13.12.2022 - 4.3 Bürgerantrag auf Umbenennung des Hansemannplatz...

Beschluss:
geändert beschlossen
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Beratung

Der Antragsteller, Herr Kraft, erhält das Wort und begrüßt das Gremium, die Verwaltung und die anwesenden Bürger*innen. Danach trägt er seinen Antrag anhand der schriftlichen Ausfertigung vor. Verkürzt fordert dieser, den Hansemannplatz umzubenennen, da die Werte von David Hansemann nicht mit den Werten unserer Gesellschaft vereinbar seien. David Hansemann habe sozialdarwinistische Ansätze und trotz seiner vielen Projekte scheinen diese nicht altruistisch geprägt.

Frau Keupen bedankt sich, sie nehme die Anregung mit, über Denkmäler nachzudenken, aber es sei schwierig hier das richtige Maß zu treffen. Sie erteilt Herrn Dr. Rohrkamp, dem Archivleiter des Stadtarchivs Aachen, das Wort.

 

Herr Dr. Rohrkamp pflichtet Frau Keupen bei, es sei generell gut, sich über Namensgebung von Denkmälern und Straßen auseinanderzusetzen. Man müsse aber historische Personen immer als Ganzes betrachten. Es gebe zwar Richtlinien, aber diese gelten nur für Straßennamen. Ein mögliches Kriterium sei hier, ob die Person aufgerufen habe, andere Menschen zu schädigen. Hier gebe es im Bezug auf David Hansemann keine neuen Erkenntnisse. Es habe damals eine ganz andere historische Situation geherrscht, vor der man die Aussagen und Taten von David Hansemann sehen müsse. Er unterstütze aber ebenfalls, sich immer wieder in den Diskurs zu begeben und stellt die Möglichkeit in den Raum, hier vielleicht am Beispiel anderer Städte eine systematische Lösung einzuführen.

 

Frau Scheidt bedankt sich, es sei enorm interessant sich mit Denkmälern in der Stadt auseinanderzusetzen. Sie verdeutlicht, wie wichtig es sei, über Denkmäler nachzudenken und bringt ein Beispiel aus Antwerpen, wo ein altes Denkmal nach erneuter historischer Auseinandersetzung, demontiert wurde. Sich hier mit nur einem Denkmal als Einzelfall zu beschäftigen, sei zu wenig. Bürgerprojekte, wie die „Stolpersteine“, bzw. „Wege gegen das Vergessen“, müssten in die Verwaltung und in den entsprechenden Gremien besprochen werden. Sie formuliert die Bitte, dass die Bürger*innen sich engagieren, man würde so etwas Großes daraus machen.

 

Herr Palm begrüßt die Anwesenden und spricht Herrn Kraft direkt an. Der Antrag sei für ihn „unsäglich“ und er sei froh, dass Herr Dr. Rohrkamp diesen ablehne. Er zeigte sich geschockt, eine so „honorige“ Person hinabzusetzen. Er verstehe nicht, wie ein einziger Beitrag aus dem Gesamtwerk herausgerissen werden könne, das Anliegen von Herrn Kraft sei augenscheinlich „ideologisch hinterlegt“.

 

Herr Hilgers bedankt sich ebenfalls, der Antrag habe dazu geführt, dass er sich erneut mit David Hansemann auseinandergesetzt habe. Natürlich teile die CDU die erwähnte These von David Hansemann, aber er habe auch viele soziale Projekte ins Leben gerufen. Der Wille die Umstände der ärmeren Bevölkerung zu Verbessern sei zu dieser Zeit etwas ganz Besonderes. Hansemann sei ein „Kind seiner Zeit, aber seiner Zeit auch weit voraus“. Das Denkmal von David Hansemann habe seinen festen Platz, aber es führe zu Diskussionen, die gut seien.

 

Frau Nüttgens bedankt sich für den interessanten Denkanstoß. Gleichzeitig hofft sie, dass die Tonlage, die teilweise eingeschlagen wurde, nicht die übliche Gangart im Bürgerforum sei. Das wäre schlecht und würde ein falsches Bild für die mutigen Antragstellenden geben. Es sei sehr wichtig, sich solche Gedanken zu machen, schließlich würden alle solche Personen außerhalb des historischen Kontexts wahrgenommen. Eine Idee wäre es, Plaketten mit erläuternden Informationen anzubringen.

Frau Schmitt-Promny (Die Grünen) sieht den Antrag ebenfalls als Anstoß, sich mit Denkmälern von historischen Personen auseinanderzusetzen. Die Stadtgesellschaft brauche diese Auseinandersetzung und das Vergessen müsse verhindert werden. Das alles habe nichts mit „ideologisch hinterlegt“ zu tun. Es sei aber selbstverständlich schwer, aus einem Satz oder Textauszug eine historische Figur zu schaffen und sie stimme dem Antrag nicht zu.

 

Herr Dopatka schließt sich in seiner Rolle als Mitglied des Gremiums seinen Vorredner*innen an. Er verstehe den Ansatz, sei aber selbst zu einem anderen Schluss gekommen: Die Gesamtwahrnehmung sei wichtig bei der Auseinandersetzung von historischen Persönlichkeiten. So hätten beispielsweise die griechischen Philosophen wie Sokrates in einer sklavenhaltenden Gesellschaft gelebt, ohne die damaligen Strukturen in Frage zu stellen. Gleichzeitig hätten viele von ihnen die Philosophie und den Humanismus vorangebracht. Man müsse handelnde Personen immer im Kontext ihrer historischen Zeit abwägen und einordnen.

 

Herr Kraft richtet sich an Herrn Palm, nicht sein Antrag, sondern die Äußerungen von David Hansemann seien „unsäglich“. Auch die gebrachten Argumente von Herrn Dr. Rohrkamp überzeugten ihn nur bedingt. So sei David Hansemanns Einfluss auf die Eisenbahnanbindung Aachens nicht so groß, wie erwähnt. Er beharrt darauf, dass der Platz „Kölntorplatz“ genannt werden solle.

 

Herr Dopatka bringt erneut an, dass Herr Kraft es trotzdem gelungen sei, dass sich alle Anwesenden mit dem wichtigen Thema der Denkmäler auseinandergesetzt hätten. Er empfehle den Beschlussvorschlag zu ergänzen, dass in den zuständigen Gremien über eine historische Aufarbeitung, möglicherweise in Form von Plaketten an den Denkmälern, beraten werde.

 

Frau Schmitt-Promny plädiert dafür einen Arbeitsprozess einzuleiten, um gemeinsam mit den Bürger*innen die historischen Bezüge von Straßennahmen, Denkmälern und vergleichbarem zu erarbeiten.

 

Herr Tillmanns bringt vor, dass es nicht der Wunsch des Bürgerforums sei, dass die Verwaltung sofort in einen riesigen Prozess alle Straßennamen und Denkmäler vorlegt.

 

Frau Scheidt schlägt vor, das Gremium könne empfehlen mit einer eventuellen Aufarbeitung zu beginnen. Ihr sei es wichtig, dass der Beschluss nicht zu wässrig sei und der Antrag Wirkung zeige.

Frau Schmitt-Promny kommt nochmal zu ihrer Formulierung zurück, hier ginge es nicht um eine „wässrige Formulierung“, sondern ihr sei der Arbeitsprozess mit den Bürger*innen und ein offener Ansatz wichtig.

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Beschluss:

Das Bürgerforum nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und empfiehlt den entscheidungsbefugten zuständigen Gremien keine Umbenennung des Hansemannplatzes vorzunehmen und die Entfernung des dortigen David-Hansemann-Denkmals abzulehnen. Das Bürgerforum empfiehlt den Gremien eine mögliche Aufarbeitung des historischen Kontexts von städtischen Denkmälern in eigener Zuständigkeit zu prüfen.

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Abstimmungsergebnis:

Einstimmig angenommen

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Anlagen zur Vorlage

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