06.03.2019 - 8 Olympiabewerbung

Beschluss:
ungeändert beschlossen
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Beratung

 

Ratsherr Deumens, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE, stellt fest, dass der in der Vorlage formulierte olympische Gedanke vielleicht irgendwann mal existiert habe, dies aber schon seit langem nicht mehr tue. Wenn man sich mit dem IOC und dem, was dort in den letzten Jahren und Jahrzehnten passiert sei, beschäftige, so sage er ganz deutlich, die Mitglieder des IOC seien korrupt. Athletinnen und Athleten wollten gute Leistungen bringen, die Verbände würden sie immer stärker unter Leistungsdruck setzen, die Sponsoren hegten Erwartungen und es gebe leider auch eine Reihe von Staaten, die ihre Sportler unter Druck setzten. Der IOC habe die Agenda 2020 vorgelegt, die auch von der Initiative Rhein Ruhr City 2032 aufgegriffen worden sei. Da sei die Rede von kostenbewussten und nachhaltigen Spielen, der Nutzung von bestehenden Sportstätten und es werde sich auch gegen den Gigantismus verwahrt, den es bei früheren Olympischen Spielen gegeben habe. Er glaube jedoch nicht, dass diese Ideen das Resultat der Einsicht der Mitglieder des IOC, sondern vielmehr der Änderung des öffentlichen Bewusstseins geschuldet seien. Wenn es zur Olympia-Bewerbung und dann sogar noch zu einem Zuschlag komme, wie sähe es dann hinter den Kulissen aus? Da sei das mächtige, in Teilen korrupte IOC, da sei das Interesse der Sponsoren, und ob es vor diesem Hintergrund wirklich zu einfachen Spielen käme, sei dahingestellt. Seine Fraktion glaube, dass die Spiele teurer würden als erwartet und damit auch den städtischen Haushalt mehr belasten würden, als man vielleicht bei einer Bewerbung annehme. Und wenn man ehrlich sei, dann sei auch die angesprochene Nachhaltigkeit nie eingetreten, die Menschen hätten im Nachhinein nichts von den Olympischen Spielen gehabt. Ein Vertreter der Rhein Ruhr City GmbH sei in der Fraktion zu Gast gewesen und habe u.a. darauf hingewiesen, dass die viel beschworene Mobilitätswende, aber auch Verbesserungen in der Infrastruktur sicher besser umgesetzt werden könnten, wenn denn der Zuschlag für die Olympischen Spiele erfolgen würde. Es sei aber eine originäre staatliche Aufgabe, Mobilität zu organisieren, voranzubringen und Verbesserungen in der Infrastruktur zu erreichen. Das habe der Staat im Sinne und zum Wohle der Bürger zu leisten. Es sei auch gesagt worden, man könne die Olympischen Spiele zum Anlass nehmen, verstärkt über die Vermeidung von Plastikmüll zu sprechen. Dazu brauche man aber die Olympischen Spiele nicht, 2032 sei außerdem viel zu spät, die Vermeidung von Plastikmüll brauche man sehr viel früher. In der Vorlage sei ausgeführt, dass die hohe politische Akzeptanz einer Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region durch die Erklärung von 14 Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern, zu denen auch Herr Philipp gehöre, dokumentiert sei. Die politische Akzeptanz werde jedoch von anderen Gremien festgelegt. Die Bewerbung befinde sich ja noch in einem sehr frühen Stadium und es gehe heute nicht darum, ob einer Bewerbung zugestimmt werde oder nicht. Aber seine Fraktion sage schon heute, dass sie die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2032 in der Rhein-Ruhr-Region ablehnen werde.

 

Skepsis sei sicher angebracht, wenn man sich die letzten Olympischen Spiele anschaue, so Ratsherr Servos, Vorsitzender der SPD-Fraktion, es gebe aber auch sehr positive Beispiele wie London oder Barcelona. Wenn es gut gemacht werde, könne es durchaus Vorteile haben. Er sehe, dass hier vielleicht erstmals ein Ansatz vorliege, der auf einer Bewegung von unten heraus basiere oder zumindest basieren solle. Auch seine Fraktion habe Herrn Mronz eingeladen und habe sich die sehr umfangreichen Konzeptpapiere und welche Sportstätte wofür genutzt werden solle, schon angesehen. Er finde es grundsätzlich richtig, Olympische Spiele durchzuführen, weil sie für viele Sportarten das einzige Forum seien, auf eine Weltbühne zu kommen. Wichtig sei jedoch, dass solche Spiele nicht nur als nachhaltig und graswurzelinitiiert beschrieben würden, sondern es müsse eine Graswurzelbewegung der Sportvereine und derjenigen sein, die in den Sportvereinen den Sport wirklich betreiben würden. Auch ein kleiner Verein müsse mit seinen Mitgliedern über dieses Thema diskutieren und Olympia unterstützen wollen. Dies sehe er im Moment noch nicht, wolle es aber auch nicht ausschließen. Wenn die Stadt Aachen aber sage, sie arbeite an der Olympiabewerbung mit und unterstütze sie, dann müsse sie es aber auch hinkriegen, ein Umkleidehäuschen auf der Hörn, eine Volleyballhalle und eine innerstädtische  Sporthalle zu bauen. Seine Fraktion werde die zustimmende Kenntnisnahme gerne mit beschließen und bitte darum, dass in den weiteren Gesprächen mit der Initiative Rhein Ruhr auch die Grundlagen des Breitensports und die Einbindung der im Verein Sporttreibenden entsprechend forciert werde, denn nur dann könne man ausschließen, dass es am Ende doch wieder die korrupten Spiele würden.

 

Ratsherr Pütz, Piratenfraktion, würde die zustimmende Kenntnisnahme leichter fallen, wenn das Planungspapier, das der Oberbürgermeister im April vergangenen Jahres entgegengenommen habe, den Unterlagen beigefügt wäre.

 

Seine Fraktion werde dem Tagesordnungspunkt zustimmen, teilt Ratsherr Baal, Vorsitzender der CDU-Fraktion, mit. Bei den Überlegungen habe man nicht beim IOC, sondern bei Aachen angefangen und sich die Frage gestellt, ob so eine große Sportveranstaltung, die den Fokus auf die Stadt lenke, für eine Stadt wie Aachen von Vorteil oder nicht von Vorteil wäre. Mit den Aktivitäten rund um den Reitsport, was Welt- und Europameisterschaften angehe, habe man die Erfahrung gemacht, dass so große Sportveranstaltungen für die Stadt von Vorteil seien. Sie brächten Menschen in die Stadt, sie brächten einen Impuls in den Tourismus, sie würden Aufmerksamkeit auf die Stadt lenken und sicherlich sei die öffentliche Aufmerksamkeit von Olympischen Spielen viel höher zu bewerten als die öffentliche Aufmerksamkeit für eine Reit-WM. Aus den reitsportlichen Veranstaltungen habe man auch die Erfahrung gemacht, dass bereits ein Bewerbungsprozess als solcher von Vorteil sein könne. Diese Erfahrung wolle man weiter verfolgen. Es liege genau die richtige Vorlage zum genau richtigen Zeitpunkt vor und er empfehle, dass die weiteren Beratungen vom Hauptausschuss begleitet werden.

 

Ratsfrau Seufert, Sprecherin der Grünen Fraktion, teilt mit, dass Rhein Ruhr City grundsätzlich nach einem spannenden Projekt klinge, ihre Fraktion heute aber noch nicht sagen könne, ob sie grundsätzlich eine Bewerbung unterstütze. Dazu brauche man noch viel mehr Informationen, wie z.B. welche Auswirkungen das für die Stadt habe und welche Kosten auf die Stadt zukämen. Der wichtigste Schritt vor einer Bewerbung sei unbedingt eine Bürgerbeteiligung, denn die gescheiterten Olympia-Bewerbungen von Hamburg und München hätten ja gezeigt, dass dieses Großereignis durchaus kritisch zu bewerten sei.

 

Seine Fraktion sehe einer Teilnahme an einer Bewerbung positiv entgegen, so Ratsherr Helg, Vorsitzender der FDP-Fraktion. Die FDP-Fraktion bedanke sich bei der Verwaltung für den Sachstandsbericht und sei auch der Meinung, dass nur eine Beteiligung an den Vorplanungen eine kritische Begleitung gewährleisten könne. Wenn es tatsächlich zu Olympischen Spielen 2032 an Rhein und Ruhr komme, müsse Aachen auf jeden Fall in Sachen Reitsport dabei sein.

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Beschluss:

Der Rat der Stadt Aachen nimmt die Ausführungen der Verwaltung bei sechs Gegenstimmen mehrheitlich zustimmend zur Kenntnis.