07.10.2020 - 5 Forstwirtschaftsplan 2021

Beschluss:
ungeändert beschlossen
Reduzieren

Beratung

 

Frau Conradt begrüßt hierzu Herrn Koch ganz herzlich. Jedes Jahr freue man sich auf die Ausführungen. Durch die Vorträge habe man viel gelernt und mitbekommen, was den Wald anbelangt und auch welche Probleme damit einhergehen. Und unter Corona habe wohl auch der Wald ein wenig zu leiden, was Herr Koch aber sicherlich in seinem Vortrag erläutern werde.

 

Herr Koch führt aus, dass es in den letzten drei Jahren riesige Probleme im Wald gibt. Es sei eine Krisensituation und man sei dabei, sie zu bewältigen. Aufgrund des Klimawandels hat sich der Borkenkäfer explosionsartig vermehrt und einen Großteil des Aachener Stadtwaldes befallen. Das bruttaugliche Material sei ausgeräumt, aber der Holzpreis sei ausgesprochen schlecht.

Dennoch sei man gut aufgestellt. Und zwar weil der Aachener Stadtwald relativ kleinflächig aufgeforstet wurde, eine lange Tradition einer naturgemäßen Bewirtschaftung stattgefunden hat und der Laubholzanteil relativ hoch ist. Das Laubholz sehe im Vergleich zu anderen Gegenden noch relativ gut aus, obwohl es auch im dritten Jahr des Regenmangels Trockenschäden bei den Buchen gibt. Herr Koch ist zuversichtlich, dass man ohne größere Schäden aus dieser Krisensituation herauskommen wird.

Er mache sich aber Gedanken, ob die einheimischen Baumarten langfristig ausreichen werden, den Wald in seinem heutigen Erscheinungsbild aufrecht zu erhalten. Es gab in der Erdgeschichte auch Warmzeiten, da wurden eben andere Baumarten begünstigt, zum Beispiel die Eiche gegenüber der Buche. Die Klimaerwärmung der letzten paar Jahre solle angeblich noch kein Grad betragen, und Optimisten prognostizieren eine Erwärmung um drei Grad. Wenn diese einheimischen mitteleuropäischen Baumarten, die heute unsere potentiellen natürlichen Waldgesellschaften bilden, nicht mehr ausreichen, dann wird man künftig mediterrane und amerikanische Arten einbringen müssen, um noch einen Wald zu haben. Dies wird nicht einfach, denn diese Waldsysteme sind sehr komplex.

Und auch Corona stelle eine Herausforderung dar. Das Besucheraufkommen sei um 50% gestiegen. Darunter seien viele Menschen, die sonst nie im Stadtwald unterwegs sind und sich dort nicht gut verhalten haben. So seien einige wohl aus blanker Angst vor anderen Menschen quer durch den Wald und die Kulturen gegangen, also auf Wegen, die verboten sind. Wenn man sie freundlich angesprochen habe, seien viele einsichtig gewesen, einige reagierten aber auch aggressiv. So habe das erhöhte Besucheraufkommen zu mehr Arbeit geführt. Hierzu habe Herr Dr. Krämer in der Vorlage berichtet.

Im kommenden Forstwirtschaftsjahr liegt der Schwerpunkt auf der Pflanzung, wobei geeignete Flächen auch der natürlichen Sukzession überlassen werden sollen.

 

Neben dem Pflanzen sind auch die Forstkulturen zu pflegen. Der Einschlag wird mager ausfallen. Er wird hauptsächlich den Bereich Brennholz betreffen.

 

Frau Conradt dankt für den Vortrag und erteilt Frau Gaube das Wort.

 

Sie schließt sich dem Dank an und stellt fest, dass Herr Koch die desolate Situation recht freundlich beschrieben habe. Sie sei überzeugt, dass der Forstbetrieb alles ihm Mögliche tue und damit auch Erfolg haben werde. Mit den Pflegemaßnahmen sei ihre Fraktion einverstanden. Mit etwas Glück gelinge es wohl, den Wald zu erhalten.

 

Herr Dr. Otten bedankt sich bei Herrn Koch für die erhellenden, wenn auch nicht befriedigenden Erläuterungen im Hinblick auf den Zustand des Waldes. Im Wald sehe man, wie stark der Borkenkäfer dort wüte. Deshalb stelle sich ihm die Frage, ob man dem irgendwie Herr werden könne, ob dies realistisch sei.

Dann erkundigt er sich nach dem Zustand des Kastanienbestandes, der bereits seit einiger Zeit unter einem Schädling leidet. Aus den Vorträgen in dieser WP habe man gelernt, dass man sich damit abfinden müsse, dass Kastanien verloren gehen werden. Geschwächte Bäume erkenne man an Verfärbungen und frühem Verwelken der Blätter sowie durch das Ausprägen deutlich kleinerer Kastanien. Irgendwie scheine das aber anders zu werden, die Blätter sehen anders aus und auch die Kastanien werden wieder größer. Herr Dr. Otten erkundigt sich, ob dies nur eine subjektive Wahrnehmung sei, oder ob möglicherweise dem Schädling ein natürlicher Feind gefolgt sei, der den Schädling erlegt.

 

Herr Koch bejaht dies mit dem Hinweis, dass dies nur eine Frage der Zeit gewesen sei bis sich antagonistische Gegenspieler gebildet haben. Der Zustand der Kastanien habe sich hierdurch verbessert.

Auch bei den Eschen ist durch die Trockenheit keine weitere Verschlechterung des Bestandes festzustellen, insbesondere die älteren Bestände sehen wieder ganz gut aus.

 

Herr Dr. Otten bedankt sich für die Erläuterungen.

 

Auch Herr Deloie spricht Herrn Koch seinen Dank für den Vortrag aus. Seine Frage bezieht sich auf Corona und die hieraus resultierende verstärkte Waldnutzung: Er möchte wissen, ob hierdurch mehr Konflikte entstanden sind als in den Jahren zuvor.

 

Herr Koch berichtet, dass für viele Waldbesucher Corona eine schwierige Zeit gewesen sei. Und irgendwie seien die Mitarbeiter des Forstamtes darauf eingegangen. So habe man habe den Leuten z. B. erklärt, warum sie nicht durch die Kulturen gehen sollten. Und 99% der Angesprochenen haben dies verstanden und sich einsichtig gezeigt. Die restlichen Personen haben aggressiv reagiert. Darunter seien auch Mountainbiker gewesen. Und einige Fälle habe man auch als Ordnungswidrigkeit verfolgt. Eigentlich bräuchte man eine Kraft, die nur kontrolliert. In den letzten Jahren sei aber eine Revierleiterstelle für lange Zeit nicht besetzt gewesen. Und wenn sich Besucher, die man freundlich angesprochen habe, am nächsten Tag wegen unfreundlichen Verhaltens beschweren, so könne einem das sogar eine Dienstaufsichtsbeschwerde bescheren.

 

Merklich erstaunt über die letzten Worte von Herrn Koch bedankt sich Frau Conradt nochmals sehr herzlich bei ihm für seinen Bericht. Sie hoffe, dass der Wald sich weiter selber erholt, entweder weil er sich selber helfe oder weil die ergriffenen Maßnahmen fruchten. Sie bittet, Herrn Dr. Krämer ganz herzlich von der Bezirksvertretung zu grüßen. Im nächsten Jahr seien sie wieder herzlich willkommen.

Sodann lässt Frau Conradt über den Beschlussvorschlag abstimmen.

 

Reduzieren

Beschluss:

Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte nimmt den Forstwirtschaftsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2021 für den Stadtwald zustimmend zur Kenntnis.

Reduzieren

Abstimmungsergebnis:

Einstimmig