Kenntnisnahme - FB 36/0509/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Forstwirtschaftsplan 2025 für den Stadtwald
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 36 - Fachbereich Klima und Umwelt
- Verfasst von:
- FB 36/600
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
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Bezirksvertretung Aachen-Mitte
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Kenntnisnahme
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28.08.2024
|
Erläuterungen
Die Kommune erstellt gemäß Landesforstgesetz NRW jährlich einen Forstwirtschaftsplan. Dieser setzt die jährlich aus dem 10-jährigen Betriebsplan (Forsteinrichtungswerk) abgeleiteten Einzelmaßnahmen zur Erfüllung der forstbetrieblichen Ziele fest.
Zentrale Ziele gemäß der Nachhaltigkeitsstrategie für den Kommunalwald der Stadt Aachen (Ratsbeschluss vom 23.08.2023) sind die Sicherung der ökologischen Wertigkeit des Waldes/die Steigerung der Biodiversität, der Aufbau naturnaher Waldgesellschaften, die Sicherung des Waldes als Erholungsraum, die Bereitstellung von qualitativ hochwertigem Holz, der Erhalt der Kaltluftproduktion, die Sicherung der Grundwasserneubildung und Regenwasserrückhaltung und Bindung von CO 2 im städtischen Wald. Im Grunde genommen Aspekte, die unter den Begriff Gemeinwohlleistung zusammengefasst werden können.
Das Forsteinrichtungswerk läuft zum 30.09.2025 aus und wird im kommenden Jahr aktualisiert.
Rückblick auf das Forstwirtschaftsjahr (FWJ) 2024
Das FWJ 2024 war geprägt von einem niederschlagsreichen Winter sowie von überdurchschnittlich hohen Regenmengen im Mai, Juni und Juli. Die Wassersituation in den Wäldern hat sich dadurch deutlich entspannt und die Bodenspeicher sind gut mit Wasser gefüllt.
Einhergehend mit der feucht-kühlen Witterung konnten sich Borkenkäfer nur gebremst vermehren. Im Gegenzug gewannen die Fichten an Vitalität und setzten sich gegen den Befall zur Wehr. Infolgedessen stagnierte im FWJ 2024 die Menge an Kalamitätsholz.
Mit dem Rückgang der außerplanmäßigen Nutzungen sinkt auch die Zahl der Freiflächen, die gemäß Landesforstgesetz innerhalb von zwei Jahren wiederaufzuforsten und zu pflegen sind. Der Forstbetrieb steuert nach langer Zeit wieder auf reguläre und damit planbare Verhältnisse zu.
Einige Laubbaumarten (v.a. Buche) zeigen nach wie vor deutlich Blattverluste in der Krone. Es handelt sich unter anderem um Spätfolgen der langanhaltenden Trockenheit und der Hitze aus den Jahren 2018-2020 und 2022. Bei der Esche wie auch bei anderen Laubbäumen kommen weitere Mortalitätsfaktor hinzu, bspw. das Eschentriebsterben (Pilzbefall).
Für die Holzbereitstellung waren die hohen Niederschlagsmengen eher hinderlich, da die aufgeweichten Rückegassen kaum zu befahren waren. Mit den für 2024 geplanten Fichtendurchforstungen wurde zeitnah im November 2023 begonnen mit dem Ziel, diese bis Ende März 2024 abzuschließen. Witterungsbedingt wurden die Arbeiten jedoch häufig unterbrochen, so dass sich zum Stichtag 31.07.2024 immer noch Stämme im Wald (Münsterwald) befanden. Mit den Durchforstungen im Stadtwald wurde gar nicht erst begonnen; diese wurden komplett zurückgestellt. Je nach Witterung werden die Arbeiten im Spätsommer/Herbst fortgeführt. Dies erklärt die Plan-Ist-Abweichung in der nachfolgenden Übersicht.
Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Gegenüberstellung der Planwerte und dem Vollzug für den Gesamtbetrieb mit Stichtag 31.07.2024.
Art der Tätigkeit |
Einheit |
Plan |
Ist |
|
Holzeinschlag |
Laubholz |
Festmeter |
975 |
327 |
Nadelholz (Kalamität) |
Festmeter |
8.932 |
5.070 |
|
Pflanzung |
Stück |
15.560 |
15.720 |
|
Kulturpflege (tw. 2x pro Jahr) |
Hektar |
26 |
26 |
|
Jungbestandspflege |
Hektar |
17 |
9 |
|
Verbissschutz (tw. 2x pro Jahr) |
Hektar |
21 |
21 |
In der Gesamtschau wurde der Plan weitestgehend umgesetzt. Die Vorgaben im Bereich der Jungbestandspflege konnte nur in Teilen vollzogen werden. Die Arbeiten sind jedoch nicht zeitkritisch und werden nachgeholt.
Mit Beschluss vom 04.06.2024 wurden die von der Verwaltung vorgestellten Naturwaldentwicklungsflächen verabschiedet. Naturwaldentwicklungsflächen sind Waldgebiete, die nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden und sich natürlich entwickeln dürfen. Insgesamt wurden knapp 137 Hektar ausgewählt. Das entspricht 5,8 Prozent der städtischen Gesamtwaldfläche. In Verbindung mit den bereits im Jahr 2003 ausgewiesenen Naturwaldentwicklungsflächen summieren sich die Waldflächen mit Nutzungsverzicht auf ca. 255 Hektar, entsprechend 10,8 Prozent.
Forstwirtschaftsplan 2025
a) Holzbereitstellung und Waldentwicklung
|
Baumartengruppen (Angaben in Festmeter) |
||||||
|
|
Eiche |
Buche/Alh*) |
Aln*) |
Kiefer/ |
Fichte**)/ |
Summe |
a) |
jährl. Hiebssatz Forsteinrichtung 2015 |
551 |
2.767 |
455 |
681 |
4.959 |
9.413 |
b) |
abgeglichener Hiebssatz 2025 |
3.181 |
16.067 |
3.613 |
4.942 |
2.915 |
30.718 |
c) |
Planung 2025 |
70 |
419 |
29 |
336 |
3.786 |
4.640 |
*) Alh = andere Laubbäume mit hoher Umtriebszeit (Esche, Bergahorn, Kirsche)
Aln = andere Laubbäume mit niedriger Umtriebszeit (Roteiche, Birke, Roterle, Eberesche, Robinie,
Rosskastanie)
zu a) Der jährl. Hiebsatz beschreibt die nachhaltig nutzbare Holzmenge je Jahr, getrennt nach Holzartengruppen
zu b) Der abgeglichene Hiebsatz summiert sämtliche Mehr- oder Mindernutzungen der Vorjahre seit Inkrafttreten
des Forsteinrichtungswerkes (01.10.2015) auf. Diese Holzmenge wäre theoretisch nutzbar, ohne die Kriterien
der Nachhaltigkeit zu verletzen
Zeile a) stellt die laut Forsteinrichtung 2015 mögliche jährliche Nutzungsmenge aufgeschlüsselt nach Baumartengruppen dar. Diese Aufstellung ist teilweise überholt, da aufgrund der Schadereignisse Fichtenwälder verlorengingen und auf den entstandenen Freiflächen noch kein nutzbares Holz anfällt. Dennoch sind Pflegerückstände in den verbliebenen Fichtenwäldern zu verzeichnen, die nun nachgeholt werden. Geplant ist die Nutzung von 4.122 Erntefestmeter Kiefer, Lärche, Douglasie und Fichte.
Gemäß dem Waldbewirtschaftungskonzept der Stadt Aachen werden in den Laubwäldern, bedingt durch eine gedrosselte Holznutzung, weitere Holzvorräte aufgebaut. Die geplanten Nutzungsmengen sind gering, auch aufgrund der ungünstigen Holzmarktlage (v.a. bei Buchen). Entlang der Straßen und der Wohnbebauung werden jedoch verstärkt Verkehrssicherungsmaßnahmen durchgeführt. Betroffen sind in erster Linie Laubbäume. Diese Maßnahmen sind – da zum Teil nicht planbar - im Forstwirtschaftsplan nicht enthalten. Sie erhöhen die genutzte Laubholzmenge nur unwesentlich.
Neben der Bereitstellung des nachwachsenden Rohstoffes Holz schafft die Nutzung - insbesondere älterer Bäume - Lichtkegel und sorgt mittelfristig für eine sich dynamisch entwickelnde jüngere Waldgeneration. Horizontal und vertikal gemischte Wälder besitzen gemeinhin ein hohes Selbstheilungsvermögen/eine hohe Anpassungsfähigkeit (Resilienz) im Hinblick auf den Klimawandel. Mit Augenmaß durchgeführte Durchforstungen tragen darüber hinaus zur Vitalisierung der Nachbarbäume bei, die ihre Krone und ihre Wurzeln in die entstehenden Freiräume entfalten.
b) Kultur-, Wege- und Erholungsplanung
Kulturbegründung
Mit dem Rückgang der Schadflächen sinkt auch die Zahl der neu zu begründenden Kulturen.
Sofern nicht von Natur aus die im Fokus stehenden klimaresilienteren Baum- und Straucharten auflaufen, werden diese durch den Forstbetrieb gepflanzt.
Im kommenden Forstwirtschaftsjahr sollen im Stadtwald 3.820 Bäume gepflanzt werden. Es handelt sich dabei überwiegend um Eichen und Rotbuchen.
Strauch-/Baumart |
Stück |
Stieleiche |
760 |
Traubeneiche |
1.400 |
Rotbuche |
1.250 |
Esskastanie |
210 |
Hainbuche |
25 |
Winterlinde |
50 |
Roterle |
100 |
Weißtanne |
25 |
Summe |
3.820 |
Kulturpflege/Waldschutz
Die Pflicht zur Wiederaufforstung geht mit der Verpflichtung einher, diese Investitionen zu pflegen und zu schützen (§ 44 (2) LFoG). In diesem Zusammenhang werden Forstkulturen manuell mit Sense oder Freischneider i.d.R. zweimal jährlich freigeschnitten, sofern die Konkurrenzvegetation (meist Adlerfarn und Brombeere) dominiert und die Kultur gefährdet. Viele dieser Freiflächen sind in den Jahren 2018-2020 entstanden und fallen mittlerweile aus der Pflege heraus. Geplant ist ein zweimaliger Freischnitt auf rund 18,7 Hektar (im Vorjahr: ca. 25 Hektar).
Auch die Flächen zum Schutz gegen Wildverbiss nehmen weiter ab. Das Streichen von Verbissschutzmittel ist auf ca. 13 Hektar (im Vorjahr: 20 Hektar) geplant, sowohl im Sommer, als auch im Winter.
Jungbestandspflege
Die einzelnen Baumarten weisen im jungen Alter eine sehr unterschiedliche Wuchsdynamik auf. Ohne oder mit falscher Jungbestandspflege können konkurrenzschwächere aber als klimaresilient(er) geltende Baumarten verloren gehen. Andere Baumarten (z. B. Fichten) bauen ihre Dominanz dagegen weiter aus. Die Eingriffe erfolgen punktuell und zielen auf einen artenreichen Mischwald ab. Bei einer günstigen Ausgangssituation sollen die Prozesse ungestört ablaufen.
Des Weiteren werden invasive Arten wie bspw. die spätblühende Traubenkirsche (Neophyt) oder nicht lebensraumtypische Pflanzen (z. B. Kirschlorbeer) beseitigt.
Die Jungbestandspflege erfolgt auf rund 1,8 Hektar.
Wegeunterhaltung sowie Instandsetzung von Erholungseinrichtungen
Der Schwerpunkt liegt im FWJ 2025 bei der Wegeinstandsetzung sowie dem Austausch defekter Bänke.
Alle weiteren Instandhaltungsarbeiten an Orientierungstafeln, Hütten usw. bewegen sich im üblichen Rahmen.