Entscheidungsvorlage - Dez VI/0013/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Weiterentwicklung des Bushofs: Vorstellung der Projektidee KRAFTWERK
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- Dezernat VI
- Verfasst von:
- DEZ VI
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Geplant
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Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung
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Anhörung/Empfehlung
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02.07.2025
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Geplant
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Rat der Stadt Aachen
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Entscheidung
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09.07.2025
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Beschlussvorschlag
Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Regionalentwicklung nimmt die Ausführungen zur Kenntnis und empfiehlt dem Rat, die Verwaltung zu beauftragen, im Rahmen der Umsetzung des Ratsbeschlusses vom 26.06.2024 zum Ratsantrag Nr. 398/18 „Schlaglicht Wohnen, Bildung, Innenstadt“ neben dem in diesem Bereich prioritären Wohnungsbau und unter Berücksichtigung der Belange des ÖPNV die Idee des KRAFTWERKs Aachen in das zu erstellende Gesamtkonzept zu integrieren.
Mit dieser dargestellten Idee, die im Austausch mit zahlreichen Akteuren aus Stadt, StädteRegion und Hochschulen entstanden ist, soll das Thema der Frühphasengründungen für die Stadt und umliegende Region relevant gestärkt und gleichzeitig ein positiver Beitrag zur Steigerung des Attraktivität des umliegenden Stadtraumes geleistet werden. Für dieses Vorhaben wird eine Beantragung von Strukturwandelmitteln im Rheinischen Revier angestrebt. Hierfür wird die Verwaltung mit der Erarbeitung einer Projektskizze beauftragt. Die Ergebnisse der Projektskizze wird den zuständigen Gremien im ersten Quartal 2026 vorgelegt und zur Abstimmung gestellt. Ein darauf aufbauender Fördermittelantrag wäre bis Ende 2026 bei den zuständigen Ministerien einzureichen.
Der Rat der Stadt Aachen nimmt die Ausführungen zur Kenntnis. Er beauftragt die Verwaltung, im Rahmen der Umsetzung des Ratsbeschlusses vom 26.06.2024 zum Ratsantrag Nr. 398/18 „Schlaglicht Wohnen, Bildung, Innenstadt“ neben dem in diesem Bereich prioritären Wohnungsbau und unter Berücksichtigung der Belange des ÖPNV die Idee des KRAFTWERKs Aachen in das zu erstellende Gesamtkonzept zu integrieren.
Mit dieser dargestellten Idee, die im Austausch mit zahlreichen Akteuren aus Stadt, StädteRegion und Hochschulen entstanden ist, soll das Thema der Frühphasengründungen für die Stadt und umliegende Region relevant gestärkt und gleichzeitig ein positiver Beitrag zur Steigerung des Attraktivität des umliegenden Stadtraumes geleistet werden. Für dieses Vorhaben wird eine Beantragung von Strukturwandelmitteln im Rheinischen Revier angestrebt. Hierfür wird die Verwaltung mit der Erarbeitung einer Projektskizze beauftragt. Die Ergebnisse der Projektskizze wird den zuständigen Gremien im ersten Quartal 2026 vorgelegt und zur Abstimmung gestellt. Ein darauf aufbauender Fördermittelantrag wäre bis Ende 2026 bei den zuständigen Ministerien einzureichen.
Erläuterungen
Erarbeitung einer Projektskizze im Rahmen der Förderkulisse Rheinisches Revier zur Etablierung von regionalen Strukturen zur Förderung von Frühphasengründungen im Bereich DeepTech und Transformationstechnologie (Künstliche Intelligenz (KI), Energie, Medizintechnik, Mobilität, Produktion und Batteriespeicher) am Standort Aachen Bushof.
Zusammenfassung & Überblick - Management Summary
Der Strukturwandel im Rheinischen Revier gehört zu den zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte in Nordrhein-Westfalen. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohleförderung und -verstromung bis 2030 verschwinden nicht nur bewährte industrielle Wertschöpfungsketten, sondern ganze Wirtschaftsstrukturen, die über Jahrzehnte das wirtschaftliche Rückgrat der Region bildeten. Wo früher der Rohstoff Braunkohle aus den Tagebauen gewonnen und in Kraftwerken in Energie umgewandelt wurde, die eine zentrale Grundlage des regionalen Wohlstandes war und ist, muss für die Zukunft umgedacht werden. Der zentrale Rohstoff der Region ist nicht mehr Kohle, sondern die einzigartige Konzentration an Wissen, Innovation und talentierten Menschen in unseren Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen, sozusagen in unseren Tagebauen der Zukunft. Wie, wo und wodurch wir diesen wertvollen „Rohstoff“ für unsere Region optimal in Wert setzen, wird eine entscheidende Frage bei der Aufgabe sein, Wohlstands- und Wachstumschancen für kommende Generationen zu sichern.
Unter den verschiedenen Wegen Innovationen in Wert zu setzen, fokussiert dieser Ansatz die Fragestellung: Wie befördern wir strukturell und systematisch mehr (Frühphasen-)Gründungen in den Bereichen DeepTech und Transformationstechnologien?
Die Betrachtung von zentralen Statistiken in Bezug auf die Gründungseffizienz von Hochschulen verdeutlicht, dass das vorhandene Potenzial in Aachen im Vergleich zu anderen Standorten in Deutschland nicht voll ausgeschöpft wird. Die Steigerung dieser Aktivitäten durch die Projektidee KRAFTWERK bietet eine Chance, dieses bislang ungenutzte Potenzial für Aachen und die Region zu erschließen.
Ein Ausbau gründungsfördernder Aktivitäten ist dabei von großer regionalwirtschaftlicher Bedeutung, da Gründerinnen und Gründer nach erfolgreicher Etablierung ihres Unternehmens seltener die Region verlassen als Studienabsolventinnen und -absolventen, die eine Konzernkarriere anstreben. Mit der Fokussierung auf Gründungsideen aus den Bereichen DeepTech und Transformationstechnologien verfolgt das Projekt den Ansatz „Stärken stärken“, um auf die einzigartige Kombination der bestehenden Wissenseinrichtungen in Aachen und der Region aufzubauen. Ebenso wie die bisherigen Kraftwerke in direkter räumlicher Nähe zu den Tagebauen errichtet wurden, sollte auch das Projekt KRAFTWERK in unmittelbarer räumlicher Nähe der Hochschulen in der Aachener Innenstadt realisiert werden.
Die zentralen Thesen des Projektansatzes sind:
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Das Gründungsgeschehen in Aachen kann gesteigert werden:
Im Bereich der Gründungen bestehen in Stadt und Region im Vergleich zu anderen Standorten von Top-Technologie-Hochschulen trotz einer bereits sehr positiven Entwicklung in den letzten Jahren immer noch erhebliche Potenziale, die es zu nutzen gilt.
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Gründerinnen und Gründer bleiben in der Region:
Gründungen haben im Vergleich zu Karrierewegen im Anstellungsverhältnis größere regionalwirtschaftliche Effekte, da die regionalen Klebeeffekte ungleich höher sind. Aus diesem Grund ist ein höherer Gründungsanteil regionalwirtschaftlich positiv. Ein solcher wird auch von den Hochschulen selber angestrebt.
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Potenziale durch Strukturen nutzen:
Zur gezielten und strukturierten Förderung von Frühphasengründungen braucht es ein gut funktionierendes und integriertes System, so wie es ein Kraftwerk benötigt, um aus Kohle Energie zu gewinnen. Dieses muss auf der einen Seite aus der Hardware einer Gebäudestruktur bestehen und der anderen Seite aus einer Software eines Netzwerks. Hierzu soll das KRAFTWERK moderne Ansprüche an ein Gründungszentrum mit Angeboten für die Öffentlichkeit („Showroom der Innovation“) sowie Angebote für Gründungsberatungen verbinden.
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Kraftwerke stehen an Tagebauen:
Als Standort eines solchen "Kraftwerks" benötigt man einen zentralen Standort, der a) möglichst auch für hybride Gründerinnen und Gründer neben dem Studium problemlos zu erreichen ist, der b) eine Außenwirkung für das Thema und die regionale Stärke an prominenter Stelle erzeugt und der c) mit einer urbanen, hohen Aufenthaltsqualität Anzugspunkt für verschiedene Bevölkerungsgruppen ist. Als Standort eines solchen Konzeptes bietet sich der Aachener Bushof an, der im Rahmen des Antragspakets „Schlaglicht Wohnen. Bildung. Innenstadt.“ (Nr. 398/18) umfassend umgestaltet werden soll. Dieser Standort ist aufgrund seiner fußläufigen Erreichbarkeit von den Hochschulen und aufgrund der überregionalen Anbindung an den ÖPNV optimal geeignet und kann durch die Umsetzung des Konzepts belebt werden. Der im Rahmen dieser Umgestaltung des gesamten Bushofgeländes vorgesehene Schwepunkt des Wohnungsbaus soll grds. erhalten bleiben und wird durch die vorliegende Idee ergänzt.
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Das KRAFTWERK als Katalysator für die Region:
Das Konzept hat das Potenzial einer großen regionalen Wirksamkeit, wenn es gelingt, Wirtschaft, Wissenschaft und die kommunale Ebene gut miteinander zu verzahnen. Nach einer erfolgreichen ersten Gründungphase entsteht bei den gegründeten Unternehmen oft Raum- und Flächenbedarf, der über die Möglichkeiten der Stadt Aachen hinaus geht. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, entlang der gesamten Kette der Gründungsphasen regional zusammenzuarbeiten. D.h. dass die umliegende Region im KRAFTWERK nicht nur präsent sein, sondern dieses auch aktiv nutzen sollte. Genauso sollte sich die Stadt durch interkommunale Kooperation bei den Wachstumsmöglichkeiten in der Region stärker engagieren..
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Nur gemeinsam geht´s:
Das Projekt hat die Ambition, nicht nur ein Gebäude zu erstellen, sondern auch die Gründungskultur in Aachen und den Hochschulen zu verändern, zu verbessern und auszubauen und die daraus erwachsenen Chancen für Stadt und Region optimal zu nutzen. So eine Ambition geht weit über die Möglichkeiten einer Stadtverwaltung hinaus und bedarf zusätzlicher Ressourcen und eines umfassenden Netzwerks an Partnern und Unterstützern.
- Hochschulen
- Gründungsakteure
- Regionale Akteure
- Fördermittelgebende Stellen
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...
Vor dem Hintergrund der am 31.12.2026 endenden Bewilligungsfrist der ersten Förderperiode im Rheinischen Revier ist ein sofortiger Beginn der Vorbereitungen notwendig. Nur bei einer rechtzeitigen Einreichung können Teilprojektvorhaben (Projekt- und Ausführungsplanung, Eigentumsübergang, ggf. Teilrückbau etc.) noch vor 2030 gefördert werden. Um diesen Prozess anzustoßen und entsprechend vorzubereiten muss daher nun entschieden werden, ob eine Skizze erarbeitet werden soll. Díe bauliche Ausführung ist für den zeitraum ab 2030 vorgesehen.
Im Folgenden werden die Thesen ausgeführt und im Anschluss der weitere Prozess der Projektskizzenentwicklung beschrieben.
These 1: Das Gründungsgeschehen in Aachen kann gesteigert werden:
Im Bereich der Gründungen bestehen in Stadt und Region im Vergleich zu anderen Standorten von Top-Technologie-Hochschulen trotz einer bereits sehr positiven Entwicklung in den letzten Jahren immer noch erhebliche Potenziale, die es zu nutzen gilt.
Aachen – die westlichste Großstadt Deutschlands im Dreiländereck mit Belgien und den Niederlanden – ist mit rund 261.000 Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt im Rheinischen Revier und spielt eine besondere Rolle im Transformationsprozess. Die Stadt verfügt mit der RWTH Aachen als Exzellenzuniversität und der FH Aachen als forschungsstarker Hochschule für Angewandte Wissenschaften über zwei herausragende wissenschaftliche Einrichtungen. Mit ca. 60.000 Studierenden stellen sie ein enormes Innovationspotenzial dar, das durch zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ergänzt wird.
Tatsächlich ist Aachen im nationalen Vergleich bereits heute ein Hotspot für technologiegetriebene Gründungen. Zahlreiche Ausgründungen, darunter Cylib (60 Mio. €), Voltfang (8,7 Mio. €) oder Black Semiconductor (247 Mio. €), konnten in den letzten Monaten signifikante Finanzierungen in Millionenhöhe einwerben und erlangten auch überregionale mediale Aufmerksamkeit . Viele Rankings bescheinigen der RWTH Aachen regelmäßig Spitzenplätze bei der Anzahl gegründeter Start-ups . So belegt die RWTH Platz 1 bezogen auf die Anzahl gegründeter Startups (2014 – 2022) pro 100.000 Einwohnern (wobei bei dieser Kennziffer die Stadtgröße entscheidend ist) (s. Anlage 1). Auch bei der Betrachtung der absoluten Anzahl gegründeter Start-ups zwischen 2014 und 2022 liegt die RWTH Aachen im nationalen Ranking relativ weit vorne, sortiert sich aber hinter der TU München, der TU Berlin, der LMU München und dem KIT auf Platz 5 ein .
Wenn man aber die Gründungen nicht in den Vergleich zur Stadtgröße setzt, sondern auf die Anzahl der Studierenden bezieht, also damit die „Gründungseffizienz“ der Hochschule bemisst, so zeigt sich, dass es noch großes Potenzial gibt (s. Anlage 1). Bei dieser Kennzahl liegt die RWTH Aachen mit einem Wert von 59 Start-ups pro 10.000-Studierende deutlich hinter gründungsspezialisierten kleineren Hochschulen, wie ESCP Berlin (1.151) und HHL Leipzig (1.060), aber auch deutlich hinter weiteren Mitgliedsuniversitäten des Zusammenschlusses der führenden Technischen Universitäten Deutschlands der TU9 wie der TU München (183), dem KIT (143) oder der TU Berlin (133). Aachen rangiert in dieser Kategorie in einer Größenklasse mit der Uni Stuttgart (76) und der TU Darmstadt (61). Das Ziel der Verbesserung der „Gründungseffizienz“ wird auch von Hochschulen in zunehmenden Maße verfolgt aufgrund der regionalwirtschaftlichen Effekte, der Verwertungsmöglichkeiten von Forschungsergebnissen und der Zunahme der Bedeutung dieses Bereichs in der europäischen und nationalen Förderlandschaft.
These 2: Gründerinnen und Gründer bleiben in der Region:
Gründungen haben im Vergleich zu Karrierewegen im Anstellungsverhältnis größere regionalwirtschaftliche Effekte, da die regionalen Klebeeffekte ungleich höher sind. Aus diesem Grund ist ein höherer Gründungsanteil regionalwirtschaftlich positiv. Ein solcher wird auch von den Hochschulen selber angestrebt.
Wie bereits dargestellt, sind die Gründungszahlen der RWTH Aachen bezogen auf die Anzahl der Studierenden und mutmaßlich am gesamten Standort Aachen durch die Herstellung entsprechender Voraussetzungen steigerbar. Daher stellt sich die Frage, wie sich diese Absolventinnen und Absolventen weiterentwickeln, welchen Karriereweg sie einschlagen und warum Sie diese Entwicklung nicht in der Region vornehmen.
Die RWTH Aachen wurde 1870 als „Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule“ gegründet, mit dem Ziel, ingenieurtechnischen Nachwuchs für die Industrie auszubilden. Dieser Schwerpunkt besteht an der RWTH bis heute.
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass zahlreiche Absolventinnen und Absolventen aus Aachen im Anschluss an ihr Studium oder ihre Promotion eine Beschäftigung in einem (gut bezahlten) Großunternehmen oder sogar aktiennotierten Unternehmen aufnehmen. Eine Karriere in ein einem solchen Umfeld ist für RWTH-Absolventinnen und Absolventen dabei häufig bereits vorgezeichnet. Die Management Beratung Horvath hat in ihrer Studie „Faktencheck Vorstandsstrukturen“[1] 2023 analysiert, welche Universitäten in Deutschland die meisten Vorstandsmitglieder aus DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen ausgebildet haben: von den insgesamt 514 Vorständen haben 17 (3,3 %) an der RWTH Aachen studiert, womit Aachen hinter der Universität Köln auf dem zweiten Platz liegt. Gefolgt von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Anzahl: 15; 2,9 %), Universität Mannheim (Anzahl: 14; 2,7 %) und TU München (Anzahl: 13; 2,5 %). Außerdem stellte die Studie fest, dass die meisten CEOs in DAX-Unternehmen in Aachen studiert haben, gefolgt von der Universität Köln und dem KIT in Karlsruhe.
Durch solche Vor- und Rollenbilder verwundert es nicht, dass ein Großteil der aktuell Studierenden an der RWTH Aachen einen ähnlichen Karriereweg anstrebt. Da die Wirtschaftsstruktur im Revier jedoch durch klein- und mittelständige Unternehmen geprägt ist, verlassen viele Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Abschluss die Region und schließen sich Großunternehmen und -konzernen in entfernten Ballungsgebieten an. Auch der Karriereweg als Unternehmensgründerin oder -gründer ist für einen Großteil der Studierenden in Aachen noch keine ernsthafte Option, obwohl sich gerade auch die technische Ausrichtung der RWTH für Gründungen gut eignet. Das Potenzial an neuem Wissen, innovativen Köpfen und jungen Fachkräften wird daher noch nicht genügend im Revier ausgenutzt und trägt somit noch nicht ausreichend zur Sicherung und Steigerung der Wertschöpfung und Bewältigung des Strukturwandels im Rheinischen Revier bei.
Welch regionalwirtschaftliches Potenzial in der Förderung von Gründungen aus dem wissenschaftlichen Umfeld besteht, zeigt dabei eine Studie der IHK Aachen[2] auf. So wurden zwischen 1975 und 2019 insgesamt 1.765 Technologieunternehmen gegründet, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 36.287 Festangestellte im Kammerbezirk beschäftigten. Allein zwischen 2015 und 2019 wurden 527 Technologiegründungen durchgeführt, die 3.034 neue Arbeitsplätze schufen. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass der regionalwirtschaftliche Effekt von Gründungen größer ist als die Effekte einer Anstellung in großen Unternehmen. Auch der Klebeeffekt von Gründern ist im Zuge der Wachstumsphase größer, da diese eine geringere Standortmobilität haben.
Diese Statistiken zeigen, dass die Förderung und das Heben der noch nicht ausgeschöpften Potenziale (s. These 1) enorme regionalwirtschaftliche Effekte erzeugen können.
These 3: „Stärken stärken“:
Der Fokus auf die Unterstützung von Gründungen in den Bereichen DeepTech und Transformationstechnologien bildet für den Standort Aachen aufgrund seiner ausgeprägten Wissenschaftseinrichtungen eine optimale Grundlage, um nach dem Grundsatz „Stärken stärken“ die regionalwirtschaftlichen Potenziale solcher Gründungen bestmöglich zu erschließen.
Der Fokus auf die Unterstützung von Gründungen in den Bereichen DeepTech und Transformationstechnologien bildet für den Standort Aachen aufgrund seiner ausgeprägten Wissenschaftseinrichtungen eine optimale Grundlage, um nach dem Grundsatz „Stärken stärken“ die regionalwirtschaftlichen Potenziale solcher Gründungen bestmöglich zu erschließen.
Die Wissenschaftsstadt Aachen verfügt mit ihrer herausragenden Konzentration an ingenieurstechnischen und naturwissenschaftlichen Einrichtungen über eine einzigartige Position als nationaler Hotspot für die Erforschung und Entwicklung zukunftsweisender Technologien. Insbesondere die Felder KI, Energie, Medizintechnik, Mobilität, Produktion und Batteriespeicher stehen im Fokus dieser Innovationskraft und bilden den Kern der sogenannten DeepTech und Transformationstechnologien.
Vor dem Hintergrund globaler wie gesellschaftlicher Herausforderungen ist schon heute absehbar, dass gerade radikale Innovationen in diesen Bereichen ein enormes wirtschaftliches Potenzial bergen. Das zeigt sich eindrucksvoll in den jüngsten Erfolgen von Unternehmen wie Cylib, Voltfang oder Black Semiconductor, die ihre Wurzeln in diesem dynamischen Ökosystem haben. Gleichzeitig manifestiert sich dieses Potenzial auch im Selbstverständnis der RWTH Aachen und der FH Aachen, die ihre wissenschaftliche Exzellenz gezielt für den Transfer von Forschung in praxisnahe Anwendungen einsetzen.
Besonders der Bereich KI rückt dabei als Schlüsseltechnologie zunehmend in den Vordergrund. Das Leitmotiv „Von der Kohle zur KI“ ist längst zu einem Sinnbild des Strukturwandels im Rheinischen Revier geworden. Sichtbare Belege dafür sind die Ansiedlung der Microsoft Hyperscaler in der Region und der Aufbau der JUPITER AI Factory am Forschungszentrum Jülich. Diese Entwicklungen unterstreichen nicht nur die technologische Strahlkraft der Region, sondern auch die wachsende Bedeutung von KI-Anwendungen als Beitrag zur digitalen Souveränität Europas. Mit seiner strategischen Lage im Herzen Europas bietet das Rheinische Revier – und insbesondere Aachen – ideale Voraussetzungen für eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Nachbarländern Belgien und den Niederlanden.
Damit dieses wissenschaftliche Fundament auch wirtschaftlich zur vollen Entfaltung kommt, wird das KRAFTWERK Aachen als Plattform für die gezielte Unterstützung solcher technologieorientierter Gründungen fungieren. Es soll als Katalysator für den erfolgreichen Transfer wissenschaftlicher Innovationen in industrielle Anwendungen wirken und somit das Fundament für neue Wertschöpfungsketten legen. Dabei kann das KRAFTWERK auf bereits bestehende Initiativen wie den Battery Circle Aachen oder die kürzlich gegründete AI Aachen Alliance (AAA) aufbauen und diese gezielt weiterentwickeln. So wird das KRAFTWERK Aachen nicht nur zur Schnittstelle zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft, sondern auch zu einem Motor für nachhaltigen Strukturwandel und wirtschaftlichen Fortschritt in der Region.
These 4: Potenziale durch Strukturen nutzen:
Zur gezielten und strukturierten Förderung von Frühphasengründungen braucht es ein gut funktionierendes und integriertes System, so wie es ein Kraftwerk benötigt, um aus Kohle Energie zu gewinnen. Dieses muss auf der einen Seite aus der Hardware einer Gebäudestruktur bestehen und der anderen Seite aus einer Software eines Netzwerks. Hierzu soll das KRAFTWERK moderne Ansprüche an ein Gründungszentrum mit Angeboten für die Öffentlichkeit („Showroom der Innovation“) sowie Angebote für Gründungsberatungen verbinden.
Um das Potenzial von Wissen, Innovation und dem Gründungsgeist junger Absolventinnen und Absolventen in Aachen gezielt zu heben, braucht es neue zentrale Strukturen. Genau hier setzt das Projekt KRAFTWERK an. Der Begriff „KRAFTWERK“ knüpft an die Kraftwerke der Region an, die einst Braunkohle in Energie umwandelten und so die Grundlage für Wohlstand schufen. Das KRAFTWERK verfolgt daher das Ziel, optimale Strukturen und Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen in den Bereichen DeepTech und Transformationstechnologien wie KI, Energie, Mobilität, Produktion oder Batteriespeicher zu schaffen. Hierzu werden moderne Arbeits- und Büroräume eingerichtet – von Einzelbüros über Co-Working-Spaces bis hin zu Teamflächen. Um jungen Gründerinnen und Gründern den Einstieg zu erleichtern, werden Beratungsangebote und Gründungsservices von Anfang an fest in das Konzept integriert.
Neben klassischen Arbeitsflächen entstehen moderne Meeting- und Konferenzräume, die durch flexible Möblierung und moderne Präsentationstechnik wie Smartboards und Videokonferenzsysteme beste Voraussetzungen für vielfältige Arbeits- und Austauschformate bieten. Event- und Workshopflächen mit mobilen Bühnen und offenen Foren bieten Raum für Pitches, Hackathons und Netzwerkevents. Ein integriertes „Museum der Zukunft“ als Showroom für Innovationen „Made in Aachen“ sowie Ausstellungsräume laden darüber hinaus die Öffentlichkeit ein, die Aktivitäten vor Ort zu erkunden und sich frühzeitig mit dem Projekt zu identifizieren. Somit entsteht ein Ort, an dem Hochschule, Wirtschaft, Gründende und Stadtgesellschaft zusammenkommen, an dem Gründungsarbeit stattfindet genauso wie Informations-Events. Das KRAFTWERK wird zum Schaufenster der Innovations- und Gründungskultur mitten in der Innenstadt.
Damit Gründerinnen und Gründer ihre Ideen direkt testen und weiterentwickeln können, werden Maker Spaces und Fab-Labs mit modernen Maschinen wie 3D-Druckern, CNC-Fräsen und llbearbeitungsstationen eingerichtet. Diese stehen für den Prototypenbau unter fachkundiger Anleitung zur Verfügung. So entsteht eine praxisnahe und kreative Umgebung, die den Übergang von der Idee zum marktreifen Produkt erleichtert. Darüber hinaus wird das KRAFTWERK Aachen als regionaler Netzwerkknoten angelegt, der als zentrale Anlaufstelle für die Innovations- und Gründungsszene dient. Nach dem Prinzip der „Triple Helix“ arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung hier eng zusammen (s. Anlage 1). Neben RWTH und FH sind verschiedene Fraunhofer-Institute eingebunden, die kontinuierlich neues Wissen und Studierende in das Projekt einbringen und damit als „Rohstoffquelle“ für neue Ideen wirken. Intermediäre wie AGIT, die Gründerregion Aachen, die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) oder die kommunalen Wirtschaftsförderungen der Region helfen bei der Vernetzung und bieten Beratungs- und Orientierungsangebote für Gründungsinteressierte.
Nicht nur da das Rheinische Revier zahlreiche Fördermöglichkeiten bietet, wird auch die Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln, bei Businessplänen und der Finanzplanung ein zentraler Bestandteil der Angebote sein. Kontakte zu Investoren und Business Angels werden vermittelt, Pitch-Events und Demo Days organisiert, um den neuen technologieorientierten Geschäftsideen Sichtbarkeit zu verschaffen.
Ein weiteres wichtiges Element für den Erfolg junger Gründerinnen und Gründer ist das richtige Coaching und Mentoring. Fachleute aus der Wirtschaft werden als Sparringspartner bereits frühzeitig eingebunden, um Gründerinnen und Gründer in den Bereichen Produktentwicklung, Finanzierung und Vertrieb zu beraten und ihre Geschäftsmodelle zu validieren. Ziel ist es, gemeinsam tragfähige Geschäftsstrategien zu entwickeln, die langfristig Bestand haben. Hierzu werden auch Partner wie die ZRR, die IHK Aachen, die HWK Aachen, die Gründerregion Aachen, die NRW.Bank, der digitalHUB Aachen, die AGIT, die Gewerkschaften und die kommunalen Wirtschaftsförderungen der Region frühzeitig einbezogen, um ihre Expertise und Netzwerke in das Projekt einzubringen.
So wird das KRAFTWERK nicht nur ein Zentrum für Innovation, sondern auch ein lebendiger Ort für Begegnung, Austausch und urbanes Leben – ein Ort, der Talente in Aachen hält, Netzwerke stärkt und neue Impulse für die Region setzt.
These 5: Kraftwerke stehen an Tagebauen:
Als Standort eines solchen Kraftwerks benötigt man einen zentralen Standort, der a) möglichst auch für hybride Gründerinnen und Gründer problemlos neben dem Studium zu erreichen ist, der b) eine Außenwirkung für das Thema und die regionale Stärke an prominenter Stelle erzeugt und der c) mit einer urbanen, hohen Aufenthaltsqualität Anzugspunkt für verschiedene Bevölkerungsgruppen ist. Als Standort eines solchen Konzeptes bietet sich der Aachener Bushof an, der im Rahmen des Antragspakets „Schlaglicht Wohnen. Bildung. Innenstadt.“ (Nr. 398/18) umfassend umgestaltet werden soll. Dieser Standort ist aufgrund seiner fußläufigen Erreichbarkeit von den Hochschulen und aufgrund der überregionalen Anbindung an den ÖPNV optimal geeignet und kann durch die Umsetzung des Konzepts belebt werden. Der im Rahmen dieser Umgestaltung des gesamten Bishofgeländes vorgesehene Schwerpunkt des Wohnungsbaus soll grds. erhalten bleiben und wird durch die vorliegende Idee ergänzt
Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung des Projekts KRAFTWERK ist die Wahl eines zentral gelegenen und gut erreichbaren Standorts. Ein Standort in der Aachener Innenstadt bietet nicht nur eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sowie die Nähe zu den Hochschulen, sondern auch ein attraktives Umfeld mit Gastronomie, Fitness- und Kulturangeboten, das ein urbanes Lebensgefühl vermittelt. Darüber hinaus ist die Integration von preisgedämpftem Wohnraum vorgesehen, auch für Studierende.
Für die Umsetzung des KRAFTWERKs bietet sich der Aachener Bushof an – ein Ort, der künftig sowohl städtebaulich als auch funktional neu gedacht werden muss. Der 1973 im Stil des Brutalismus errichtete Bushof wurde als multifunktionaler Verkehrsknotenpunkt konzipiert, mit Busdurchfahrt, Tiefgarage, Einzelhandel, Wohnungen und der Volkshochschule. Insgesamt umfasst das Gebäude eine Grundstücksfläche von ca. 7.200 m² zzgl. Neben- und Verkehrsflächen. Doch das Gebäude ist in die Jahre gekommen, weist erhebliche bauliche Mängel auf, ist nicht barrierefrei und der innenliegende Busbereich wird oft als Angstraum wahrgenommen. Zudem ist die Umgebung von einer geringen Aufenthaltsqualität geprägt. Ein sichtbarer Trading-Down-Prozess mit Leerständen, Spielhallen, Billiggeschäften und einem hohen Nutzungsdruck durch den Verkehr verstärken dieses Bild.
Angesichts dieser Herausforderungen sowie aufgrund des Mangels an Wohnraum in Aachen hat die Politik mit dem Ratsantrag „Schlaglicht Wohnen. Bildung. Innenstadt.“ (Nr. 398/18) bereits eine Umnutzung des Bushofs als Gesamtfläche gefordert. Sollte das Projekt KRAFTWERK realisiert werden, könnten bis zu einem Drittel der Gesamtfläche für dessen Umsetzung genutzt werden, während mit mindestens zwei Dritteln des Areals ein überwiegender Schwerpunkt nach wie vor für Wohnen nutzbar bleibt. Vor diesem Hintergrund ist in diesem Fokusbereich eine gemeinsame Entwicklung mit der GeWoGe AG und der AC Immobilien GmbH möglich und vorabgestimmt. Alle Partner betrachten das Projekt als komplementäre Ergänzung zur geplanten Wohnnutzung. Gleichzeitig bietet der Bushof eine hervorragende verkehrliche Anbindung: Täglich frequentieren hier fast 3.000 Busse das Gebiet. Diese Kombination aus zentraler Lage, hoher Passantenfrequenz und städtebaulichem Entwicklungsbedarf macht den Bushof zu einem idealen Ort für einen Neuanfang. Bereits in früheren Konzepten wie dem Innenstadtkonzept 2022 oder dem Masterplan „AACHEN2030“ wurde eine grundlegende Neugestaltung angedacht, die nun mit dem KRAFTWERK Aachen konkretisiert werden soll.
Nach der Transformation des Büchels und der Planung des „Haus der Neugier“ wird die Konzeptidee KRAFTWERK sowohl logisch als auch räumlich ideal geeignet sein, um die östliche Innenstadt mit neuer Nutzung, neuem Publikum und frischer Attraktivität zu beleben und die Frequenz nachhaltig zu steigern. In unmittelbarer Nähe entsteht mit dem „Haus der Neugier“ ein weiteres wichtiges Projekt für die Aachener Innenstadtentwicklung. Das ehemalige Kaufhaus Horten an der Komphausbadstraße wird zu einem „Dritten Ort“ für Bildung, Begegnung und kulturellen Austausch umgebaut. Dort werden künftig die Stadtbibliothek und die VHS untergebracht sein. Der Umzug der VHS aus dem Bushof eröffnet wiederum neue Nutzungsmöglichkeiten für das KRAFTWERK und fügt sich nahtlos in eine übergeordnete städtebauliche Strategie zur Reorganisation und Belebung des gesamten Quartiers zwischen Bushof, Komphausbadstraße und Couvenstraße ein. So wird der Bushof Teil einer städtischen „Perlenkette“ bedeutender Orte, die sich vom historischen Zentrum über den Büchel und das „Haus der Neugier“ bis zum Alten Kurhaus erstreckt. Ziel ist es, die durch bisherige Entwicklungen zerschnittenen Raumbeziehungen der Innenstadt neu zu verknüpfen. Das KRAFTWERK wird dabei zum sichtbaren Zeichen für Innovation und Aufbruch, für wirtschaftliche Transformation und urbane Lebensqualität. Als Schaufenster für Wissenschaft und Forschung in zentraler Lage wird es eine besondere Strahlkraft entwickeln. Ergänzend können mit Projekten wie der geplanten RegioTram, neuen Wohnquartieren und einem koordinierten Vorgehen in der östlichen Innenstadt weitere Synergien entstehen, die Aachen zukunftsfähig und lebenswert machen.
These 6: Das KRAFTWERK als Katalysator für die Region:
Das Konzept hat das Potenzial einer großen regionalen Wirksamkeit, wenn es gelingt, Wirtschaft, Wissenschaft und die kommunale Ebene gut miteinander zu verzahnen. Nach einer erfolgreichen ersten Gründungphase entsteht bei den gegründeten Unternehmen oft Raum- und Flächenbedarf, der über die Möglichkeiten der Stadt Aachen hinaus geht. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, entlang der gesamten Kette der Gründungsphasen regional zusammenzuarbeiten. D.h. dass die umliegende Region im KRAFTWERK nicht nur präsent sein, sondern dieses auch aktiv nutzen sollte. Genauso sollte sich die Stadt durch interkommunale Kooperation bei den Wachstumsmöglichkeiten in der Region stärker engagieren.
Wie in These 4 beschrieben, soll das KRAFTWERK ein starkes Netzwerk mit wichtigen regionalen Kooperationspartnern aufbauen. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der engen Vernetzung von Wirtschaft, Wissenschaft und kommunaler Ebene – ein entscheidender Erfolgsfaktor, um eine große regionale Wirksamkeit zu entfalten. Das KRAFTWERK konzentriert sich vor allem auf die Unterstützung von Gründungs- und Unternehmensideen in der Frühphase. Doch mit erfolgreichen Gründungen geht auch ein wachsender Raum- und Flächenbedarf einher, der weit über die aktuellen Möglichkeiten innerhalb der Stadt Aachen hinausgeht.
Gerade dieser Punkt macht es erforderlich, entlang der gesamten Kette der Gründungsphasen eng mit den regionalen Partnern zusammenzuarbeiten. Von der ersten Idee bis zur Etablierung am Markt braucht es ein nahtloses Netzwerk, das nicht an den Stadtgrenzen endet. Daher ist es essenziell, die regionalen Partner als aktive Mitgestalter von Anfang an einzubinden. Ziel ist es, jungen und innovativen Unternehmen frühzeitig passende Wachstumsbedingungen im gesamten Rheinischen Revier aufzuzeigen und zu ermöglichen.
Damit wird das KRAFTWERK nicht nur zu einem Motor für Gründungen in Aachen, sondern auch zu einem Katalysator für eine nachhaltige und breit angelegte regionale Innovationsdynamik. Um diese Wirkung optimal zu entfalten, sollte sich die Stadt Aachen künftig noch intensiver an interkommunalen Kooperationen zur Entwicklung von Flächen und Perspektiven außerhalb der eigenen Stadtgrenzen beteiligen. Auf diese Weise können auch überregionale Flächenpotenziale strategisch erschlossen und gezielt in die Wachstumsprozesse technologieorientierter Unternehmen eingebunden werden.
Dieser Ansatz bringt nicht nur den Gründerinnen und Gründern selbst und den Partnern im Umland Vorteile, sondern stärkt auch die Position der Stadt Aachen innerhalb des Rheinischen Reviers. Das KRAFTWERK wird so zu einem sichtbaren Zeichen einer neuen, kooperativen Entwicklungskultur: Es zeigt, dass die großen Herausforderungen des Strukturwandels – von der Transformation von Wirtschaft und Wissenschaft bis hin zur Sicherung von Wohlstand und Beschäftigung – nur durch ein abgestimmtes Miteinander gemeistert werden können. Zugleich dokumentiert das Projekt den Anspruch, dass Aachen eine aktive Rolle in dieser regionalen Zukunftsgestaltung übernimmt und gemeinsam mit seinen Partnern eine zukunftsfähige Wirtschafts- und Innovationsregion aufbaut.
These 7: Nur gemeinsam geht´s:
Das Projekt hat die Ambition, nicht nur ein Gebäude zu erstellen, sondern auch die Gründungskultur in Aachen und den Hochschulen zu verändern, zu verbessern und auszubauen und die daraus erwachsenen Chancen für Stadt und Region optimal zu nutzen. So eine Ambition geht weit über die Möglichkeiten einer Stadtverwaltung hinaus und bedarf zusätzlicher Ressourcen und eines umfassenden Netzwerks an Partnern und Unterstützern.
Die Schaffung eines Standorts zur gezielten Förderung von technologieorientierten Gründungen ist von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Auch wenn solche Vorhaben anfangs oft nicht kostendeckend sind, überwiegt ihr langfristiger Nutzen deutlich: Sie schaffen Arbeits- und Ausbildungsplätze, sorgen für eine vielfältigere Wirtschaftsstruktur und stärken so das Rheinische Revier insgesamt. Daher wurde die Projektidee KRAFTWERK durch zahlreiche Vorgespräche mit den Hochschulen, Kammern, regionalen Gründungsakteuren, Wirtschaftsförderungen und Anrainerkommunen erarbeitet und stetig konkretisiert.
Die bereits zitierte Studie der IHK Aachen[3] zeigt, dass technologiegetriebene Unternehmensgründungen besonders häufig aus dem Wunsch heraus entstehen, eine eigene Idee umzusetzen. Diese sogenannten Chancengründungen sind durch ihre Ausrichtung auf (hoch-)technologische und spezialisierte Geschäftsmodelle robuster gegenüber weltwirtschaftlichen Schwankungen als Unternehmen mit weniger innovativen Ansätzen. Um dieses Potenzial zu erschließen und dabei nach den Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu handeln, ist eine gezielte Förderung zur Umsetzung der Projektidee erforderlich. Deshalb ist es entscheidend, für das Projekt KRAFTWERK Aachen gezielt Strukturwandelmittel zu beantragen und diese konsequent einzusetzen, um die großen Potenziale der Region zu heben.
Das KRAFTWERK soll dabei nicht nur neue Räume für Gründerinnen und Gründer schaffen, sondern auch eine Kultur des Aufbruchs und der Selbstständigkeit fördern. Viele Hochschulabsolventinnen und -absolventen verfolgen bislang eher klassische Karrierewege – das KRAFTWERK will hier einen Wandel anstoßen. Als Ort des Kulturwandels und Schaufenster für die Innovationskraft der Region wird es die Gründungsdynamik dauerhaft stärken und die Zivilgesellschaft einbinden. So entsteht ein lebendiger Ort, der den Strukturwandel als gesamtgesellschaftliche Aufgabe versteht und aktiv mitgestaltet.
Um die Vision des KRAFTWERK als Knotenpunkt für die Frühphasenförderung von Gründungsideen aus den Bereichen DeepTech und Transformationstechnologien zu verwirklichen, wird ein breites Netzwerk aus Partnern verschiedener Bereiche einbezogen, die das Projekt auch aktiv und intrinsisch weiterentwickeln. Das gemeinsame Verständnis für die Herausforderung und die Möglichkeit des Projekts KRAFTWERK wurde dabei in zahlreichen Vorgesprächen bestätigt, sodass diese Partner wesentlicher Bestandteil des KRAFTWERKS werden. Hierzu gehören:
Hochschulen:
Die RWTH Aachen, die FH Aachen sowie weitere Wissenschaftseinrichtungen in der Stadt und Region müssen sich im nationalen Wettbewerb um Forschungsmittel und Förderungen künftig noch stärker auf den Transfer von Innovationen in industrielle Anwendungen und damit auch in die Entwicklung von Gründungen ausrichten. Das Projekt KRAFTWERK bietet dabei ein großes Potenzial für die Hochschulen, ihre eigene Ambition zu verwirklichen: Studierenden einen zentralen innerstädtischen Ort zur Verfügung zu stellen, an dem die Gründungsförderung innovativer Geschäftsideen möglich ist. Deshalb ist es entscheidend, dass die Hochschulen bereits frühzeitig ihre Unterstützung für das Projekt ausgedrückt haben. Durch die aktive Nutzung des Angebots des Projekts KRAFTWERK werden die RWTH Aachen und die FH Aachen aktiv mitgestalten, es in ihre eigenen Aktivitäten wie Marketing oder Curriculum einbinden und strategisch weiterentwickeln.
Gründungsakteure:
Die Region Aachen und das Rheinische Revier bieten bereits eine Vielzahl an Akteuren und Organisationen auf, die im Bereich der Gründungsberatung aktiv sind. Die Projektidee KRAFTWERK sieht sich dabei explizit als komplementäre Erweiterung dieser Angebote an, um das bestehende Potenzial noch stärker ausschöpfen zu können. Daher sind zentrale Akteure wie AGIT, Gründerregion, Collective Incubator, digitalHUB Aachen und weitere als unabdingbare Partner bereits eingebunden und vorgesehen, am KRAFTWERK mitzuwirken und diese Plattform zu nutzen.
Regionale Akteure:
Für die gesamte Region sind die Innovationen aus den Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen Aachens und der Region zentrale Ressource für die Bewältigung des Strukturwandels. Vor diesem Hintergrund sind die Akteure der Region wie StädteRegion, Kammern, Gewerkschaften und Anrainerkommunen als zentrale Partner im Prozess und im KRAFTWERK selbst vorgesehen. Da sich das KRAFTWERK auf die Frühphasenförderung von Start-ups aus den Bereichen DeepTech und Transformationstechnologien fokussiert, soll in der Funktion als Katalysator schon frühzeitig an die (Flächen-)Potenziale der Region angeschlossen werden. Erfolgreiche Gründungen, die aus dem Fokus des KRAFWERKS entwachsen, sollen dabei schon frühzeitig passgenau in die Region vermittelt werden und somit zu neuen Arbeitsplätzen und zukunftsorientierter Wertschöpfung beitragen.
Fördermittelgebende Stellen:
Wie dargelegt, werden sowohl Errichtung als auch Betrieb des KRAFTWERKS defizitär angelegt sein, jedoch volks- und regionalwirtschaftlich positive Effekte erzielen. Daher konnte in Vorgesprächen mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung (MHKBD) sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) des Landes Nordrhein-Westfalen ein potenzieller Zugang zu Fördermitteln identifiziert werden. Da das Projekt Kraftwerk die wesentlichen Ziele des Strukturwandels a.) Schaffung und Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Rheinischen Revier und b.) Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur und Verbesserung des Wirtschaftsstandorts Rheinisches Revier fokussiert, gibt es eine große Chance das Projekt im Rahmen der Strukturwandelmittel zu fördern. Aufgrund der besonderen Ausgestaltung der Strukturwandelmittel kann hier eine Förderquote im Optimalfall von bis zu 97.5 % angestrebt werden.
Mit diesem klaren Fahrplan und der breiten Unterstützung aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft entsteht die Grundlage, um das KRAFTWERK Aachen als neues Zentrum für technologieorientierte Gründungen zu etablieren. Das KRAFTWERK wird so zu einem Leuchtturmprojekt für die Region: Es steht für die Fähigkeit, Transformation nicht nur als wirtschaftliche, sondern auch als gesellschaftliche Aufgabe zu verstehen. Gleichzeitig wird es ein Ort, der die Innovationskraft und Kreativität bündelt und die Region nachhaltig stärkt. Damit wird das KRAFTWERK Aachen zu einem sichtbaren Zeichen für den Aufbruch im Rheinischen Revier – getragen von der Stadt Aachen und ihren Partnern, fest eingebettet in die Region und mit dem klaren Ziel, wirtschaftliche Stärke, gesellschaftliche Teilhabe und eine neue Gründerkultur gleichermaßen voranzutreiben.
Weiter Prozess und potenzieller Ablauf einer Umsetzung
Die Erarbeitung einer entsprechenden Projektskizze bietet die Grundlage, um den weiteren Prozess einer Projektförderung zeitnah anzustoßen. Für die Beantragung entsprechender Strukturwandelmittel muss zunächst der regionale Konsens im Rheinischen Revier über den Aufsichtsrat der ZRR bzw. die Grundlage für eine kriteriengesteuerte Einzelfallentscheidung eingeholt werden. Erst mit dieser regionalen Grundsatzentscheidung eröffnet sich die Möglichkeit, eine entsprechende Förderung zu beantragen.
Eine Projektskizze soll rasch konkretisiert werden, um mit den Förderstellen die grundsätzliche Förderfähigkeit aus Mitteln der Strukturhilfe zu klären. Vorausgesetzt, die Förderfähigkeit und -würdigkeit würde bestätigt, ist im Rahmen der Abstimmung auf Basis des vorgelegten Konzeptes zu klären, ob ein erster Teil des Gesamtprojektes (z.B. Projekt- und Ausführungsplanung, Eigentumsübergang oder Teilrückbau) noch im Rahmen der ersten Förderphase (Bewilligung bis Ende 2026) bewilligt und damit ab 2026 realisiert werden können. Vor einer ersten Bewilligung in 2026 ist dann mit dem Land zu klären, wie die Bewilligung der 2. Umsetzungsphase in der zweiten Förderperiode beantragt, eine Bewilligung abgesichert und eine Realisierung ab 2030 damit ermöglicht werden kann.
Vor dem Hintergrund der am 31.12.2026 endenden ersten Förderperiode ist ein sofortiger Beginn der Vorbereitungen notwendig. Nur bei einer rechtzeitigen Einreichung können Teilprojektvorhaben (Projekt- und Ausführungsplanung, Eigentumsübergang, Teilrückbau etc.) noch vor 2030 gefördert werden. Um diesen Prozess anzustoßen und entsprechend vorzubereiten muss daher nun entschieden werden, ob eine Skizze erarbeitet werden soll. Alle weiteren Details zum genauen Ablauf sowie zu jeweiligen festen Fristen sind im Laufe der Skizzenerstellung zu klären. Mit der Erstellung einer Projektskizze geht die Stadt Aachen keinerlei rechtliche Verpflichtungen ein.
Die Projektidee ist mit folgenden Partnern vorab ausgetauscht/abgestimmt/entwickelt worden:
- StädteRegion Aachen
- RWTH Aachen
- FH Aachen
- MHKBD.NRW
- MWIKE.NRW
- IHK Aachen
- digitalHUB Aachen e.V.
- AGIT mbH
- Landescluster NMWP.NRW
- Einzelne Anrainerkommunen
- Gewerkschaften
- GeWoGe AG
- AC Immobilien GmbH
Um die dargelegte Projektidee vorzustellen, wird der Beigeordnete des Dezernats für Wohnen, Soziales und Wirtschaft die Vorlage mit einem mündlichen Vortrag ergänzen.
[1] Horváth AG 05. Mai 2022: Horváth-Studie zu Top-Kaderschmieden deutscher DAX-Vorstände
[2] IHK Aachen 2020: Studie 2020: Technologiegründungen und -unternehmen in der Wirtschaftsregion Aachen, Düren, Euskirchen & Heinsberg
[3] IHK Aachen 2020: Studie 2020: Technologiegründungen und -unternehmen in der Wirtschaftsregion Aachen, Düren, Euskirchen & Heinsberg
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen:
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JA |
NEIN |
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Investive Auswirkungen |
Ansatz 20xx |
Fortgeschriebener Ansatz 20xx |
Ansatz 20xx ff. |
Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. |
Gesamtbedarf (alt) |
Gesamtbedarf (neu) |
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Einzahlungen |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
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Auszahlungen |
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0 |
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0 |
0 |
0 |
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Ergebnis |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
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+ Verbesserung / - Verschlechterung |
0 |
0 |
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Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |
Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |
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konsumtive Auswirkungen |
Ansatz 20xx |
Fortgeschriebener Ansatz 20xx |
Ansatz 20xx ff. |
Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. |
Folge-kosten (alt) |
Folge-kosten (neu) |
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Ertrag |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
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Personal-/ Sachaufwand |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
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Abschreibungen |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
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Ergebnis |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
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+ Verbesserung / - Verschlechterung |
0 |
0 |
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Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |
Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |
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Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):
Für die Erarbeitung einer Projektskizze werden Mittel i.H.v. von 25.000 € für das restliche Jahr 2025 vorgesehen, welche für die Beauftragung von externen Dienstleistungen zur Begleitung und Beratung der Erarbeitung eingesetzt werden sollen. Eine Deckung ist aus dem bestehenden PSP-Element 4-150101-940-1 "H2-Pilotierung" vorgesehen.
Klimarelevanz:
Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die
Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
positiv |
negativ |
nicht eindeutig |
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Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering |
mittel |
groß |
nicht ermittelbar |
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Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine |
positiv |
negativ |
nicht eindeutig |
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Größenordnung der Effekte
Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.
Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):
gering |
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unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) |
mittel |
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80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
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mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):
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unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels) |
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mittel |
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80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels) |
groß |
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mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels) |
Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
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vollständig |
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überwiegend (50% - 99%) |
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teilweise (1% - 49 %) |
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nicht |
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nicht bekannt |
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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882 kB
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