Kenntnisnahme - FB 36/0514/WP18

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Beratungsfolge

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Erläuterungen

Die Aachener Regionalgruppe von 'Omas for Future' schlägt in ihrem Antrag auf dem Hans-SterckenPlatz die Anlage eines sogenannten 'tiny forest' vor. Dieser soll auf den der Anna-Schule zugewandten Stellplätzen des dortigen Parkplatzes gepflanzt werden.

Grundidee

Das Konzept der 'tiny forests' geht auf den japanischen Pflanzensoziologen Akira Miyawaki zurück, der sich mit Wald-Ökosystemen und Begrünungsprojekten im urbanen Umfeld befasste. Das zentrale Prinzip ist, auf einer entsprechend vorbereiteten Fläche relativ viele Gehölze unterschiedlicher Arten anzupflanzen, die nach einer anfänglichen Pflegephase weitgehend sich selbst überlassen bleiben.

Für die Pflanzung wird in der Regel wurzelnackte Ware verwendet, die Jung-Gehölze sind also etwa knie- bis hüfthoch. Es werden mehrere Pflanzen pro Quadratmeter gesetzt, was zu einem flächendeckenden Bewuchs führt. Aufgrund des Konkurrenzdrucks, dem die einzelnen Pflanzen durch den Zuwachs und den zunehmenden Platzbedarf ausgesetzt sind, kommt es im Lauf der weiteren Entwicklung zur Verdrängung der weniger durchsetzungsstarken Pflanzen.

Die Pflanzung wird in vielen Fällen als Mitmach-Aktion organisiert, bei der die Anwohnerschaft, Kinder oder sonstige Gruppen und Initiativen eingebunden werden. Im Anschluss soll die Fläche als umweltpädagogischer Lernort im Sinne eines 'Grünen Klassenzimmers' genutzt werden können.

Realisierbarkeit

Auf dem Hans-Stercken-Platz befinden sich derzeit 17 Bäume unterschiedlicher Arten. Dabei sind die Exemplare auf dem benachbarten Schulhof und im angrenzenden Straßenraum noch nicht berücksichtigt. 12 davon fallen in den Geltungsbereich der Baumschutz-Satzung, 5 wurden in den letzten drei Jahren neu gepflanzt. Die Bäume, die größtenteils noch nicht voll ausgewachsen sind, überdecken mit ihren Kronen einen Großteil der Stellplätze und auch der angrenzenden Grünstreifen.

Unabhängig von Fragen des Erscheinungsbildes (eventuelle Vermüllung einer eingezäunten und dicht bewachsenen Fläche) oder von Sicherheitsaspekten (fehlende Einsehbarkeit bei einer geschlossenen Gehölzgruppe, notwendige Eingriffe an verkehrsgefährdenden Gehölzen) ist der Hans-Stercken-Platz nach den Kriterien, die aus den im Antrag genannten Quellen hervorgehen, für die Anlage eines tiny forest nicht geeignet.

 

In der Anforderungsliste von MIYA forest e.V. für ein solches Projekt heißt es unter anderem:

- "Boden muss bis zu 1m Tiefe ausgehoben werden"

- "Der Standort sollte ein offener Bereich sein (wir wollen keine Bäume entfernen, um neue zu pflanzen!)"

 

Aus den gleichen Gründen sieht auch BiNE e.V. einen tiny forest auf dem Hans-Stercken-Platz als nicht sinnvoll bzw. nicht machbar an.

Die Bestandsbäume sind in den Unterbau der Stellplätze eingewurzelt. Bei dem Aushub und der Bodenvorbereitung für die Pflanzung eines tiny forests würden diese Wurzeln geschädigt bzw. könnten in großen Teilen nicht erhalten werden. Dies würde zu einem Verlust von vorhandenen Bäumen führen. Aus diesem Grund kann ein solches Projekt an dieser Stelle nicht realisiert werden.

Auch wenn die Idee eines 'tiny forests' grundsätzlich für den urbanen Raum entwickelt wurde, wird die Realisierung eines solchen Konzeptes insbesondere in der dicht bebauten Innenstadt kritisch gesehen. Hier bestehen vielfältige Nutzungsansprüche an Grün- und Freiflächen, die untereinander gut abgewogen werden müssen.

Potenziale des Hans-Stercken-Platzes

Unabhängig von der Thematik 'tiny forest' wurde der Platz, der im 'Schutzbereich Stadtklima' (Flächennutzungsplan) liegt, in verschiedenen Planwerken – u.a. im Aachener Freiraumkonzept 'Die Grüne Krone' – als Entwicklungsfläche für Stadtgrün verankert. Die an das Schulgelände der Annaschule angrenzenden Flächen dieses Platzes bieten das Potenzial, eine weitere innerstädtische Grünfläche mit Entlastungsfunktion für den Elisengarten zu schaffen. Durch Entsiegelung, behutsame Ergänzungen der Vegetationsstrukturen (z.B. in Form von Blühflächen), Schaffung von Aufenthaltsbereichen und die Akzentuierung wertvoller stadtgeschichtlicher Elemente (insbesondere der Barbarossa-Mauer) ließe sich hier eine multifunktionale und attraktive Grünanlage entwickeln.

Bedeutung des Parkplatzes für Anwohnerschaft und Unternehmen

Der Hans-Stercken-Platz befindet sich derzeit in der Bewohnerparkzone G+L und verfügt über insgesamt 34 Parkstände, die bewirtschaftet werden. In der Bewohnerparkzone liegt das Verhältnis von Parkständen zu Bewohnerparkausweisen bei rund 64 %, d.h. auf gut 6 Parkstände kommen 10 Ausweise. Sie gehört damit zu den am stärksten nachgefragten Zonen.

Weitergehende Überlegungen zur Umgestaltung des Platzes müssen deshalb mit den aktuellen Mobilitätsthemen zur Erschließung der Innenstadt (u.a. Planung des Radverteilerrings) abgestimmt werden.

Zusammenfassung:

 Ein 'tiny forest' kann auf dem Hans-Stercken-Platz nicht realisiert werden. Im Kontext weiterer Planungen sollten die Zielsetzungen für den 'Schutzbereichs Stadtklima' und das Freiraumkonzept 'Die Grüne Krone' weiterverfolgt werden, um die Klimaresilienz der Innenstadt zu steigern und ergänzende Grün- und Freiflächenangebote zu schaffen

 

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Anlagen

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