Kenntnisnahme - A 51/0140/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Vorstellung des Müttercafes
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 45 - Fachbereich Kinder, Jugend und Schule
- Verfasst von:
- A 51 SRT II
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Kinder- und Jugendausschuss
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14.11.2006
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Erläuterungen
Erläuterungen:
Ausgangssituation , Beginn und Finanzierung :
In Aachen – Ost, Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf, wurde das Projekt Mütter – Café von Fachleuten aus der Sozialarbeit entwickelt.
Nach Vorüberlegungen und umfangreicher konzeptioneller
Arbeit wurde das Mütter- Café im
Dezember 2002 in Kooperation von Kinderschutzbund, Jugendamt Sozialraumteam 2
und der Pfarre St. Fronleichnam in den Räumen des Schleswigheimes eröffnet. Es
ist ein offenes Angebot für Mütter mit Kindern (insbesondere von 0 – 3 Jahren)
aller Nationalitäten.
Ausgehend davon, dass insbesondere in den ersten drei Lebensjahren sich das
Urvertrauen zwischen Eltern und Kindern entwickelt, bietet das Mütter- Café in
dieser schwierigen und sensiblen Entwicklungsphase von Säuglingen und
Kleinkindern, Müttern ein offenes
Ohr, Rat und praktische Unterstützung diese Lebensphase positiv zu bewältigen.
Äußere Umstände, persönliche Schwierigkeiten oder problematische
Entwicklungsverläufe, sowie auch fehlendes Wissen über die Entwicklungsschritte
von Kindern können den Umgang mit Kindern erschweren, zu Benachteiligung und
bei oftmals dann sehr belasteten Familien zu kostspieligen Hilfen zur Erziehung
führen.
Eine entsprechende Anlaufstelle, die Müttern mit Kindern gerade in dieser frühen Zeit unterstützt, gab es nicht. Genau hier setzt das Mütter -Café an, so dass die Mütter einen Treffpunkt haben sich mit ihren Kindern, ihren Sorgen, Nöten aber auch mit ihren Fähigkeiten auszutauschen.
Die Kombination von Treffpunkt im Viertel, Selbsthilfe sowie Beratung ist neu für Aachen-Ost und in dieser Kombination einmalig in der Stadt.
Die Mütter treffen sich an drei Tagen in der Woche, dienstags von 10.00 – 13.00 Uhr, mittwochs von 9.30 – 12.30 Uhr, donnerstags von 15.00 – 18.00 Uhr.
Beratung und Unterstützung erhalten die Mütter von einer Dipl. Sonderpädagogin (5 Std. wöchentlich) einer Arzthelferin (15 Std. wöchentlich), einer Dipl. Sozialpädagogin (8 Std. wöchentlich) und von Praktikantinnen der KFH.
Finanzierung:
Mit Mitteln aus SmbE – Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf - (550,00 € monatlich), Spenden des Lionsclub „ Carolus Magnus „, der Stadtsparkasse Aachen, der Schusterjungen beim Karnevalsumzug 2005 und eines Modegeschäftes kann die Arbeit im Mütter- Café jetzt bis März 2007 geleistet werden. Ab April 2007 ist die Finanzierung erneut unsicher. Aktivitäten im Hinblick auf Spenden sind angelaufen. Es wird in der Sitzung mündlich berichtet.
Der Lionssclub, sowie der Kinderschutzbund haben dem Mütter- Café neben der wichtigen finanziellen Unterstützung auch seine Netzwerke zur Verfügung gestellt. Dadurch sind z. B. unentgeltliche Fachvorträge möglich.
Ab September 2006 findet ein Gruppenangebot gemäß § 29 SGBVIII im Mütter-Café statt, finanziert aus dem HzE Bereich.
Besucherzahlen:
Dezember 2002 – November 2002 276 Besuchskontakte von Müttern mit Kindern
Dezember 2003 – Dezember 2003 720 Besuchskontakte von
Müttern – mit Kindern
die doppelte Zahl.
Januar 2005 - Dezember 2005 830 Besuchskontakte von Müttern. Addiert man die Zahl der mitgebrachten Kinder ergeben sich mehr als 1.700 persönliche Kontakte mit Müttern und Kindern .
Von Januar 2006 bis Ende August 2006 gab es 725 Besuchskontakte mit Müttern zzgl. 676 Besuchskontakte mit Kindern, wobei das Mütter – Café in der Osterzeit 2 Wochen und in der Sommerzeit 3 ½ Wochen geschlossen war.
Die stetig wachsende Zahl von Müttern, es gibt einen Pool von ungefähr 60 Müttern, die das Mütter- Café ständig besuchen, spricht für sich. Als Anlaufstelle im Ostviertel ist das Mütter – Café nicht mehr wegzudenken. Mund zu Mund Propaganda und die gute Arbeit vor Ort entwickeln in diesem Sinne ein Schneeballsystem, so dass immer mehr interessierte Mütter mit ihren Kindern hinzukommen und sich mit dem grundlegenden Thema der Kindererziehung auseinandersetzen und sachkundig machen.
Herkunft der Mütter:
Migrantinnen sind die größte Gruppe des Klientel des Mütter – Cafés.
Neben deutschen Frauen besuchen sehr viele türkische aber auch afrikanische, polnische, tschechische, ungarische, brasilianische, griechische, russische und iranische Mütter das Café.
Durch die Empfehlungen der Mütter aus dem Mütter – Café haben viele Frauen aus anderen Kulturen von dem Angebot gehört, sich von dem „Tun“ dort erzählen und begeistern lassen. Es zeigt sich, dass es Zeit braucht, sich einer Institution in einem anderen Land anzunähern. Hierbei bedarf es immer wieder des Zuspruches und der Begleitung um Sprachbarrieren zu überwinden. Ist der Kontakt erst einmal aufgebaut, kommen viele Mütter regelmäßig ins Mütter - Café.
Alter der Mütter:
Mit 60 % sind die Mütter im Alter zwischen 30 und 40 Jahren
die größte Gruppe im Mütter – Café.
35 % sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, 5 % über 40 Jahre. Es kommen auch Omas
mit ihren Enkelkindern ins Mütter – Café, eine Mutter kommt regelmäßig in
Begleitung ihrer Mutter.
Inhaltliche Arbeit:
Das Mütter – Café ist ein niederschwelliges, lebenspraktisches Angebot im Sinne von gegenseitigem Austausch, umfangreicher Vernetzung, „Learning by doing“, pädagogischer, psychologischer, sowie umfassender Lebensberatung. Die Frauen haben eine Vielzahl von Wünschen, Ideen und Anregungen. Sie haben vielfältigen Informations- und Beratungsbedarf und möchten konkrete Fragestellungen beantwortet haben. Durch die Wünsche der Mütter angeregt, kamen u. a. folgende Themen und Projekte zustande:
der Elternkurs „Starke Eltern - Starke Kinder“
Vortrag einer Mitarbeiterin des Kinderschutzbundes zum Thema „von der Versorgung – bis zur Erziehung“
Die Beratungsstelle des Kinderschutzbundes Aachen hat sich vorgestellt
Mütter – Café Zeitung „Stiefmütterchen“ wird regelmäßig erstellt.
Kindersachen – Tauschbörse im Mütter – Café
Besuch einer Zahnärztin im Mütter – Café
Besuch einer Homöopathin
Rechtsberatung
Verband binationaler Familien und Partnerschaften stellt interkulturelles Spielzeug vor
Vortrag „wie schütze ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch ?“
Vortrag „Kinder brauchen Grenzen“
Weihnachtsfeier mit Nikolaus
Kontaktaufnahme mit Agil – Ernährungsberatung
Beratung des Kinderschutzbundes im Mütter – Café, hierbei auch „Schreiambulanz“
Vernetzung mit der Kindertagesstätte St. Fronleichnam (Montessorihaus) mit Ergotherapie, Pek- Sozialpädiatrisches Zentrum des Klinikums,
Sprachförderung, Abla
Projekt „ Leihoma – Wunschgroßeltern „
Väterprojekt: Väter – Café, Väter in Aktion
Mütter – Stammtisch (alle 6 Wochen)
Vernetzung mit dem Jugendamt
Aufsuchende Beratung
Vermittlung zu Ärzten und Hebammen
Resümee und ein Blick in die Zukunft:
Seit Eröffnung des Mütter – Cafés im Dezember 2002 hat sich dieses Projekt, mitten im Ostviertel, überaus bewährt. Alleine durch Mund zu Mund Propaganda kommen immer mehr Mütter, sind aktiv und interessiert an der Entwicklung ihrer Kinder und formulieren konkreten Hilfebedarf. Die Besucherzahl steigt kontinuierlich und ist lediglich dadurch begrenzt, dass aufgrund personeller Bedingungen nicht weitere Öffnungszeiten angeboten werden können und aufgrund räumlicher Enge nicht so viele Mütter und Kinder im Mütter – Café Platz haben. Immer mehr Migrantinnen werden „Stammmütter“ im Mütter – Café, so wird Integration gelebt.
Qualifizierte fachliche Beratung vor Ort, aber zunehmend auch der Bedarf an aufsuchender Arbeit, Vernetzung und Kooperation mit den unterschiedlichsten sozialen Institutionen im engeren Stadtviertel und in der Stadt sind Grundlage und Voraussetzung gelungener Beratung, erfolgreicher Prävention und zielgerichteter Hilfe. An Fragen zur Erziehung von Kindern und Ideen, wie diese lebensnah und alltagstauglich beantwortet werden können, mangelt es nicht.
In all seinen Facetten zeigt sich, dass das Mütter – Café genau die richtige Anlaufstelle für Mütter mit Kindern ist. Die Mütter kommen aktiv, bewusst und gezielt mit allen nur erdenklichen Erziehungsfragen aber auch persönlichen Fragen.
Hier rentiert sich die geduldige, sorgfältige und ausdauernde Aufbauarbeit, die kontinuierlich von den gleichen Ansprechpartnerinnen so geleistet wurde, dass dieses Vertrauen für die Mütter entstehen konnte.
Im September 2006 startete mit 8 Müttern eine Gruppe zur Gruppenarbeit gemäß § 29 SGB VIII im Mütter –Café. Die Mütter haben sich verbindlich angemeldet und verpflichtet, an 10 Gruppenterminen zum Thema „Von der Versorgung zur Erziehung“ teilzunehmen. Sie haben für sich Ziele formuliert und sind bereit nach Beendigung der Gruppenarbeit zu überprüfen, wie weit die Ziele erreicht wurden.
Für jede Mutter, die an der Gruppenarbeit teilnimmt, wird eine Dokumentation erstellt.
Das Konzept zur Gruppenarbeit ist als Anlage beigefügt und zeigt welche elementaren Fragen Thema für die Mütter sind.
Das Mütter – Café ist ein Teil des Projektes „Frühwarnsystem“ des Kinderschutzbundes, welches mit den Aachener Geburtskliniken startet .
Für Januar 2007 ist in Zusammenarbeit mit der RAA ( Regionale Arbeitsstelle zur Förderung ausländischer Kinder und Jugendlicher) geplant, das Projekt „Griffbereit“ im Mütter – Café zu starten. Dies ist ein zweisprachiges Förderprojekt, welches sich an Mütter aus Deutschland und an Migrantinnen richtet.
Mütter mit Kindern von 1 bis 3 Jahren lernen über den Themenschwerpunkt „Sprache“ - hierbei zweisprachig - die Eltern-Kind-Beziehung zu gestalten. Das Angebot wird sich an deutsche und türkische Mütter richten, wobei diese gegenseitig mit ihren Kindern in einer Spielgruppe die andere Sprache lernen. So wird Integration von Anfang an gelebt.
Kostenrechnung:
Im Ostviertel der Stadt Aachen gibt es eine überdurchschnittlich hohe Fallzahl an Hilfen zur Erziehung. Beispielhaft sei der Juli 2006 mit einem Teil der Hilfen zu Erziehung aufgeführt:
79 Fälle gemäß § 31 SGBVIII
16 Fälle gemäß § 30 SGBVIII
12 Fälle gemäß § 32 SGBVIII
79 Fälle gemäß § 33 SGBVIII
86 Fälle gemäß § 34 SGBVIII
Eine ambulante Hilfe zur Erziehung kostet durchschnittlich bei 50,00 € Fachleistungsstunde mit 24 Fachleistungsstunden 1200,00 € pro Monat und pro Jahr 14.400,00 €.
Für die o.a. 95 ambulanten Hilfen würde dies ein Kostenvolumen von 114.000,00 € pro Monat bedeuten und damit jährlich 1.368.000, 00 Mio. €.
Eine ambulante Hilfe zur Erziehung erreicht eine Familie pro Monat. Die Mitarbeiterinnen im Mütter-Café erreichen, wenn nur der Pool von Stammmüttern betrachtet wird, mit einem Kostenvolumen von 2019,95€ monatlich 60 Mütter und ihre Kinder im Monat.
Es hat sich im Unterschied zur klassischen ambulanten Hilfe zur Erziehung gezeigt, dass die Mütter das Mütter-Café in Eigeninitiative und mit hoher Motivation aufsuchen. Zumindest im Ostviertel wird der größte Teil der ambulanten Hilfen erst dann eingerichtet, wenn eine Vielzahl von Problemen besteht, die einerseits nicht mehr verborgen werden können und andererseits oftmals durch Intervention dritter Stellen angeregt werden.
Die Herangehensweise im Mütter-Café ist eine andere. Durch das offene Angebot mit einem hohen Charakter an Vertrautheit, durch die mittlerweile vertrauten Beraterinnen, die regelmäßig anwesenden Mütter und das lebenspraktische, individuelle, angstfreie Setting haben die Mütter den Mut frühzeitig über ihre wirklichen Probleme zu sprechen. Lösungen werden erarbeitet und entlasten zu einem sehr frühen Zeitpunkt in hohem Maße, so dass sich Belastungen nicht verfestigen.
Deutlich wird in diesem Zusammenhang, dass die aufsuchende Arbeit zunehmend von den Müttern angefragt wird.
Der Bedarf ist so groß, dass das Müttercafé jeden Tag eine Öffnungszeit anbieten könnte und müsste.
Auch wenn sich die Kosten einer ambulanten Hilfe zur Erziehung nicht direkt mit den Kosten des Mütter – Cafés vergleichen lassen, wird dennoch deutlich, dass durch eine finanzielle Sicherstellung und den mittlerweile dringend notwendigen personellen Ausbau dieses Projektes, sich im Sinne eines Schneeballsystems eine Vielzahl von Müttern und Kindern frühzeitig erreichen lassen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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1,6 MB
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