29.03.2023 - 4 Bericht zu Bodendenkmal Varnenum

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Beratung

Herr von Thenen begrüßt hierzu Herrn Stadtarchäologen Dr. Pavlovic, Mitarbeiter der Abteilung Denkmalpflege und Stadtarchäologie beim Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur.

 

Herr Dr. Pavlovic moderiert seinen Power-Point-Vortrag „Bodendenkmal Varnenum" und bedankt sich, dass er erstmals dieses von ihm so bezeichnetes „Großes Kleinod" in der Bezirksvertretung vorstellen darf. Auf Grund eines Antrages der CDU-Fraktion in der der Bezirksvertretung wurden 2 Fragen aufgeworfen.

 

  1. Welche Maßnahmen oder Planungen seitens der Firma BSR Schotterwerk GmbH Kieswerk in Aachen Kornelimünster, die das Bodendenkmal betreffen könnten, sind diesbezüglich bekannt?
  2. Gibt es erkennbare Konflikte mit dem Bodendenkmal Varnenum?

 

Herr Dr. Pavlovic erläutert zu Punkt 1, dass der Abteilung keinerlei Anträge vorliegen, die das Bodendenkmal betreffen könnten. Es sei lediglich bekannt, dass es seitens des Kieswerkes Planungen gebe.

Zu Punkt 2 erklärt er, dass es bei konkreten Anträgen Konflikte zu erwarten seien. Da jedoch bisher keine Anträge dieser Art gestellt worden seien, können auch keine konkreten Aussagen getroffen werden.

Die ersten Ausgrabungen zu dem Bodendenkmal Varnenum erfolgten zum Beginn des 20, Jahrhunderts, konkret im Jahr 1907 durch Max Schmid-Burgk, spätere Ausgrabungen 1911, 1923 und 1924. Der Name Varnenum sei eine Wortschöpfung von Schmid-Burgk, beruhend auf den Gott Varneno, dem der Römische Tempel wohl geweiht wurde.

Herr Dr. Pavlovic zeigt eine Fotografie, datiert aus dem Jahr 1979, ein Jahr vor dem erstmaligen Erlass des Denkmalschutzgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen am 11, März 1980. Die Eintragung des Varnenums in die Denkmalliste der Stadt Aachen sei jedoch erst im Jahr 1984 erfolgt.

Damals musste bereits festgestellt werden, dass sich die Anlage in einem sehr schlechten Zustand befand. Weitere Ausgrabungen erfolgten in den 1980er Jahren, die neue Erkenntnisse brachten. Dies führte zu einer Konkretisierung, vor allem aber zu einer erheblichen Erweiterung der Eintragung in der Denkmalliste. Leider sei vor mehr als 30 Jahren der Wert dieser Anlage nicht entsprechend erkannt worden. Weshalb damals nicht sehr viel mehr Flächen unter Schutz gestellt worden seien, lasse sich heute nicht mehr feststellen. So wurden seinerzeit Flächen ausdrücklich zum Zweck der Unterschutzstellung durch die NRW-Stiftung erworben. Die Unterschutzstellung ist aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen zunächst unterblieben.

In den Jahren 2016 - 2018 wurde ein Projekt des Archäologischen Institutes der Universität Köln unter Leitung der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Manuela Broich-Höhner, in Kooperation mit dem Stadtarchäologen Andreas Schaub, Städtisches Dezernat III - Stadtentwicklung gestartet. Damals wurden geophysikalische Untersuchungen angewandt, d.h. ohne Grabungen.

Dabei wurde festgestellt, dass römische Bauten in einem weitaus größerem Ausmaß erfolgt seien, als bisher angenommen. Der Landschaftsverband Rheinland - Amt für Bodendenkmalpflege - führt zu Zeit eine umfassende Analyse zum Bereich Varnenum durch.

Die Erhebung von Daten sowie die wissenschaftliche Auswertung und Beurteilung seien in vollem Gange. Der Prozess sei noch nicht abgeschlossen, daher können auch noch keine Ergebnisse veröffentlicht werden. Wie aber bereits vorher vermutet, könne man davon ausgehen, dass sich an diesem Ort eine deutlich größere Siedlung erstreckt habe.

Herr Dr. Pavlovic beendet seinen Vortrag, dankt den Anwesenden für ihr Interesse und erklärt seine Bereitschaft, Fragen zu beantworten. Herr von Thenen dankt ihm seinerseits für seinen Vortrag.

 

Herr Gilles fragt nach dem aktuellen Stand der Sachverhaltsermittlung. Herr Dr. Pavlovic betont nochmals, dass diese noch nicht abgeschlossen sei.

 

Herr Krott dankt dem Stadtarchäologen für die Ausführungen und fragt nach den Veränderungen in der letzten Zeit.

Dr. Pavlovic verweist erneut auf die seit dem Jahr 1990 erfolgten Untersuchungen. Bereits damals habe man die Vermutung gehabt, dass die Siedlung deutlich größer gewesen sein muss als zunächst angenommen. Diese damalige Vermutung sei durch die zwischenzeitlich erfolgten geophysikalischen Untersuchungen wissenschaftlich bestätigt worden. Insbesondere das Alleinstellungsmerkmal von Kornelimünster, die Verehrung der römischen Götter Varneno und Sunuxsal, ließen vermuten, dass die römische Siedlung eine weitaus größere Bedeutung gehabt haben müsse.

 

Frau Nußbaum dankt Herrn Dr.  Pavlovic für den kurzweiligen Vortrag. Sie fragt ihn nach den von ihm angesprochenen offenen rechtlichen Fragen. Herr Dr. Pavlovic erläutert dazu, dass er sich zu einem laufenden Rechtsverfahren nicht äußern dürfe.

 

Herr Vecqueray fragt Herrn Dr. Pavlovic nach den gesetzlichen Voraussetzungen für ein mögliches Abbaggern eines Bodendenkmals. Der Stadtarchäologe nennt nochmals die gesetzliche Voraussetzung des überwiegende öffentlichen Interesses, das nicht nur von einer Behörde festgestellt werden könne.

 

Herr Hoffner erklärt, dass dieses Bodendenkmal nach seiner Auffassung vielleicht eine höhere oder auch sehr große Bedeutung habe, eventuell auch größer als der hier von Allen verehrte Karl. Er erläutert seine Einschätzung dahin gehend, dass die Funde aus der Römerzeit wesentlich älter sind und den Anfang der Kultur in dieser Gegend darstellen. Umso beschämender empfinde er die Tatsache, wie manche Besucher dieses Bereiches sich wie „die Vandalen" benehmen.

Die Vermüllung sei äußerst ärgerlich. Seiner Meinung nach sollten deshalb in den Abendstunden regelmäßige Kontrollen durch den Ordnungsdienst der Stadt stattfinden.

 

Herr von Thenen formuliert einen Beschlussvorschlag: „Die Bezirksvertretung Aachen- Kornelimünster/Walheim nimmt die Ausführungen dankend zur Kenntnis". Der Vorschlag wird einstimmig angenommen.

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Beschluss:

Die Bezirksvertretung Aachen- Kornelimünster/Walheim nimmt die Ausführungen dankend zur Kenntnis.

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