28.08.2024 - 5 Forstwirtschaftsplan 2025 für den Münsterwald
Grunddaten
- TOP:
- Ö 5
- Datum:
- Mi., 28.08.2024
- Status:
- gemischt (Niederschrift freigegeben)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Öffentliche/Nichtöffentliche Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 36 - Fachbereich Klima und Umwelt
- Beschluss:
- zur Kenntnis genommen
Beratung
Herr von Thenen begrüßt hierzu Herrn Carduck, Betriebshofleiter beim Gemeindeforstamt der Stadt Aachen, in Vertretung des heute verhinderten Abteilungsleiters Herrn Dr. Krämer. Er nimmt Bezug auf den vorgelegten Forstwirtschaftsplan für das bevorstehende Jahr 2025. Herr von Thenen hat, wie alle anderen Bezirksvertre-ter*innen auch, den Plan gelesen. Er stellt erfreut fest, dass es dem Münsterwald aufgrund der überdurch-schnittlichen Regenmengen seit dem letzten Bericht wohl doch um einiges besser geht als noch im letzten Jahr.
Herr Carduck bestätigt die Einschätzung des Bezirksbürgermeisters, insbesondere dass die Population des Borkenkäfers schon während des letzten Winters deutlich zurückgegangen ist. Neben den günstigen Witte-rungsverhältnissen haben auch die durchgeführten Maßnahmen des Gemeindeforstamtes, hier insbesondere das möglichst zeitnahe Fällen der betroffenen Bäume sowie die Entnahme der Baumstämme aus dem Wald, deutlich spürbar der Vermehrung dieser Forstschädlinge entgegenwirken können.
Geplant war eigentlich, dass diese Arbeiten zum Ende des I. Quartals 2024 beendet werden sollten. Aufgrund der großen Zahl der geschädigten Bäume konnte dieses Ziel nicht erreicht werden. Diese Arbeiten werden aber voraussichtlich Mitte September abgeschlossen werden können.
So gewünscht der Regen insgesamt für die Weiterentwicklung des Waldes ist, so schwieriger ist aber dann die Herausnahme der geschlagenen Stämme, da die unbefestigten Wege, die zum Holzrücken genutzt werden, bei regennassen Böden stärker in Mitleidenschaft gezogen werden.
Herr Krott stellt fest, dass nach dem heute vorgelegten Plan bei den Fichtenbeständen wohl eine Beruhigung zu verzeichnen ist. Er fragt Herrn Carduck, ob es klug ist, als Ersatz für die zerstörten Fichten jetzt vermehrt Buchen zu pflanzen, wenn man weiß, dass auch diese Bäume durch Trockenheit dauerhalt geschädigt werden.
Herr Carduck erläutert hierzu, dass die Bodenbeschaffenheit sich im Münsterwald zum Aachener Stadtwald doch unterscheidet. Deshalb wird im Münsterwald statt der Buche vermehrt die Stieleiche gepflanzt. Von insgesamt 1.575 geplanten Pflanzungen werden neben 130 Hainbuchen (= 8,25%) in der Hauptsache 1.175 Stieleichen (= 75%) genutzt.
Herr Nießen fragt, was mit dem doch großen Teil von Kahlflächen im Münsterwald zukünftig geplant ist. Herr Carduck weist in diesem Zusammenhang auf die im Jahr 2025 anstehende „Waldinventur“ hin, die regelmäßig alle 10 Jahre ansteht. Durch die große Zahl von geschädigten und dann auch gefällten und entnommenen Bäumen, insbesondere seit dem Jahr 2018, gibt es leider keine verlässlichen Zahlen mehr, wie viele Bäume der unterschiedlichen Baumarten im Stadtwald wie auch im Münsterwald aktuell vorhanden sind.
Wenn auch immer von einem „schnellen“ Umbau des Waldes in den verschiedenen Medien die Rede ist, gibt er zu bedenken, dass im Forstbereich ein solch „schneller“ Umbau einen Zeitraum von etwa 30 Jahren entspricht. Sobald wieder belastbare Zahlen vorliegen, wird sich die zukünftige Planung daran natürlich orientieren. Auch wird im Münsterwald zukünftig ein möglichst optimaler Mix von unterschiedlichen Baumarten angestrebt. Eine Monokultur von Stieleichen ist weder geplant noch zu befürchten.
Herr Hoffner fragt nach dem Buchenbestand im Naturschutzgebiet Klauserwäldchen, wo nach seiner persönli-chen Wahrnehmung die gefällten Bäume entgegen anderen Verlautbarungen nicht als Totholz im Wald ver-bleiben, sondern abtransportiert werden. Herr Carduck erläutert dazu, dass sich keine einzige Fläche im ange-sprochenen Gebiet im städtischen Besitz befindet und er insofern dazu keinerlei Angaben machen kann.
Im Bereich Frankenwäldchen, der sich untermittelbar an das Klauserwäldchen anschließt, werden von Ge-meindeforstamt sehr vereinzelt Maßnahmen ergriffen, die sich aus der Verkehrssicherheitsverpflichtung erge-ben, hier insbesondere am ehemaligen Steinbruch. Es erfolgt hier seitens der Stadt keine geregelte Vermark-tung des Totholzes.
Frau Nußbaum spricht das im Forstwirtschaftsplan genannte „Lübecker Modell“ an und wünscht sich hierzu eine nähere Erläuterung, hier insbesondere des Begriffes „Brusthöhenumfang von 20 Zentimeter“. Herr Carduck erklärt hierzu, dass mit dem Lübecker Modell ein Konzept zur naturnahen Waldnutzung angestrebt wird. Von insgesamt etwa 1.400 Hektar Waldfläche wird seitens des Gemeindeforstamtes versucht, auf ca. 250 Hektar dieses Konzept anzuwenden. In der Regel bedeutet dies, dass man in den ersten 40 Jahren nach Neuanpflanzung auf Eingriffe durch die Forstwirtschaft nach Möglichkeit verzichtet. Da man in Aachen noch nicht über langjährige Erfahrungen mit der Vorgehensweise einer naturnahen Forstbewirtschaftung verfügt, wird man erst in einigen Jahren feststellen können, ob dieses Konzept erfolgreich ist.
Herr Nießen möchte im Nachgang zu der Äußerung von Herrn Hoffner zum Klauserwäldchen erwähnen, dass es sein kann, dass die von ihm dort festgestellten aufgestapelten Buchenstämme die durch die im Juli 2021 erfolgten Flut angeschwemmten Totholzbestände sind, die ursprünglich gar nicht dort gewachsen sind.
Frau Bastian erwähnt Pflanzaktionen im Aachener Wald, wo auch Bürger*innen aktiv eingebunden wurden. Sie fragt Herrn Carduck, ob er sich ähnliche Aktivitäten auch im Münsterwald vorstellen könne. Grundsätzlich kann er sich das vorstellen, wenn gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sind, wie z.B. eine gute verkehrliche Erreichbarkeit der Pflanzflächen.
Weiter fragt Frau Bastian nach Presseberichten über das Auftauchen eines Wolfes im Stadtbezirk Kornelimüns-ter/Walheim. Herr Carduck bestätigt, dass hier immer mal wieder Wölfe durchziehen. Die bisherigen wenigen Begegnungen waren alle unproblematisch. Nicht weit von der Grenze wurden vereinzelt Schafe auf belgischem Gebiet gerissen. Auf dem Gebiet des Münsterwaldes werden keine Nutztiere gehalten.Das dort vorhandene Schwarz- und Rotwild kann natürlich Wölfe anlocken. Diese Entnahmen von Wildtieren sind ja so auch gewollt. Eine aktuelle Gefährdung von Spaziergehenden sieht Herr Carduck nicht. Hunde sollten aber grundsätzlich im Wald angeleint sein, um Bodenbrüter, Hasen oder andere Tiere zu schützen, unabhängig davon, ob ein Wolf im Wald ist oder auch nicht.
Frau Bastian fragt Herrn Carduck noch, ob zukünftig wieder Waldführungen angeboten werden. Herr Dr. Krämer hätte diese früher angeboten. Herr Carduck wird diese Frage weiterleiten. Da keine weiteren Fragen mehr gewünscht werden, bedankt sich Herr von Thenen bei Herrn Carduck für den Vortrag und die Beantwortung der Fragen.