Kenntnisnahme - FB 61/1484/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Mobilitätsausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.


 

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Erläuterungen

Erläuterungen:

1. Anlass

Das Polizeipräsidium Aachen erfasst kontinuierlich nach bundeseinheitlichen Regeln die Unfälle, die sich auf den Verkehrswegen in der Städteregion ereignen. Aus Anzahl der Unfälle, Art und Zahl der Beteiligten und Verunglückten sowie Unfallursachen und Schwere der Unfallfolgen erstellt sie ein Unfalllagebild.

Diese Erkenntnisse liefern wertvolle Ansatzpunkte für die präventive Verkehrssicherheitsarbeit. Sie ermöglichen es, Problembereiche der Verkehrssicherheit zu ermitteln, Risikogruppen zu identifizieren, Entscheidungen/Maßnah­men/­Planungs­vorhaben für den verkehrspolitischen Raum abzuleiten und nach Umsetzung ihre Wirksamkeit zu bewerten.

2. Statistik 2019

Die jüngste polizeiliche Unfallstatistik für die Städteregion Aachen bezieht sich auf das Unfallgeschehen 2019 und wurde am 26.02.2020 vorgestellt. Verantwortlich für die inhaltliche Aufbereitung ist die Direktion Verkehr des Polizeipräsidiums Aachen. Diese Vorlage gibt die Inhalte der Statistik der Polizei wieder und ergänzt sie um Detailaussagen zum Unfallgeschehen im Stadtgebiet Aachen, die FB61/300 auf Grundlage der ihm darüber hinaus seitens der Polizei zur Verfügung gestellten Unfalldaten ausgewertet hat.

2.1 Städteregion Aachen

Im Zuständigkeitsbereich des PP Aachen (Städteregion Aachen) ereigneten sich im Jahr 2019 21.371 Unfälle. Es kann insgesamt ein Rückgang der Anzahl der Verkehrsunfälle um 0,6% verzeichnet werden (2018: 21.503 Unfälle).

Absolut bzw. prozentual werden die Unfälle in der Städteregion seitens der Polizei wie folgt gruppiert
(grau hinterlegt: Rückgang, weiß hinterlegt: Anstieg):

KPB Aachen

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

+/-

%

Verkehrsunfälle mit Getöteten

9

7

18

4

8

5

11

11

16

10

-6

-37,5%

Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten

242

283

241

272

296

277

297

280

308

297

-11

-3,6%

Verkehrsunfälle mit Leichtverletzten

1.413

1.691

1.640

1.656

1.706

1.631

1.724

1.515

1.667

1.589

-78

-4,7%

Verunglückte "Kinder"

105

138

116

110

129

106

106

110

120

116

-4

-3,3%

Verkehrsunfälle auf dem Schulweg

29

25

28

23

37

24

21

31

30

27

-3

-10,0%

Verunglückte Fahrradfahrer

338

454

408

439

522

452

514

468

590

543

-47

-8,0%

Verunglückte Pedelec-Fahrer

0

0

1

9

18

13

24

41

42

62

20

47,6%

Verunglückte Fußgänger

231

289

271

304

321

282

285

259

312

291

-21

-6,7%

Verunglückte Motorradfahrer

128

167

129

143

165

152

140

136

128

139

11

8,6%

Verunglückte „Junge Erwachsene"

408

383

334

304

372

344

344

298

357

342

-15

-4,2%

Verunglückte „Senioren"

70

65

84

90

85

94

81

87

109

100

-9

-8,3%

Abb. 1: Unfallentwicklung im Zuständigkeitsbereich des PP Aachen (Städteregion Aachen), [Datenquelle: FISPol, 14.02.2020]


Die Polizei erläutert bzgl. ihrer o.g. Zusammenfassung

Beteiligung von Kindern

es wird bewusst zwischen "aktiv" und "passiv" am Straßenverkehr teilnehmenden Kindern unterschieden,

es sind keine örtlichen Schwerpunkte feststellbar.

Beteiligung Radfahrender/Pedelec-Fahrender

ihr Anteil im Straßenverkehr steigt allerorten stetig,

damit nimmt auch der Anteil v.a. älterer Pedelec-Fahrender zu,

örtliche Schwerpunkte in der Stadt Aachen befinden sich innerhalb des Alleenrings, Vaalser Straße, Jülicher Straße, Adalbertsteinweg.

Beteiligung Motorradfahrender

ihr Anteil im Straßenverkehr steigt allerorten stetig,

es sind keine örtlichen oder ursächlichen Schwerpunkte feststellbar.

Beteiligung junger Erwachsener:

Unfälle v.a. aufgrund allgemein höherer Risikobereitschaft, höherer Emotionalität und von Imponiergehabe

Ablenkung

Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht zeigt sich problematisch bei ALLEN Verkehrsteilnehmenden, unabhängig von der Art ihrer Verkehrsteilnahme,

das Unrechtsbewusstsein fehlt diesbezüglich allzu oft.

Geschwindigkeit

ist die maßgebliche Einflussgröße auf die Schwere der Unfallfolge.

2.2 Stadt Aachen

In der Stadt Aachen ereigneten sich im Jahr 2019 insgesamt 1.210 Unfälle. Das sind 79 Unfälle (6,1%) weniger als im Jahr 2018 (2018: 1.289 Unfälle).

Hinsichtlich der Entwicklung der Unfallzahlen zeigt sich für die Jahre 2015-2019 folgendes Bild für die Stadt Aachen:

Abb. 2: Stadt Aachen 2015-2019: Entwicklung der Unfallzahlen [Auswertung FB61/300 auf Grundlage der Unfalldaten des Polizeipräsidiums Aachen]


2.2.1 Auswertung nach Gruppen

Absolut bzw. prozentual werden die Unfälle in der Stadt Aachen seitens der Polizei wie folgt gruppiert
(grau hinterlegt: Rückgang, weiß hinterlegt: Anstieg):

Stadt Aachen

2018

2019

Veränderung [+-]

Veränderung [%]

Verkehrsunfälle mit Getöteten

4

7

+3

+75,0%

Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten

111

136

+25

+22,5%

Verkehrsunfälle mit Leichtverletzten

919

847

-72

-7,8%

Verkehrsunfälle auf dem Schulweg

17

12

-5

-29,4%

Aktiv verunglückte Kinder

54

43

-11

-20,4%

Verunglückte Radfahrende

347

318

-29

-8,4%

Verunglückte Pedelec-Fahrende

19

30

+11

+57,9%

Verunglückte Zu-Fuß-Gehende

169

155

-14

-8,3%

Verunglückte Motorradfahrende

36

45

+9

+25,0%

Verunglückte „Junge Erwachsene" (18-24 J., als aktiv)

201

187

-14

-7,0%

Verunglückte „Junge Erwachsene" (18-24 J., als UB01)

96

71

-25

-26,0%

Verunglückte „Senior*innen" (65 J., als aktiv)

111

97

-14

-12,6%

Verunglückte „Senior*innen" (65 J., als UB01)

32

44

+12

+37,5%

Abb. 3: Stadt Aachen 209: Unfälle nach Gruppen [Darstellung Polizeipräsidium Aachen, FISPol, 14.02.2020]

Bei der Betrachtung des Unfallgeschehens im Stadtgebiet Aachen sind die oben für die Städteregion genannten Hinweise der Polizei zur Unfallentwicklung (Kinder, Rad-/Pedelecfahrende, Motorradfahrende, junge Erwachsene, Geschwindigkeit) zu beachten.

2.2.2 Unfälle mit Todesfolge

Die sieben Unfälle mit Getöteten in der Stadt Aachen im Jahr 2019 werden wie folgt spezifiziert:

Verkehrsbeteiligte

Straße

Unfallereignis

Pkw/-

Aachener Straße (Walheim Richtung Nütheim)

Kontrollverlust und Kollision mit Gegenverkehr

Lkw/Rad

Vaalser Straße 261 (Richtung Innenstadt)

Lkw übersieht Rad beim Fahrstreifenwechsel

Pkw/Fuß

Boxgraben/Weberstraße (Richtung Boxgraben)

Pkw übersieht Fußverkehr beim Linksabbiegen

Pkw/-

Seffenter Weg/Pariser Ring (Zubringer zum Pariser Ring)

Kontrollverlust und Kollision mit Baum

Rad/Lkw

Charlottenburger Allee/Auf der Hüls (Kreisverkehr)

Lkw übersieht Rad beim Einfahren in Kreisverkehr

Pkw/Fuß

Trierer Straße/Madrider Ring

Pkw übersieht Fußverkehr beim Linksabbiegen

Pkw/Motorrad

Stolberger Straße/Eifelstraße

Pkw übersieht Motorrad beim Einfahren in Knoten

Abb. 4: Stadt Aachen 2019: Ort und Umstand der Unfälle mit Todesfolge [Darstellung FB61/300 auf Grundlage FISPol, 14.02.2020]

Detailauswertungen des FB61/300 zu den Verkehrsunfällen in der Stadt Aachen sind der Anlage 1, Abs. 2.2.3 - 2.2.6.3, zu dieser Vorlage zu entnehmen.

2.3 Fazit und Ausblick

2.3.1 Polizei Aachen

Aufbauend auf die vorliegende Unfallstatistik definiert die Polizei Aachen als ihre Hauptaktionsfelder

Verkehrsunfallbekämpfung

schwerpunktmäßige Überwachung auf den Hauptverkehrs-/Hauptunfallachsen

Überwachung an den erkannten Unfallhäufungsstellen

Ermittlung der und konzeptionelles Vorgehen zur Bekämpfung der TOP 10 Verkehrsunfallursachen

mit einem Fokus auf Ahndung überhöhter Geschwindigkeit, Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss, Fehler beim Abbiegen, falsches Verhalten gegenüber Fußgängern sowie verbotswidrige Nutzung von elektronischen Geräten/Ablenkung im Straßenverkehr.

Verkehrsunfallprävention

mit einem besonderen Fokus auf die Zielgruppen

Motorradfahrende,

Kinder im Kindergartenalter,

Kinder im (Grund)Schulalter,

Kinder als Insassen in Pkw.

2.3.2 Mobilitätsstrategie 2030 der Stadt Aachen

In der Mobilitätsstrategie 2030 der Stadt Aachen ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit ein wesentliches Ziel. Hierzu wurden drei Indikatoren festgelegt, von denen zwei aus der aktuellen Unfallstatistik der Polizei Aachen stammen.

a) Verkehrsunfälle mit Getöteten

Eindeutiges Ziel ist die Einhaltung der Vision Zero, die 2013 in Aachen bereits einmal Realität wurde. In Aachen ereigneten sich in den letzten zehn Jahren (2010-2019) 39 Verkehrsunfälle mit Getöteten. In 2019 ereigneten sich sieben Verkehrsunfälle mit Getöteten.

b) Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten

In Aachen lag die Zahl der Schwerverletzten in den Jahren 2009-2011 im Mittel bei 140. In den Jahren 2017-2019 wurde die Zahl der „Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten“ im Mittel mit 119 Unfällen ausgewiesen. Die einzelnen Jahreswerte weichen dabei viel stärker nach oben und unten ab, als es der Trend zeigt.

Analog zum Zielwert des Landes NRW wird als mittlere Verbesserung eine Reduktion der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten bis 2030 um 20% auf 97 bewertet. Eine Reduktion bis 2030 um 30% auf weniger als 85 Unfälle wird als starke Verbesserung bewertet.

c) Anteil der Personen, die sich im Verkehr unsicher fühlen

Die Stadt Aachen entwickelt zur Erfassung dieses Indikators derzeit eine Erhebungsmethodik.

2.3.3 Aktionsplan Verkehrssicherheit der Stadt Aachen

Der Aktionsplan Verkehrssicherheit wird unter Berücksichtigung der Entwicklung der Unfallzahlen fortgeschrieben und sich v.a. folgenden Themen widmen

Infrastruktur

Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmenden (Fußverkehr, Radverkehr, Kinder und Mobilitätseingeschränkte), s. Kap. 2.2.5.3 bzw. 2.2.6,

objektiv sichere Führung der Verkehrsarten unter besonderer Berücksichtigung der Belange subjektiver Verkehrssicherheit (Zu-Fuß-Gehende, Radfahrende, Mobilität von Kindern, Jugendlichen und Senior/innen), s. 2.2.5.3,

Etablierung eines Elementes für Protected Bike-Lanes (Vermeidung von Unfällen zwischen Radfahrenden und Pkw-Führenden), s. Kap. 2.2.4 bzw. 2.2.6,

Umbau von Knoten (sichere und eindeutige Führung aller am Verkehr Beteiligten), s. Kap. 2.2.4,

Sicherstellung der Sichtbeziehungen an Knoten und Zufahrten (Vermeidung von Unfällen aufgrund mangelhafter Sichtbeziehungen zwischen motorisiertem und nicht motorisiertem Verkehr), s. Kap. 2.2.5.1 bzw. 2.2.5.3,

Führung des Radverkehrs/Sicherung des Fußverkehrs an Bushaltestellen,

Ausbau des Netzes ortsfester Verkehrsspiegel zur Vermeidung des toten Winkels beim Rechtsabbiegen, s. Kap. 2.2.5.1

Öffentlichkeitsarbeit

Stärkung eines verantwortungsvollen Miteinanders im Straßenverkehr, Sensibilisierung für die Bedürfnisse/Perspektiven anderer am Verkehr Teilnehmender, s. Kap. 2.2.5.3,

Sensibilisierung für die Wichtigkeit der Einhaltung von Verkehrsregeln, Arbeit am Unrechtsbewusstsein, Werbung für mehr Achtsamkeit, s. Kap. 2.2.5,

Bekanntmachung der Novelle der Straßenverkehrsordnung, 28.04.2020 und der damit verbundenen Verhaltensregeln, s. Kap. 2.2.5,

Sensibilisierung für die Wichtigkeit des ausreichenden Überholabstandes zwischen MIV und Radverkehr, s. Kap. 2.2.5 bzw. 2.2.6,

Sensibilisierung für die Toter-Winkel-Thematik an Knoten, s. Kap. 2.2.5.1

Trainingsangebote für Senioren und Pedelec-Fahrende im Rahmen der Kampagne "FahrRad in Aachen", s. Kap. 2.2.1,

Gestaltung des Straßenraums mit gleichzeitiger Beobachtung und Evaluation, s. Kap. 2.2.5,

Ausbau der Initiative Verkehrssicherheit (Startschuss im Rahmen der Verkehrssicherheitskonferenz 10.03.2020) mit dem Ziel einer breiten Streuung der Aktivitäten zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, s. Kap. 2.2.5 bzw. 2.2.6.1, 2.2.6.2, 2.2.6.3

interdisziplinäre Verkehrssicherheitsarbeit, u.a. Unfallkommissionsarbeit, s. Kap. 2.2.3,

Beteiligung der zwei in FB61/300 und /500 im Jahr 2019 an der Bergischen Universität Wuppertal ausgebildeten Sicherheitsauditorinnen Straße (SAS) in Planungen und an der Unfallkommission, s. Kap. 2.2.3.


 

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Anlagen

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