Kenntnisnahme - FB 45/0627/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Sachstandbericht des Schulpsychologischen Dienstes der Stadt Aachen - Schuljahr 2023-2024
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 45 - Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
- Verfasst von:
- FB 45/310.040
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Kinder- und Jugendausschuss
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Kenntnisnahme
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08.10.2024
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Erledigt
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Ausschuss für Schule und Weiterbildung
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Kenntnisnahme
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08.10.2024
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Erläuterungen
Der Schulpsychologische Dienst der Stadt Aachen hat zuletzt in der gemeinsamen Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses und des Ausschusses für Schule und Weiterbildung am 14.03.2023 über seine Arbeit berichtet. Im Folgenden wird über den Sachstand im Schuljahr 2023/2024 informiert. Damit wird die regelmäßige, schuljahresbezogene Berichterstattung im Ausschuss für Weiterbildung und Schule sowie im Kinder- und Jugendausschuss fortgeführt.
- Auftrag und Grundlage des Dienstes
Der Schulpsychologische Dienst der Stadt Aachen unterstützt alle Schüler*innen sowie alle Aachener Schulen in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag. Ziele sind die Ermöglichung einer optimalen schulischen Ausbildung, die Entfaltung der Persönlichkeit, die Erhaltung und Wiederherstellung der psychischen Gesundheit und die Teilhabe an schulischen Angeboten.
Dazu werden die Erkenntnisse und Methoden der wissenschaftlichen Psychologie genutzt und angewendet. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um unterstützende Angebote zur Pflichterfüllung nach dem SGB VIII und dem Schulgesetz NRW sowie dem Landeserlass des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes NRW.
Der Schulpsychologische Dienst arbeitet nach den Prinzipien der Kostenfreiheit, Freiwilligkeit, Vertraulichkeit unter Einhaltung der Schweigepflicht, der Unabhängigkeit und Neutralität.
- Das Aufgabenspektrum der Schulpsychologie
- Schüler*innen unterstützende Maßnahmen → Einzelberatung:
Hierzu zählen alle Anfragen, in denen die Schulpsychologinnen Schüler*innen bei Lern-, Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten unterstützen. Die Beratungen finden in der Regel gemeinsam mit den Familien und Lehrkräften „am runden Tisch“ statt. Wenn nötig, kann eine psychologische Diagnostik durchgeführt werden, aus der gemeinsam mit der Schule ein Förderplan entwickelt wird. Auch die Unterstützung von Schüler*innen in ihrer psychischen Gesundheit spielt in der Einzelberatung eine entscheidende Rolle.
- Unterstützungsleistungen für das System Schule → Systemberatung:
Hierunter gefasst sind Supervisions- und Coaching-Maßnahmen für Schulleitungen, Lehrer*innen und weitere pädagogische Fachkräfte sowie Fort- und Weiterbildungen zu psychologischen Inhalten und Themen in Schule. Es finden Einzel- und feste Gruppenangebote statt, sowie regelmäßige offen ausgeschriebene Onlineseminare.
- Krisenintervention:
Bei Gewalt- und Gefahrensituationen in Schulen bietet der Schulpsychologische Dienst sofortige Hilfe zur Stabilisierung in Schulen an. Anlässe sind Amokdrohungen, geäußerte Suizidgedanken, Todesfälle, Gewaltereignisse, Mobbingsituationen, Schulabsentismus und eskalierende Konflikte.
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Demokratiebildung in Schulen → Gewalt- und Extremismusprävention (SystEx)
Demokratisches und gewaltfreies Denken und Handeln in den Schulen wird gefördert. Dies geschieht durch Schulprojekte, Schulentwicklungen, Beratungen und Netzwerkarbeit.
Im Schuljahr 2023/24 waren 3,5 kommunale und 3,5 VZÄ des Landes NRW mit insgesamt 11 Psychologinnen besetzt. Zusätzlich stellt das Land zwei 50%-Stellen für abgeordnete Lehrkräfte im Bereich Systemberatung Extremismusprävention (SystEx) zur Verfügung. Der Dienst wurde von einer 0,5 VZÄ-Geschäftsstelle unterstützt.
- Zusammenfassung und Auswertung und der statistischen Ergebnisse des Schuljahres 2023/2024:
Wie in den Vorjahren war der Schulpsychologische Dienst im Berichtszeitraum zuverlässig ansprechbar für Schüler*innen, Sorgeberechtigte, Lehrkräfte und pädagogisches Fachpersonal in den Schulen der Stadt Aachen. Alle Angebote wurden häufig und regelmäßig von den Zielgruppen genutzt. Es konnte eine große Zahl an Ratsuchenden unterstützt werden.
Die Wartezeiten bis zum Beginn der Beratung lagen im Durchschnitt bei 14 Werktagen. Die Anmeldungen wurden nach dem Eingang, wie auch in den Vorjahren, durch eine schulpsychologische Fachkraft priorisiert. Somit konnten dringliche Anliegen vorgezogen werden und Krisenfälle umgehend unterstützt werden. Ungefähr gleich verteilt blieben die Beratungen in den Grund- und weiterführenden Schulen. Dies zeigt, dass schulpsychologische Unterstützung sowohl in frühen als auch in höheren Klassenstufen als sinnvolle Maßnahme gesehen wird.
In der schülerbezogenen Einzelfallberatung gab es mit 244 Anmeldungen etwas mehr Anfragen als im Vorjahr und es wurden 511 Personen beraten. Es wendeten sich dabei 41% der Ratsuchenden gemeinsam (d.h. Sorgeberechtigte gemeinsam mit den Lehrkräften) an den schulpsychologischen Dienst, sodass diese Beratungen am „runden Tisch“ erfolgen konnten. Beratungen von Familien und Schüler*innen ohne direkten Schulkontext wurden ebenso genutzt (101). Zudem wandten sich 36 Lehrkräfte an den Dienst, unabhängig von Familien oder Schule, die sich fallbezogen (anonymisiert) beraten ließen.
Im Vergleich zum Vorjahr (Schuljahr 2022/2023) wurden veränderte Schwerpunkte bei den Beratungsanliegen festgestellt. Vermehrt wurde der emotionale Themenbereich angefragt. Hierbei handelt es sich beispielsweise um Selbstwertprobleme von Schüler*innen, Ängste oder depressive Verstimmungen (42 % versus 29 %). Weiterhin konnte ein Anstieg der Beratungsanfragen zum Thema soziale Integration (25 % versus 17 %) verzeichnet werden (z.B. Mobbing, konflikthafte Beziehungen zwischen Schüler*innen und Lehrkräften als auch zwischen Eltern und Lehrkräften).
In der Systemberatung konnten in diesem Schuljahr 100 Anmeldungen registriert und insgesamt 1.361 Personen erreicht werden. Die Anfragen zu Fort -und Weiterbildungsangeboten sind im Vergleich zum Vorjahr von 31 % auf 42 % gestiegen. Ein erhöhter Bedarf an Fortbildungen und Beratungen zur Entwicklung von Schutzkonzepten in Schulen ist festzustellen. Das Thema Lehrergesundheit ist, wie auch in den Jahren zuvor, weiterhin als Fortbildung oder im Rahmen eines pädagogischen Tages sehr gefragt.
Die Anmeldungen für Teamsupervisionen, Einzelcoachings und Teamentwicklungsmaßnahmen belaufen sich in diesem Schuljahr auf insgesamt 49 %. Kommunikationsschwierigkeiten und Konflikte innerhalb des Teams oder mit Vorgesetzten stehen zumeist im Mittelpunkt der Anfragen.
Weitere inhaltliche Schwerpunkte der Systemberatungen waren Projekte zur Mobbingprävention und diskriminierungskritische Schulentwicklung in enger Kooperation mit unseren abgeordneten Lehrkräften im Bereich Systemberatung Extremismusprävention (SystEx).
- Fazit und Ausblick
Die Vielzahl von Themengebieten und Herausforderungen für Schulen, einhergehend mit gestiegenen Fallzahlen und Anfragen verdeutlicht die Notwendigkeit eines gut und breit aufgestellten schulpsychologischen Unterstützungssystems.
Zunehmend wird die Schulpsychologie im Bereich der emotionalen und sozialen Themenbereiche angefragt. Ein negatives Selbstkonzept, Ängste, psychosomatische Probleme, depressive Symptomatik, Streitigkeiten bis hin zu Mobbing stellen für Schüler*innen große Hürden und Belastungen im Schulalltag dar. Bei den genannten Belastungen sind schulpsychologische Interventionen oft nicht ausreichend, da sie weder langfristig noch therapeutisch ausgerichtet sind. Eine gute Verzahnung mit therapeutischen und längerfristigen Unterstützungsangeboten ist somit ein größerer Schwerpunkt geworden. Teilweise finden längere „Überbrückungsberatungen“ innerhalb der Dienststelle statt, um die Wartezeit bis zum Beginn einer Therapie zu begleiten und die eigenen Kräfte der Klienten zu stärken.
Gleichzeitig wünschen sich einige Schulen und Schüler*innen mehr Präsenz der Schulpsychologie mit direkten Sprechstunden für Schüler*innen vor Ort, da sie vermehrt Belastungen und psychische Auffälligkeiten wahrnehmen. Dieser Bedarf wird seitens der Schulpsychologie aufgegriffen und im ersten Schritt intern überprüft, inwieweit er personell abgedeckt werden kann. Im zweiten Schritt wird mit den Schulen gesprochen, um die Bedarfe bestmöglich abdecken zu können. Hier ist besonders die schon stattfindende enge Kooperation mit der Schulsozialarbeit ein wichtiger Baustein.
Inhaltlich bleiben die Schwerpunkte auch längerfristig gleich:
- Die psychische Gesundheit und Gesundheitsförderung aller an Schule beteiligten Personen
- Umgang mit Belastungen im Schulsystem insgesamt (Resilienz)
- Positive Bildung und positive Psychologie
- Aufarbeitung von Sekundärfolgen der Pandemie im Schulsystem (u.a. Stärkung der sozialen und emotionalen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen)
- Schulabsentismus, Kinderschutz und Kinderschutzkonzepte in Schulen, eingebunden in die diesbezüglichen Prozesse innerhalb der Abteilung Jugend,
- Systemberatung Extremismusprävention und Demokratiebildung an Schulen
- Krisenintervention und -prävention (z.B. Einführung und Arbeit mit dem neuen Notfallordner für Schulen, Umgang mit Kriegserlebnissen und -flüchtlingen).
- Bearbeitung von Ängsten/Zukunftsängsten aufgrund der erfahrbaren Krisen (Krieg, Klimawandel, Umweltverschmutzung usw.)
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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(wie Dokument)
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120,9 kB
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