Kenntnisnahme - FB 61/1484/WP17
Grunddaten
- Betreff:
-
Verkehrsunfallstatistik 2019 Polizeipräsidium Aachen - Ergänzende Auswertung Stadt Aachen
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung
- Verfasst von:
- Dez. III / FB 61/300
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Mobilitätsausschuss
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Kenntnisnahme
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25.06.2020
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Erläuterungen
Erläuterungen:
1. Anlass
Das Polizeipräsidium Aachen erfasst kontinuierlich nach bundeseinheitlichen Regeln die Unfälle, die sich auf den Verkehrswegen in der Städteregion ereignen. Aus Anzahl der Unfälle, Art und Zahl der Beteiligten und Verunglückten sowie Unfallursachen und Schwere der Unfallfolgen erstellt sie ein Unfalllagebild.
Diese Erkenntnisse liefern wertvolle Ansatzpunkte für die präventive Verkehrssicherheitsarbeit. Sie ermöglichen es, Problembereiche der Verkehrssicherheit zu ermitteln, Risikogruppen zu identifizieren, Entscheidungen/Maßnahmen/Planungsvorhaben für den verkehrspolitischen Raum abzuleiten und nach Umsetzung ihre Wirksamkeit zu bewerten.
2. Statistik 2019
Die jüngste polizeiliche Unfallstatistik für die Städteregion Aachen bezieht sich auf das Unfallgeschehen 2019 und wurde am 26.02.2020 vorgestellt. Verantwortlich für die inhaltliche Aufbereitung ist die Direktion Verkehr des Polizeipräsidiums Aachen. Diese Vorlage gibt die Inhalte der Statistik der Polizei wieder und ergänzt sie um Detailaussagen zum Unfallgeschehen im Stadtgebiet Aachen, die FB61/300 auf Grundlage der ihm darüber hinaus seitens der Polizei zur Verfügung gestellten Unfalldaten ausgewertet hat.
2.1 Städteregion Aachen
Im Zuständigkeitsbereich des PP Aachen (Städteregion Aachen) ereigneten sich im Jahr 2019 21.371 Unfälle. Es kann insgesamt ein Rückgang der Anzahl der Verkehrsunfälle um 0,6% verzeichnet werden (2018: 21.503 Unfälle).
Absolut bzw. prozentual werden die Unfälle in der Städteregion seitens der Polizei wie folgt gruppiert
(grau hinterlegt: Rückgang, weiß hinterlegt: Anstieg):
KPB Aachen | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | +/- | % |
Verkehrsunfälle mit Getöteten | 9 | 7 | 18 | 4 | 8 | 5 | 11 | 11 | 16 | 10 | -6 | -37,5% |
Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten | 242 | 283 | 241 | 272 | 296 | 277 | 297 | 280 | 308 | 297 | -11 | -3,6% |
Verkehrsunfälle mit Leichtverletzten | 1.413 | 1.691 | 1.640 | 1.656 | 1.706 | 1.631 | 1.724 | 1.515 | 1.667 | 1.589 | -78 | -4,7% |
Verunglückte "Kinder" | 105 | 138 | 116 | 110 | 129 | 106 | 106 | 110 | 120 | 116 | -4 | -3,3% |
Verkehrsunfälle auf dem Schulweg | 29 | 25 | 28 | 23 | 37 | 24 | 21 | 31 | 30 | 27 | -3 | -10,0% |
Verunglückte Fahrradfahrer | 338 | 454 | 408 | 439 | 522 | 452 | 514 | 468 | 590 | 543 | -47 | -8,0% |
Verunglückte Pedelec-Fahrer | 0 | 0 | 1 | 9 | 18 | 13 | 24 | 41 | 42 | 62 | 20 | 47,6% |
Verunglückte Fußgänger | 231 | 289 | 271 | 304 | 321 | 282 | 285 | 259 | 312 | 291 | -21 | -6,7% |
Verunglückte Motorradfahrer | 128 | 167 | 129 | 143 | 165 | 152 | 140 | 136 | 128 | 139 | 11 | 8,6% |
Verunglückte „Junge Erwachsene" | 408 | 383 | 334 | 304 | 372 | 344 | 344 | 298 | 357 | 342 | -15 | -4,2% |
Verunglückte „Senioren" | 70 | 65 | 84 | 90 | 85 | 94 | 81 | 87 | 109 | 100 | -9 | -8,3% |
Abb. 1: Unfallentwicklung im Zuständigkeitsbereich des PP Aachen (Städteregion Aachen), [Datenquelle: FISPol, 14.02.2020]
Die Polizei erläutert bzgl. ihrer o.g. Zusammenfassung
Beteiligung von Kindern
es wird bewusst zwischen "aktiv" und "passiv" am Straßenverkehr teilnehmenden Kindern unterschieden,
es sind keine örtlichen Schwerpunkte feststellbar.
Beteiligung Radfahrender/Pedelec-Fahrender
ihr Anteil im Straßenverkehr steigt allerorten stetig,
damit nimmt auch der Anteil v.a. älterer Pedelec-Fahrender zu,
örtliche Schwerpunkte in der Stadt Aachen befinden sich innerhalb des Alleenrings, Vaalser Straße, Jülicher Straße, Adalbertsteinweg.
Beteiligung Motorradfahrender
ihr Anteil im Straßenverkehr steigt allerorten stetig,
es sind keine örtlichen oder ursächlichen Schwerpunkte feststellbar.
Beteiligung junger Erwachsener:
Unfälle v.a. aufgrund allgemein höherer Risikobereitschaft, höherer Emotionalität und von Imponiergehabe
Ablenkung
Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht zeigt sich problematisch bei ALLEN Verkehrsteilnehmenden, unabhängig von der Art ihrer Verkehrsteilnahme,
das Unrechtsbewusstsein fehlt diesbezüglich allzu oft.
Geschwindigkeit
ist die maßgebliche Einflussgröße auf die Schwere der Unfallfolge.
2.2 Stadt Aachen
In der Stadt Aachen ereigneten sich im Jahr 2019 insgesamt 1.210 Unfälle. Das sind 79 Unfälle (6,1%) weniger als im Jahr 2018 (2018: 1.289 Unfälle).
Hinsichtlich der Entwicklung der Unfallzahlen zeigt sich für die Jahre 2015-2019 folgendes Bild für die Stadt Aachen:
Abb. 2: Stadt Aachen 2015-2019: Entwicklung der Unfallzahlen [Auswertung FB61/300 auf Grundlage der Unfalldaten des Polizeipräsidiums Aachen]
2.2.1 Auswertung nach Gruppen
Absolut bzw. prozentual werden die Unfälle in der Stadt Aachen seitens der Polizei wie folgt gruppiert
(grau hinterlegt: Rückgang, weiß hinterlegt: Anstieg):
Stadt Aachen | 2018 | 2019 | Veränderung [+-] | Veränderung [%] |
Verkehrsunfälle mit Getöteten | 4 | 7 | +3 | +75,0% |
Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten | 111 | 136 | +25 | +22,5% |
Verkehrsunfälle mit Leichtverletzten | 919 | 847 | -72 | -7,8% |
Verkehrsunfälle auf dem Schulweg | 17 | 12 | -5 | -29,4% |
Aktiv verunglückte Kinder | 54 | 43 | -11 | -20,4% |
Verunglückte Radfahrende | 347 | 318 | -29 | -8,4% |
Verunglückte Pedelec-Fahrende | 19 | 30 | +11 | +57,9% |
Verunglückte Zu-Fuß-Gehende | 169 | 155 | -14 | -8,3% |
Verunglückte Motorradfahrende | 36 | 45 | +9 | +25,0% |
Verunglückte „Junge Erwachsene" (18-24 J., als aktiv) | 201 | 187 | -14 | -7,0% |
Verunglückte „Junge Erwachsene" (18-24 J., als UB01) | 96 | 71 | -25 | -26,0% |
Verunglückte „Senior*innen" (65 J., als aktiv) | 111 | 97 | -14 | -12,6% |
Verunglückte „Senior*innen" (65 J., als UB01) | 32 | 44 | +12 | +37,5% |
Abb. 3: Stadt Aachen 209: Unfälle nach Gruppen [Darstellung Polizeipräsidium Aachen, FISPol, 14.02.2020]
Bei der Betrachtung des Unfallgeschehens im Stadtgebiet Aachen sind die oben für die Städteregion genannten Hinweise der Polizei zur Unfallentwicklung (Kinder, Rad-/Pedelecfahrende, Motorradfahrende, junge Erwachsene, Geschwindigkeit) zu beachten.
2.2.2 Unfälle mit Todesfolge
Die sieben Unfälle mit Getöteten in der Stadt Aachen im Jahr 2019 werden wie folgt spezifiziert:
Verkehrsbeteiligte | Straße | Unfallereignis |
Pkw/- | Aachener Straße (Walheim Richtung Nütheim) | Kontrollverlust und Kollision mit Gegenverkehr |
Lkw/Rad | Vaalser Straße 261 (Richtung Innenstadt) | Lkw übersieht Rad beim Fahrstreifenwechsel |
Pkw/Fuß | Boxgraben/Weberstraße (Richtung Boxgraben) | Pkw übersieht Fußverkehr beim Linksabbiegen |
Pkw/- | Seffenter Weg/Pariser Ring (Zubringer zum Pariser Ring) | Kontrollverlust und Kollision mit Baum |
Rad/Lkw | Charlottenburger Allee/Auf der Hüls (Kreisverkehr) | Lkw übersieht Rad beim Einfahren in Kreisverkehr |
Pkw/Fuß | Trierer Straße/Madrider Ring | Pkw übersieht Fußverkehr beim Linksabbiegen |
Pkw/Motorrad | Stolberger Straße/Eifelstraße | Pkw übersieht Motorrad beim Einfahren in Knoten |
Abb. 4: Stadt Aachen 2019: Ort und Umstand der Unfälle mit Todesfolge [Darstellung FB61/300 auf Grundlage FISPol, 14.02.2020]
Detailauswertungen des FB61/300 zu den Verkehrsunfällen in der Stadt Aachen sind der Anlage 1, Abs. 2.2.3 - 2.2.6.3, zu dieser Vorlage zu entnehmen.
2.3 Fazit und Ausblick
2.3.1 Polizei Aachen
Aufbauend auf die vorliegende Unfallstatistik definiert die Polizei Aachen als ihre Hauptaktionsfelder
Verkehrsunfallbekämpfung
schwerpunktmäßige Überwachung auf den Hauptverkehrs-/Hauptunfallachsen
Überwachung an den erkannten Unfallhäufungsstellen
Ermittlung der und konzeptionelles Vorgehen zur Bekämpfung der TOP 10 Verkehrsunfallursachen
mit einem Fokus auf Ahndung überhöhter Geschwindigkeit, Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss, Fehler beim Abbiegen, falsches Verhalten gegenüber Fußgängern sowie verbotswidrige Nutzung von elektronischen Geräten/Ablenkung im Straßenverkehr.
Verkehrsunfallprävention
mit einem besonderen Fokus auf die Zielgruppen
Motorradfahrende,
Kinder im Kindergartenalter,
Kinder im (Grund)Schulalter,
Kinder als Insassen in Pkw.
2.3.2 Mobilitätsstrategie 2030 der Stadt Aachen
In der Mobilitätsstrategie 2030 der Stadt Aachen ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit ein wesentliches Ziel. Hierzu wurden drei Indikatoren festgelegt, von denen zwei aus der aktuellen Unfallstatistik der Polizei Aachen stammen.
a) Verkehrsunfälle mit Getöteten
Eindeutiges Ziel ist die Einhaltung der Vision Zero, die 2013 in Aachen bereits einmal Realität wurde. In Aachen ereigneten sich in den letzten zehn Jahren (2010-2019) 39 Verkehrsunfälle mit Getöteten. In 2019 ereigneten sich sieben Verkehrsunfälle mit Getöteten.
b) Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten
In Aachen lag die Zahl der Schwerverletzten in den Jahren 2009-2011 im Mittel bei 140. In den Jahren 2017-2019 wurde die Zahl der „Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten“ im Mittel mit 119 Unfällen ausgewiesen. Die einzelnen Jahreswerte weichen dabei viel stärker nach oben und unten ab, als es der Trend zeigt.
Analog zum Zielwert des Landes NRW wird als mittlere Verbesserung eine Reduktion der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten bis 2030 um 20% auf 97 bewertet. Eine Reduktion bis 2030 um 30% auf weniger als 85 Unfälle wird als starke Verbesserung bewertet.
c) Anteil der Personen, die sich im Verkehr unsicher fühlen
Die Stadt Aachen entwickelt zur Erfassung dieses Indikators derzeit eine Erhebungsmethodik.
2.3.3 Aktionsplan Verkehrssicherheit der Stadt Aachen
Der Aktionsplan Verkehrssicherheit wird unter Berücksichtigung der Entwicklung der Unfallzahlen fortgeschrieben und sich v.a. folgenden Themen widmen
Infrastruktur
Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmenden (Fußverkehr, Radverkehr, Kinder und Mobilitätseingeschränkte), s. Kap. 2.2.5.3 bzw. 2.2.6,
objektiv sichere Führung der Verkehrsarten unter besonderer Berücksichtigung der Belange subjektiver Verkehrssicherheit (Zu-Fuß-Gehende, Radfahrende, Mobilität von Kindern, Jugendlichen und Senior/innen), s. 2.2.5.3,
Etablierung eines Elementes für Protected Bike-Lanes (Vermeidung von Unfällen zwischen Radfahrenden und Pkw-Führenden), s. Kap. 2.2.4 bzw. 2.2.6,
Umbau von Knoten (sichere und eindeutige Führung aller am Verkehr Beteiligten), s. Kap. 2.2.4,
Sicherstellung der Sichtbeziehungen an Knoten und Zufahrten (Vermeidung von Unfällen aufgrund mangelhafter Sichtbeziehungen zwischen motorisiertem und nicht motorisiertem Verkehr), s. Kap. 2.2.5.1 bzw. 2.2.5.3,
Führung des Radverkehrs/Sicherung des Fußverkehrs an Bushaltestellen,
Ausbau des Netzes ortsfester Verkehrsspiegel zur Vermeidung des toten Winkels beim Rechtsabbiegen, s. Kap. 2.2.5.1
Öffentlichkeitsarbeit
Stärkung eines verantwortungsvollen Miteinanders im Straßenverkehr, Sensibilisierung für die Bedürfnisse/Perspektiven anderer am Verkehr Teilnehmender, s. Kap. 2.2.5.3,
Sensibilisierung für die Wichtigkeit der Einhaltung von Verkehrsregeln, Arbeit am Unrechtsbewusstsein, Werbung für mehr Achtsamkeit, s. Kap. 2.2.5,
Bekanntmachung der Novelle der Straßenverkehrsordnung, 28.04.2020 und der damit verbundenen Verhaltensregeln, s. Kap. 2.2.5,
Sensibilisierung für die Wichtigkeit des ausreichenden Überholabstandes zwischen MIV und Radverkehr, s. Kap. 2.2.5 bzw. 2.2.6,
Sensibilisierung für die Toter-Winkel-Thematik an Knoten, s. Kap. 2.2.5.1
Trainingsangebote für Senioren und Pedelec-Fahrende im Rahmen der Kampagne "FahrRad in Aachen", s. Kap. 2.2.1,
Gestaltung des Straßenraums mit gleichzeitiger Beobachtung und Evaluation, s. Kap. 2.2.5,
Ausbau der Initiative Verkehrssicherheit (Startschuss im Rahmen der Verkehrssicherheitskonferenz 10.03.2020) mit dem Ziel einer breiten Streuung der Aktivitäten zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, s. Kap. 2.2.5 bzw. 2.2.6.1, 2.2.6.2, 2.2.6.3
interdisziplinäre Verkehrssicherheitsarbeit, u.a. Unfallkommissionsarbeit, s. Kap. 2.2.3,
Beteiligung der zwei in FB61/300 und /500 im Jahr 2019 an der Bergischen Universität Wuppertal ausgebildeten Sicherheitsauditorinnen Straße (SAS) in Planungen und an der Unfallkommission, s. Kap. 2.2.3.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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