Kenntnisnahme - FB 02/0410/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Circular Food Chain
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 02 - Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa
- Verfasst von:
- FB 02
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung
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Kenntnisnahme
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10.12.2024
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Erläuterungen
Der Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa hat in der Ausschusssitzung am 17.04.2024 mündlich über das Projekt ‘Circular Food Chain‘ berichtet. Das Projekt endet im Januar 2025, weshalb an dieser Stelle ein finaler Projektbericht erfolgt.
Das Projekt ’Circular Food Chain’
Das Projekt ‘Circular Food Chain - Von der Saat bis auf den Teller und zurück - zirkuläre & lokale Lebensmittelversorgung in der Aachener Region‘ wird im Rahmen des Bundeswettbewerbs ‘Zukunft Region‘ vom Bundeministerium für Wirtschaft und Klimaschutz seit Februar 2023 bis Ende Januar 2025 gefördert. Das Projektbudget beläuft sich auf insgesamt 169.480€ und setzt sich zu 90% aus Bundesmitteln (152.532€) und 10% städtischen Eigenmitteln (16.948€) zusammen.
Projektschwerpunkt- und -ziele
Im Zentrum des Projekts steht die regionale Kreislauffähigkeit landwirtschaftlicher Produkte in den bisherigen linearen Ernährungs- und Versorgungsstrukturen. Gemeinsam mit den assoziierten Partnern Stadt Erkelenz, Gemeinde Merzenich und dem Center for Circular Economy der RWTH ist es das übergeordnete Ziel des Projektes, die nachhaltige Vernetzung der Akteure zu erwirken und mittels eines Zukunftsplans konkrete Einzelprojekte zur langfristigen, praktischen Umsetzung einer kreislauffähigen Lebensmittelproduktion zu erarbeiten. Im Rahmen des Projektes soll festgestellt werden, an welchen Stellen die Stakeholder Bedarf haben, ihre Kreislauffähigkeit zu verbessern und gleichzeitig Maßnahmen und Lösungen für mehr Zirkularität entlang der Wertschöpfungskette kennenzulernen. Außerdem soll ein Netzwerk aus regionalen Akteuren zusammengeführt werden, um die beschriebenen Problemstellungen durch kontinuierlichen Austausch zu bearbeiten und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind entsprechende Akteure aus der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft & Forschung, der Wirtschaft sowie dem Öffentlichen Sektor der beteiligten Kommunen zu konsolidieren und aktiv in den Prozess eingebunden.
Projektverlauf und -ergebnisse
Zur Erreichung der dargestellten Ziele wurden fünf Workshops mit Akteur*innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette durchgeführt. Hierbei lagen die Schwerpunkte auf den Bereichen Erzeugung, Vertrieb und Konsum. Angesprochen wurden Akteur*innen aus den Branchen Landwirtschaft, Gastronomie, Handwerk und Handel. Im Rahmen der Workshops wurden konkrete Herausforderungen sowie Lösungsansätze entwickelt, die in einem abschließenden Konsolidierungsworkshop gemeinsam diskutiert und vertieft wurden.
Ergänzend fanden drei Stammtische statt, um das durch die Workshops entstandene und stetig wachsende Netzwerk zu stärken und Synergien zu nutzen. Im Ergebnis konnten so erste Direktvermarktungsstrukturen für die Region Aachen zwischen Landwirten und dem lokalen Handel aufgebaut werden.
Verschiedene Marketingmaßnahmen, darunter Pressemitteilungen, Newsletterartikel sowie eine größere Marketingkampagne über Flagpols, Social Mediabeiträgen und Stoffbeuteln, die Konsumenten über die Möglichkeiten des regionalen Konsums informierten, wurden eingesetzt, um für das Thema bei dieser Akteursgruppe zu sensibilisieren.
Zentrale Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für ein aufbauendes Umsetzungskonzept sind:
- Ausbau des Transformationsnetzwerkes
Die Workshopreihe hat viel Resonanz der betroffenen Betriebe erhalten, Potenzial bewiesen und Erwartungen geweckt. Daher wird empfohlen, das durch das Projekt entstandene Transformationsnetzwerk bestehenden aus knapp 180 Akteuren weiter zu pflegen und auszubauen. Diese zentrale Stelle sollte laufend Bedarfe analysieren, passende Angebote vermitteln, und potenzielle Partnerschaften anbahnen. Die enge Verzahnung mit den anderen Fachbereichen, Branchenverbänden und Multiplikatoren wie dem Runden Tisch Landwirtschaft und der Effizienz-Agentur sollte beibehalten werden, denn diese hat sich als positiv erwiesen, um relevante Angebote zu Förderungen, Beratungen und Weiterbildungen zu identifizieren.
Durch die Kooperation mit diesen Partnern können Informationen weiterverteilt, zielgerichtete gemeinsame Angebote entwickelt und die Kommunikation von Potenzialen, Best Practices etc. über alle Partner verlängert werden.
- Aufbau regionaler Distribution
Landwirtschaftliche Betriebe möchten gerne mehr regional anbieten, und die Verarbeitung, Gastronomie sowie der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) suchen verstärkt nach regionalen Bezugsquellen. Es fehlt an einem Intermediär, um die Potenziale zu realisieren. Im Rahmen des Projektverlaufs wurden bereits einige neue Partnerschaften angebahnt, da die Workshops den einzelnen Vertreter*innen Angebot und Nachfrage transparent machen konnte. Damit es nicht bei Zufallspartnerschaften dieser Art bleibt, sollten Anreize für bestehende Großhandelsunternehmen geschaffen werden, ihr regionales Portfolio gezielt auszubauen und zu vermarkten.
- Aufbau regionaler Verarbeitungsstrukturen
Auch beim Thema Verarbeitungsstruktur ist vor allem mangelnde Transparenz über in der erweiterten Region vorhandene Verarbeitung die entscheidende Hürde. Es scheint deutlich mehr regionale Verarbeitungsstrukturen zu geben als bekannt – und diese könnten durchaus in der Lage sein, mehr Volumen zu verarbeiten und für einen regionalen Vertrieb in Aachen zur Verfügung zu stellen. Im nächsten Schritt sollte daher im Rahmen einer Potenzialanalyse konkretisiert werden, welche Verarbeitungsstrukturen sowie welche zusätzlichen Volumina angeboten werden können, zu welchen Qualitätskriterien bzw. wer ggf. Interesse hätte, bei entsprechenden Abnahmeverpflichtungen aus Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und LEH seine Verarbeitung auszubauen.
- Entwicklung neuer Kreisläufe
Die Frage nach einer Optimierung von bestehenden Stoffströmen hin zu einer effizienteren Nutzung durch z.B. neue Kreisläufe oder bessere Kaskadierung ist theoretisch das zentrale Thema einer Circular Food Chain für die Stadt Aachen. Praktisch jedoch sind Konzepte und Potenziale in dem Bewusstsein der Betriebe noch nicht verankert. Da die meisten Restströme auch jetzt bereits verwertet werden – und das mit einer gewissen Wertigkeit – reduziert sich die Dringlichkeit, noch hochwertigere Alternativen zu entwickeln. Es empfiehlt sich daher im ersten Schritt die Projekte zu unterstützen, die sich bereits in Aachen entwickelt haben, um hier schnellstmöglich Proof of Concepts zu erbringen, und in der Folge mit diesen Resultaten a) Bewusstseinsbildung zu schaffen, b) Projekte zu erweitern, c) neue Projektideen zu generieren.
Projektfortführung
Der Fachbereich für Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa wird im Rahmen der Umsetzungsphase einen Folgeantrag beim Bundesministerium für die Dauer von drei Jahren stellen. Ziel dieser Phase ist die konkrete Umsetzung einzelner in der Entwicklungsphase entwickelten Maßnahmen in der Region. Der (1) Ausbau des Transformationsnetzwerkes sowie der (2) Aufbau eines regionalen Distributionsladens in der Aachener Innenstadt als zentrale Kernergebnisse aus der ersten Projektphase werden im Rahmen des Folgeantrags konkretisiert und umgesetzt. Ziel des Transformationsnetzwerks ist die Ausgründung einer eigenen Entität, die zukünftig die Koordinierungs- und Leitungsfunktion des Distributionsladens übernehmen soll. Zur Umsetzung eines Distributionsladens soll zunächst eine Marktanalyse sowie eine Konzeptentwicklung erfolgen, worauf basierend ein geeigneter Standort gewählt wird.
