Entscheidungsvorlage - E 49.2/0011/WP18

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Beschlussvorschlag

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Erläuterungen

Begründung für den Ankauf

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       Mikołaj Sobczak , The Vision, 2022, 220 x 960 cm, Acryl auf Leinwand

 

 

Zu Mikołaj Sobczaks künstlerischen Position

 

In seinen Malereien, Filmen und Performances wie auch in seinen Zeichnungen und Keramiken beschäftigt sich der 1989 in Poznań (Polen) geborene und zurzeit in Warschau und Paris lebende Künstler Mikołaj Sobczak mit der Darstellung geschichtlicher Ereignisse, wobei er sich oftmals mit marginalisierten oder tabuierten Themen auseinandersetzt. Oder aber er verlässt etablierte Perspektiven auf die Narrationen tradierter historischer Ereignisse, in dem er seinen Blick nicht auf die Protagonist*innen der jeweiligen Erzählung, sondern auf die Nebenrollen, zumeist die Verlierer und Leidenden, richtet, die bisher nicht im Fokus der Geschichtsschreibung standen. Hierbei verwendet Sobczak insbesondere in seiner „Historienmalerei“ – ein Genre, das einst vor allem der kirchlichen oder politischen Repräsentation und Propaganda diente – bekannte Sujets, Themen und Motive aus der Kunstgeschichte, die er teilweise bearbeitet, verändert und in neue Zusammenhänge überführt. Seine mitunter monumentalen „Gemälde“ bedienen sich hierbei einer realistischen bis expressiven Ausdrucksweise und der Simultandarstellung unterschiedlicher Orte und Zeiten auf einer Leinwand. Die Motive stammen aus ganz unterschiedlichen Kontexten, wobei jede Person, jeder Ort, jeder Gegenstand eine Geschichte hat, so dass sich die Arbeiten Sobczaks durch eine komplexe Ikonografie auszeichnen. Auf diese Weise wirft er Fragen nach einer neuen kollektiven Identitäts- und Erinnerungskultur auf. Im Rückgriff auf historische Ereignisse, aber auch fiktive Narrationen wie Märchen, Sagen und Mythen erweitert er die Erzählmuster tradierter, kanonisierter und instrumentalisierter Geschichte weiterhin um Momente der Emanzipation. Indem er alternative Perspektiven anbietet und neue Zusammenhänge herstellt, spürt er die Gründe für aktuelle globale und soziale Probleme auf. In Zeiten politischer Radikalisierungen lädt seine Kunst dazu ein, sich mit der Konstruktion von Geschichte auseinanderzusetzen. Geschichte scheint hier keineswegs auserzählt, vielmehr lässt sich an das Gesehene anknüpfen. Nicht zuletzt durch seine einzigartige Weise der Neuinterpretation des kunsthistorischen Genres der Historienmalerei, die er in unsere komplexe Gegenwart überführt, zählt Mikołaj Sobczak zu den wichtigsten Nachwuchskünstler*innen der Gegenwart.

 

 

Zu der Arbeit The Vision (2022)

 

In dem fast zehn Meter langen „Historienbild“ The Vision (2022) beschäftigt Mikołaj Sobczak mit der Geschichte der Sklaverei und Ausbeutung, die sich hier wie ein Tagtraum vor seinen Füßen (der Künstler ist noch im Anschnitt zu sehen) ausbreitet. „Gegen den Strich“, von rechts nach links gelesen, beginnt alles mit einer Adaption von The Slavemarket, Constantinople (1838) von William Allans. Ausgangspunkt ist eine pseudowissenschaftliche These, die im Internet kursiert, nach der das Wort Sklave (engl. Slave) sich von Slave ableite, da auf dem besagten Sklavenmarkt der Osmanen slavische Sklaven besonders beliebt gewesen seien. Weiterhin streckt unter anderem Friedrich der Große verzweifelt die Hand nach einem Bauern aus, eine Umkehrung von Robert Warthemüllers Darstellung der Inspektion der Kartoffelernte durch Friedrich den Großen (Der König überall, 1886). 300 Jahre zuvor hatte der Deutsche Bauernkrieg, der 1524 ausbrach, zu einer frühen Formulierung der Menschenrechte geführt. Auf den Mantel des preußischen Königs tritt Jean-Jacques Dessalines, der nach dem ersten erfolgreichen Sklavenaufstand 1804 zum Kaiser von Haiti wurde, gemalt von Guillaume Guillon-Lethière (Le Serment des Ancêtres, 1822). Ihm gegenüber steht eine verknöcherte Figur mit einem typischen Rucksack, wie ihn Essenslieferant*innen tragen – gängiges Symbol „moderner Sklaverei“ im Zeitalter eines fortschreitenden Neoliberalismus. Darstellungen eines Gutsherrn von Carl Spitzweg, Alexander Krasnoselskys Darstellung des Schuldeneintreibens auf einem Bauernhof sowie Ausschnitte eines Stichs von Albrecht Dürer, der Maximilian I. zeigt, wie er dem Künstler die Leiter hält, ergänzen unter anderem das Bildprogramm. Über allem „thronen“ Figuren aus einem Mosaik der ukrainischen Künstlerin Alla Horska, das in einem inzwischen zerstörten Restaurant in Mariupol zu sehen war. Als ein alarmierendes Mahnmal für die Gegenwart stellt The Vision nicht nur die tradierten Narrative der (Kunst-)Historiografie in Frage, sondern führt den Betrachtenden zudem die wiederkehrenden Muster von Herrschaft, Ausbeutung und Widerstand vor Augen.

 

 

Provenienz

 

Besitzer*innen des Werks:

  •           Mikołaj Sobczak/Polana Institute, Warschau

 

Ausstellungsstationen des Werks:

  •           28.09.2023 – 01.10.2023: Dominika Kowynia und Mikołaj Sobczak. Panoramas,

Polana Institute, Warschau, in Kooperation mit Nowy Teatr, Warschau

 

  •           22.04.2023 – 10.08.2023: Illiberal Lives, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen

 

  •           16.10.2022 – 22.01.2023: Mikołaj Sobczak. Leibeigene, Kunsthalle Münster

 

 

Bedeutung des geplanten Ankaufs für die Sammlung / Nachhaltigkeit

 

The Vision (2022) von Mikołaj Sobczak würde die Sammlungen im Ludwig Forum in mehrfacher Hinsicht kongenial ergänzen. Kernbestand der Sammlungen des Hauses sind die Leihgaben der Peter und Irene Ludwig Stiftung, die insbesondere aus Konvoluten sogenannter „West- und Ostkunst“ der 1960er- bis 1990er-Jahre bestehen und facettenreich nicht nur die künstlerischen Entwicklungen dies- und jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs nachvollziehbar machen, sondern auch die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in jener Zeit reflektieren. Im Rahmen einer Förderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW (Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW) setzt sich das Ludwig Forum momentan intensiv mit seinen Sammlungsbeständen aus den unterschiedlichen ehemaligen Republiken der UdSSR und anderer ost- und mitteleuropäischer Länder auseinander. The Vision (2022) würde hier nicht nur die bisher wenigen zeitgenössischen Arbeiten aus Osteuropa ergänzen, die die oben genannten Entwicklungen weitererzählen und den Blick zurück aktualisieren können. Ferner wäre das Bild eine sehr gute Ergänzung im Bestand politischer „Historienbilder“. Über die Geschichte in Ost und West hinaus richtet The Vision (2022) seinen Fokus auf globale Phänomene und strukturelle Fragen an die Geschichte und ihre Darstellung.

 

Finanzierung

Zur Finanzierung des Ankaufs wurde ein Antrag auf Ankaufsförderung beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gestellt. Am 12.03.2024 hat das Ludwig Forum von der Bezirksregierung Köln erfahren, dass der Antrag unter Vorbehalt bewilligt wurde.

 

Finanzierungsplan

 

Kaufpreis: 43.000 Euro

Transport: 1.500 Euro

 

Gesamtkosten (Kaufpreis + Transport)

44.500 Euro

Förderung Land NRW

35.600 Euro

Eigenmittel

  1.    Euro

 

Sonstige Auflagen:

 

Über die zu erbringenden Eigenmittel in Höhe von 8.900 € hinaus sind mit dem Ankauf keine weiteren Folgekosten für die Stadt Aachen verbunden. Die Eigenmittel sind im Rahmen des Programmbudgets des Ludwig Forums für 2024 eingestellt.

 

Lagerung/Platzbedarf:

 

Ausreichende Lagermöglichkeiten für die genannten Arbeiten sind vorhanden. Nach Inventarisierung soll das Werk in das interne Depot überführt werden. Das Kunstwerk wird platzsparend auf einer Rolle mit den Maßen ca. 220 x 40 x 40 cm gelagert. Der zugehörige Aluminiumkeilrahmen kann auseinandergeschraubt werden und so ebenfalls platzsparend gelagert werden.

 

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

 

 

JA

NEIN

 

 

x

 

 

 

 

 

Investive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Gesamt­bedarf (alt)

Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

0

Auszahlungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

0

0

 

 

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

 

konsumtive Auswirkungen

Ansatz

2024

Fortgeschriebener Ansatz 2024

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Folge-kosten (alt)

Folge-kosten (neu)

Ertrag

0

0

0

0

0

0

Personal-/

Sachaufwand

8.900

0

0

0

0

0

Abschreibungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

- Verschlechterung

8.900

0

 

 

Deckung ist gegeben

Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden

 

Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):

Siehe weitere Erläuterung


Klimarelevanz:

Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die

Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)

Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

 

 

 

x

 

Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:

gering

mittel

groß

nicht ermittelbar

 

 

 

x

 

Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung

Die Maßnahme hat folgende Relevanz:

keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

 

 

 

x

 

Größenordnung der Effekte

Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.

 

Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):

gering

 

 

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

 

 

80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

 

 

mehr als 770 t / Jahr  (über 1% des jährl. Einsparziels)

 

Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):

gering

 

 

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)

mittel

 

 

80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)

groß

 

 

mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

 

Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:

 

 

 

vollständig

 

 

 

überwiegend (50% - 99%)

 

 

 

teilweise (1% - 49 %)

 

 

 

nicht

 

x

 

nicht bekannt

 

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Anlagen

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