Kenntnisnahme - FB 36/0595/WP18

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Beratungsfolge

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Erläuterungen

 

Eingehend auf den Ratsantrag der Fraktion Die Grünen „Hitzeaktionsplan für Aachen“ (Nr. 195/18, 23.09.2021) wird der Politik der aktuelle Sachstand und das Vorgehen der Verwaltung zur Kenntnisnahme vorgelegt.

Zur Umsetzung des Ratsantrags und auf Basis einer gemeinsamen Entscheidung der städteregionalen und städtischen Verwaltungen wurde die kommunale Hitzeaktionsplanung für die Stadt Aachen in den letzten Monaten als iterativer Prozess durch FB36 und das Dez. VII vorangetrieben. Ein gemeinsamer Lenkungskreis aus städtischen und städteregionalen Vertreter*innen (FB36 [Dez. VII] und Gesundheitsamt [Dez. III der SR AC]) begleitet dabei die bisher von beiden Seiten sehr erfolgreich, vertrauensvoll und abgestimmt verlaufenden Arbeiten.

 

  1. Einleitung und bisheriges Vorgehen

Hitzewellen nehmen infolge des Klimawandels in Häufigkeit und Intensität zu[1] – mit teils erheblichen gesundheitlichen und sozialen Folgen, insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen. Um frühzeitig und koordiniert auf extreme Hitzeereignisse reagieren zu können, wird ein kommunaler Hitzeaktionsplan entwickelt. Ziel ist es, Schutzmaßnahmen zu planen, Verantwortlichkeiten klar zu regeln und eine effektive Kommunikation zur Prävention und im Akutfall sicherzustellen. Der Hitzeaktionsplan soll dazu beitragen, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, die hitze- und strahlungsbedingte Belastungen für Einrichtungen und Dienste zu verringern und die Stadt insgesamt widerstandsfähiger gegenüber Hitzebelastungen zu machen.

Angesichts steigender Temperaturen und der damit verbundenen deutlich ansteigenden Zahl von Hitzetagen (>30 °C) und Tropennächten (nachts >20 °C) gewinnt der Gesundheitsschutz der Bevölkerung vor den Folgen von Hitze an Bedeutung. Um frühzeitig auf kritische Wetterlagen aufmerksam zu machen, gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) regelmäßige Hitzewarnungen heraus. Aufbauend auf diesen Warnungen und auch vorsorgend greift ein abgestimmtes Informations- und Maßnahmenkonzept der Stadt Aachen und des Gesundheitsamts bei der StädteRegion Aachen. Dieses beinhaltet Hinweise zur Vorsorge, konkrete Verhaltensempfehlungen sowie Unterstützungsangebote im öffentlichen Raum. Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürger frühzeitig zu sensibilisieren, über geeignete Schutzmaßnahmen aufzuklären und besonders gefährdete Personengruppen gezielt anzusprechen und zu unterstützen.

 

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt Hitzewarnungen für Tage mit starker Wärmebelastung heraus. Unterschieden wird dabei zwischen zwei Warnstufen:

  • Warnung vor starker Wärmebelastung, wenn die gefühlte Temperatur die Warnschwelle von rund 32 °C überschreitet.
  • Warnung vor extremer Wärmebelastung, wenn die gefühlte Temperatur die Schwelle von etwa 38 °C übersteigt.

Auf Grundlage dieser Warnungen leitet die Stadt zeitnah Informationen über ihre Online-Kanäle an die Bevölkerung aber auch an städtische Einrichtungen weiter, die dann selber tätig werden. Ziel ist es, schnell und gezielt über notwendige Schutzmaßnahmen zu informieren und Verhaltensempfehlungen bereitzustellen. So erfolgt die Warnung z.B. auch über den städtischen Instagram-Kanal und andere soziale Medien sowie über die übliche Öffentlichkeitsarbeit des FB13.

Bürgerinnen und Bürger können die Hitzewarnungen des DWD auch direkt über einen E-Mail-Newsletter abonnieren: www.dwd.de/hitzewarnungen.

Zusätzliche Informationen zum Umgang mit starker Hitze, insbesondere zu Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln, stellen die Stadt und StädteRegion Aachen auf ihren Websites zur Verfügung: www.aachen.de/umgang-mit-hitze sowie https://www.staedteregion-aachen.de/de/navigation/aemter/gesundheitsamt-a-53/service/hitzeschutzempfehlungen. Dort finden sich Hinweise zur gesundheitlichen Vorsorge sowie Empfehlungen zum Verhalten bei starker Hitze. Besonders gefährdete Gruppen wie ältere Menschen, Kinder oder chronisch Kranke erhalten dort gezielte Ratschläge.

Darüber hinaus bietet die Stadt auch im öffentlichen Raum einen erleichterten Wasserzugang über mehrere kostenlose Trinkwasserbrunnen an. So gibt es in vier Verwaltungsgebäuden während der Öffnungszeiten Trinkwasser für alle: an den Standorten Katschhof (Johannes-Paul-II.-Straße 1), Lagerhausstraße 20, Hackländerstraße 1 (am Hbf) und Mozartstraße 2-10. Im April diesen Jahres wurde ein weiterer Trinkwasserspender in der Stadtbibliothek, Couvenstraße 15, in Betrieb genommen Zusätzlich stehen der Öffentlichkeit noch vier netzgebundene Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet zur Verfügung. Diese bieten jederzeit kostenloses und sauberes Trinkwasser an und befinden sich an folgenden Standorten: Am Eingang des Elisengartens in der Ursulinerstraße, auf dem Münsterplatz (bekannt als „Möschebrunnen“), in der Alexanderstraße am Hotmannspiefbrunnen sowie in der Heinrich-Holland-Straße im Stadtteil Aachen-Nord. Dieses Angebot hilft den Gefahren durch Dehydrierung und Überhitzung vorzubeugen. Zusätzlich werden in diesem Jahr erstmals 600 Trinkflaschen an mehreren Ausgabestellen zur Verfügung gestellt. Diese befinden sich am Katschhof, in der Hackländerstraße, in der Mozartstraße, in der Lagerhausstraße und der Stadtbibliothek. So soll den Bürger*innen eine saubere Abfüllung von Trinkwasser in einer Extremsituation ohne eigenes Gefäß ermöglicht werden.

Neben den öffentlichen Trinkwasserbrunnen unterstützen auch zahlreiche Refill-Partner das Angebot des Zugangs zu kostenfreiem Trinkwasser. Verschiedene Cafés, Geschäfte und Einrichtungen stellen kostenlos Leitungswasser zum Nachfüllen mitgebrachter Flaschen bereit. Erkennbar sind sie am blauen Refill-Aufkleber an der Eingangstür (s. Abb. 1).

Refill Deutschland · a tip: tap

Abb. 1: Refillbutton; zu finden bei den teilnehmenden Refill-Partnern in Aachen und auch im Bundesgebiet. Quelle: https://atiptap.org/projekte/trinkwasser-projekte-in-deutschland/refill-deutschland/. 

 

Parallel zu diesen Maßnahmen führt die Stadt derzeit im Rahmen der systematischen kommunalen Hitzeaktionsplanung fachbereichsübergreifende Abstimmungen innerhalb der Verwaltung durch, um einen umfassenden Überblick des status quo zum Thema Hitze/-aktion zu gewinnen (s. Tab. 1). Ziel ist es, bestehende Hitzeschutzmaßnahmen zu identifizieren, weiterzuentwickeln oder – wo erforderlich – gemeinsam neue Maßnahmen zu erarbeiten. Dabei verfolgt die Stadt einen präventiven Ansatz, um gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung frühzeitig zu erkennen und wirksam zu reduzieren.

 

  1. Erste Ergebnisse aus den Abstimmungen mit anderen Fachbereichen

Im Folgenden werden die schon getroffenen Vereinbarungen und identifizierten Hitzemaßnahmen der einzelnen Fachbereiche kurz vorgestellt. 

 

05.07.2024

Lenkungskreis (FB36, Gesundheitsamt der StädteRegion AC)

14.11.2024

Lenkungskreis, FB13 (Kommunikation und Stadtmarketing), S13

22.01.2025

FB36, FB45 (Kinder, Jugend und Schule; jetzt FB45 und FB54 (KiTa und Kindertagespflege))

11.02.2025

Lenkungskreis

09.04.2025

FB36, FB12 (Bürger*innenservice)

22.05.2025

FB36, FB62 (Geoinformation und Bodenordnung)

27.05.2025

FB36, FB56 (Wohnen, Soziales und Integration)

15.07.2025

Lenkungskreis

Tab. 1: Darstellung der ersten bereits durchgeführten Fachbereichsabstimmungen

 

2.1 Information durch die Kommune bei Hitzeereignissen

Mit den Fachbereichen FB13 und dem Pendant S13 der StädteRegion konnte sich der koordinierende FB36 auf gemeinsame Schritte im Bereich der Hitzekommunikation einigen und weitere zielgerichtete Kommunikationsarten entwickeln. So haben sich die Online-Redaktionen beider Bereiche auf eine enge Zusammenarbeit geeinigt, um eine koordinierte Kommunikation bei Hitzeereignissen sicherzustellen. Das Ziel besteht darin, ein abgestimmtes Vorgehen bei der Verbreitung von Hitzewarnungen über verschiedene Kanäle wie Instagram und die städtischen sowie städteregionalen Webauftritte zu gewährleisten. Die StädteRegion hat bereits einen Umsetzungsplan zur Kommunikation, welcher nach einer internen Absprache von FB13 übernommen wird. Das Auslösen der jeweiligen Kommunikationswege geschieht über eine Benachrichtigung per Mail durch den FB36. Eine erste Pressemitteilung sowie Social Media-Posts zum Thema sind zum bundesweiten Hitzeaktionstag am 04.06.2025 veröffentlicht worden. Eine erste Hitzewarnung erfolgte für den 13. und 14.06.2025. 

 

2.2 Hitzeschutz für Schulen und Kitas

Im Rahmen eines Austauschs mit den FBs 45 und 54 wurde eruiert, welche Hitzeschutzmaßnahmen an Schulen und Kitas bereits vorhanden sind. Es zeigte sich, dass bisher nur begrenzt Informationen vorliegen bzw. zur Verfügung gestellt wurden und in den Einrichtungen in erster Linie die Mitarbeitenden der Stadt adressiert werden können. Es wurde beschlossen, einen kompakten Muster-Hitzeschutzplan (max. 3 Seiten) zu erstellen, der dann auf die jeweiligen Einrichtungen angepasst werden kann und die vorhandenen, sehr knappen Handlungsanweisungen systematisch vervollständigt. Darüber hinaus ist vorgesehen, die Mitarbeitenden über die Lernplattform Moodle gezielt zu schulen und für das Thema Hitzeschutz zu sensibilisieren. Das bestehende Informationsmaterial für Schulen – insbesondere für den Bereich der Offenen Ganztagsschule (OGTS) – wird überarbeitet. Ergänzend werden praxisnahe, kurze Handreichungen mit konkreten Handlungsempfehlungen für den schulischen Alltag erarbeitet. Diese ersten konkreten Maßnahmen werden sicherlich auch eine Multiplikationswirkung für angepasstes Verhalten im Hitzeextremfall auf die nicht direkt adressierbaren Gruppen wie Lehrer*innen und sonstige außerstädtische Angestellten haben, deren direkte Handlungsanweisung über die Bezirksregierung erfolgen müsste. Diesen Austausch übernimmt die Städteregion. 

Ebenfalls im Januar ist das von Dez. VII und Dez. IV initiierte, fachübergreifende Projekt von E26, FB45, FB54 und FB36 „Hitzeschutz für städtische Schulen und Kitas“ gestartet, mit dem die Hitzeschutzpotenziale der Außenflächen der über 150 Einrichtungen der Stadt systematisch erfasst und priorisiert werden (Hitzeschutzmaßnahmen an der Gebäudehülle oder in den Gebäuden werden als Teil des üblichen Gebäudemanagements von E26 geplant und umgesetzt). Das Projekt wird von Dez. VII Klimafolgenanpassungsmanagement (KFAM) koordiniert. Die Begehungen der Außenflächen einer ersten Gruppe von Schulen und Kindergärten mit besonderem Handlungsbedarf in Bezug auf Hitzebelastung planen E26, FB45 und FB54 ab September 2025. Weitere erfolgen dann entsprechend verfügbarer Kapazitäten in 2026. Zur Vorbereitung wurde ein Maßnahmenkatalog mit Standard-Hitzeschutzmaßnahmen (bspw. Begrünung, Entsiegelung, Verschattung) und ein Leitfaden zur Erfassung und Analyse der einzelnen Standorte erarbeitet sowie Pilot-Begehungen in vier Schulen bzw. Kitas durchgeführt. Für die Umsetzung von geeigneten Hitzeschutz-Maßnahmen an diesen vier Einrichtungen stellt E26 im Laufe des Sommers 2025 einen Antrag im Förderprogramm ‚Klimaanpassung‘ der Zukunftsagentur Rheinisches Revier.

 

2.3 Information für Bürger*innen über das Servicetelefon (FB12)

Schon seit einigen Jahren liegen gemeinsam erarbeitete Informationen zur Weitergabe bei Bürger*innenanrufen zum Verhalten bei Hitzeereignissen vor. Diese bedurften einer Erweiterung, die bereits sukzessive erfolgt. Der Fachbereich 12 wird im Falle eines Hitzeereignisses ebenfalls durch den FB36 frühzeitig informiert und alarmiert. Dies setzt intern eine Kaskade zur Priorisierung des Themas Hitze bei den Mitarbeitenden des Bürgertelefons in Gange. FB36 übernimmt dabei die Aufgabe, aktuelle und relevante Informationen zusammen- und bereitzustellen. Darüber hinaus wird die Einrichtung einer im Notfall dauerhaften, „pilothaften“ Rufnummer geprüft. Über diese könnten im Ereignisfall Informationen kommuniziert und gleichzeitig ausgewertet werden. Hier kann auf die während der Coronazeit gesammelte Erfahrung zurückgegriffen werden.

 

2.4 Integration in die Sozialarbeit

In Absprache mit dem FB56 wird derzeit eine Broschüre entwickelt, die in leichter Sprache Informationen und konkrete Tipps zum richtigen Verhalten bei Hitze im Alltag vermittelt. Diese soll auf der Homepage der Stadt sowie in Stadtteilbüros und Einrichtungen wie Gemeinschaftsunterkünften hinterlegt werden können. Auch Plakate mit Handlungstipps im Alltag sollen angebracht werden. Durch Quartiersmanager soll die Broschüre in Briefkästen verteilt werden, um Menschen zu erreichen, die keine digitalen Medien nutzen. Zusätzlich kann daraus auch in den kommenden Saisons quartiersabhängig ein Hitze-Handout-Spickzettel (vgl. Stadt Köln; https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf-dezernat5/v-7/2022-04-hitzespickzettel-worddokument-barrierefrei.pdf)  weiterentwickelt werden. Diese Flyer können dann z.B. über die Quartiersbüros oder OTs des FB56 gezielt an Risikogruppen ausgegeben werden. Der FB56 verfügt über ein großes Netzwerk an sozialen Einrichtungen, Trägern und weiteren relevanten Akteur*innen, welche direkten Kontakt zu hitzevulnerablen Gruppen haben, deren Multiplikatorwirkung in den kommenden Monaten erfragt und erfasst wird. In bestehenden Austauschformaten soll hier für das Thema Hitze sensibilisiert und vorhandene Informationsmaterialien verteilt werden.

 

2.5 Zugang und Pflege von Geoinformationen zum Thema „Kühle Orte“

In Absprache und Kooperation mit FB62 wird aktuell eine Karte der „Kühlen Orte“ entwickelt. Diese wird auf der Webseite der Stadt Aachen als iFrame zur Verfügung stehen. Später wird daraus auch eine Druckversion entstehen können, die an Bürger*innen sowie Tourist*innen ausgegeben werden kann.

In der Online-Version der „Kühle Orte“-Karte sollen Bürger*innen und Besucher*innen zudem die Möglichkeit erhalten, eigene „Kühle Orte“ einzupflegen. Diese werden nach einer Prüfung durch den zuständigen Fachbereich freigegeben. Durch diese Partizipation wird gemeinsam mit der Stadtgesellschaft eine Karte entwickelt, die sich aus dem Schwarmwissen aller speist und somit auch zur Verbreitung von Wissen über Hitze und das richtige Verhalten in dieser Extremsituationen beiträgt!

 

  1. Zukünftige Weiterentwicklung, Evaluation und Monitoring

Geplant ist jeweils ein Monitoring und eine Evaluation, um die Wirksamkeit der Hitzeschutzmaßnahmen kontinuierlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Ziel ist es, anhand konkreter Nachfragen bei den derzeitigen und zukünftigen Akteur*innen die Umsetzung zu bewerten und Optimierungspotenziale zu identifizieren und zielgerichtet anzugehen. Zudem soll die „Kühle Orte“-Karte bald online gehen. Die Implementierung von hitzeangepassten Bauweisen in die Entwicklung von Bebauungsplänen und bei der Errichtung von neuen Gebäuden wird stets durch den FB36 in Stellungnahmen in die begleiteten Planungsprozesse eingebracht. Hier gilt es, in Zukunft ggf. noch verbindlichere Rahmenbedingungen/ Vereinbarungen für alle Beteiligten zu schaffen und noch weitere zur Verfügung stehende kommunale Instrumente zu nutzen.

 

Kenntnisnahme

Die Politik nimmt die Darlegung des Sachstand zur Hitzeaktionsplanung zur Kenntnis und bestärkt die Verwaltung darin, weiterhin regelmäßig über den Fortgang der iterativen Hitzeaktionsplanung zu berichten und die bisherige Hitzeaktionsplanung und Maßnahmenumsetzung konsequent weiter zu verfolgen und auszuweiten.


[1] https://www.sciencemediacenter.de/angebote/22107

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