Kenntnisnahme - FB 56/0526/WP18

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Beratungsfolge

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Erläuterungen

Mit Beschluss des Ausschusses für Soziales, Integration und Demographie wurden in der Sitzung am 01.02.2024 finanzielle Mittel in Höhe von 30.000 Euro für das Jahr 2024 im Rahmen der sogenannten „Zwischenzeit“ für den Stadtteil Forst zur Verfügung gestellt. Die Mittel sollten für Projekte im sozialen Bereich im Rahmen der sogenannten „Zwischenzeit“ der Stadtteilperspektive Aachen Forst verwendet werden. Die Bezeichnung „Forst“ umfasst dabei auch den Teilraum Driescher Hof.  Die Vorlage berichtet über die Verwendung der Mittel im Zusammenspiel mit anderen Förderformaten im Stadtteil. Es wird ergänzend mündlich in der Sitzung berichtet. 

 

1. Hintergrund

Nach umfangreichen Beteiligungsprozessen im Zuge des Prozesses zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) ‚Zukunft Forst‘ im vergangenen und diesem Jahr, ist nun die „Stadtteilperspektive Zukunft Forst“ als umfassendes, integriertes Rahmenkonzept für den gesamten Stadtteil fertiggestellt worden (politische Beratungsfolge dazu ab September 2024 in 11 Ausschüssen, u.a. AfSID am 26.09.2024).

 

In einem nächsten Schritt wird auf der Grundlage der Stadtteilperspektive ein Handlungsprogramm definiert und die Abgrenzung eines Programmgebietes für die Beantragung zur Aufnahme in das Förderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ konkretisiert. Der anstehende Bewerbungs- und Bewilligungsprozess für die Fördergelder der Städtebauförderung ist mit einer langfristigen Zeitschiene, über mehrere Jahre, verbunden. Die Eingaben aus den Beteiligungsformaten haben allerdings aufgezeigt, dass der Stadtteil in vielfältigen Handlungsschwerpunkten dringenden, auch kurz- und mittelfristigen, Entwicklungsbedarf hat - z.B. im Hinblick auf die Stärkung sozialer Netzwerke, Nachbarschaften und Treffpunkte, interkulturelles und intergenerationelles Zusammenleben, Aufwertung des direkten Wohnumfeldes sowie Freizeit-, Betreuungs- und Versorgungsangebote für verschiedene Zielgruppen.

 

Gleichzeitig wurde durch den breiten Beteiligungsprozess mit Anwohner*innen und Akteur*innen in allen Teilräumen des gesamten Stadtteils ein kontinuierlicher Dialog angestoßen und soziale Träger*innen, Institutionen, Nachbarschaften und Anwohner*innen mobilisiert. Es zeigte sich eine hohe Bereitschaft und Motivation von Bürger*innen und sozialen Trägereinrichtungen, sich zu engagieren und entsprechende Projekte und Vorhaben, insbesondere auch gemeinsam mit dem Quartiersmanagement, schon jetzt auf den Weg zu bringen. Dieses „jetzt“ vor einer möglichen Förderung durch Städtebaufördermittel aus der Förderkulisse „Sozialer Zusammenhalt“ oder aus anderen Förderungen, wurde als sogenannte „Zwischenzeit“ betitelt.

 

Um dieses Engagement zu unterstützen und Projekte zeitnah und unbürokratisch in die Umsetzung zu bringen, sind Finanzmittel des städtischen Haushalts eine wichtige Grundlage. Durch sie wird es ermöglicht einen Mehrwert für das Empowerment und Demokratiebewusstsein der Menschen vor Ort zu schaffen, da aus tatsächlichen Bedarfslagen, resultierend aus unterschiedlichen Partizipationsmethoden, konkrete Umsetzungen erfolgen und die Bewohner*innen sich in der Entwicklung ihres Stadtteils gehört und wahrgenommen fühlen.

 

1. Förderungen sozialer Maßnahmen im Stadtteil Forst

 

Nachfolgend wird beschrieben welche drei Förderungen die Handlungsgrundlage für niedrigschwellige Projekte und soziale Maßnahmen in dem Stadtteil Forst bilden, wie sich die Mittel der ehemals so benannten „Zwischenzeit“ darin einbetten und wofür sie konkret verwendet wurden.

 

a) Aktivitäten des Quartiersmanagements Forst (Verwendung der 30.000€/Zwischenzeit-Mittel)

 

Um im Rahmen einer integrierten Quartiersentwicklung den Stadtteil Forst mit seinen unterschiedlichen Teilräumen nachhaltig positiv und gemeinwohlorientiert zu stärken, braucht es neben baulichen Veränderungen eine Begleitung und Untermauerung mit sozialen Maßnahmen. Deren Ziel ist es, einerseits die Menschen im Quartier in den anstehenden Veränderungs- und Entwicklungsprozessen zu begleiten sowie zur Teilhabe zu motivieren und anderseits bestehende Nachbarschaften, soziale Strukturen und das soziale Miteinander im Quartier zu stärken, zu stabilisieren und auszubauen. In diversen Beteiligungsformaten wurde dies seitens der Bürger*innen im gesamten Stadtteil als großer Bedarf und starkes Anliegen formuliert.

 

Wie eingangs beschrieben, wurden dem Quartiersmanagement hierfür im Jahr 2024 zusätzliche 30.000€ zur Verfügung gestellt. Das Quartiersmanagement hat sich dafür entschieden, das Gesamtbudget nicht in einem einzelnen Großprojekt zu bündeln, sondern verschiedene, bedarfsgerechte Angebote in den einzelnen Teilräumen des Stadtteils zu schaffen. Die Mittel ermöglichten es dem Quartiersmanagement hierbei gezielt und proaktiv soziale Projekte selbst zu initiieren (anders als beim Stadtteilfonds, vgl. 1b) und diese mit den Menschen und Institutionen in den jeweiligen Teilräumen und auch im gesamten Stadtteil umzusetzen. Hierbei mussten keine formalen Antragswege beschritten werden, womit es möglich war niedrigschwellig und kurzfristig auf Bedarfslagen und Projektideen aus dem Quartier zu reagieren und diese in Umsetzung zu bringen. So wurden z.B. mit „Forst bewegt sich/Sport in Forst“ insgesamt sechs regelmäßige, offene Sportangebote im gesamten Stadtteil (Juni – Oktober) für diverse Zielgruppen angeboten (siehe nachfolgende Tabelle). Das Format „Sport im Park“ konnte so auch in diesem Stadtteil, wo keine Umsetzung vorgesehen war, in großer Vielfalt realisiert werden. Die Flyer zur Bewerbung der Angebote wurden in vielfältige Sprachen übersetzt, was bei den Menschen im Stadtteil sehr positiv und dankbar angenommen wurde.

 

 

 

Die Projektideen und Anliegen aus dem Stadtteil zur „Zwischenzeit 2024“ hat das Quartiersmanagement zu Beginn des Jahres in einem Konzept unter dem Titel „Wir wachsen zusammen“ zusammengeführt (vgl. Anlage 1) und in eine abgestimmte Zeit- und Umsetzungsplanung gebracht. Soziale Einrichtungen wie Pflegeheime, Schulen, Kitas, Vereine und die Offene Tür D-Hof waren und sind als Kooperationspartner*innen eingebunden und haben gemeinsam mit dem Quartiersmanagement eine Ressourcenplanung (Personal, Kosten, Räume etc.) vorgenommen. Das Konzept ist als Anlage 1 in komprimierter Fassung beigefügt. Die konkretisierte Darstellung erfolgt mündlich.

 

Der Titel des Konzeptes wurde in einem partizipativen Prozess mit Akteur*innen aus dem Stadtteil erarbeitet und soll den im Stadtteil ungeliebten Arbeitstitel der „Zwischenzeit“ ersetzen. Passend zu dem Titel wurde basierend auf Ideen aus dem Stadtteil ein graphisches Leitmotiv von einer Designagentur erarbeitet. Mit der Verwendung des Leitmotivs und der gemeinsamen Vision eines „Zusammen-Wachsens“ sollen die Identifikation mit dem Stadtentwicklungsprozess gestärkt und die Sichtbarkeit von Projekten und Angeboten im Stadtteil deutlich erhöht werden. Ziel ist es dabei, im Stadtteil auch mehr Bewusstsein für den angestoßenen Prozess zu schaffen und ein Gefühl der Mitverantwortung und Mitgestaltungsmöglichkeit für den eigenen Lebensraum zu festigen. Das Motto „Wir wachsen zusammen“ generiert damit einen Wiedererkennungswert im gesamten Stadtteil und darüber hinaus. Alle bisher angestoßenen und anstehenden Prozesse, Maßnahmen und Projektideen im Rahmen der Stadtteilperspektive sowie die Angebote des Quartiersmanagements und Kooperationsangebote von Dritten können zukünftig für ihre Aktivitäten und Projekte im gesamten Stadtteil dieses Leitmotiv verwenden.

 

Zur Umsetzung des Konzeptes „Wir wachsen zusammen“ wird im Ausschuss ergänzend mündlich berichtet.

 

b) Stadtteilfonds

 

Fortlaufend und etabliert im Stadtteil und deckungsgleich mit dem Procedere zu allen Quartieren mit einer Stadtteilkonferenz, verfügt der Stadtteil Forst über Mittel aus dem Stadtteilfonds in Höhe von 10.973€. Der Stadtteilfonds ist grundsätzlich ausgerichtet für Anträge bis zu 2000€ und bildet die Basismittel, vornehmlich für die durch Ehrenamt gestützte Quartiersarbeit sozialer Trägereinrichtungen und Institutionen vor Ort. Privatpersonen können hier ausschließlich in Kooperation mit einem Träger/einer Institution Projektanträge stellen. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass das Budget des Stadtteilfonds für den großen Stadtteil jährlich vollständig ausgeschöpft wird. Auch dieses Jahr wird die gesamte Summe in Projekte im Stadtteil fließen. Der Stadtteilfonds ist partizipativ ausgerichtet; das heißt, dass die Stadtteilkonferenz als Gremium aus Akteur*innen und Bürger*innen über alle eingehenden Anträge berät und abstimmt. Erst danach werden die Anträge final der Verwaltung zur formalen Prüfung vorgelegt. Aktuell befinden sich zahlreiche Projektanträge in der Entwicklung durch Trägereinrichtungen.

 

 

c) Verfügungsfonds Forst

 

Hintergrund der Einführung eines Verfügungsfonds im Stadtteil war der Prozess zur Erstellung der Stadtteilperspektive Forst. Genau wie in der Stadtteilentwicklung Haaren wurde dabei bewusst darauf verzichtet, den schon bestehenden Stadtteilfonds zu erhöhen und stattdessen entschieden, einen eigenen Verfügungsfonds einzurichten. So werden im Vorlauf zu einer angestrebten Städtebauförderung „Sozialer Zusammenhalt“, welche immer einen Verfügungsfonds im Rahmen der Fördermittel impliziert, die Akteur*innen, Institutionen und Anwohner*innen bereits mit den Strukturen und Abläufen vertraut, um auch mit Bewilligung an eine bedarfsorientierte Verwendung der Fördergelder anzuknüpfen. Zudem erlauben die Förderrichtlinien des Verfügungsfonds die Mittelvergabe auch an Privatpersonen. Der Stadtteilfonds dagegen basiert auf einer Richtlinie, welche die Mittel für alle Quartiere mit Stadtteilkonferenz auf der gleichen einheitlichen und damit vergleichbaren Rechenbasis ermittelt. Eine Aufstockung der Mittel wäre nicht kompatibel mit der bestehenden Richtlinie gewesen. Eine dann notwendige Anpassung hätte erheblichen Zeitverzug bei der Bewilligung von Projektmitteln auch für alle anderen Stadtteilkonferenzen zur Folge gehabt und eine Uneinheitlichkeit im Verfahren produziert. Der Verfügungsfonds sieht in Abgrenzung zum Stadtteilfonds grundsätzlich die Förderung von großmaßstäbigeren Projekten über 2000€ vor. In der Sitzung vom 22.05.2024 hat die Bezirksvertretung Aachen-Mitte die Richtlinien zur Abwicklung und Bewirtschaftung des Verfügungsfonds beschlossen (Vorlagennummer FB56/0405/WP18).

 

Die finanziellen Mittel für den Verfügungsfonds (30.000€ für mehrere Jahre) und deren Abwicklung und Auszahlung liegt beim Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung (FB 61). Das Verfahren der inhaltlichen Projektberatung und -begutachtung liegt beim Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration, um Synergien in Projektansätzen und -strukturen sowie Stadtteilfondsprojekten und Projekten unter dem Leitmotiv „Wir wachsen zusammen“ aufzuzeigen, diese aber ggf. auch sinnvoll zueinander abzugrenzen (vgl. Vorlage FB56/0405/WP18).

 

Bereits im August 2024 lagen mehrere Anträge etablierter Träger aus dem Quartier vor. Insgesamt steht dabei die Schaffung von Angeboten und Treffpunkten für Kinder und Jugendliche sowie die Inklusion eingeschränkter Zielgruppen im Fokus. Voraussichtlich wird das Budget des Verfügungsfonds bereits im September 2024 vollständig ausgeschöpft sein. Zu den Projekten wird mündlich ergänzend berichtet.

 

 

d) Fazit

 

Das Gebiet Forst erfährt nun mit der Ausarbeitung der Stadtteilperspektive und den oben beschriebenen Fördermöglichkeiten die notwendige Beachtung als Stadtteil mit besonderen Herausforderungen. Die Erarbeitung der Stadtteilperspektive hat sehr prägnant die Entwicklungs- und Verbesserungsbedarfe im Quartier in verschiedensten Feldern aufgezeigt und dabei verdeutlicht, dass nur ein verzahntes Maßnahmenbündel aus sozialen, wohnungsfachlichen, verkehrlichen und städtebaulichen Herangehensweisen eine sozial- und bedarfsorientierte Quartiersentwicklung ermöglichen wird (vgl. Vorlage zur Stadtteilperspektive in gleicher Sitzung). Die kontinuierliche soziale Begleitung und Einbindung der Menschen in diesem Entwicklungsprozess ist dabei eine zentrale Säule für das Gelingen dieser Stadtteilentwicklung und die Sicherung der an Bedarfslagen orientierten Ausrichtung von Projekten und Prozessen. Das Quartiersmanagement ist in diesen Umbruchsprozessen der nächsten Jahre stark gefordert an der Schnittstelle zwischen den Menschen und den anstehenden Maßnahmen zu agieren. Insbesondere bereits geplante zukünftige Transformationen im Stadtteil, wie z.B. umfassende Flächenentwicklungen (u.a. Grauenhofer Weg, Hutchinson Areal), benötigen eine Unterstützung im Sinne einer sozialverträglichen Begleitung und Weiterentwicklung sozialer Infrastrukturen und Nachbarschaften unter sich verändernden und wachsenden Bedingungen. Da die Vorhaben für die hier nur exemplarisch benannten Gebiete bereits mit großen Schritten voranschreiten, hat das Quartiersmanagement auch hier schon begonnen entsprechende Maßnahmen mit Akteur*innen und Bürger*innen für die nächsten Jahre zu planen. Deren Umsetzbarkeit wird entsprechende Ressourcen voraussetzen. Personell wurde hierauf bereits mit einem Stelleneinrichtungsantrag für eine zweite Stelle Quartiersmanagement in diesem großen Stadtteil reagiert, so dass hoffentlich im nächsten Jahr sowohl in einem der weiteren Teilräume in Forst als auch dem Teilraum Driescher Hof jeweils ein Stadtteilbüro mit Quartiersmanagement verortet werden kann. Damit wird sichergestellt, dass die vielfach parallel stattfindenden Aktivitäten und Vorhabenentwicklungen angemessen mit sozialen, bedarfsorientierten Projekten durch das Quartiersmanagement begleitet werden können.

 

 

 

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Anlagen

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