Kenntnisnahme - E 18/0294/WP18
Grunddaten
- Betreff:
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Antrag zur Tagesordnung der Fraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD vom 18.06.2025: Sachstandbericht zur Umsetzung der ökologischen Aufwertung des Wegebegleitgrüns
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- E 18 - Aachener Stadtbetrieb
- Verfasst von:
- DEZ VII, E 18/TD.400
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Betriebsausschuss Aachener Stadtbetrieb
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Kenntnisnahme
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16.09.2025
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Erläuterungen
In der Vergangenheit wurden Säume entlang von Feld- und Wirtschaftswegen in den Bezirken intensiv gemäht, um einem vermeintlichen Ordnungs- und Sauberkeitsbedürfnis entgegen zu kommen. Das hatte eine Verarmung der Fauna und Flora zur Folge, weil sich in den gemulchten Flächen nur konkurrenzstarke Gräser behaupten konnten, Wiesenblumen konnten sich nicht mehr entwickeln und gingen verloren. Damit wurde auch den an Wiesenblumen angepassten Insektenarten die Lebensgrundlage entzogen, auch die Fauna verarmte und wurde drastisch reduziert.
Um diesem Sterben von Pflanzen- und Insektenarten entgegenzuwirken, wurde das Mahdregime in den vergangenen Jahren umgestellt: Das Wegebegleitgrün an Feld- und Wirtschaftswegen, das sich in der Pflegeverantwortlichkeit des Aachener Stadtbetriebs befindet, wird derzeit in einem ca. 80 cm breiten Streifen entlang der Wegseite (Akzeptanzstreifen) weiterhin regelmäßig im Sommer gemäht, um den lichten Raum der Wege von überhängenden Obergräsern frei zu halten. Damit ist die Verkehrssicherheit gewährleistet und es steht ein Ausweichstreifen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zur Verfügung. Die angrenzenden Saumbereiche werden nur einmal jährlich im Zeitraum von Spätherbst bis Spätwinter abschnittsweise gemäht. Die Mahd erfolgt mit Schlegelmähern, das Mahdgut verbleibt auf der Fläche.
2023 wurde das „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ von der damaligen rot-grünen Bundesregierung ins Leben gerufen. In zehn verschiedenen Themenbereichen soll der Klimaschutz in den Kommunen weiter vorangebracht werden.
Im Konzeptbereich 7 „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz – Ländliche Kommunen (ANK-LK)“ hat der Aachener Stadtbetrieb im Oktober 2023 u.a. für die ökologische Entwicklung der Wegeseitenränder an Feld- und Wirtschaftswegen in den Bezirken Fördermittel beantragt. Zum 01.01.2025 wurden die Fördermittel bewilligt.
In einem ersten Schritt werden nun in einer Potenzialanalyse die Grundlagen (Biotopausstattung, derzeitige Flächenbewirtschaftung etc.) entlang der städtischen Feld- und Wirtschaftswege aufgenommen und Möglichkeiten der Weiterentwicklung hin zu mehr Klimaschutz (Pflanzung von Bäumen und Hecken) und Biodiversität (Steigerung der Artenvielfalt durch Einsaat von regionalen Wiesenpflanzenarten) festgestellt.
Diese Aufgabe übernimmt eine Mitarbeiterin, die bereits in ihrer Bachelorarbeit zu den FLIP-Wiesen (Glatthaferwiesen im Förderprojekt „Förderung der Lebensqualität von Insekten und Menschen durch perfekte Wiesenwelten“ des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Projektverantwortung bei der RWTH) im Aachener Stadtgebiet gearbeitet hat.
Die Potenzialanalyse soll nach Nutzung einer kompletten Vegetationsperiode 2026 zur Kartierung zum Ende des nächsten Jahres fertiggestellt sein.
An die städtischen Wirtschaftswege angrenzend wirtschaftende Landwirt*innen sollen ebenso wie die Untere Naturschutzbehörde (UNB) bei den Überlegungen zur Aufwertung der Wegesäume beteiligt werden, um ihre Expertise und auch ihre Unterstützung für das Projekt einzuholen.
Anschließend an die Abstimmungsgespräche mit angrenzend wirtschaftenden Landwirt*innen, Anwohner*innen und der UNB zur Aufwertung der Wegesäume durch Einsaaten, Hecken- und Baumpflanzungen werden die abgestimmten Maßnahmen an den geeigneten Örtlichkeiten durchgeführt.
Das Förderprojekt ANK-LK läuft bis Ende 2029, bis dahin sollen die geplanten Maßnahmen umgesetzt worden sein.
In einem weiteren Förderprojekt namens Natürlicher Klimaschutz in Kommunen (NKK) ebenfalls vom Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit wird u.a. die Beschaffung eines speziellen Mähgerätes, das Säume mit einem Balkenmäher mäht (Gras und Kräuter werden dabei nicht kleingehäckselt) und sofort im Anschluss, das Mahdgut insektenschonend aufnimmt, gefördert. Diese Maschine ist die Voraussetzung dafür, Seitenstreifen von Wegen und Straßen biodiversitätsfördernd und gleichzeitig ohne erhebliche Mehrkosten zu pflegen. Mit Hilfe dieses Mähgerätes sind keine weiteren Pflegegänge wie Schwaden und Aufnehmen des Schnittguts erforderlich. Das Fahrzeug ist für den Wirtschaftsplan 2026 eingestellt und wird geplant 2027 zum Einsatz kommen.
Derzeit werden noch Verwendungsmöglichkeiten für das aufgenommene Langgras im Sinne der Kreislaufwirtschaft gesucht, bisher muss es bei der GABCO kostenpflichtig entsorgt werden.
Die seit einigen Jahren in der Grünflächenpflege praktizierte ein- bis zweimalige Mahd im Jahr auf großen Teilen der Wegesäume entlang der Feld- und Wirtschaftswege in Aachen hat bereits eine Verbesserung der Lebensbedingungen von Tier- und Pflanzenarten zur Folge. Kräuter und Gräser können sich bis zur Blüte und Samenreife entwickeln und mit ihnen die darauf spezialisierten Insektenarten. Die abschnittweise Mahd im Spätherbst, bei der Säume auch über den Winter stehen bleiben, bietet Insekten eine Überwinterungsmöglichkeit, die es vor der Umstellung des Mahdregimes nicht gegeben hat.
Die zukünftige Mahd mit Aufnahme des Schnittguts entlang der Wege und Säume wird zu einer weiteren wesentlichen Verbesserung der Artenzusammensetzung führen, weil sich Kräuter dann gegenüber den derzeit sehr dominanten und durch die Mulchauflage bei Schlegelmahd geförderten Gräsern besser durchsetzen können. Diese Verbesserungen konnten jetzt schon auf den FLIP-Wiesen und -Säumen in Aachen beobachtet und wissenschaftlich dokumentiert werden.
In einem Forschungsprojekt des Instituts für Umweltforschung der RWTH Aachen werden ab September 2025 ähnliche Strukturanalysen für den innerstädtischen Bereich durchgeführt. In dem dreijährigen Promotionsprojekt werden neben innerstädtischem Wegebegleitgrün auch Parkanlagen, Friedhöfe und weitere kleinteilige grüne Infrastruktur auf ihre Biodiversität und ökologische Qualität untersucht. Anhand der Ergebnisse werden dann Vorschläge zur Anpassung der Pflege erarbeitet. Hierbei werden die Ergebnisse der ökologischen Aufwertung des Wegebegleitgrüns in den Bezirken mit in die Auswertung einbezogen.
Anlagen
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(wie Dokument)
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205,5 kB
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