Kenntnisnahme - FB 61/1135/WP18

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Beratungsfolge

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Erläuterungen

 

Der Rat der Stadt Aachen hat mit dem Beschluss über den aktuellen Flächennutzungsplan AACHEN*2030 im Jahr 2020 entschieden, nur noch wenige aktuell unbebaute Flächen für die Gewerbe- und Siedlungsflächenentwicklung zur Verfügung zu stellen – Gründe des Klima- und Landschaftsschutzes sowie der Klimaresilienz waren hierfür maßgeblich. Dieser Beschluss hat zur Folge, dass die wenigen verbleibenden Frei- und Konversionsflächen räumlich effizient und infrastrukturell passgenau entwickelt werden müssen. Soweit es nicht gelingt, die Funktionen zu stapeln und zu mischen, gehen nutzungsbezogene Festlegungen in der Gesamtbilanz auf Kosten von anderen Nutzungen (z.B. Wohnen in Konkurrenz zu Gewerbe und umgekehrt). Um in dieser durch Knappheit gekennzeichneten Ausgangslage die Abwägung von Entscheidungen zu erleichtern und den Masterplan AACHEN*2030 dynamisch fortschreiben zu können, will die Fachverwaltung den politischen Gremien die Wirkung potenzieller Richtungsentscheidungen auf die zu entwickelnden Flächen selbst, auf die unmittelbare Umgebung und auf das Nutzungsprofil der Gesamtstadt so transparent wie möglich darlegen. Als Instrument für diesen Prozess ist der AACHEN Kompass entwickelt worden und auf Grundlage der Beschlüsse der politischen Gremien (vgl. Vorlage FB61/0266) im Frühjahr 2023 in eine zunächst 18-monatige Erprobungsphase gestartet. Auf Basis von ausführlichen Untersuchungen sollen Begabungen und Restriktionen für die Entwicklung von ausgewählten Räumen festgestellt werden. Anschließend sollen die Auswirkungen möglicher Flächennutzungen auf das Umfeld und die Gesamtstadt aufgezeigt werden.

 

Der AACHEN Kompass zielt darauf ab, in Form einer sogenannten „Phase 0“ eine Grundlage für die Abwägung anstehender Richtungsentscheidungen zu zukünftigen Flächennutzungen zu schaffen. Neben den relevanten Fachbereichen der Stadtverwaltung werden Vertreter*innen der Politik sowie externe Akteur*innen in den Prozess eingebunden. Für die Erprobungsphase hat der Planungsausschuss mit den Beschlüssen vom 05.05.2022 (vgl. Vorlage FB 61/0374/WP18) und vom 17.08.2023 (vgl. Vorlage FB 61/0721/WP18) folgende Flächen ausgewählt:

 

  1. Areal an der Sittarder Straße, Stadtbezirk Aachen-Mitte,
  2. Areal an der Roermonder Straße | Schloss-Schönau-Straße, Stadtbezirk Aachen-Richterich.
  3. Gemengelage zwischen Jülicher Straße und Wurm, Stadtbezirk Aachen-Mitte,

 

Für die Erprobungsphase stehen der Stadt Aachen zwei Büros zur Seite, welche den Prozess inhaltlich begleiten und unterstützen. Für die Prozessbegleitung, -moderation, Evaluierung und die anschließende Optimierung hat die Fachverwaltung das Münchener Büro STUDIO | STADT | REGION gewonnen. Die raumbezogenen Standortanalysen inkl. der Erarbeitung von Entwicklungsszenarien wird durch die deutsch-französische Arbeitsgemeinschaft KH STUDIO aus Paris mit REICHER HAASE ASSOZIIERTE GMBH aus Aachen durchgeführt.

 

Nachdem der Prozess des AACHEN Kompass zu den ersten beiden Betrachtungsräumen abgeschlossen wurde, befindet sich derzeit der Fokusraum „Jülicher Straße / Wurm“ in Bearbeitung. Im Rahmen der Sitzung des Planungsausschusses am 03.07.2025 wurde hierzu ein Sachstandsbericht zum aktuellen Arbeitsstand vorgestellt. Eine entsprechende Information ist auch für die Sitzung der Bezirksvertretung Aachen-Mitte am 03.09.2025 vorgesehen.

 

Erkenntnisse aus den bisherigen Betrachtungsräumen

 

1. Betrachtungsraum - Sittarder Straße

Der erste Kompass-Prozess wurde 2023 zum Betrachtungsraum „Sittarder Straße“ durchgeführt. Dabei wurde unter anderem die Erkenntnis gewonnen, dass eine frühzeitige städtische Analyse eine wertvolle Grundlage für tiefergehende Debatten darstellt. Sie ermöglicht es, durch die frühzeitige Priorisierung von Belangen eine Richtungsentscheidung für den weiteren Planungsprozess zu treffen. Tiefergehende Erkenntnisse aus dem ersten Prozess an der Sittarder Straße sind der Vorlage zu entnehmen, welche am 29.02.2024 im Planungsausschuss beraten wurde (vgl. Vorlage FB61/0808/WP18).

 

2. Betrachtungsraum - Roermonder Straße / Schloss-Schönau-Straße

Im Rahmen des zweiten Kompass-Prozesses wurde der Betrachtungsraum „Roermonder Straße / Schloss-Schönau-Straße“ näher betrachtet. Auch hier wurden wichtige Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des Prozessdesigns gewonnen. Besonders deutlich wurde der Bedarf nach einem intensiveren Austausch mit den Flächeneigentümer*innen sowie nach einer Überarbeitung der Darstellung der Nutzungsszenarien, welche seitens der beteiligten Fachabteilungen oftmals als verbindliche Rahmenplanungen interpretiert wurden. Insgesamt soll die Mitwirkungsbereitschaft gesteigert werden, indem Zielsetzung und Strahlkraft des Instruments noch klarer kommuniziert werden. Der Abschlussbericht zum Kompass-Prozess für Richterich wurde in der Sitzung des Planungsausschusses am 05.06.2025 zur Kenntnis genommen (vgl. Vorlage FB61/1081/WP18).

 

3. Betrachtungsraum – Jülicher Str./ Wurm

Die Auswahl der Gemengelage zwischen Jülicher Straße und der Wurm als dritter Betrachtungsraums wurde in der Sitzung des Planungsausschusses am 23.01.2025 beschlossen (vgl. Vorlage FB 61/1051/WP18). Der Beschluss sieht vor, die Fläche des dritten Betrachtungsraums zu analysieren und ebenfalls zukunftsfähige Szenarien als fundierte Basis für Richtungsentscheidungen zu erarbeiten. Die bisherigen Erkenntnisse aus dem derzeit laufenden Prozess werden im Rahmen eines weiteren Sachstandsberichts vorgestellt.

 

Durchgeführte Methodik

Das auf den zweiten Betrachtungsraum angepasste Prozessdesign wurde flexibel auf die Gegebenheiten des dritten Raums übertragen. Dadurch können in den jeweiligen Phasen differenzierte Meilensteine gesetzt und fortgeschrieben werden. Die Methodik folgt einen fünfstufigen Ablauf, der sich in die nachfolgenden Bausteine gliedert (vgl. Anlage 1):

 

  1. Vorphase (Grundlagenbeschaffung)
  2. Start & Analyse
  3. Begabungen & Szenarien
  4. Entscheidung & Korrektur
  5. Nachgelagerte Planung

 

Im Rahmen des Arbeitsprozesses haben sich folgende vier Entwicklungsperspektiven herauskristallisiert, welche das Grundgerüst für die Entwicklung der Szenarien gebildet haben:

 

  • Technologie, Wissenschaft, Bildung
  • Gesellschaft, Kultur, Soziales, Wohnen
  • Wirtschaft, Gewerbe
  • Ökologie, Klima, Freiraum

 

In die Planungen und Überlegungen zum Fokusraum „Jülicher Straße / Wurm“ werden der Resonanzraum „Aachen-Nord“ sowie die Gesamtstadt einbezogen. Grundlagen für die durchgeführte Begabungsanalyse sind neben planungsrechtlichen Vorgaben vorhandene Konzepte und Studien, die in der Vergangenheit für Aachen-Nord erarbeitet wurden. Hierzu zählen unter anderem das Nutzungs- und Vermarktungskonzept „Aachen-Nord. Die zweite Gründung.“ (cima 2020) und die „Standort- und Marktanalyse der Gewerbeflächen Aachen-Nord“ (kadawittfeldarchitektur & RWTH Aachen 2016). Die hierbei erarbeiteten Erkenntnisse, Rahmenbedingungen und möglichen Wechselwirkungen werden bei der weiteren Ausarbeitung der Szenarien berücksichtigt.

 

Auftaktveranstaltungen und Beteiligungsformate

Der offizielle Startschuss des dritten Kompass-Prozesses erfolgte am 09. April 2025 durch einen digitalen Verwaltungs-Kick-Off. Durch das beauftragte Projektbüro wurde den Teilnehmer*innen die Analyseergebnisse (vgl. Anlage 2) vorgestellt. Darauf basierend gab es einen gemeinsamen Austausch in Breakout-Räumen zu den Themen „Mobilität“, „Nutzungen“ und „Freiflächen“. Der detaillierte Ablauf und die eingebrachten Anregungen sind Anlage 3 zu entnehmen. Neben dem Kick-Off bestand für die Fachabteilungen die Möglichkeit, per Umfrage über das Beteiligungsportal NRW zusätzliche Hinweise und Bedarfe zum Fokusraum zu geben. Die Ergebnisse hierzu sind in Anlage 4 aufgeführt.

In der weiteren Bearbeitung hat am 12. Mai 2025 eine Kick-off-Veranstaltung mit den Flächeneigentümer*innen aus dem Fokusraum stattgefunden. Zu Beginn erhielten die Teilnehmenden eine Einführung in das Instrument des AACHEN Kompass sowie eine Vorstellung der Begabungsanalyse zum Fokusraum „Jülicher Straße / Wurm“. Die im Anschluss eingebrachten Anregungen und Vorschläge bildeten die Grundlage für eine aktive Arbeitsphase, in der gezielte Hinweise und Anliegen der Eigentümer*innen erfasst wurden. Diese Phase orientierte sich an den thematischen Schwerpunkten des vorgegangenen Verwaltungs-Kick-Offs. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde auf die Möglichkeit hingewiesen, der Verwaltung bei weiterem Gesprächsbedarf zusätzliche Informationen per E-Mail zu übermitteln. Der detaillierte Ablauf des Kick-Offs und die eingebrachten Beiträge der Teilnehmenden sind Anlage 5 zu entnehmen.

Aufbauend auf den Rückmeldungen aus beiden Auftaktveranstaltungen, den Ergebnissen der Online-Bedarfsumfrage unter den Fachbereichen sowie den vorliegenden Studien und Analysen erarbeiten die extern beauftragten Büros gemeinsam mit der Fachverwaltung derzeit einen Bedarfskatalog. Dieser bündelt die vielfältigen Anforderungen, Potenziale und Herausforderungen im Fokusraum in strukturierter Form. Dabei fließen sowohl die Perspektiven der Verwaltung als auch die der Eigentümer*innen ein, um eine integrierte und ganzheitliche Grundlage zu schaffen. Der Katalog dient als interne Basis für die Entwicklung verschiedener Nutzungsszenarien, die im kommenden Workshop vorgestellt, diskutiert und weiterentwickelt werden. Ziel ist es, auf Basis gut ausgearbeiteter Zukunftsszenarien eine gemeinsame Richtungsentscheidung für die zukünftige Flächennutzung des Fokusraums zu treffen.

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Anlagen

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