Kenntnisnahme - FB 02/0134/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Aufstieg der Alemannia in die 1. Bundesliga - Maßnahmen für die Bereiche Wirtschaftsförderung, Tourismus und MarketingAntrag der SPD-Fraktion vom 2. Juni 2006
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 02 - Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa
- Verfasst von:
- Jörg Crumbach
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft
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Kenntnisnahme
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13.09.2006
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und europäische Angelegenheiten nimmt die Ausführungen der Verwaltung zu den Maßnahmen der Wirtschaftsförderung, des Tourismus und des Marketings anlässlich des Aufstiegs von Alemannia Aachen in die 1. Bundesliga zur Kenntnis.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Mit Datum 2.6.2006 hat
die SPD-Fraktion die Verwaltung beauftragt Möglichkeiten herauszuarbeiten, die
sich für die Bereiche Wirtschaftsförderung, Tourismus und Marketing aus dem
Aufstieg von Alemannia Aachen in die höchste deutsche Fußball-Spielklasse
ergeben könnten.
Nachfragen seitens des
Fachbereiches Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten bei
verschiedenen Einrichtungen anderer Bundesligastädte haben ergeben, dass es
dort - zumindest bisher - kaum Verknüpfungen zwischen den Kommunen und den
Vereinen gibt.
Ein Vermarktungskonzept
besteht derzeit bei keiner der angefragten Kommunen bzw. bei keinem angefragten
Verein.
Bielefeld
Punktuelle Zusammenarbeit
des Vereins DSC Arminia mit der städtischen Stelle Bielefeld Marketing, z.B.
bei der Organisation von Aufstiegsfeiern
Cottbus
Es bestehen lediglich
Kooperationen zwischen der Stadt und dem Verein Energie in Bezug auf das
Modernisieren des
Stadions
Freiburg
Punktuelle
Zusammenarbeit.
Die Freiburg Wirtschaft
Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM; Management und Marketing für die
Stadt Freiburg) wirbt in ausgewählten Städten im VIP-Bereich der Stadien für
die Stadt, u.a. mit Preisrätseln. Präsentiert werden z.B. Trachten (
Schwarzwaldmädel) und Schwarzwälder Schinken.
Der SC Freiburg
vermittelt zwischen der FWTM und den jeweiligen Fußballvereinen
Mainz
Punktuelle bzw.
informelle Zusammenarbeit zwischen der Stadt Mainz und dem 1.FSV 1905, nicht
zuletzt
aufgrund der Tatsache,
dass der Vereinsvorsitzende, Herr Harald Strutz, Ratsmitglied der FDP-Fraktion
ist.
Es bestehe jedoch eine
enge Zusammenarbeit zwischen dem Verein und dem Mainzer Einzelhandelsverband
(gemeinsame Werbeaktionen; Autogrammstunden zu vergleichsweise günstigen
Konditionen; ...)
Mönchengladbach
Die Borussia hatte dem
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule Niederrhein ein
Forschungsvorhaben hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung des Vereins für
den Niederrhein in Auftrag gegeben. Das Ergebnis der Studie ist im Mai 2006
veröffentlicht worden.
Festzuhalten bleibt dass
es sich bei dieser Studie um eine sehr wissenschaftliche Betrachtung der
Situation handelt. Beleuchtet werden vornehmlich angebots- und nachfrageseitige
Effekte. Konkrete Kooperationsvorschläge bzw. Handlungshinweise gibt die Studie
nicht wieder.
Grundsätzlich ist
festzuhalten, dass die Vereine und Städte der ersten Fußball-Bundesliga kaum
bis gar nicht vergleichbar sind - sowohl was ihre Größe, die jeweilige
Wirtschaftskraft und auch die Infrastruktur betrifft. Millionenstädten wie
Berlin, München und Hamburg stehen solche mit etwas mehr als 100.000 (Cottbus),
gut 120.000 (Wolfsburg) oder ca. 160.000 (Leverkusen) Einwohnern gegenüber.
Hinter dem VfL Wolfsburg
zum Beispiel steht das Volkswagen-Werk als finanzstarker Hauptsponsor.
Das Stadion von Bayer
Leverkusen verfügt über ein vergleichbares Fassungsvermögen (22.500) wie der
Aachener Tivoli. Allerdings gehört der Werksclub (ebenfalls mit der
Rückendeckung eines Großkonzerns ausgestattet) seit 1979 ununterbrochen der
höchsten deutschen Spielklasse an und war in den vergangenen zehn Jahren mit
einer einzigen Ausnahme immer für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert
- davon alleine sechs Mal für die höchst lukrative Champions League.
Allein von der
Einwohnerzahl her sind am ehesten die Bundesligastädte Mönchengladbach (ca.
260.000 Einwohner) und Gelsenkirchen (ungefähr 270.000 Einwohner) mit Aachen
vergleichbar.
Ende Juli 2004 wurde für
den Niederrhein-Vertreter der Borussia-Park eröffnet - ein hochmodernes Stadion
mit einem Fassungsvermögen von 54.000 Zuschauern, 1.500 Business-Seats und 42
Logen auf einer Gesamtfläche von über 200.000 qm. Zum Stadion-Komplex gehören
u.a. Tagungsräume, die Sportsbar und ein Museum.
Dem FC Schalke 04 steht
seit August 2001 die Arena Auf Schalke zur Verfügung. Sie ist wegen ihrer
ausgefeilten Technik die modernste Multifunktionsarena Europas (u.a.
verschließbares Hallendach). Dieses 186 Mio. Euro Projekt, das komplett
privatwirtschaftlich finanziert worden ist, verfügt bei den üblichen
Bundesligaspielen über ein Fassungsvermögen von mehr als 61.000 Zuschauern; bei
internationalen Vergleichen finden knapp 54.000 Zuschauer ihren (Sitz)Platz.
In den vergangenen fünf
Jahren haben bereits 185 Großveranstaltungen in dieser Spielstätte
stattgefunden. Neben 133 Fußballspielen (u.a. das Finale der UEFA Champions
League 2004 und fünf Partien im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006)
kamen 52 Großveranstaltungen wie Konzerte, drei Opern, das alljährliche
Biathlon-Spektakel oder der World Bowl XII, das Finale der Footballer aus der
NFL Europe, dazu. Abgerundet wird das Programm jedes Jahr von 500 kleineren
Veranstaltungen wie Tagungen oder Feiern.
Alleine diese wenigen
Fakten machen deutlich, dass sich der Revierclub - wie auch Borussia
Mönchengladbach - im Vergleich zur Alemannia wirtschaftlich in völlig anderen
Dimensionen bewegt.
Erkennbar wird dass die
Vermarktbarkeit des Produktes Alemannia Aachen in erheblichem Maße - neben der
Klassenzugehörigkeit - von dem geplanten Stadion-Neubau abhängig sein wird. Zum
einen hat der Verein dadurch die Möglichkeit, mehr Zuschauer als bisher den
Spielen beiwohnen zu lassen. Zudem dürfte das Service-Angebot durch
Business-Seats und/oder VIP-Logen erheblich verbessert werden. Dadurch bedingt
ist davon auszugehen, dass die Heimspiele mit Event-Charakter auch für
Unternehmen und finanzstarke Interessenten reizvoll sein werden. Dies wäre dann
auch eine breitere Basis für weitere Überlegungen, welche Chancen sich aus
einer positiven sportlichen Entwicklung der Schwarz-Gelben für die
Wirtschaftsregion ergeben könnten.
Zum jetzigen Zeitpunkt
wird der Kur- und Verkehrsverein in einer ersten Auflage 20.000 Flyer mit
touristischen Informationen über Aachen drucken lassen. Eintausend dieser
Informationen werden etwa drei Wochen vor jedem Heimspiel durch die Alemannia
an den jeweiligen Gastverein versandt mit der Bitte, die Flyer zusammen mit den
Tickets (2.000 Steh- und bis zu 400 Sitzplätze für die Gastvereine) an die
Käufer weiterzuleiten.
Das Hauptproblem für jede
weitere Werbemaßnahme ist, dass sich der Verein Alemannia Aachen außerstande
sieht, wegen des geringen Kartenkontingents im Vergleich zur immens hohen Nachfrage
kostenlos Eintrittskarten zur Verfügung zu stellen.
Eine Möglichkeit wäre,
etwa eine Woche vor einem Alemannia-Heimspiel in der auflagenstärksten
Tageszeitung des Gastes ein Quiz zu veranstalten. Gewinn könnte ein Aufenthalt
in Aachen mit Übernachtung, Stadtführung und eben dem Eintritt in das Stadion
sein. Fraglich ist, ob dadurch auch bei Quizteilnehmern, die letztlich nicht
Gewinner sind, das Interesse an einem Besuch in Aachen geweckt würde.
Die Nachfrage bei einigen
einheimischen Journalisten hat ergeben, dass durchaus Interesse daran besteht,
bei den Auswärtsspielen der Alemannia nach getaner Arbeit noch die jeweilige
Stadt zu besichtigen. Umgekehrt könnte dies bedeuten, dass sich auswärtige
Journalisten, die von den Tivoli-Spielen berichten, ebenfalls gerne Aachen
ansehen würden. Bei diesem Personenkreis stellt sich die
Eintrittskarten-Problematik nicht, da die akkreditierten Journalisten Zugang
zur Pressetribüne haben.
Seitens der
Wirtschaftsförderung wäre wünschenswert, einem ansiedlungswilligen Unternehmen
einige VIP-Karten für ein Alemannia-Heimspiel zur Verfügung stellen zu können
oder sogar zugleich als Begleitung zu fungieren. Auch dieser Idee steht die
eingeschränkte Möglichkeit, Karten zu bekommen, entgegen. Dennoch sollte sich
in einem konkreten Fall auf den Verein zu bewegt werden, um diesen Ansatz
entsprechend zu verwirklichen.
Die Stabstelle
Stadtmarketing der Stadt Aachen nutzt schon jetzt jede Möglichkeit, auf die
Alemannia als positiven Werbeträger für Aachen hinzuweisen. Dies geschieht
sowohl in der von der Stadt herausgegebenen Imagebroschüre als auch durch die
DVD Aachen Aixcellent, die als 6minütige oder als 29minütige Version in
deutsch, englisch, französisch und niederländisch erhältlich ist.
In Bezug auf die
Ansprache der auswärtigen Journalisten wird seitens der Stadt sowie dem Kur-
und Verkehrsverein das Gespräch mit dem Presseverantwortlichen des Vereins
Alemannia Aachen gesucht.
Abschließend bleibt
festzuhalten, dass die Voraussetzungen für ein wirksames Vermarktungskonzept
des Produktes Alemannia Aachen - zumindest zum jetzigen Zeitpunkt - nur bedingt
vorhanden sind. Selbst unter der Prämisse, dass seitens des Vereins ebenfalls
ein Interesse an einer Kooperation besteht, stehen diesem Ansinnen die
derzeitigen strukturellen Gegebenheiten im Weg.
Vor allem bleibt
abzuwarten, wie sich der Verein Alemannia Aachen in seiner neuen sportlichen
Umgebung, der 1. Fußball-Bundesliga, zurechtfinden wird. Bei ausbleibendem
Erfolg wird die derzeit herrschende Euphorie sicher ein Stück weit
eingeschränkt, was dem Ansinnen einer Vermarktung nicht zuträglich sein würde.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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(wie Dokument)
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