Kenntnisnahme - FB 45 n/0036/WP18
Grunddaten
- Betreff:
-
Sachstand zum Erzieherischen Kinder- und Jugendmedienschutz
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 45 - Fachbereich Jugend und Schule
- Verfasst von:
- FB 45/210
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Kinder- und Jugendausschuss
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Kenntnisnahme
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16.09.2025
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Erläuterungen
1. Ausgangslage
Die Lebenswirklichkeit von Kindern, Jugendlichen und Familien findet zu einem erheblichen Teil digital statt, so dass das Aufwachsen der jungen Generation untrennbar mit technologischen und digitalen Entwicklungen verbunden ist. Gleichzeitig müssen Kinder und Jugendliche lernen mit Chancen und Risiken der zunehmend digitalisierten Lebenswelt umzugehen. Die rasanten technischen Entwicklungen und die damit einhergehenden Veränderungen bringen neue Herausforderungen mit sich.
Die Gefahren der digitalisierten Lebenswelt – wie Cyber-Mobbing, Fake News, Hate Speech, Extremismus, Pornografie, Gewalt, Cyber-Grooming, Verschwörungsmythen und Rassismus im Netz – können junge Menschen allein nicht beurteilen und einschätzen. Eltern und Erziehungsberechtigte, sowie pädagogische Fachkräfte sind hierbei gefordert, junge Menschen bei diesen Bewältigungsaufgaben zu unterstützen.
Im Jahr 2022 wurde eine bundesweite Umfrage unter Jugendlichen im Alter von 9 bis 16 Jahren durchgeführt, die das Internet nutzen. Dabei wurden 805 Jugendliche sowie deren Eltern befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass sich 77 % der Eltern um die Onlinesicherheit ihrer Kinder sorgen. Anders als bei den Eltern stehen bei den Heranwachsenden Interaktionsrisiken im Vordergrund. 44 % der befragten Kinder und Jugendlichen sorgen sich vor allem vor belastenden oder schlimmen Erfahrungen im Netz. Sie haben Angst, Opfer von Lästereien, Beleidigungen oder Hassnachrichten zu werden. Zudem macht aktuell die generative Künstliche Intelligenz (KI) es immer schwerer, Realität von Fälschung zu unterscheiden und verstärkt Risiken wie sexualisierte Gewalt, Mobbing und Extremismus (vgl. Anlage 1).
Das Gefährdungspotential in der digitalen Lebenswelt von jungen Menschen ist vielschichtig und sowohl im digitalen Raum als auch im realen Leben präsent.
Andere Studien, wie die jährlich erscheinenden Jugend, Information und Medien (JIM)-Studien oder die DAK-Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (vgl. Anlage 1) zeigen die Gefahren der immer digitaleren Welt. Gleichzeitig ist die digitale Kompetenz junger Menschen und der sie begleitenden Erwachsenen laut Studienlage nicht in dem gewünschten Maße gewachsen.
Vor diesem Hintergrund kommt dem präventiven Jugendmedienschutz eine erhebliche und stetig wachsende Bedeutung zu. Dies zeigte sich auch durch einen starken Anstieg von Anfragen zu präventiven Angeboten unter anderem von Jugendeinrichtungen oder Schulen zum Thema Jugendmedienschutz, so dass eine weitergehende Spezialisierung eines Mitarbeitenden auf diesem Gebiet innerhalb der Jugendförderung zwingend angezeigt war.
So konnte im Februar 2022 die Stelle für den erzieherischen Kinder- u. Jugendmedienschutz im Umfang einer 0,5 VZÄ eingerichtet werden.
In Abgrenzung zu dem Tätigkeitsfeld des Euregionalen Zentrums für digitale Bildung (EZdB), das sich mit seiner medienpädagogischen Arbeit insbesondere an die Multiplikatoren (Erziehenden und Lehrkräfte) der schulischen und außerschulischen Bildungseinrichtungen wendet (Kitas und Schulen), orientiert sich der hier beschriebene Arbeitsbereich vorrangig an den §§ 14 und 16 SGB VIII, um über Präventionsangebote unmittelbar Kinder, Jugendliche vor gefährdenden Einflüssen zu schützen und ebenso wie deren Eltern und Erziehungsberechtigen in ihrer Medienkompetenz zu fördern.
2. Angebote des Kinder- u. Jugendmedienschutzes
Kinder und Jugendliche brauchen lebensweltorientierte, niedrigschwellige Angebote im Bereich Kinder- und Jugendmedienschutz. Diese Angebote sollen die Themen aufgreifen, die die Generation Z interessieren, die aber auch im digitalen Raum, vor allem auf Social Media oder im Gaming-Bereich Gefährdungen darstellen.
Zur Arbeit mit der primären Zielgruppe gehören auch immer Eltern und pädagogische Fachkräfte, die in die Projekte, Maßnahmen und Planungen einzubeziehen sind, um ganzheitlich und umfassend wirken, Stabilität gewährleisten und nachhaltig agieren zu können.
So konnten bereits vielfältige Angebote in Kooperation mit Jugendeinrichtungen und externen Anbietern aus dem Bereich Jugendmedienschutz umgesetzt werden, die in der Anlage 2 näher aufgeführt werden.
Um über die rasanten Entwicklungen im Medienbereich und die damit verbundenen präventiven Angebote informiert zu bleiben, ist eine aktive Netzwerkarbeit unerlässlich:
- Vernetzung, Kooperation und Austausch mit allen Institutionen, Fachstellen und Einrichtungen in der Durchführung von Maßnahmen zum Kinder- u. Jugendmedienschutz – lokal, regional, landes- und bundesweit - zur Feststellung, Einschätzung und Bewertung von Gefährdungen und Bedarfen, sowie zum Aufbau von Medienkompetenz - insbesondere mit Organisationen und Einrichtungen im Bereich der Jugendhilfe intern wie extern
- Vernetzung, Kooperation und Austausch mit dem Euregionalen Zentrum für digitale Bildung im außerschulischen Bereich
- Kooperation mit dem Kriminalkommissariat Vorbeugung/Opferschutz Aachen
- Aufbau von einem Netzwerk Medienpädagogik auf städtischer Ebene; Aufbau eines Multiplikatorennetzwerks
- Verfolgen von Medientrends bei jungen Menschen
- Teilnahme an regionalen und überregionalen Veranstaltungen und Arbeitskreisen
- Öffentlichkeits- und Pressearbeit
- Internationales Zeitungsmuseum (IZM) als mögliches zukünftiges „Forum für Mediendemokratie“
3. Fazit
Mit Einrichtung der 0,5 VZÄ in 2022 konnten insbesondere Angebote für Kinder und Jugendliche in Jugendeinrichtungen oder im Rahmen von Ferienspielen umgesetzt werden. Gleichzeitig wurde aktiv eine überregionale Netzwerkarbeit getätigt, um eine fachliche Grundlage für die aktuelle Medienarbeit zu schaffen.
Moderner Jugendmedienschutz setzt auf Teilhabe, Befähigung und Schutz von Kindern und Jugendlichen in der mediatisierten Welt, das im erzieherischen Kinder- und Jugendmedienschutz folgende Aufträge auslöst:
- Wie kann dies pädagogisch, digital niedrigschwellig, chancengerecht, inklusiv und datenschutzkonform unterstützt werden?
- Wie kann Erzieherischer Kinder- und Jugendmedienschutz durch entsprechende Angebote Eltern und Erziehungsberechtigten, sowie pädagogischen Fachkräften die notwendigen Kompetenzen vermitteln, bzw. über Gefährdungen und Risiken aufklären, ohne dabei bevormundend zu sein und gleichzeitig die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf digitale Teilhabe altersgerecht berücksichtigen?
Diese Fragen werden durch entsprechende präventive Angebote beantwortet. Zudem werden sowohl die Personensorgeberechtigten als auch die Erziehungsberechtigten berücksichtigt. Obwohl Eltern besorgter sind als noch vor fünf Jahren, geht ihr aktives medienerzieherisches Handeln zurück. Nach Einschätzung der Autor*innen des Jugendmedienschutzindex 2022 scheint es den Eltern schwerzufallen, die richtige Balance zwischen Schutz und Ermöglichung ihrer Kinder im Internet zu finden. Die damit einhergehenden Bedarfe im Bereich des Kinder- und Jugendmedienschutzes können nur durch eine Erhöhung der Personalressourcen wirkungsvoll erfüllt werden.
Um den Bedarfen und Anforderungen in der digitalen Welt weiter begegnen zu können, wurde seitens des FB 45 in diesem Jahr ein Antrag zur Einrichtung einer weiteren VZÄ in 2026 gestellt.
Bei einem personellen Ausbau des Arbeitsbereiches ist es dringend notwendig, in Kooperation mit allen Arbeitsbereichen, die in diesem Feld in der kommunalen Jugendhilfe der Stadt Aachen tätig sind (z.B. Besuchsdienst für Eltern von Neugeborenen, Institutioneller Kinderschutz, Frühe Hilfen, Pflegekinderdienst, Stadtbibliothek …) eine kontinuierliche, vernetzte und komplementäre Angebotsstruktur für diese Zielgruppe zu schaffen. Einige Beispiele für die angedachten Maßnahmen sind niedrigschwellige zielgruppengerechte Beratungsangebote, Infoabende und Familiensprechstunden zu digitalen Themen und eine engere Zusammenarbeit mit den Elterncafés in Familienzentren und -Grundschulen.
Anlagen
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1
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(wie Dokument)
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75,8 kB
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2
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(wie Dokument)
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108 kB
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