konzept für digitalen Ersatzunterricht. Dieser konnte allein auf freiwilliger Basis aller Beteiligten installiert werden, da seitens der Musikschule bzw. die Stadt angesichts des riesigen Umfangs und der Kurzfristigkeit keine adäquate Hardware und Konferenzsysteme zur Verfügung gestellt werden konnten. D.h., in welcher Form und mit welchem System sog. „Onlineunterricht“ stattfand, oblag der individuellen Verabredung zwischen Lehrkraft und Schüler. Basis des Konzepts war ein Vertragszusatz mit Einwilligungserklärung, die auch die Zustimmung zur Weiterzahlung des Schulgelds enthielt. Nach kurzer Anlaufzeit konnten am Ende 66% des Unterrichtsvolumens im individuellen Instrumental- und Vokalbereich durch diese Konstruktion abgedeckt werden.
1.2 Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts
Seit 07.05.2020 tritt die Musikschule aufgrund der durch die Landesverordnungen ermöglichten Lockerungen sukzessive wieder in den Präsenzunterricht ein. Zugrunde liegt ein gemeinsam mit der Arbeitsmedizin entwickeltes Hygienekonzept für den Musikschulunterricht. Derzeit beschränkt sich der Präsenzunterricht auf das Hauptgebäude und wenige Zweigstellen. Die Mitbenutzung der Räumlichkeiten allgemeinbildender Schulen ist derzeit nur eingeschränkt möglich. Daher findet Zweigstellenunterricht teilweise weiterhin als digitaler Ersatzunterricht statt; gleiches gilt für den Unterricht von Lehrkräften, die zur Risikogruppe gezählt werden.
1.3 WLAN-Ausstattung Hauptgebäude
U.a. weil auch Mitglieder von Schülerfamilien zur Risikogruppe gehören, können Schüler am Präsenzunterricht nicht teilnehmen. Da in der Musikschule kein WLAN vorhanden ist, ist es für die Lehrkräfte in vielen Fällen organisatorisch nicht oder nur sehr schwer möglich, das digitale Ersatzangebot für diese Schülergruppe weiter aufrecht zu erhalten. Notwendig ist eine schnellstmögliche flächendeckende Ausstattung des Hauptgebäudes mit einem leistungsfähigen WLAN-Netz sowie der Bereitstellung eines datenschutzkonformen Videokonferenzsystems, das ein Mindestmaß an Tonqualität gewährleisten kann. Sofern Mittel im Jahre 2020 nicht akquiriert werden können, erfolgt die Einplanung in den Wirtschaftsplan 2021.
1.4 Elementare Musikgruppen und Bildungskooperationen
Die Tatsache, dass der instrumentale/vokale Individualunterricht durch digitale Ersatzangebote und durch die Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs in weiten Teilen weitergeführt wurde bzw. wird, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wichtige Tätigkeitsbereiche der Musikschule seit Mitte März brach liegen:
Die elementaren Musikkurse der Musikschule konnten bisher nicht wieder aufgenommen werden. Digitaler Ersatz ist hier schwierig; um die Kundenbindung aufrechtzuerhalten und den Familien eine Struktur anzubieten, wurden von den Lehrkräften zahlreiche Video-Tutorials gedreht und den Familien zugänglich gemacht. Die weitere Entwicklung, insbesondere die Frage, inwieweit neue Kurse nach den Sommerferien eingeteilt und bespielt werden können, ist mit Sorge zu betrachten. Im Elementarbereich erhalten jedes Schuljahr rund 1.100 Schülerinnen und Schüler ein Angebot.
1.5 Bildungskooperationen
Die Bildungskooperationen umfassen Angebote in Kitas, Grund- und weiterführenden Schulen. Mit diesen niederschwelligen Angeboten erreicht die Musikschule breite Bevölkerungsschichten. Da in diesen Bereich eine Wiederaufnahme des Unterrichts immer noch nur in Teilen möglich ist, kann die Musikschule hier derzeit einem wichtigen Teil ihres Bildungsauftrags nur eingeschränkt nachkommen.
1.6 Finanzielle Auswirkungen der Coronakrise
Bis zum 31.07.2020 ist ein Verlust aus Schulgelderstattungen wegen coronabedingtem Unterrichtsausfall in Höhe von 180T€ zu prognostizieren. Der weitere Verlauf bis Ende des Haushaltsjahres ist insbesondere davon abhängig, inwieweit der Unterricht in den o.g. Bereichen der Elementargruppen und Kooperationsangebote wieder möglich sein wird. Sollte bis Jahresende grundsätzlich keine weiteren Lockerungen erfolgen, ist neben dem pädagogischen Schaden von bis zu weiteren 200T€ Einnahmeverlust auszugehen.
2. Schulgelderhöhung
Der Betriebsausschuss Kultur beschloss gem. Vorlage vom 28.03.2019 ab dem 01.08.2020 die Erhöhung des Schulgelds.
Da viele Eltern lange Zeit bereit waren für das eingeschränkte Angebot des Online-Unterrichts Schulgeld ungekürzt weiter zu zahlen und zugleich in den elementaren Musikkursen absehbar kein Unterricht stattfinden kann, ist die geplante Erhöhung zum 01.08.2020 nur schwer kommunizierbar und könnte auch zu Verlusten insofern führen, da das mit der Erhöhung einhergehende außerordentliche Kündigungsrecht überproportional in Anspruch genommen werden könnte. Daher wird angeregt, die Erhöhung solange aussetzen zu dürfen, bis der Unterrichtsbetrieb zumindest weitgehend normalisiert stattfinden kann.
3. Akustiksanierung Blücherplatz
Um das Gebäude akustisch zu ertüchtigen, hat das Gebäudemanagement in Zusammenarbeit Herrn Prof. Siebel 2 Räume mit sehr unterschiedlicher Ausgangsproblematik exemplarisch akustisch aufrüsten lassen. Die Ergebnisse sowohl für die Raumakustik selbst als auch die akustische Entkoppelung von den Nachbarräumen sind sehr vielversprechend.
Folgende Vorgehensweise wird avisiert:
- Das Extrapolieren der Ergebnisse aus den Versuchsräumen ist schwierig, da die Ausgangslage in den einzelnen Räumen komplex und sehr unterschiedlich ist.
- Aufgrund dieser Ausgangslage empfiehlt Prof. Siebel eine raumbezogene Vorgehensweise, bei der die zu treffenden Maßnahmen von Raum zu Raum jeweils empirisch erarbeitet werden.
- Aufgrund dieser Arbeitsweise ist eine genaue Bezifferung der Gesamtkosten kaum möglich. Möglich ist aber die Arbeit mit einem fest gesteckten Kostenrahmen, auf den hin die Baumaßnahmen nach Maßgabe ihres Wirkungsgrades abgestimmt werden. Im Ergebnis könnte es sein, dass kleine Teilbereiche, die nur mit einem exorbitant hohem Aufwand für Musikschulunterricht nutzbar gemacht werden könnten, anderen Zwecken (z.B. Instrumentenlager)zugeführt werden.
- Die Investitionssumme wird derzeit geprüft.
Es ist davon auszugehen, dass die Arbeiten schrittweise und Raum für Raum erfolgen.
Der zeitliche Horizont ist noch in Abstimmung.
4. Perspektiventwicklung Musikschule
Das durchgehend hohe persönliche Engagement der Lehrkräfte der Musikschule zur Bewältigung der Krise zeigt, dass die Musikschule über eine gute personelle Grundsubstanz und funktionierende Strukturen verfügt.
Darauf aufbauend definiert die neue Musikschulleitung folgende Entwicklungslinien:
- Optimierung der Verwaltungsabläufe, insbesondere Erweiterung der Funktionalität der Musikschul-EDV in der Abrechnung, Honorarauszahlung und der Kommunikation. Erhöhung der Nutzerfreundlichkeit.
- Herstellen eines funktionierenden Gebäudes mit Aufenthaltsqualität
- Entwicklung und Umsetzung eines erweiterten und abgestimmten Konzepts für die Ensemblearbeit
- Erweiterung der stilistischen Bandbreite: Ausbau insbesondere im Bereich Popularmusik und Jazz
- Weiterer Ausbau der bereits zahlreichen Bildungskooperationen, auch mit Überprüfung und ggf. Erweiterung des bisherigen Finanzierungskonzepts – Schwerpunkt frühkindliche musikalische Bildung
- Öffentlichkeitswirksames Veranstaltungskonzept
- Personalentwicklung