Kenntnisnahme - FB 68/0109/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
„Walking Bus, Busschule und Buslotsen – neue Konzepte für den Weg in die Kita und Schule finden“ - Ratsantrag der SPD Fraktion vom 29.06.2021
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 68 - Mobilität und Verkehr
- Verfasst von:
- DEZ III, FB 68/200
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Schule und Weiterbildung
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Kenntnisnahme
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08.10.2024
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Erledigt
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Kinder- und Jugendausschuss
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Kenntnisnahme
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08.10.2024
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Erledigt
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Mobilitätsausschuss
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Kenntnisnahme
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10.10.2024
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Erläuterungen
1. Anlass
Der Verwaltung liegt ein Ratsantrag der SPD-Fraktion vom 29.06.2021 mit dem Titel "Walking Bus, Busschule und Buslotsen - neue Konzepte für den Weg in die Kita und Schule finden" (Nr. 164/18) vor. Die Verwaltung wird darin beauftragt, einen Vorschlag zu erarbeiten, wie Bring- und Holverkehre an Kindertagesstätten und Schulen verbessert werden können. Ziel soll es sein, die Anzahl der "Elterntaxis", also die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die mit dem Pkw vor die Einrichtungen gefahren werden, zu verringern.
2. Heutige Situation
Die Zahl der Bring- und Holverkehre vor Kitas und Schulen ist bundesweit seit Jahren auf einem hohen Niveau. Auch vor Aachener Einrichtungen wie Kitas, Grundschulen und weiterführenden Schulen ist die Situation insbesondere morgens teilweise gefährlich. Aufgrund weitgehend einheitlicher Schulanfangszeiten kommt es im Umfeld von Schulen zu einem vermehrten Verkehrsaufkommen durch Eltern, die ihre Kinder bis ins direkte Schulumfeld fahren. Hierdurch kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen für Kinder, Jugendliche und andere Verkehrsteilnehmer*innen, wenn bspw. unvermittelt oder an nicht zulässigen Stellen gehalten wird, um die Kinder aussteigen zu lassen. Dabei können Autotüren ohne Vorwarnung geöffnet werden, es kommt zu Ein-/ Auspark- oder Wendevorgängen etc.. In den Nachmittagsstunden verteilt sich die Zahl der „Elterntaxis“ aufgrund unterschiedlicher Schulendzeiten auf einen längeren Zeitraum. Dennoch kommt es auch hier zu Stoßzeiten vor Kitas und Schulen, insbesondere, wenn es sich um größere Einrichtungen handelt.
Die Gründe für das Bringen und Holen mit dem Pkw durch die Eltern sind vielfältig. Hierzu gehören u. a. Zeitdruck am Morgen, berufstätige Eltern, die ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit an der Schule absetzen, Angst der Eltern vor Gefahren auf dem Schulweg, schlechte Witterung etc.. Auch die freie Schulwahl in NRW beeinflusst den Bring- und Holverkehr, da diese zu tlw. langen Schulwegen führen kann, die von Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen Gründen nicht alleine zurückgelegt werden können. Hierzu zählen bspw. dem Alter des Kindes entsprechend zu lange Schulwege, die verhindern, dass ein Kind den Weg selbständig zurücklegt, oder auch fehlende oder zeitintensive ÖPNV-Anbindungen vom Wohnort zur Schule. Diese Eltern bringen ihre Kinder zwangsweise mit dem Pkw, da es keine andere akzeptable Möglichkeit zu geben scheint. Bring- und Holverkehre lassen sich somit nicht gänzlich vermeiden. Es gilt aber, diese verträglich zu gestalten.
Um dem Bring- und Holverkehr entgegen zu wirken, und eine eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen zu fördern, hat der Fachbereich Mobilität und Verkehr bereits eine große Vielzahl unterschiedlicher Projekte und Angebote für die Einrichtungen geschaffen. Einige davon werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Ausführliche Informationen sind einsehbar unter:
http://www.fahrrad-in-aachen.de/index.php
https://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/verkehr_strasse/clevermobil/busundbahn/busschule/index.html
3. Bisherige Angebote „Fuß und Rad“ an Grundschulen/ weiterführenden Schulen
Die Verbesserung der Mobilitätsbedingungen für Kinder und Jugendliche ist ein Bestandteil der städtischen Kampagne „FahrRad in Aachen“, die sich seit 2008 mit dem Thema beschäftigt. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Aktionen erarbeitet und bereits an vielen Schulen umgesetzt. Folgende Angebote werden den Schulen jedes Jahr unterbreitet:
Mobilitätsprojekte „Sicher zur Schule & sicher zurück“
Die Stadt Aachen führt in Zusammenarbeit mit Schulen, Eltern, der Polizei und einem externen Gutachterbüro seit 2008 das Mobilitätsprojekt „Sicher zur Schule & sicher zurück“ an Aachener Schulen durch. Ziele dieses Projektes sind, die Verkehrssicherheit an der Schule und im Schulumfeld zu erhöhen, den schulbezogenen Bring- und Holverkehr zu reduzieren bzw. verträglich zu gestalten, die Selbstständigkeit und die motorischen Fähigkeiten der Kinder zu fördern, einen Beitrag zu einer gesunden und umweltbewussten Fortbewegung zu leisten und eine weitgehend selbstständige Umsetzung wesentlicher Konzeptbausteine durch die Schule in den nächsten Jahren zu ermöglichen. Das Mobilitätsprojekt besteht aus verschiedenen Bausteinen: Elterninformation, Schüler- und Elternbefragung, Reduzierung und verträgliche Gestaltung des Bring- und Holverkehrs, Walking Bus, Fahrradtraining im Schonraum, Kinderstadtplan, Verkehrsunterricht, Busschule und verkehrssichernde Maßnahmen. Die Umsetzungsdauer beträgt ca. ein Jahr (siehe Anlage 2). Pro Jahr werden bis zu 2 Mobilitätsprojekte an Grundschule und 1 Mobilitätsprojekt an weiterführenden Schulen durchgeführt.
Verkehrs- und Mobilitätserziehung an Grundschulen
Schulen haben laut einem Erlass von 2003 die Aufgabe, in allen Jahrgängen das Thema Mobilitätserziehung als Gesundheits-, Umwelt-, Sozial- und Sicherheitserziehung zu behandeln. Die Koordinierung und die Durchführung der Verkehrs- und Mobilitätserziehung obliegen der Schulleitung, die diese Aufgabe auch einer Lehrerin oder einem Lehrer übertragen kann, den sogenannten Mobilitätskoordinator*innen. Seit 2008 werden die Mobilitätskoordinator*innen der Aachener Grundschulen zu einem jährlichen Weiterbildungstreffen eingeladen. Seit 2010 finden diese Treffen zusammen mit den Grundschulen der StädteRegion statt. Auf diesen sehr gut besuchten Treffen werden regelmäßig neben den Projekten der Stadt Aachen auch Aktionen der Polizei und des Zukunftsnetzes Mobilität NRW vorgestellt, die hilfreich für die Verkehrs- und Mobilitätserziehung sind.
Um die Mobilitätskoordinator*innen bei ihrer Arbeit zu unterstützen, wurde seitens des Fachbereichs Mobilität und Verkehr außerdem 2010 an alle Aachener Grundschulen eine Mobilitätskiste verteilt. Diese Kisten enthalten für jedes Schuljahr zugeschnittene Unterrichtseinheiten.
1. Klasse: Materialien für einen praktischen und theoretischen Unterricht zu den Themen Wahrnehmung und Fahrbahnüberquerung.
2. KIasse: „Toter Winkel“.
3. Klasse: Für den theoretischen Unterricht wird ein Kinderstadtplan erarbeitet. Darüber hinaus geht es um Orientierungsfragen, die Bedeutung verschiedener Straßenkategorien und Überquerungsstellen sowie das selbstständige Auffinden verkehrssicherer Routen (auch in der Freizeit). Der praktische Unterricht beinhaltet Übungen zur Einschätzung von Entfernungen und Geschwindigkeiten.
4. Klasse: Busverkehr. Hier wird den Kindern erklärt, wie sie sich im System Busverkehr orientieren können.
Darüber hinaus gibt es aus der Kampagne „FahrRad in Aachen“ das Kartenspiel „Radfahr-Quiz für Kinder“, welches es Grundschulkindern ermöglicht, Verkehrsschilder und einige andere Aspekte der Verkehrssicherheit spielerisch zu erlernen.
Der Fachbereich Mobilität und Verkehr bietet den Schulen außerdem folgende Materialien zum Ausleihen an:
- Ausstellung „Verkehrssicheres Fahrradfahren“,
- Mobilitätskiste,
- „Schulwegdetektive“-Kiste,
- „Radwegdetektiv“-Kiste,
- Glücksrad,
- Parcourskiste zur Fahrradförderung in der Schuleingangsphase.
Ein weiteres Angebot zum Thema „Verkehrs- und Mobilitätserziehung“ ist die Internetseite www.fahrrad-in-aachen.de. Für Grundschulkinder zeigen Karla, Karlo und Frau Schlau den Schüler*innen anhand von kleinen Filmen, Rätseln und Fahrradgeschichten, wie man sich im Straßenverkehr verhalten soll und was wichtig für die Verkehrssicherheit ist. Auch Lehrer*innen und Eltern finden dort nützliche Informationen. Die Seite bietet darüber hinaus auch für Kitas und weiterführende Schulen Informationen rund ums Fahrrad. Auf der neuen Seite aachenbewegt.de wird ebenfalls auf dieses Angebot aufmerksam gemacht.
Stempelaktion „Wie bist Du heute zur Schule gekommen“
Um die Kinder für das Thema Mobilität auf dem Schulweg zu sensibilisieren, wurde speziell für Grundschulen ein Wochenkalender konzipiert, der im Klassenzimmer aufgehängt werden kann. Hierzu gibt es sechs verschiedene Stempel: Auto, Roller, Fahrrad, zu Fuß, Bus und Elternhaltestelle (siehe Anlage 3). Jeden Morgen stempeln die Kinder in der Spalte mit ihrem Namen das Verkehrsmittel, mit dem sie zur Schule gekommen sind. Die Schüler*innen sollen dadurch über ihr eigenes Mobilitätsverhalten nachdenken und verstehen lernen, wie ihr Verhalten sich auf die Umwelt und das Klima auswirkt. Jedes Jahr nehmen im Frühjahr viele Grundschulen an dieser Aktion teil. Es wäre wünschenswert, wenn alle Schulen an dieser Aktion teilnehmen und die Hintergründe jeweils auch im Unterricht thematisch begleiten würden, um den Kindern das Thema näher zu bringen.
Kinderstadtplan
Im Vergleich zu einem Schulwegplan bezieht der Kinderstadtplan auch wesentliche Freizeitziele der Kinder mit ein und ist speziell für Kinder gestaltet. Die Kinder lernen sich zu orientieren und den grundsätzlichen Umgang mit dem Instrument Stadtplan.
Verkehrserziehung und Fahrradtraining im Floriansdorf
Seit Frühjahr 2016 bietet die Kampagne „FahrRad in Aachen“ ein weiteres Angebot für die Grundschulen am außerschulischen Lernort Floriansdorf an. Verkehrsunterricht, Theorie und Praxis zu den Themen „Toter Winkel“, „Schonraumtraining“ und die „Aktion Licht“ sind Bestandteile des Programms.
Die Kinder sollen fit für den Straßenverkehr gemacht werden. Dazu gehört, dass die Kinder nicht nur ihr Fahrrad gut beherrschen, sondern auch, dass sie die Gefahren kennen und richtig reagieren können. Aus diesem Grund wird neben dem Schonraumtraining ein Spezialtraining zum „Toten Winkel“ angeboten. Der theoretische Unterricht befasst sich u. a. mit „Rechts abbiegenden Lkw an Kreuzungen“. Im praktischen Unterricht haben die Schüler*innen die Möglichkeit, bei einem Feuerwehrauto die verschiedenen Winkel zu erkunden und selber zu sehen, dass manchmal nichts zu sehen ist. Dies ist für die Kinder immer sehr eindrucksvoll.
Bei dem Modul „Black Box“ werden die beiden Funktionen der Fahrradbeleuchtung „sehen und gesehen werden” eindrucksvoll dargestellt. Sicht und ein der Sicht angemessenes Verhalten sind von elementarer Bedeutung für die Verkehrssicherheit. Jede*r Verkehrsteilnehmer*in kann dazu beitragen, die Verkehrssicherheit zu verbessern, indem man darauf achtet, selbst gut gesehen zu werden. Den Kindern soll daher die Bedeutung des Gut-gesehen-Werdens zu ihrer eigenen Sicherheit deutlich gemacht werden. Die „Aktion Licht“ wird besonders im Herbst eingesetzt. So sehen die Schüler*innen, wie wichtig es ist, eine funktionierende Lichtanlage zu haben und helle Kleidung bzw. eine Warnweste zu tragen. Ein Film zu diesem Angebot im Floriansdorf ist zu finden unter https://www.youtube.com/watch?v=mKLZqLf8Xrg
Fahrradtraining auf dem Schulhof
Wenn Schulen nicht die Möglichkeit haben zum Floriansdorf zu kommen, werden Verkehrsunterricht und Fahrradtraining in und an der Schule durchgeführt. Außerdem gibt es ein Angebot für die OGS. Nachmittags werden Fahrradtrainingsstunden angeboten. Da immer weniger Kinder Fahrrad fahren können, müssten Angebote wie diese an viel mehr Schulen durchgeführt werden. Mit der derzeitigen Personalsituation im Fachbereich Mobilität und Verkehr ist ein Ausbau der Fahrradtrainings nicht mehr möglich.
Fahrradtour an Schulen
Die Kampagne „FahrRad in Aachen“ organisiert und begleitet außerdem Fahrradtouren. Die Schulen bekommen von der Tour eine Fahrradkarte, die sie in den folgenden Jahren mit anderen Klassen wiederholen können. Unter folgendem Link ist hierzu ein Kurzfilm zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=rzVaYE7VdB0
Mit dem Rad zur Schule
Seit 2020 bietet die Aktion „Mit dem Rad zur Schule“ Kindern die Möglichkeit, den Schulweg mit dem Fahrrad zu üben. Hierfür werden die Kinder in Kleingruppen von fünf bis zehn Schüler*innen eingeteilt, die in der gleichen Wohngegend wohnen. Das Training findet nachmittags statt und ist eine freiwillige schulische Veranstaltung. Das Training beinhaltet folgende Punkte:
- Vorstellung der wichtigsten Regeln (rechts vor links, Toter Winkel),
- Fahrtechnikübungen auf dem Schulhof,
- Befahren des Schulwegs (Hin- und Rückweg) mit dem Fahrrad.
Kinder, die auf dem Schulhof nicht sicher auf ihrem Fahrrad sind, können allerdings noch nicht mit in den Straßenraum genommen werden.
Warnwestenaktion „Sehen und gesehen werden“
Nicht nur die Erstklässler*innen, sondern auch die zweiten, dritten und vierten Klassen sollten mit Warnwesten/ Sicherheitskragen zur Schule kommen. Daher richtet sich die Aktion „Sehen und gesehen werden“ auch an diese Schulklassen. Die Kampagne stellt den Schulen Wochenkalender zur Verfügung, in die die Schüler*innen jeden Morgen mittels eines Smileys eintragen, ob sie mit Weste gekommen sind. Für Schulkinder, die keine Weste mehr haben, stellt die städtische Kampagne Sicherheitskragen zur Verfügung. Am Ende der Aktion gibt es Belohnungen. Es wäre sehr wünschenswert, dass alle Grundschulen diese Aktion durchführen. Dabei sollten die Schulen nach Möglichkeit darauf hinweisen, dass die Westen nicht nur für die Aktion zeitlich begrenzt getragen werden sollen, sondern mindestens über die gesamte dunkle Jahreszeit (Herbst/ Winter). Dies erhöht die Sichtbarkeit und somit die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr erheblich.
Mobilitätsprojekte an weiterführenden Schulen
2009 wurde begonnen, auch an weiterführenden Schulen Mobilitätsprojekte durchzuführen. Zielsetzungen sind dabei die Verbesserung der Verkehrssicherheit im Schulumfeld (straßenräumlich und auf der Verhaltensebene), die Förderung der eigenständigen Fortbewegung von Schüler*innen (insbesondere zu-Fuß-gehen, Radverkehr, ÖPNV) und die Verbesserung der Erreichbarkeit des Schulstandortes (Fuß, Rad und ÖPNV). Zunächst wird immer eine umfangreiche Schüler*innenbefragung durchgeführt. Auf Grundlage der Ergebnisse werden zusammen mit der Schule weitere Schritte wie z. B. die Erarbeitung eines Grobkonzeptes mit Maßnahmenvorschlägen zur Beseitigung straßenräumlicher Problemstellen, die Erarbeitung eines Elternhaltestellenkonzepts, Patenschaften für den Radverkehr sowie Verkehrsunterricht und Schonraumtraining für die 5. Klassen geplant. Für einige Schulen wurden außerdem Radschulwegpläne zusammen mit den Schüler*innen erarbeitet.
An einigen weiterführenden Schulen wird in den fünften Klassen Verkehrsunterricht durchgeführt, um so das in der Grundschule Erlernte zu vertiefen.
4. Bisherige Angebote „ÖPNV“ an Grundschulen/ weiterführenden Schulen
Neben Aktionen zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs gibt es außerdem Aktionen, die das Thema ÖPNV beleuchten und es den Kindern und Jugendlichen ermöglichen sollen, auch diese Verkehrsträger kennenzulernen und im Rahmen ihrer selbständigen Mobilität sicher nutzen zu können.
Entdecker-Freiticket
Jedes Jahr nach den Sommerferien steht für viele Aachener Schüler*innen der Schulwechsel an. Damit verbunden ist häufig auch ein Wechsel des Verkehrsmittels, mit dem die Kinder zur Schule kommen. Um eventuelle Ängste oder Unsicherheiten abzubauen, und das richtige Verhalten einzuüben, bietet der Fachbereich Mobilität und Verkehr seit 2018 in Kooperation mit der ASEAG jeweils den Viertklässler*innen kurz vor den Sommerferien ein kostenloses Entdecker-Freiticket an. Mit dem Entdecker-Freiticket können die Kinder in einem Zeitraum vom ca. acht Wochen an einem beliebigen Tag die Fahrt mit dem Bus und/ oder mit der Bahn zur neuen Schule üben. Es handelt sich hierbei um ein 24-Stunden-Ticket der ASEAG, mit dem bis zu fünf Personen gemeinsam unterwegs sein können, so dass die Kinder von einem Erwachsenen begleitet werden können. In allen Aachener Grundschulen werden dazu vor den Sommerferien an die Viertklässler*innen Elternbriefe verteilt, die neben Infomaterialien u. a. einen Gutschein der ASEAG enthalten. Gegen Abgabe des ausgefüllten Gutscheins erhalten die Kinder im Sekretariat oder bei der Klassenlehrer*in das Ticket.
Busschule online
Spätestens mit dem Übergang zur weiterführenden Schule nutzt ein Großteil der Schüler*innen öffentliche Verkehrsmittel, um den neuen Schulweg zu bewältigen. Von Anfang an sollten sie daher die Möglichkeiten des ÖPNV für ihre eigenständige Mobilität kennen- und nutzen lernen. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, hat die Stadt Aachen die Unterrichtseinheit „Busschule online“ für Grundschulen entwickelt , wobei es sich um ein Unterrichtsangebot zum Bus- und Bahnfahren handelt.
Den Schüler*innen wird anhand von konkreten Übungsbeispielen in einer Doppelstunde gezeigt, wie sie sich zukünftig im Bus- und Bahnverkehr orientieren und fortbewegen können. Dazu werden verschiedene Themen besprochen und u. a. am Computer oder an Tablets „online“ vorgestellt und erarbeitet. Hierzu gehören Liniennetzplan und Linienfahrplan, Fahrplanauskunft im Internet, Fahrplanauskunft auf einer Smartphone-App, Informationen zur Orientierung an der Haltestelle sowie Tipps für eine gute und sichere Fahrt. Das Angebot ist für die Schulen kostenlos und wurde durch eine Mitarbeiterin der Stadt durchgeführt. Jährlich im Frühjahr wurden die Aachener Grundschulen angeschrieben und auf das Angebot aufmerksam gemacht. In den vergangenen Jahren haben personelle Engpässe dazu geführt, dass das Angebot nicht wieder angeboten werden konnte. Nach Möglichkeit soll die Busschule online ab dem nächsten Jahr wieder fortgeführt werden.
Bahnfahrpraxis
Für die 6. Klasse stellt die Stadt Aachen eine Unterrichtsreihe zum Thema „Bahnfahrpraxis“ zur Verfügung. Die Stadt Aachen möchte damit Lehrkräften, die sich mit dem Thema Bahn auseinandersetzen wollen, Unterrichtsvorschläge an die Hand geben.
Zu drei Themenbereichen werden Arbeitsmaterialien für je einen Unterrichtsblock angeboten. Die Unterrichtsdokumentation Bahnfahrpraxis liegt als Arbeitsbroschüre vor und kann bei der Stadt Aachen angefordert oder auf der Internetseite heruntergeladen werden. Für die erstmalige Umsetzung des Unterrichtsprogramms bietet die Stadt Beratung und fachliche Unterstützung an.
Kindgerechtes Informations- und Schulungsmaterial
Verglichen mit anderen Verkehrsmitteln, ist der Bus zweifellos eines der sichersten Schülerbeförderungsmittel. Dennoch sollte Busfahren mit Kindern eingeübt werden, um sicheres Verhalten an der Haltestelle und im Bus zu trainieren. Dazu hat der AVV in Zusammenarbeit mit der ASEAG, der Stadt Aachen sowie der Polizei verschiedene kindgerechte Informations- und Schulungsmaterialien erstellt, die auf besonders ansprechende Art verschiedene Themen des Bus- und Bahnfahrens sowohl für Schulkinder, als auch für Kitakinder behandeln. Diese können unter der Internetseite https://avv.de/de/service/elli-und-karl angesehen und heruntergeladen werden. Im Rahmen der Busschule online sowie der Entdecker-Freiticket-Aktion werden diese Schulungsmaterialien auch als Broschüren an die Schüler*innen verteilt.
Zudem gibt es weitere praktische Unterrichtsangebote von ASEAG, Polizei und dem Theaterpädagogischen Zentrum Aachen (TPZ) des DasDa Theaters für alle Schulformen. Das TPZ Aachen bietet in Kooperation mit der ASEAG den Workshop „BusEinsteiger“ an, in dem das Thema Bus fahren mit Grundschüler*innen der 3. und 4. Klasse kreativ und spielerisch erarbeitet wird. Der Workshop ist für Schulen in Aachen und der StädteRegion kostenlos. Außerdem bietet die Polizei Aachen ebenfalls in Kooperation mit der ASEAG das „rollende Klassenzimmer“ an. Hierbei handelt es sich um ein Angebot für 5. Klassen, in dem im Rahmen einer Bustour mit einem extra bereitgestellten Linienbus der ASEAG die Gefahren des Busfahrens, Verhaltensformen im Bus und weitere Themen zum ÖPNV behandelt werden.
5. Bisherige Angebote an Kitas
Da sich Kinder im Kita-Alter noch nicht selbständig im Straßenverkehr bewegen können, sind Aktionen zur Schulung der Kinder und zur Förderung der eigenständigen Mobilität hier nur begrenzt bzw. nicht möglich. Das bisherige Angebot fällt hier daher geringer aus.
Rollende Kitas
Für die Kindertageseinrichtungen wurde die Broschüre „Rollende Kitas“ entwickelt, die das Thema Verkehrserziehung und die Unterstützungsmöglichkeiten hierbei thematisiert. Anders als in der Schule, geht es in der Kita um die Vorbereitung auf die selbständige Teilnahme der Kinder am Straßenverkehr. Die regelmäßig stattfindende motorische Förderung ist dafür die wesentliche Grundlage (siehe Anlage 5).
Bewegungskitas
Die durch den Landessportbund zertifizierten Bewegungskitas legen einen besonderen Schwerpunkt auf die motorische Förderung. In Zusammenarbeit mit FB 52 und dem Stadtsportbund werden die Qualifizierung und die Qualitätssicherung in den Blick genommen. Ausgehend von der kindlichen Bewegungsfreude werden in Angeboten und Materialien allen Kindern vielfältige Möglichkeiten geboten, sich selbst in der Bewegung zu erfahren und die Kompetenzen auszubauen.
Elternarbeit in der Kita
In Kindertageseinrichtungen ist das Thema Bring- und Holverkehr immer wieder Thema von Elternabenden. Ziel der Leitungen ist es, diesen Verkehr möglichst zu reduzieren und die Eltern auf Alternativen hinzuweisen. Hier ist eine Bewusstseinsänderung der Eltern notwendig.
6. Bisherige Bewerbung der Angebote
Zu Beginn jedes Schuljahres werden die Schulleiter*innen und die OGS angeschrieben und die Angebote unterbreitet (siehe Anlage 4) sowie Plakate und Flyer an den Grundschulen verteilt.
Bei der Schulleiter*innenkonferenz, Treffen der Mobilitätskoordinator*innen und bei der Steuergruppe „Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung an Grundschulen“ werden die Aktionen und Projekte regelmäßig vorgestellt.
Bei der Durchführung des Mobilitätprojektes werden auch die Eltern angesprochen. Das Projekt hat eine Laufzeit von einem Jahr. Die Schulen erhalten hierbei die Werkzeuge, um anschließend die Kommunikation zu übernehmen und das Erlernte fortzuführen.
7. Hemmnisse
Es gibt in Aachen ca. 150 freie, privatgewerbliche und kommunale Kitas, 39 Grundschulen an 40 Standorten (davon 3 private) und 21 weiterführende Schulen. Dies ist eine große Anzahl an zu betrachtenden Einrichtungen, die jeweils sehr vielfältige Standortbedingungen aufweisen. Außerdem sind Angebote sehr vielfältig und die Durchführung zeitintensiv. Das Mobilitätsprojekt „Sicher zur Schule & sicher zurück“ dauert in der Regel ca. ein Jahr. Aus Kapazitätsgründen wird bei der Umsetzung immer zusätzlich ein Ingenieurbüro beauftragt.
Ein Umdenken der Eltern ist ein langwieriger Prozess und Bedarf einer kontinuierlichen „Bewerbung“ und „Auffrischung“ der Themen. Daher ist im Bezug auf die Reduzierung von Bring- und Holverkehren eine aktive Mitarbeit der Schulleiter*innen, der Lehrer*innenschaft sowie der Eltern von besonderer Wichtigkeit. Nach Durchführung der Projekte (insbesondere der Mobilitätsprojekte) ist unbedingt eine kontinuierliche Fortführung an den Schulen notwendig, da sich die Elternschaft dort in einem ständigen Wechsel befindet. Die Probleme vor den Schulen können nicht alleine von der Verwaltung gelöst werden. Hier müssen sich auch die Schulen ihrer Aufgabe bewusst sein und die Instrumente, die ihnen angeboten werden, auch selber umsetzen.
8. Planung
Um einen kontinuierlichen Austausch mit den Schulen zu gewährleisten, wäre es wichtig, dass der Fachbereich Mobilität und Verkehr bei einem Wechsel der Schulleitung und der Mobilitätskoordinator*innen informiert wird.
Darüber hinaus wäre es dringend notwendig, dass alle Grundschulen Aktionen zur Verkehrs- und Mobilitätserziehung als festen Bestandteil in ihren Lehrplan integrieren, die Angebote nutzen und diese selbständig fortführen. Dies ist insbesondere nach einem durchgeführten Mobilitätsprojekt von großer Bedeutung, da sich die Elternschaft an den jeweiligen Schulen in einem ständigen Wechsel befindet und somit laufend auf die Wichtigkeit einer selbständigen Mobilität sowie auf die Gefahren des Bring- und Holverkehrs hingewiesen werden muss. Die Verwaltung kann die Werkzeuge liefern, diese Aufgabe alleine jedoch nicht bewältigen.
Der Antrag gilt damit als behandelt
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