Kenntnisnahme - FB 45/0623/WP18

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Beratungsfolge

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Erläuterungen

1. Ausgangslage

Das Projekt „Kunst im Viertel“ wird seit dem Jahr 2022 umgesetzt. Dieses Projekt ist Bestandteil des Aufgabengebietes Schulsozialarbeit mit dem Schwerpunkt Umfeldarbeit und wird mit Schüler*innen der Schulen des Schulverbands Aachen Ost (GHS Aretzstraße, Hugo-Junkers-Realschule und Geschwister-Scholl-Gymnasium) umgesetzt. Das Besondere an der Umfeldarbeit ist der ausgeprägte Stadtteil- und Sozialraumbezug und die damit verbundene Netzwerkarbeit.

Mehr als 2000 Jugendliche aus über 20 Nationen besuchen die weiterführenden Schulen im Schulverband Aachen-Ost. Im Ost- und Nordviertel bereichern die jungen Menschen die Sozialräume und das Schulumfeld mit einer Vielfalt an kulturellen Einflüssen, wobei ein hoher Anteil der Schüler*innen in sozialbenachteiligten Familien lebt. Der Zugang zu Teilhabe an Kunst, Kultur und Sport gelingt häufig nur durch das große Engagement und im Zusammenspiel von den Schulen, des Offenen Ganztags und den Offenen Türen in den Sozialräumen.

Der Schulsozialarbeiter für Umfeldarbeit Herr Bernhardt hat das Projekt „Kunst im Viertel“ konzipiert und betreut dieses seit 2022.

 

2. Bedarf

Viele Schüler*innen entziehen sich immer mehr dem gesellschaftlichen Leben im Viertel, sodass sich der haptische „analoge“ Sozialraum (z.B. Schule, Spielplatz, Park, OT, Straße, Vereine) in den digitalen Sozialraum wie WhatsApp, Facebook, Instagram, TikTok, Spiele etc. verlagert.

 

Durch „Kunst im Viertel“ können die Schüler*innen einen außerschulischen, auf das Viertel konzentrierten Raum zur Entfaltung der eigenen Interessen und Fähigkeiten im künstlerischen Umfeld nutzen.

Ausgehend von den Bedarfen und Wünschen der Schüler*innen, der Schulen und der Idee, die unterschiedliche Schülerschaft, die unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlichen Backgrounds zu einen, entstand die Idee zu diesem Projekt.

 

 

3. Zielgruppe

Teilnehmende sind alle Schüler*innen der drei Schulen des Schulverbands Aachen Ost.

Um junge Menschen für das Projekt zu begeistern, warb der verantwortliche Schulsozialarbeiter zu Anfang in den einzelnen Schulklassen mit dem Projekt. Zwischenzeitlich hat sich das Projekt soweit in der Schülerschaft herumgesprochen, dass sich Jugendliche selbstständig an Herrn Bernhardt wenden und teilnehmen möchten.

 

Gemeinsam mit den Schulleitungen und den Schulsozialarbeitenden der einzelnen Schulen werden die Teilnehmenden ausgewählt, bei der folgende Kriterien herangezogen werden:

  • Freiwilligkeit der Teilnehmenden
  • Vereinbarkeit mit dem Unterrichtsgeschehen (bei Ausfall des Unterrichts muss der Schulstoff von den Schüler*innen nachgeholt werden)
  • Einbezug von schulabsenten Schüler*innen etc.

 

Die Zusammenarbeit in Bezug auf die schulabsenten Schüler*innen erweist sich als wertvoll. Die Gründe für Schulabsentismus sind meist vielschichtig. Die Schüler*innen können vom System Schule überfordert sein, einige entwickeln Schulängste, leiden unter Mobbing oder fühlen sich in der Schule nicht genügend integriert.

Diesen Schüler*innen wird der Raum für kreative Gestaltung ohne Leistungsdruck geboten und eröffnet ihnen die Möglichkeit auch die weiteren ggf. belastenden Themen anzusprechen. So können Hemmschwellen für den Schulbesuch abgebaut und neue Motivation für den Schulbesucht entstehen.

 

Eine weitere Zielgruppe sind die Schüler*innen der internationalen Förderklassen. Durch die Zusammenarbeit mit den Schüler*innen der Regelschulklassen wird die Integration und das Verständnis von gemeinschaftlicher Verantwortung gefördert.

 

 

4. Zielsetzung

Das Projekt gibt allen teilnehmenden Schüler*innen die Möglichkeit Selbstwirksamkeit zu erfahren, sich als Expert*innen des eigenen Viertels zu empfinden und sich stolz mit ihm identifizieren zu können.

 

Durch die Aneignung und Mitgestaltung des eigenen Sozialraums erlernen die Jugendlichen wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen für ihr Leben. Beispiele hierfür sind die Stärkung der Motivation, sich nachhaltig für den eigenen Sozialraum zu engagieren, das Wertschätzen der Diversität und die gleichwertige Anerkennung der unterschiedlichen Kulturen.

 

Die jungen Menschen erfahren durch gelebte Partizipationsmöglichkeiten sowie wertebasierte Lernerfahrungen mit Unterstützung von Kunst- und Kulturschaffenden eine Stärkung ihrer sozialen Kompetenzen.

 

„Kunst im Viertel“ fördert:

  • Jugendliche mit eingeschränktem oder keinem Zugang zu Kunst & Kultur
  • Jugendliche, die durch das Projekt einen neuen Zugang zu Schule erhalten
  • die Integration von jungen Menschen mit Fluchterfahrung
  • die kognitiven & motorischen Fähigkeiten der Jugendlichen
  • die Selbstwirksamkeit, Kreativität und Mitbestimmung der Beteiligten
  • die Sensibilisierung und künstlerische Auseinandersetzung mit den eigenen Werten und kulturellen Wurzeln
  • eine positive und kulturübergreifende Bürgerbeteiligung im Sozialraum
  • Kooperationen mit Handwerksbetrieben/Vereinen/Akteur*innen

 

5. Methoden

Im Rahmen des Projektes entdecken die Schüler*innen des Schulverbandes gemeinsam ihr Viertel, um es je nach Möglichkeit partizipativ zu künstlerisch zu verändern. Hierbei bringen sie ihre eigenen Ideen zu den Themen Werte, Mitbestimmung, Diversität und kulturelle Vielfalt ein.

 

Die teilnehmenden Schüler*innen erhalten die Möglichkeit mit vier Graffiti-Künstler*innen den Schulweg, ihren Sozialraum und das Schulumfeld zu verschönern.

 

In Streetart-Workshops werden bei Spaziergängen geeignete Orte für die spätere Realisierung erkundet (z.B. Verteilerkästen/Wände/ Spielplätze/Baumscheiben/Angsträume). Die Ideen werden in der Werkstatt im Depot Talstraße besprochen und ausgearbeitet. Hierfür werden mit den Künstler*innen und dem Schulsozialarbeiter für Umfeldarbeit die Gestaltungstechniken erlernt und später im Viertel realisiert.

Die Genehmigungen zur Ausführung der Kunstobjekte an den entsprechenden Orten werden hierfür zentral von Herrn Bernhardt eingeholt.

 

„Hässliche Ecken“ im Viertel oder auch Angsträume können durch die Ideen und Projekte kontinuierlich verschönert werden. Dadurch erfahren die Schüler*innen Selbstwirksamkeit, Wertschätzung und einen niederschwelligen Zugang zu Kunst- und Kultur.

 

6. Ergebnisse der Projektarbeit

Seit dem Jahr 2022 wurden verschiedene Objekte und Plätze mit den teilnehmenden Schüler*innen unter Anleitung des Schulsozialarbeiters und der Künstler*innen verschönert bzw. bearbeitet:

  • Der Betreiber eines Kiosks am Depot stellte seinen Roller und seine Abfalltonne, die beide vor dem Geschäft stehen, zur Verschönerung zur Verfügung.
  • An einem Aktionstag zum Tag der Kinderrechte leiteten die teilnehmenden Schüler*innen des Schulverbandes Grundschüler*innen des Aachener Kinderparlaments an, Fliesen thematisch zu gestalten, die im Anschluss auf dem Platz der Kinderrechte angebracht wurden.
  • Bei der Neuerung des Spielplatzes Beverstraße wurden die umliegenden Mauern unter dem Motto „Dschungel“ besprüht.
  • Die Schüler*innen leiteten an Stadtteil- und Schulfesten der Schulen eigene Ausstellung/Streetart-Workshops an.
  • Für das „Festival der Vielfalt 2023“ bauten und gestalteten Schüler*innen eine eigene Torwand unter Anleitung eines Künstlers. Diese wurde von den Besuchenden des Festivals sehr gut angenommen und von „jung bis alt“ bespielt. In der Piazza des Depots präsentierten die Schüler*innen eine Ausstellung zum Thema „Vielfalt im Viertel“.
  • Für die Abschlussveranstaltung von „Kunst im Viertel“ wurden neben vielen einzelnen Bildern auch Möbel, Fliesen und Holzdreiecke zum Thema „gemeinsame Werte“ gebaut und künstlerisch aufgewertet. Diese können als Kubus, Bildergang oder Iglo zusammengebaut werden und bei Ausstellungen präsentiert werden.
  • Von Anwohner*innen des Viertels gespendete Gartenmöbel wurden kreativ bearbeitet und können für stadtteilbezogene Feste/Veranstaltungen vom Viertel kostenlos geliehen werden.
  • In den Wintermonaten mit schlechtem Wetter wurden für verschiedene Veranstaltungen u.a. Jute-Beutel, Schallplatten und T-Shirts, Fliesen etc. in der Werkstatt mit Motiven versehen.
  • Für Schulfeste und Stadtteilveranstaltungen wurden Kunstausstellungen organisiert.
  • Für das Fest zum 100-jährigen Bestehen des Medienzentrums der Stadt Aachen, gestalteten viele Jugendliche die verschiedenen Dekorationen für Tische und Stände.

 

7. Finanzierung

Über das Landesprogramm "Gemeinsam MehrWert - Vielfältige Arbeit mit jungen geflüchteten Menschen" des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, bekannt hier als „Öcher (Mehr)Wert“, werden seit 2023 Honorar- und Materialkosten finanziert.

Der aktuelle Förderzeitraum des Landesprogrammes ist vom 12.03.2024 bis 28.02.2025.

 

Herr Bernhardt ist kommunaler Mitarbeiter in der Abteilung Jugend des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule und setzt das Projekt im Rahmen seiner Aufgabenwahrnehmung als Schulsozialarbeiter mit Umfeldarbeit um.

 

8. Ausblick

Das Interesse der Schüler*innen an der Gestaltung ihres Viertels ist stetig gewachsen. Sie wünschen sich eine Weiterführung und Ausweitung des Projektes.

Folgende Kunstprojekte sind daher in der Planung.

  • Ein Aachener Busunternehmen ist interessiert einen Gelenkbus gestalten zu lassen. Dieser wird bei Schul- und Ausflugsfahrten eingesetzt und würde die künstlerische Arbeit der Schüler*innen zum Thema „Demokratie in Bewegung“ nicht nur im Viertel, sondern in der gesamten Region Aachen und darüber hinaus repräsentieren. Zurzeit wird hierfür ein Raum gesucht, der groß genug ist, diese Idee umsetzen zu können.
  • Der Platz der Kinderrechte soll in Zusammenarbeit mit dem Kinderparlament weiter gestaltet werden. Hierfür werden am Weltkindertag einige Mitmachaktionen von Schüler*innen entwickelt und für die Besuchenden angeboten.
  • Die Gestaltung eines Inklusionsspielplatzes soll in Kooperation mit der hiesigen Peter-Härtling-Förderschule im Primarbereich durchgeführt werden.
  • Zusätzlich soll das Projekt um den Aspekt des Urban-Gardening erweitert werden. Hierfür sind Gespräche mit der angrenzenden Kita und den direkten Anwohner*innen des Spielplatzes geplant.

 

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