14.04.2021 - 4 Freyenter Wald / Bericht des NABU-Aachen zur zu...

Beschluss:
zur Kenntnis genommen
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Beratung

 Herr von Thenen begrüßt Herrn Dr. Aletsee von der Naturschutzstation Aachen.

 

 

Herr Dr. Aletsee begrüßt alle Teilnehmer*innen und stellt die Naturschutzstation vor. Zu den Hauptaufgaben gehören der Artenschutz, aber auch der Biotopschutz ganz allgemein und die Beratung von Verwaltung und Politik und die Öffentlichkeitsarbeit.

 

Herr Dr. Aletsee führt nun ergänzt zur Vorlage aus.

 

Der Freyenter Wald liegt südlich von Lichtenbusch und ist vielen unbekannt. Er wurde 2019 von der Gemeinde Raeren gekauft und gehört nun zu 90% der NRW Stiftung und zu 10% dem NABU Stadtverband. Die Zielsetzung ist ein Waldwildnisgebiet dort zu entwickeln, entsprechend des Landesnaturschutzgesetzes NRW. Herr Dr. Aletsee erläutert anhand einer Karte, dass es z.Z. nur eine offizielle Zuwegung gibt. Es gibt noch zwei Pfade, die in den Wald führen, ansonsten ist der Wald nicht zugänglich und von daher auch wenig bekannt. Er ist wegemäßig nicht, bzw. kaum erschlossen. Dieser Umstand ist für die Natur sehr wertvoll. Es gibt seltene Pflanzen und Tierarten, z.B. Schmetterlinge, Fledermäuse, Rotmilan usw. ,  einen großen Bestand an alten Eichen, aber auch viel Totholz. Das ist der Grund, weshalb der Freyenter Wald vollständig unter Naturschutz gestellt werden soll. Wald- Wildniskonzept heißt Einstellung der wirtschaftlichen Nutzung des Holzes und das weitere ist die Herstellung der natürlichen, abiotischen Faktoren, dazu gehört z.B. das Zurückdrängen von bestimmten Baumarten, z.B. der Fichte. Danach wird die Fläche sich selbst überlassen. Das wird in ca. 5 - 10 Jahren abgeschlossen sein. Dann wird in den Wald forstlich nicht mehr eingegriffen. Der Wald regeneriert sich selber aus standortgerechten Bäumen, entsprechender Flora und Fauna in einem in sich bestehendem Ökosystem. Das heißt nicht, dass der Wald gesperrt wird, der Wald wird weiterhin ein Raum der Erholung sein, wobei darauf geachtet wird, dass es ruhige Erholung ist.

 

Herr Krott, begrüßt sehr im Namen seiner Fraktion, dass der Wald in eine Naturschutzorganisation gewechselt ist und somit die Entwicklung des Waldwildniskonzeptes und der ruhigen Erholung möglich wird. Herr Krott fragt nach, ob der Spaziergang für die Lichtenbuscher auch über die inoffiziellen Zuwege für die Bürger*innen möglich ist? Der Wald ist noch für die Jagd verpachtet. Gibt es Pläne von den Jagdeigentümern?

 

Herr Plum Grünen Fraktion fragt, ob es eine Zuwegung von Lichtenbusch durch den Wald bis Raeren gibt?

 

Für die CDU-BF schließt sich Frau Nußbaum den Wortbeiträgen an bittet um Auskunft, ob  Fußwege eingerichtet werden, da der Wald auch der Naherholung dienen soll.

 

Herr Dr. Aletsee erklärt, dass es nach dem Bundeswaldgesetz im Wald keine Verkehrssicherungspflicht gibt, demnach ist jeder für sich und sein Tun verantwortlich. Der Durchweg soll als Fußweg vorhanden bleiben, auch wenn er kein offizieller Weg ist. Der Wald ist für die Bürger da, vor allem für die lokale Bevölkerung. Die Wegegestaltung oder evtl. auch ein Lehrpfad ist noch offen. Zur Jagdsituation, ist es wichtig zu wissen, dass dort ein selbstständiges Jagdrevier ist, das auch so bleiben soll. Wahrscheinlich wird kurzfristig die Zuwegung mit Schildern für Radfahrer*innen sichtbar gesperrt.

 

Herr von Thenen bittet Herrn Dr. Aletsee das Wegekonzept nach Erstellung in der Bezirksvertretung vorzustellen.

 

Herr Dr. Aletsee berichtet nun zum Westwall, welches ein Projekt vom Landschaftsverband Rheinland ist. Laufzeit ist bis 2022. Partner ist die Naturstation in Wildenrath und der Kreis Heinsberg. Der Westwall ist durch seine Höckerlinie und Bunker bekannt, jedoch steht bei diesem Projekt die Höckerlinie im Vordergrund, um Biotopstrukturen, in Verbund mit Obstwiesen und Hecken aufzubauen. In verschiedenen Bereichen von Aachen Nord und Süd werden ähnliche Bereiche angelegt. Wir gehen auf Privateigentümer zu und versuchen sie miteinzubinden, um dem Rückgang der Natur entgegenzuwirken.

 

Das EU-Life Projekt „BOVAR“ befasst sich einer sehr seltenen Amphibienart und geht über acht Jahre. Die Geburtshelferkröte, sowie der Glockenfrosch kommen hier in der Gegend, speziell in Aachen-Walheim, sehr selten vor, genauso wie der Kammmolch und die Kreuzkröte. Hintergrund ist der Verlust an Gewässern. Viele Maßnahmen finden in Steinbrüchen statt, teilweise für die Bürger nicht sichtbar.

 

Projekt „Neobiota-Bekämpfung im Iter- und Indetal“

Das sind fremdländische Tier- und Pflanzenarten, die von Menschen in ihr nicht natürliches Verbreitungsgebiet eingeschleppt wurden. In Europa ist dies ein geringeres Problem, aber weltweit der zweitstärkste Grund für den Verlust der Biodiversität. Bei uns sind drei Arten vorrangig, z.B. der amerik. Signalkrebs und unser europäischer Edelkrebs, der durch den amerik. Signalkrebs verdrängt wird. Mit Unterstützung der Unteren Wasser- und Naturschutzbehörde wurden Reusen an verschiedenen Stellen eingesetzt, um die Population des Edelkrebses zu retten. Eine weitere Art ist das indische Springkraut. Das ist ein Projekt, wo sehr erfolgreich die fremdländische Pflanze bekämpft werden konnte. Das indische Springkraut ist eine Pflanze, die unsere heimischen Pflanzen sehr stark überwuchert.

 

Für die SPD-BF gibt Herr Krott noch zu bedenken, dass die Wasserqualität in Inde und Itter sehr schlecht ist und es so gut wie keinen Fischbestand mehr gibt. Dies hängt unter anderem mit der belgischen Abwasserpolitik zusammen, da die belgische Abwassereinleitung nicht den heutigen europäischen Standards entspricht. Dies ist den dort politischen Verantwortlichen bekannt und aus unserer Wahrnehmung wird auch nichts dagegen unternommen. Diese schlechte Abwasserqualität hat einen erheblichen Einfluss auf unsere Flüsse. Gibt es partnerschaftliche Naturschutzorganisationen und was wird dort unternommen und was kann die Politik dazu beitragen, damit die dort Zuständigen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden?

 

Herr Dr. Aletsee meint, dieses Problem ist eine Kombination aus dem Abwasser, was eingeleitet wird, den niedrigen Wasserständen und aus einem starken Gülleauftrag auf unseren landwirtschaftlichen Flächen. Mit der Gemeinde Raeren besteht ein guter Kontakt, jedoch ist diese an Weisungen der übergeordneten Behörde gebunden. Die Stadt Aachen sollte dies in einem Brief an die Gemeinde Raeren thematisieren und damit den politischen Druck erhöhen. Die belgischen Naturschutzorganisationen sind derzeit nicht gut aufgestellt, so dass hier keine Unterstützung zu erwarten ist.

 

Sodann fasst die Bezirksvertretung Aachen-Kornelimünster/Walheim folgenden einstimmigen

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Beschluss:

Die Bezirksvertretung Aachen-Kornelimünster/Walheim nimmt den Sachstandsbericht der

NABU-Naturschutzstation Aachen zur Kenntnis.

 

Der Antrag der SPD-BF vom 01.12.2020 gilt damit als behandelt.

 

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Abstimmungsergebnis:

Zustimmung: Ablehnung: Enthaltung:

Einstimmig keine keine

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Anlagen zur Vorlage

Online-Version dieser Seite: http://ratsinfo.aachen.de/public/to020?TOLFDNR=106130&selfaction=print