Entscheidungsvorlage - E 49.2/0011/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Ankauf Mikołaj Sobczak, "The Vision", im Rahmen einer Ankaufsförderung für die Stadt Aachen, Kulturbetrieb, Ludwig Forum für Internationale Kunst
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- Ludwig Forum für Internationale Kunst
- Verfasst von:
- E 49/1
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Geplant
|
|
Betriebsausschuss Kultur und Theater
|
Entscheidung
|
|
|
10.10.2024
|
Beschlussvorschlag
Der Betriebsausschuss Kultur und Theater stimmt dem Ankauf von Ankauf Mikolaj Sobczak "The Vision" für das Ludwig Forum für Internationale Kunst unter dem Vorbehalt der verbindlichen Landesförderung zu.
Erläuterungen
Begründung für den Ankauf
Mikołaj Sobczak , The Vision, 2022, 220 x 960 cm, Acryl auf Leinwand
Zu Mikołaj Sobczaks künstlerischen Position
In seinen Malereien, Filmen und Performances wie auch in seinen Zeichnungen und Keramiken beschäftigt sich der 1989 in Poznań (Polen) geborene und zurzeit in Warschau und Paris lebende Künstler Mikołaj Sobczak mit der Darstellung geschichtlicher Ereignisse, wobei er sich oftmals mit marginalisierten oder tabuierten Themen auseinandersetzt. Oder aber er verlässt etablierte Perspektiven auf die Narrationen tradierter historischer Ereignisse, in dem er seinen Blick nicht auf die Protagonist*innen der jeweiligen Erzählung, sondern auf die Nebenrollen, zumeist die Verlierer und Leidenden, richtet, die bisher nicht im Fokus der Geschichtsschreibung standen. Hierbei verwendet Sobczak insbesondere in seiner „Historienmalerei“ – ein Genre, das einst vor allem der kirchlichen oder politischen Repräsentation und Propaganda diente – bekannte Sujets, Themen und Motive aus der Kunstgeschichte, die er teilweise bearbeitet, verändert und in neue Zusammenhänge überführt. Seine mitunter monumentalen „Gemälde“ bedienen sich hierbei einer realistischen bis expressiven Ausdrucksweise und der Simultandarstellung unterschiedlicher Orte und Zeiten auf einer Leinwand. Die Motive stammen aus ganz unterschiedlichen Kontexten, wobei jede Person, jeder Ort, jeder Gegenstand eine Geschichte hat, so dass sich die Arbeiten Sobczaks durch eine komplexe Ikonografie auszeichnen. Auf diese Weise wirft er Fragen nach einer neuen kollektiven Identitäts- und Erinnerungskultur auf. Im Rückgriff auf historische Ereignisse, aber auch fiktive Narrationen wie Märchen, Sagen und Mythen erweitert er die Erzählmuster tradierter, kanonisierter und instrumentalisierter Geschichte weiterhin um Momente der Emanzipation. Indem er alternative Perspektiven anbietet und neue Zusammenhänge herstellt, spürt er die Gründe für aktuelle globale und soziale Probleme auf. In Zeiten politischer Radikalisierungen lädt seine Kunst dazu ein, sich mit der Konstruktion von Geschichte auseinanderzusetzen. Geschichte scheint hier keineswegs auserzählt, vielmehr lässt sich an das Gesehene anknüpfen. Nicht zuletzt durch seine einzigartige Weise der Neuinterpretation des kunsthistorischen Genres der Historienmalerei, die er in unsere komplexe Gegenwart überführt, zählt Mikołaj Sobczak zu den wichtigsten Nachwuchskünstler*innen der Gegenwart.
Zu der Arbeit The Vision (2022)
In dem fast zehn Meter langen „Historienbild“ The Vision (2022) beschäftigt Mikołaj Sobczak mit der Geschichte der Sklaverei und Ausbeutung, die sich hier wie ein Tagtraum vor seinen Füßen (der Künstler ist noch im Anschnitt zu sehen) ausbreitet. „Gegen den Strich“, von rechts nach links gelesen, beginnt alles mit einer Adaption von The Slavemarket, Constantinople (1838) von William Allans. Ausgangspunkt ist eine pseudowissenschaftliche These, die im Internet kursiert, nach der das Wort Sklave (engl. Slave) sich von Slave ableite, da auf dem besagten Sklavenmarkt der Osmanen slavische Sklaven besonders beliebt gewesen seien. Weiterhin streckt unter anderem Friedrich der Große verzweifelt die Hand nach einem Bauern aus, eine Umkehrung von Robert Warthemüllers Darstellung der Inspektion der Kartoffelernte durch Friedrich den Großen (Der König überall, 1886). 300 Jahre zuvor hatte der Deutsche Bauernkrieg, der 1524 ausbrach, zu einer frühen Formulierung der Menschenrechte geführt. Auf den Mantel des preußischen Königs tritt Jean-Jacques Dessalines, der nach dem ersten erfolgreichen Sklavenaufstand 1804 zum Kaiser von Haiti wurde, gemalt von Guillaume Guillon-Lethière (Le Serment des Ancêtres, 1822). Ihm gegenüber steht eine verknöcherte Figur mit einem typischen Rucksack, wie ihn Essenslieferant*innen tragen – gängiges Symbol „moderner Sklaverei“ im Zeitalter eines fortschreitenden Neoliberalismus. Darstellungen eines Gutsherrn von Carl Spitzweg, Alexander Krasnoselskys Darstellung des Schuldeneintreibens auf einem Bauernhof sowie Ausschnitte eines Stichs von Albrecht Dürer, der Maximilian I. zeigt, wie er dem Künstler die Leiter hält, ergänzen unter anderem das Bildprogramm. Über allem „thronen“ Figuren aus einem Mosaik der ukrainischen Künstlerin Alla Horska, das in einem inzwischen zerstörten Restaurant in Mariupol zu sehen war. Als ein alarmierendes Mahnmal für die Gegenwart stellt The Vision nicht nur die tradierten Narrative der (Kunst-)Historiografie in Frage, sondern führt den Betrachtenden zudem die wiederkehrenden Muster von Herrschaft, Ausbeutung und Widerstand vor Augen.
Provenienz
Besitzer*innen des Werks:
- Mikołaj Sobczak/Polana Institute, Warschau
Ausstellungsstationen des Werks:
- 28.09.2023 – 01.10.2023: Dominika Kowynia und Mikołaj Sobczak. Panoramas,
Polana Institute, Warschau, in Kooperation mit Nowy Teatr, Warschau
- 22.04.2023 – 10.08.2023: Illiberal Lives, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen
- 16.10.2022 – 22.01.2023: Mikołaj Sobczak. Leibeigene, Kunsthalle Münster
Bedeutung des geplanten Ankaufs für die Sammlung / Nachhaltigkeit
Finanzierung
Zur Finanzierung des Ankaufs wurde ein Antrag auf Ankaufsförderung beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gestellt. Am 12.03.2024 hat das Ludwig Forum von der Bezirksregierung Köln erfahren, dass der Antrag unter Vorbehalt bewilligt wurde.
Finanzierungsplan
Kaufpreis: 43.000 Euro
Transport: 1.500 Euro
Gesamtkosten (Kaufpreis + Transport) |
44.500 Euro |
Förderung Land NRW |
35.600 Euro |
Eigenmittel |
|
Sonstige Auflagen:
Über die zu erbringenden Eigenmittel in Höhe von 8.900 € hinaus sind mit dem Ankauf keine weiteren Folgekosten für die Stadt Aachen verbunden. Die Eigenmittel sind im Rahmen des Programmbudgets des Ludwig Forums für 2024 eingestellt.
Lagerung/Platzbedarf:
Ausreichende Lagermöglichkeiten für die genannten Arbeiten sind vorhanden. Nach Inventarisierung soll das Werk in das interne Depot überführt werden. Das Kunstwerk wird platzsparend auf einer Rolle mit den Maßen ca. 220 x 40 x 40 cm gelagert. Der zugehörige Aluminiumkeilrahmen kann auseinandergeschraubt werden und so ebenfalls platzsparend gelagert werden.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen:
|
JA |
NEIN |
|
|
x |
|
|
|
|||||||
Investive Auswirkungen |
Ansatz 20xx |
Fortgeschriebener Ansatz 20xx |
Ansatz 20xx ff. |
Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. |
Gesamtbedarf (alt) |
Gesamtbedarf (neu) |
|
Einzahlungen |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
Auszahlungen |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
Ergebnis |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
+ Verbesserung / - Verschlechterung |
0 |
0 |
|
||||
|
Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |
Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |
|||||
|
|||||||
konsumtive Auswirkungen |
Ansatz 2024 |
Fortgeschriebener Ansatz 2024 |
Ansatz 20xx ff. |
Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. |
Folge-kosten (alt) |
Folge-kosten (neu) |
|
Ertrag |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
Personal-/ Sachaufwand |
8.900 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
Abschreibungen |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
Ergebnis |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
|
+ Verbesserung / - Verschlechterung |
8.900 |
0 |
|
||||
|
Deckung ist gegeben |
Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |
|||||
Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):
Siehe weitere Erläuterung
Klimarelevanz:
Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die
Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
positiv |
negativ |
nicht eindeutig |
|
|
|
|
x |
Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering |
mittel |
groß |
nicht ermittelbar |
|
|
|
x |
Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine |
positiv |
negativ |
nicht eindeutig |
|
|
|
x |
Größenordnung der Effekte
Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.
Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):
gering |
|
|
unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) |
mittel |
|
|
80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
|
|
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):
|
|
unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) |
|
mittel |
|
|
80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
|
|
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
|
|
|
vollständig |
|
|
|
überwiegend (50% - 99%) |
|
|
|
teilweise (1% - 49 %) |
|
|
|
nicht |
|
x |
|
nicht bekannt |
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
---|---|---|---|---|---|
1
|
(wie Dokument)
|
4,6 MB
|