25.03.2025 - 6.1 Antrag auf Sperrung der Grachtstraße zwischen I...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 6.1
- Sitzung:
-
Öffentliche Sitzung des Bürgerforums
- Gremium:
- Bürgerforum
- Datum:
- Di., 25.03.2025
- Status:
- öffentlich (Niederschrift freigegeben)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Öffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 68 - Mobilität und Verkehr
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Beratung
Die Antragstellenden, Ingvild Prömper-Piroth und Adam Breitscheidel aus Aachen Brand erläutern ihren Bürgerantrag anhand einer Präsentation. Diese wird der Niederschrift in Allris beigefügt.
Anwohnende der Grachtstraße in Aachen-Brand beauftragen Politik und Fachverwaltung, über eine dauerhafte Sperrung der Grachtstraße zwischen Indeweg und Krauthausen zu beraten. Die Antragstellenden berichteten, dass die temporäre Sperrung im Jahr 2024, aufgrund von Bauarbeiten im Bereich der Inde-Brücke, zu einem deutlichen Rückgang von illegaler Müllentsorgung, sowie überfahrenen Tieren im betroffenen Naturschutzgebiet geführt hat.
Die Durchfahrt auf dieser Strecke war in der Vergangenheit häufig von Verkehrsteilnehmenden trotz eindeutiger Beschilderung missachtet worden, mit negativen Auswirkungen auf den sensiblen Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen. Nun hat sich gezeigt, dass es für die Verkehrsteilnehmer ausreichend Alternativen gibt, die ohne diese Abkürzung den gleichen Zweck erfüllen.
Vor diesem Hintergrund beschreiben die Antragstellenden die dauerhafte Sperrung der Grachtstraße für den motorisierten Verkehr als zukunftsweisenden Schritt zur Wahrung des Naturschutzes und zur Verbesserung der Lebensqualität im betroffenen Gebiet.
Frau Keupen bedankt sich herzlich bei den Antragsstellenden für ihre Beiträge und ihr Engagement. Sie verweist auf die einsehbaren Unterlagen im Ratsinformationssystem, die allen Bürger*innen 14 Tage vor einer jeden Ausschusssitzung zur Verfügung stehen, um einen besseren Überblick über die Antwort der Verwaltung zu erhalten. Anschließend übergibt sie das Wort an Uwe Glasemann, den Verkehrsexperten des Fachbereichs 68.
Herr Glasemann beschreibt die aktuelle Verkehrssituation in der Grachtstraße, die in der öffentlich einsehbaren Vorlage detailliert beschrieben ist. Er erklärt, dass die Grachtstraße eine wichtige Verbindungsstraße zwischen dem Stadtteil Aachen-Brand und dem Ortsteil Krauthausen darstellt.
Im Abschnitt zwischen dem Indeweg und der Ortslage Krauthausen ist die Straße als Einbahnstraße ausgewiesen, was bedeutet, dass der motorisierte Verkehr nur in eine Richtung fahren darf. Für den Radverkehr hingegen ist die Grachtstraße in beiden Fahrtrichtungen freigegeben, was eine wichtige Maßnahme zur Förderung des Radverkehrs darstellt.
Herr Glasemann weist darauf hin, dass von Krauthausen aus in Fahrtrichtung Brand ein Verbot der Einfahrt für motorisierte Kraftfahrzeuge durch das Verkehrszeichen (Verbot der Einfahrt) angeordnet wurde. Dies soll dazu beitragen, den Verkehr zu regulieren und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu erhöhen. Er betont die Notwendigkeit, diese Regelungen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, um sowohl den Bedürfnissen der Anwohner als auch den Anforderungen des Radverkehrs gerecht zu werden. Er betont, dass eine Wiederherstellung der Straße angestrebt wird.
Bürger Herr B., ein Anwohner der Grachtstraße, äußert seine Bedenken und Erfahrungen als langjähriger Bewohner mit Blick auf die Gracht. Er verweist auf die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h, die in der Vorlage der Verwaltung festgelegt ist. Laut seiner Beobachtung halten sich etwa 80 % der Verkehrsteilnehmer nicht an diese Begrenzung und fahren viel zu schnell.
Herr B. konnte außerdem feststellen, dass die Grachtstraße von beiden Seiten befahren wird, insbesondere durch Beschäftigte des Gewerbes in der Umgebung. Trotz der seit einem Jahr bestehenden Sperrung der Gracht bleibt Krauthausen weiterhin erreichbar, was zu einem Schleichverkehr in Richtung Stolberg führt. Die Sperrung wurde nach den Flutschäden angeordnet. Er bestätigt die Aussagen der Antragstellenden, dass sich durch die Sperrung ein neues Feuchtgebiet gebildet hat, das zur Ansiedlung von Vögeln geführt hat, darunter Störche, die dort brüten. Positiv erwähnt er auch, dass Müllprobleme abgenommen haben. Fast Food-Müll würde nun woanders entsorgt.
Herr B sieht die vollständige Sperrung allerdings als problematisch an und wünscht eine erneute Öffnung der Grachtstraße. Er äußert Bedenken hinsichtlich der Ertüchtigung der beschädigten Brücken und fragt sich, ob die Brücke über die Inde überhaupt noch zu retten ist.
Herr Dopatka richtet die Frage an Herrn Glasemann, ob es aktuelle Messungen zum Verkehrsaufkommen und zur Geschwindigkeit der Fahrzeuge in der Grachtstraße gibt, insbesondere im Hinblick auf die Beobachtung des Anwohners, dass etwa 80 % der Verkehrsteilnehmer schneller fahren als die erlaubten 30 km/h.
Herr Glasemann antwortet, dass im Jahr 2019 Messungen durchgeführt wurden, die dokumentiert sind, jedoch für die heutige Sitzung keine aktuellen Zählungen vorliegen, da die Straße ja derzeit gesperrt ist und erst wieder ertüchtigt werden soll.
Eine Bewohnerin der Grachtstraße, Frau S., betont, dass die Grachtstraße als Nebenstraße einen wichtigen Verbindungscharakter aufweist. Sie selbst benutzt die Straße gerne um ihre Enkelkinder in Zweifall zu besuchen. Sie stellt fest, dass das hohe Verkehrsaufkommen hauptsächlich zwischen 16 und 17 Uhr zu beobachten ist. Trotz der positiven Aspekte wie der verbesserten Natur und dem geringeren Müll bedauert sie die Sperrung der Straße.
Bürger B. äußert, dass er die Geschwindigkeitsmessungen als irrelevant ansieht, da den Autofahrern die Positionen der Polizisten bekannt sind und sie sich entsprechend verhalten. Er fordert daher, zur Verkehrsberuhigung Poller oder Drempel aufzustellen. Zudem betont er, dass nicht der Verkehr an sich stört, sondern die hohe Geschwindigkeit der Fahrzeuge. Aus seiner Sicht ist es dringend notwendig, eine effektive Geschwindigkeitsbegrenzung einzuführen.
Ein Anwohner, der seit über 70 Jahren in der Grachtstraße lebt, äußert, dass er die Sperrung als positiv für die Natur empfindet. Dennoch wünscht er sich eine ausgewogene Mobilität und plädiert dafür, dass die Grachtstraße weiterhin befahren werden kann, da es viele Verbindungen im südlichen Bereich der Eifel gibt.
Bürgerin B. äußert, dass die alternativen Verbindungsstraßen nach Krauthausen sehr stark befahren sind und es durch Unfälle häufig zu langen Wartezeiten kommt. Sie sieht die Umleitung über Büsbach als verkehrs- und umweltpolitisch ungünstig an. Trotz dieser Herausforderungen fordert sie eine Geschwindigkeitsbegrenzung und schlägt vor, die Grachtstraße zu einer Spielstraße umzuwidmen, in der langsames und rücksichtsvolles Fahren gefördert wird.
Herr Dopatka fordert die Verwaltung auf nochmal das Thema Verkehrszählungen vor Ort, vor der Sperrung aufzubereiten und mit entsprechenden Zahlen zu untermauern. Diese Informationen sollten im Mobilitätsausschuss (MA) präsentiert werden. Herr Dopatka stellt in Frage, ob die aufgeführte Zählung wirklich aussagekräftig ist, betont aber, dass eine solche das einzige Mittel zur Bewertung der Verkehrssituation darstelle. Er plädiert dafür, die vorhandenen Erfahrungswerte aufzubereiten und der Vorlage hinzuzufügen.
Frau Griepentrog weist darauf hin, dass die Diskussion über die Sperrung der Straße bereits eine uralte Thematik ist, die eng mit Fragen der Mobilität verknüpft ist. Sie betont, dass auf der einen Seite die Notwendigkeit für die Anwohnenden besteht, die Straße zu nutzen, um bspw. Familie zu besuchen. Auf der anderen Seite steht der Aspekt des Naturschutzes, der ebenfalls berücksichtigt werden muss. Sie fordert eine Klärung der Haltungsfrage und appelliert an die Bezirksvertretung Aachen-Brand (B1), sich mit diesem Thema abermals auseinanderzusetzen. Der Mobilitätsausschuss ist für das heutige Thema nicht die richtige Adresse. Frau Griepentrog macht deutlich, dass diese Entscheidung sowohl für Brand als auch für Krauthausen von Bedeutung ist und somit sinnvollerweise in der B1 beschlossen wird.
Bewohnerin H. aus Krauthausen verweist auf die Versammlung im Schützenhaus Krauthausen zur Verkehrssituation in der Grachtstraße und den umliegenden Straßen vor vielen Jahren. Krauthausen sollte sich damals entscheiden ob es zu Brand oder zu Kornelimünster gehören möchte. Man entschied sich für Brand. In diesem Zusammenhang wurde die Verbindung nach Brand allerdings zugesichert. Die Grachtstraße ist die einzige Verbindungsstraße nach Brand. Frau H betont, dass sich in der Umgebung seltene Pflanzen und Biber angesiedelt haben, was für sie auf eine harmonische Koexistenz von Natur und menschlichem Verkehr hinweist. Dennoch sieht sie auch ein aktuelles Problem in der Grachtstraße, nämlich dass die Geschwindigkeit von Autos häufig nicht eingehalten wird. Ihr Lösungswunsch ist die Einführung von Drempeln, um alle Verkehrsteilnehmer zu verlangsamen und somit die Sicherheit für Anwohner und Tiere zu erhöhen.
Weitere Bürger äußern sich zur Verkehrssituation und betonen die Notwendigkeit einer direkten Verbindung nach Brand. Diese Verbindung wurde einvernehmlich als Einbahnstraße deklariert, da die Straße sehr schmal ist und eine sichere Durchfahrt für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet werden muss. Es wird darauf hingewiesen, dass der Müll auf einer anderen Straße entsorgt wird, was möglicherweise zusätzliche Verkehrsbelastungen verursacht. Ein weiterer Punkt ist, dass der Verkehr nun auf die Trierer Straße gelenkt wird, was zu einer erhöhten Belastung dieser Straße führt.
Eine Bürgerin, die seit 33 Jahren in Brand lebt, verweist auf den morgige Bürger*innendialog der Frau Oberbürgermeisterin als Plattform für den Austausch und die Diskussion über lokale Themen. Sie hebt hervor, dass ihr Mann im Umweltschutz tätig und aktiv an Bürgerwiderständen beteiligt war, insbesondere im Zusammenhang mit der Pipeline, die in der Vergangenheit ein zentrales Thema darstellte.
Ein Bürger äußert seine Zustimmung, dass das Thema in der Bezirksvertretung Brand behandelt wird. Gleichzeitig bringt er seine Besorgnis zum Ausdruck, dass es seit 30 Jahren aufgrund unterschiedlicher Meinungen und Interessen nie zu einer endgültigen Entscheidung kam. Wieso sollte dies jetzt klappen?
Ein weiterer Anwohner aus Krauthausen bringt die Themen Mobilität und Stadtentwicklung zur Sprache und betont, dass sowohl Radfahrer als auch Fußgänger in den Planungen nicht ausgeschlossen werden dürfen. Er weist darauf hin, dass das Thema Müll ebenfalls dringend angegangen werden muss, da ihm aufgefallen ist, dass überall in der Natur extrem viel Müll zu sehen ist. Der Anwohner kritisiert den städtischen Wertstoffhof, da der Müll dort oft nicht angenommen wird. Abgewiesene Mitbüger*innen laden Ihren Dreck dann häufig in der Natur ab. Zudem hebt er hervor, dass trotz erheblicher finanzieller Mittel für den Ausbau von Fahrradwegen, wie beispielsweise in der Grachtstraße, auch die Bedürfnisse von Autofahrern berücksichtigt werden sollten. Er fordert eine ganzheitliche Planung, die alle Verkehrsteilnehmer einbezieht und gleichzeitig Maßnahmen zur Müllvermeidung und -entsorgung umfasst, um die Lebensqualität in der Gemeinde nachhaltig zu verbessern.
Herr Hilgers bedankt sich und betont, dass das Thema sachlich behandelt werden sollte, im vorliegenden Fall aber sehr emotional belastet ist. Er spricht über seine persönliche Betroffenheit als Anwohnender in Brand und den Wunsch nach Beruhigung der Grachtstraße, um die Verbindung zwischen Brand und Krauthausen zu stärken. Die historische Verbindung besteht seit dem Mittelalter, und die Schließung der Straße löst Emotionen aus, was durch Unterschriftenlisten belegt wird. Er weist darauf hin, dass sich die Strukturen nicht stark verändert haben und dass das Unfallrisiko gering ist. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich der schnellen Erreichbarkeit des Rettungsdienstes aufgrund von Barrieren. Hilgers fordert einen Kompromiss zur Verkehrsberuhigung in Form von Drempel und betont, dass dies nicht ohne Beschluss der Bezirksvertretung geschehen darf.
Herr Palm spricht sich ebenfalls für den Verweis an die Bezirksvertretung Brand weitergeleitet aus.
Frau Keupen betont, dass die Historie der Grachtstraße sowie die bereits stattgefundenen Sitzungen und Beschlüsse nachverfolgt werden müssen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können und bittet Herrn Glasemann die Vorlage für die B1 mit der Beratungshistorie zu unterfüttern.
Herr Dopatka bestätigt diesen Wunsch und bittet Herrn Glasemann außerdem die Vorlage um die heute besprochenen Positionen zu erweitern.
Herr Dopatka betont das Engagement der Anwohnenden, das durch die 47 Unterschriften deutlich wird. Er bedankt sich für die Diskussion und die aktive Teilnahme der Bürger*innen.
Anlagen zur Vorlage
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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(wie Dokument)
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360,4 kB
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