Kenntnisnahme - FB 45/0654/WP18

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Beratungsfolge

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Erläuterungen

1. Ausgangslage

Mit Schreiben vom 04.12.2024 wurde durch die Fraktion Die Zukunft ein Tagesordnungsantrag für die Sitzung des Kinder- und Jugendausschusses am 04.02.2025 zu dem Thema „Sachstandsbericht zur Situation der Kindertagespflege in Aachen - Strategien zur Gewinnung neuer Kindertagespflegepersonen“ eingereicht. Die Verwaltung wird hierbei gebeten insbesondere auf die folgenden Aspekte einzugehen:

1.Aktueller Stand:

Anzahl der in der Kindertagespflege tätigen Personen und eine Prognose zu den

absehbaren altersbedingten Abgängen in den nächsten fünf Jahren.

2. Strategien und Maßnahmen:

Bestehende oder geplante Konzepte und Strategien zur Gewinnung und Qualifizierung

neuer Kindertagespflegepersonen.

3. Herausforderungen:

Identifikation von Schwierigkeiten und Hindernissen bei der Rekrutierung neuer

Kindertagespflegepersonen.

4.Unterstützung und Förderung:

Möglichkeiten der Unterstützung durch die Stadt Aachen, z. B. in Form von Qualifizierungsangeboten, Öffentlichkeitsarbeit oder finanziellen Anreizen.

 

2. Aktueller Stand

Derzeit sind insgesamt 138 Kindertagespflegepersonen (Stand 31.12.2024) im Bereich der Kindertagespflege tätig. Im Jahr 2024 beendeten 12 Kindertagespflegepersonen aufgrund von Renteneintritten, gesundheitlichen/familiären Gründen, Wegzug oder beruflicher Umorientierung ihre Tätigkeit.

In den kommenden fünf Jahren werden entsprechend des Regelrenteneintrittsalters voraussichtlich insgesamt 18 Kindertagespflegepersonen (2025: 6, 2026: 3, 2027: 1, 2028: 7, 2029:1) in Rente gehen.

 

3. Strategien und Maßnahmen

Derzeit bestehen bereits zahlreiche Konzepte und Strategien zur Gewinnung und Qualifizierung neuer Kindertagespflegepersonen.

Zur Gewinnung neuer Kindertagespflegepersonen führt der Verein für Familiäre Tagesbetreuung e.V. Informationskampagnen durch, nimmt an Job- und Ausbildungsmessen teil und nutzt Kooperationen zu Schulen, Fachschulen, Universitäten, Jobcentern und Familienzentren, um über den Beruf zu informieren.

Für die Qualifizierung neuer Kindertagespflegepersonen wurde das bisherige Qualifizierungsformat angepasst, um die Attraktivität zu erhöhen. Die Familiäre Tagesbetreuung e.V. startete als deutschlandweit erster Bildungsträger im Rahmen des Projektes „Blended Learning“ des Bundesverbandes für Kindertagespflege die Qualifizierung QHB in hybrider Form. Um dadurch keine Hürden zu schaffen, kann den Kursteilnehmenden während der Dauer des Kurses ein Laptop zur kostenlosen Nutzung bereitgestellt werden. Die Qualität wird durch teamteaching, d.h. mit einer kontinuierlichen Kursbegleitung, gesichert.

Darüber hinaus gibt es gezielte Imagekampagnen, um die Vorteile des Berufs stärker in den Vordergrund zu rücken und ein Mentoring-Programm zur Begleitung der Neueinsteiger*innen.

 

4. Herausforderungen

Die Rekrutierung neuer Kindertagespflegepersonen ist weiterhin herausfordernd. Neben mangelnder Bekanntheit um das konkrete Berufsfeld wird dieses teilweise auch nicht als gleichwertig zu anderen pädagogischen Berufen wahrgenommen. Dem soll mit Imagekampagnen begegnet werden.

Durch die Grenzlage und zahlreiche angrenzende andere Jugendämter besteht der personelle Bedarf in naher räumlicher Konkurrenz zueinander, so dass lediglich auf ein begrenztes Reservoir bei der Gewinnung neuer Kräfte zurückgegriffen werden kann.

Kindertagespflegepersonen arbeiten häufig allein, was zu einem Gefühl der Isolation führen kann. Darüber hinaus kann der Beruf emotional und körperlich fordernd sein. Der Verein für Familiäre Tagesbetreuung e.V. unterstützt Kindertagespflegepersonen daher durch fachliche Begleitung durch ein interdisziplinäres Team und fördert die Vernetzung durch den Aufbau von Netzwerken und regelmäßigen Treffen, einen gemeinsamen Fachtag für alle Kindertagespflegepersonen sowie Angebote von gemeinsamen Fortbildungen.

Hinzu kommt, dass eine selbstständige Tätigkeit nicht für Jedermann von Interesse ist, zumal das Einkommen auch immer von den Betreuungsstunden und der Belegung durch die Kinder abhängig ist. Auch die räumlichen Voraussetzungen werden mitunter als Hürde empfunden. Über Zuwendungen des Landes für „Investitionen für zusätzliche Plätze in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege“ können Maßnahmen, die der Schaffung und Inbetriebnahme neuer Betreuungsplätze für Kinder bis zum Schuleintritt dienen (Neu-, Aus- und Umbaumaßnahmen einschließlich Ersteinrichtung und Erschließung von geeigneten Räumen) gefördert werden. Damit erhalten Kindertagespflegepersonen finanzielle Unterstützung zur Schaffung geeigneter Räumlichkeiten. Dies kann auch genutzt werden, um Räumlichkeiten außerhalb des eigenen Wohnraums oder - gemeinsam mit ein bis zwei weiteren Kindertagespflegepersonen - eine Großtagespflegestelle einzurichten.

Die Qualifizierung neuer Kindertagespflegepersonen kann mit 300 Unterrichtseinheiten eine zeitliche oder finanzielle Hürde für die Teilnehmenden darstellen. Durch das Angebot in hybrider Form soll dem bereits entgegengewirkt werden. Die Finanzierung der Qualifizierung wird derzeit bereits durch Landesfördermittel unterstützt. Zudem werden über die Stadt Aachen weitere Kosten übernommen.

 

5. Unterstützung und Förderung

Der Verein für Familiäre Tagesbetreuung e.V. ist durch die Stadt Aachen beauftragt und unterstützt diese bereits bei der Durchführung der aufgeführten Maßnahmen. Diese sind auch Teil der Leistungsvereinbarung gemäß dem die Stadt Aachen dem Verein für Familiäre Tagesbetreuung e.V. finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und darüber hinaus die Kosten der Betriebsführung übernimmt.

Durch die Schaffung eines eigenen Teams für das Aufgabengebiet der Kindertagespflege werden zukünftig zusätzliche personelle Ressourcen seitens der Stadt Aachen für dieses Themenfeld zur Verfügung stehen. Eine Stelle der Fachberatung steht zur Begleitung des Vereins zur Verfügung. Durch die Bündelung der Aufgaben rund um das Thema Kindertagespflege in einem Team können auch Synergieeffekte genutzt werden und eine bessere fachliche und qualitative Steuerung stattfinden.

 

Auch im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit werden wie unter Punkt 3 beschrieben bereits zahlreiche verschiedene Kanäle genutzt. Aktuell wird durch Werbeposter für die Kindertagespflege in der Stadt Aachen aufmerksam gemacht. Diese Kampagnen sollen nach Möglichkeit auch in Zukunft realisiert werden.

Zur Hervorhebung der gesetzlich definierten Gleichwertigkeit der Betreuungsangebote in Kindertagespflege und Kindertagesstätten ist darüber hinaus die Anbindung der Vergabe der Plätze in der Kindertagespflege über das bestehende Kita-Portal angedacht, um alle Eltern über eine digitale Plattform erreichen zu können. Mit Blick auf die Fortschreitung der Digitalisierung wird auch die Einführung weiterer digitaler Kommunikations- und Verwaltungstools weiter angegangen.

 

 

6. Fazit

Die Stadt Aachen hat gemeinsam mit dem Verein für Familiäre Tagesbetreuung e.V. bereits zahlreiche Maßnahmen und Strategien auf den Weg gebracht, um Menschen für den Beruf als Kindertagespflegeperson zu gewinnen und bestehende ausgebildete Kindertagespflegepersonen im System zu erhalten. Dies gilt es in den kommenden Jahren weiter auszubauen, um die Kindertagespflege weiterhin als qualifiziertes Betreuungsangebot parallel zur Betreuung in einer Kindertagesstätte im Aachener Stadtgebiet zu etablieren.

 

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Anlagen

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