21.03.2007 - 4 Schulische Situation für Kinder mit Migrationsh...

Beschluss:
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Beratung

4 a       Bericht über die Besucherdichte ausländischer Kinder in den Aachener Schulen

Herr Hahn vom Schulamt der Stadt Aachen erläuterte die mit der Einladung versandten Unterlagen, die sich auf die amtliche Schulstatistik für das Schuljahr 2006/2007 (Stand: 15.10.2006) beziehen.

 

Bei den Grundschulen habe demnach die Grundschule Eintrachtstrasse den größten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund und die Katholische Grundschule Horbach habe hier den niedrigsten Wert zu verzeichnen. Die Schule Eintrachtstrasse weise die Besonderheit auf, dass sie einzügig geführt würde.

Festzustellen sei, dass die Schulen der Außenstadt deutlich geringere Ausländeranteile zu verzeichnen hätten, als die Schulen der Innenstadt. Die Grundschule Am Haarbach in Haaren stelle  mit 30 % eine Ausnahme dar. Durchschnittlich läge der Anteil von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund bei 13 – 15 %.

Bei der Verteilung nach Nationalitäten stellten die Kinder mit türkischer Nationalität die größte Gruppe.

Bezüglich der Grundschulen zog Herr Hahn die Schlussfolgerung, dass die Anforderungen hinsichtlich spezieller Förderkonzepte an den Innenstadtschulen andere wären als bei den Außenstadtschulen.

 

Bei den Sonderschulen nehme die Schule am Kennedypark die Spitzenstellung ein. Dies sei Ausfluss der städtebaulichen Situation, da sich in diesem Gebiet bezahlbare Wohnungen besonders konzentrierten. Herr Hahn meinte, dass sich mit der ab dem Schuljahr 2008 beginnenden freien Schulwahl hier eine Entspannung der Situation einstellen könne.

 

Zu den Hauptschulen sagte Herr Hahn, dass auch hier die Innenstadtschulen gegenüber den Schulen in der Außenstadt eine deutlich höhere Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund ausweisen würden. Auch hier gäbe es eine wohngebietsspezifische Verteilung der Nationalitäten.

Herauszuheben sei die Hauptschule Aretzstrasse, der das Gütesiegel „individuelle Förderung“ durch das Land NRW verliehen wurde. Die Hauptschule Burtscheid würde als sogenannte „gebundene Ganztagsschule“ geführt. Die Betreuung erfolge hier an 4 Tagen bis 16:00 Uhr. In diesem Zusammenhang seien bauliche Verbesserungen im Freizeitbereich und für eine Mensa erforderlich.

Die Schule Drimborn verfolge ein anderes Förderkonzept, indem besondere Fördergruppen in der Halbtagsschule gebildet wurden.

 

Die Realschule Hugo-Junkers weise bei diesem Schultyp den höchsten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund auf. Auch hier würde eine spezielle Förderung je nach Leistungsstand durchgeführt und eine geringere Klassenstärken -28 statt 30-32 Schüler je Klasse- angestrebt.

 

Zu den Gymnasien sagte Herr Hahn, dass das Geschwister-Scholl-Gymnasium und das Gymnasium St. Leonhard einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund aufweisen würden.

 

Die Gesamtschule Laurensberg sei, gefolgt von Brand, die Schule mit dem größten Anteil an ausländischen Kindern.

 

Zusammenfassend sagte Herr Hahn, dass alle Schulen eine spezielle Förderung anbieten würden, zwar jede mit einem individuellen Programm, dies sei abhängig von der Lehrerzahl.

 

 

4 b       Bericht über die Betreuung und Förderung ausländischer Kinder in den Aachener

Schulen

 

Zu diesem Tagesordnungspunkt berichtet Frau Claßen vom Angebot ihrer Schule, der Katholischen Grundschule Düppelstrasse. Aufgrund des hohen Anteils an ausländischen Schülern (allein 112 türkische Schüler bei einer Gesamtschülerzahl von 285) würden in der Düppelstrasse Integrationsstunden angeboten. So würden in den Klassen 1 – 4 allein 15 Stunden türkischer muttersprachlicher Unterricht angeboten sowie je Klasse und Stufe weiterer Sprachförderunterricht. Ziel sei es, den Wortschatz und die Grammatikkenntnis zu vergrößern.

In dem Projekt KOALA (Koordinierte Alphabetisierung) in ausländischen Sprachen seien 3 deutsche und eine türkische Lehrerin eingebunden. Diese unterrichten im sogenannten Teamteaching, d. h. je eine deutsche und die türkische Lehrerin in einer Klasse. Das Unterrichtsmaterial werde mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache ausgewählt. Darüber hinaus gäbe es zur Stärkung der Lesekompetenz eine eigene Schülerbibliothek.

Bei der Einschulung werde eine Förderdiagnostik eingesetzt, d h über einen Sprachtest die Fähigkeiten und die Notwendigkeit von Förderung ergründet. Auch würden bereits im Vorfeld vorschulische Sprachkurse in den umliegenden Kindergärten angeboten.

Ab dem 1. Schuljahr würden im Rahmen der Elternarbeit Hilfsmaterialien zur Unterstützung der schulischen Entwicklung der Kinder vorgeschlagen.

Über ein MUSE -Projekt werde neben dem Spracherwerb das künstlerische Potential der Kinder entwickelt. Hierzu kämen Künstler sowie eine Waldpädagogin in die Schule.

 

 

4 c        Bericht über die Sprachstandsfeststellung neu einzuschulender Kinder mit

Migrationshintergrund

 

Frau Kürten, Leiterin  der Grundschule Schagenstrasse, berichtete zu diesem Tagesordnungspunkt als Projektkoordinatorin zur Sprachstandsfeststellung in Aachen.

In der soeben abgeschlossenen Phase 1 wurde der Sprachstand aller Kindergartenkinder in ganz Nordrhein-Westfalen festgestellt. Dazu hätten je eine Erzieherin und eine Grundschullehrerin einen spielerischen Test mit jeweils 4 Kindern durchgeführt, wobei die Lehrerin die Rolle der Beobachterin und Protokollantin innehatte.

Wie die Phase 2 und folgende aussehen sollen, ist im Moment noch offen, da erst Ende April die wissenschaftliche Auswertung abgeschlossen sei und das weitere Förderkonzept in Düsseldorf  vorgestellt würde.

 

Herr Mahr ergänzte den Vortrag mit dem Hinweis, dass das Thema bereits im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurde und die Folien des Vortrages dieser Niederschrift beigefügt würden. (Anlage 1)

 

Auf die Frage von Frau Schulz, was geschähe, wenn Defizite festgestellt würden und wie es um die Kinder stehe, die nicht in einen Kindergarten gingen, antwortetet Frau Kürten, dass ggfls ein Nachtest durchgeführt würde und die Verpflichtung einer speziellen Sprachförderung für 2 Jahre ausgesprochen würde. Diese Sprachförderung müsse in den Kindergärten umgesetzt werden. Wie das Verfahren für die wenigen Kinder aussähe, die nicht in einen Kindergarten gingen, könne erst Ende April beantwortet werden. Auch sei unklar, wie das Schulungsangebot für die Erzieherinnen aussehen solle.

 

Herr Kalkan richtete an Herrn Hahn die Frage,  ob es in der Verwaltung Überlegungen gäbe, die Konzentration des Ausländeranteils an den Schulen besser zu verteilen. So gingen die Kinder in den Ballungsgebieten vom Kindergarten über die dortige Grundschule in die Hauptschule, wo nahezu reine Ausländerklassen gebildet würden.

 

Herr Hahn führte hierzu aus, dass es durchaus Überlegungen gab, die Ballungsgebiete zu entzerren. Aufgrund fehlender rechtlicher Grundlagen könne jedoch die freie Schulwahl der Eltern nicht eingeschränkt werden. Im Übrigen könne auch nicht in die ebenfalls freie Wohnsitzwahl eingegriffen werden. Zur Frage von reinen Ausländerklassen sagte Herr Hahn, dass die jeweiligen Schulleiter über die Aufnahme und Zusammensetzung der Klassen frei und unabhängig entscheiden könnten.

Frau Claßen ergänzte, dass die Zusammensetzung der Klassen stark vom Stadtviertel abhängig sei und eine Schule auch unabhängig von einer Konfessionsbindung ausgewählt werden könne.

 

Einhellig stellen der Ausschussvorsitzende Herr Ceylan, Frau Scheidt, Frau Schulz, Herr Hahn und Frau Claßen fest, dass die Eltern direkt oder über den Elternrat hinsichtlich der Klassenzusammensetzung auf die Schulleitung einwirken könnten. 

Frau Claßen ergänzte, dass an ihrer Schule möglichst eine Gleichverteilung erfolge, die Elternbeteiligung aber oft an deren schlechten Deutschkenntnissen scheitere.

 

Frau Petrovic erklärte, dass die Mitarbeit im Elternrat wichtig und hier bedauerlicherweise sowohl bei deutschen wie den ausländischen Eltern ein geringes Interesse zu verzeichnen sei. Dies könne nicht den Schulen angelastet werden. Zudem hätten die Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder außerhalb von Ballungszentren einzuschulen.

 

Frau Scheidt ging davon aus, dass die schulische Leistungsfähigkeit ausländische Kinder grundsätzlich nicht schlechter sei als bei deutschen Kindern. Das Problem stelle einfach die Sprachfähigkeit dar. Zugleich warnte sie vor dem Vorurteil, dass eine große Zahl ausländischer Schüler auch eine schlechte Schule nach sich ziehe. Viele ausländische Eltern würden ganz bewusst ihre Kinder an Schulen unterbringen, wo die eigene Nationalität stärker vertreten sei.

Die Bildungsqualität der Schulen habe nichts mit guten oder wenige guten deutschen Sprachkenntnissen zu tun. Sprachliche Defizite, sowohl bei den ausländischen Kindern als auch bei den Eltern könnten durch gezielte Förderung ausgeglichen werden. Ebenso wichtig sei aber auch die Stärkung der Muttersprache.

 

Herr Georgiadis hielt das deutsche Schulsystem für kinder- und ausländerfeindlich, da ein Kind nach 4 Schuljahren nicht entscheiden kann, welche weiterführende Schulform die richtige wäre. Ausländische Kinder seien hier sogar besonders benachteiligt.

 

Herr Hahn entgegnete, dass das Bildungssystem nicht von der Stadt Aachen geändert werden könne.

Die Aachener Schulen und ihr Personal könnten aber weder als kinder- noch als ausländerfeindlich bezeichnet werden.

Frau Kürten ergänzte, dass insbesondere die Grundschulen sehr kinderfreundlich seien und die Kinder unabhängig von Herkunft und sozialer Situation betreut würden.

 

Herr Müller hob das von Frau Claßen genannte KOALA-Programm hervor. Als Lehrer habe er mit diesem Programm gute Erfahrungen gemacht  Im Rahmen des Mathematikunterrichts habe er für Sachaufgaben zunächst spezielle Begriffe erarbeitet und die Listen dürften die Schüler bei Prüfungen benutzen.

Erfreulich sei, dass zum Beispiel an der Julius-Reuter-Schule das Fach Wirtschaftstürkisch in der Fremdsprache unterrichtet und als Fremdsprachenunterricht gewertet würde. Dies sei ein Fortschritt für die ausländischen Mitbürger.

Zu den von Herrn Hahn erläuterten Statistiken fragte Herr Müller, ob die dort genannten Nationalitäten sich auf das Herkunftsland oder auf den Passbesitz bezögen.

Herr Hahn erklärte, es handele sich hier die jeweilige Staatsangehörigkeit.

 

Zum Abschluss der Diskussion beantragte Frau Scheidt, dass der Schulentwicklungsplan in einer der nächsten Sitzungen behandelt werden solle.

 

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Der Migrationsrat beschloss sodann einstimmig:

 

Die Verwaltung wird beauftragt, in einer der nächsten Sitzungen des Migrationsrates über den Schulentwicklungsplan 2006 bis 2012 für die Primarstufe zu berichten.

 

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