Kenntnisnahme - FB 45/0624/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
9. Sachstandsbericht zur Schulsozialarbeit
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 45 - Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
- Verfasst von:
- FB 45/310
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Kinder- und Jugendausschuss
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Kenntnisnahme
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08.10.2024
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Erledigt
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Ausschuss für Schule und Weiterbildung
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Kenntnisnahme
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08.10.2024
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Erläuterungen
- Ausgangslage
Die Konzeption der Schulsozialarbeit der Stadt Aachen sieht eine regelmäßige Berichterstattung im Kinder- und Jugendausschuss (KJA) und im Ausschuss für Schule und Weiterbildung (ASW) vor. Der nun vorliegende 9. Sachstandsbericht setzt die seit 2013 bestehende Informationsreihe fort und informiert über den derzeitigen Stand der Schulsozialarbeit in Aachen.
Auf der gesetzlichen Grundlage des Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII) – Kinder- und Jugendhilfe – ist die kommunale Schulsozialarbeit in der Abteilung Jugend im FB 45 verortet und bildet eine wichtige Schnittstelle in der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule.
- Kommunale Schulsozialarbeit
Das kommunale Team Schulsozialarbeit verfügt zum Zeitpunkt der Berichterstattung über 46 Vollzeitäquivalente (VZÄ). Das Team besteht aus 57 Schulsozialarbeiter*innen (43,75 VZÄ) sowie drei Teamleitungen (2,25 VZÄ).
Durch die Schaffung zusätzlicher 2,0 VZÄ für die Schulsozialarbeit im Haushalts- und Stellenplan 2024 konnte ein Teil der im vergangenen Jahr gestellten Erweiterungsanträge von Schulen bedient werden. Diese wurden wie folgt verteilt:
KGS Feldstraße: zusätzliche 0,5 VZÄ
KGS Luisenstraße: zusätzliche 0,5 VZÄ
Couven-Gymnasium: zusätzliche 0,5 VZÄ
Inda-Gymnasium: zusätzliche 0,5 VZÄ
Im Rahmen der Planung einer Beschulung von Seiteneinsteiger*innen im Teilstandort der GHS Drimborn wurde eine Vollzeitstelle für die dringend erforderliche Schulsozialarbeit reserviert. Diese konnte jetzt mit Beginn des Schuljahres 2024/25 mit einer kommunalen Schulsozialarbeiterin besetzt werden.
Die in 2014 getroffene Vereinbarung mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) zur Schulsozialarbeit an der Viktor-Frankl-Schule hat weiterhin Bestand. Der Einsatz einer kommunalen Fachkraft in Teilzeit geschieht seitdem unter anteiliger Personalkostenbeteiligung des LVR und hat eine zusätzliche Stelle in Teilzeit (LVR) für diese Schule bewirkt.
Die beiden Landesstellen, auf Grundlage des Erlasses des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen „Soziale Arbeit an Schulen zur Integration durch Bildung für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler (Multiprofessionelle Teams)“ vom 02.02.2016, in geänderter Fassung vom 28.03.2017, sind unverändert besetzt und bilden mit der städtischen Mitarbeiterin das Team Schulsozialarbeit für Integration.
Eine detaillierte Auflistung der Aachener Schulen mit Schulsozialarbeit in kommunaler Trägerschaft, im Landesdienst und in eigenbetrieblicher Trägerschaft befindet sich in Anlage 1.
- Statistik
Informationen über die Art und den Umfang der Tätigkeiten aller städtischen Fachkräfte für Schulsozialarbeit sowie die Anzahl der erreichten Zielpersonen und -gruppen ergeben sich aus den statistischen Erhebungen, die fortlaufend erfolgt und jährlich nach Schuljahresende ausgewertet werden.
In der ausgewerteten Statistik des zurückliegenden Schuljahres wurde besonders deutlich, dass die Anzahl der stattgefundenen Gruppenangebote, die durch Schulsozialarbeit angeboten werden, immens gestiegen ist.
Im Bereich der Förderung des Sozialverhaltens fanden insgesamt 545 unterschiedliche Gruppenangebote statt, wodurch 2263 Schüler*innen an den Aachener Schulen erreicht werden konnten.
Die Angebote hatten sowohl präventiven als auch intervenierenden Charakter und spiegeln den gestiegenen Bedarf wider, auf Schwierigkeiten im Klassenverband, Mobbing oder anhaltende Konfliktsituationen adäquat reagieren zu können.
Weiterhin fiel in der statistischen Auswertung auf, dass die Anzahl der gemeldeten Fälle von Kindeswohlgefährdung unter Beteiligung der Schulsozialarbeit im Vorjahresvergleich deutlich angestiegen ist.
Im vergangenen Schuljahr wurden 118 Meldungen an die örtlichen Sozialraumteams getätigt. Der engen Zusammenarbeit innerhalb der Abteilung Jugend des FB 45 wird dadurch eine besondere Wichtigkeit zuteil, um gemeinsam für den Kinderschutz einzutreten.
In der Anlage 2 wird die Auswertung der Statistik differenziert aufgeführt.
- Schulsozialarbeit mit dem Schwerpunkt Umfeldarbeit
Das Aufgabengebiet Schulsozialarbeit mit Umfeldarbeit wurde erstmalig im Schuljahr 2022/23 umgesetzt. Der Unterschied zur klassischen Schulsozialarbeit ist der ausgeprägte Stadtteil- und Sozialraumbezug und die damit verbundene Netzwerkarbeit.
Die offene präventive Unterstützung ermöglicht der Schülerschaft und deren Familien unter Berücksichtigung ihrer individuellen Lebensbedingungen die vorhandenen Systeme des Stadtteils aktiv und selbstständig zu nutzen. Hierunter fallen bspw. Sportvereine, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Beratungsstellen, Vereine und Verbände. Außerdem ist es Aufgabe der Schulsozialarbeit mit Umfeldarbeit, vernetzte Bildungsketten zur Verhinderung möglicher Bildungsbenachteiligung der Schüler*innen und die Öffnung der Schulen in die Stadtteile zu organisieren. Hierbei werden unter anderem Methoden der Einzelfallhilfe, Soziale Gruppenarbeit, die Lebensweltorientierung und die Hilfe zur Selbsthilfe eingesetzt.
Maßnahmen der Umfeldarbeit sind:
- Stärkung der Schüler*innen durch Anbindung an außerschulischen Organisationen (z.B. Sportvereine, Kinder- und Jugendeinrichtungen etc.)
- Beratung der Eltern unter Einbeziehung der vor Ort vorhandenen Kooperationspartner (z.B. Beratungsstellen, Vereine und Verbände) sowie aktive Kontaktvermittlung
- Konzeptionierung von gemeinsamen Projekten mit geeigneten Kooperationspartnern des Stadtteils
- Kommunikation der Bedürfnisse der Familien in den Stadtteilen
- Netzwerkarbeit mit Polizei, Therapeuten, Ärzten, Sozialraumteams, Beratungsstellen, Vereinen etc.
- Teilnahme an Sozialraumkonferenzen
Die Schulsozialarbeit mit Umfeldarbeit ist zurzeit an den Standorten im Schulverband Aachen-Ost mit einem 0,83 VZÄ sowie an den beiden Grundschulen GGS Schönforst und MGS Mataréstraße mit jeweils 0,5 VZÄ verortet.
Die Zukunftschancen der Schüler*innen aus diesen Stadtbezirken hängen stark von den Rahmenbedingungen des sozialen Umfeldes in ihrer Gesamtheit ab und werden häufig als problematisch eingeschätzt. Die Stadtbezirke sind geprägt von niedriger sozialer Teilhabe und deutlicher Armutskonzentration. In diesen Stadtteilen besteht ein hoher Bedarf an Vernetzung und Ausweitung in den Sozialraum.
Die Umfeldarbeit wird als Add-on zur Schulsozialarbeit verstanden und arbeitet eng mit den Schulsozialarbeitskolleg*innen und den Schulleitungen der Schulen zusammen.
Schulsozialarbeit mit Umfeldarbeit nimmt zusätzlich zu den Angeboten für alle Schüler*innen der Schulen auch insbesondere die schulabstinenten Schüler*innen in den Fokus. Durch verschiedenste Maßnahmen wie z.B. durch Transparenz von Beratungsangeboten, durch bewusste Gestaltung des Schullebens zum positiven Wohlbefinden und durch Teilhabe bei der Gestaltung des Schullebens versuchen die Schulsozialarbeiter*innen, die Schüler*innen, die nicht immer den Weg in die Schule finden, neu zu motivieren und ihnen die Rückkehr in die Schule zu erleichtern.
Mit ungezwungenen Gesprächs- und Hilfsangeboten, freizeitpädagogischen oder kreativ-künstlerischen Angeboten wird den Schüler*innen die Möglichkeit gegeben, Hemmschwellen gegenüber Schule abzubauen. Den Schüler*innen kann so wieder das Gefühl vermittelt werden, der Schule wichtig zu sein und nicht vergessen zu werden. In Gesprächen mit der Schule können Zugangswege gefunden werden, die eine Wiedereingliederung erleichtern.
Durch zielgruppenorientierte Projektarbeit erfahren die Schüler*innen die Schule als einen Ort, an dem sie auch Spaß und Gemeinschaft erleben können. Außerdem erleben die Schüler*innen durch die niederschwellig konzipierten Projekte, Erfolgserlebnisse, die sich positiv auf ihr Selbstbewusstsein und ihre Motivation auswirken können.
In Kooperation mit den Sozialarbeiter*innen der mobilen aufsuchenden Jugendarbeit im Stadtteil Forst und dem Quartiersmanagement im Stadtteilbüro Forst / Driescher Hof wird ein begleitetes freizeitpädagogisches Angebot, der „offene Schulhof“ und das „Nachbarschaftsprojekt“, an der GGS Schönforst und der MGS Mataréstraße organisiert und durchgeführt.
Die offenen niedrigschwelligen Angebote sollen Treffpunkte für alle Bewohner*innen der Stadtteile – vor allem für Kinder und Jugendliche – sein und andere Anlaufstellen für die Zielgruppe in den Teilräumen Unterforst und Schönforst ergänzen. Da die Orte jungen Menschen bekannt und vertraut sind, ist die Hemmschwelle, den „offenen Schulhof“ oder das „Nachbarschaftsprojekt“ aufzusuchen, gering. Das Angebot findet regelmäßig statt. Schulsozialarbeit bietet in diesem Umfeld freizeitpädagogische Angebote an und steht gleichzeitig als Ansprechpartner für Beratung zur Verfügung.
„Kunst im Viertel“ fördert Jugendliche mit eingeschränktem oder keinem Zugang zu Kunst und Kultur. Schulabsenten Schüler*innen wird durch dieses Projekt ein neuer Zugang zu Schule geboten. Teilnehmende sind zudem junge Menschen mit Fluchterfahrung, deren Integration durch das gemeinsame Arbeiten gefördert wird.
Im Projekt werden die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der teilnehmenden Schüler*innen unterstützt, sie erleben Selbstwirksamkeit, Kreativität und Mitbestimmung. Sie entdecken ihren Lebensraum zwischen Schule und Wohnumfeld neu, können diesen partizipativ mitgestalten und stolz auf sich und ihr Viertel sein.
Das Projekt wird zurzeit über die Mittelgewährung des Landesprogramms "Gemeinsam MehrWert - Vielfältige Arbeit mit jungen geflüchteten Menschen " unterstützt vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen bzw. hier bekannt auch unter „Öcher (Mehr)Wert“ gefördert. Eine Projektvorstellung von „Kunst im Viertel“ erfolgt in der Ausschusssitzung.
Zudem initiiert der im Schulverband AC Ost zuständige Schulsozialarbeiter ein Austauschforum, um die Problematik des zunehmenden Rauschmittelkonsums und -verkaufs im Bereich des Schulverbandes zu thematisieren und professionsübergreifende Kooperationen zu ermöglichen.
- Ausblick
Die Fachabteilung Jugend wurde im Rahmen eines Antrages der Fraktionen Bündnis 90 – Die Grünen und SPD vom 29.02.2024 beauftragt die Konzeption der Schulsozialarbeit weiterzuentwickeln und ein Modell für den aktuellen und zukünftigen Personalbedarf an Schulen zu erarbeiten. Aufgrund der Komplexität ist mit einem Abschluss im Frühjahr 2025 zu rechnen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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(wie Dokument)
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71 kB
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(wie Dokument)
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293,6 kB
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