Kenntnisnahme - E 49/0025/WP16

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Grashaus

Station Europa der Route Charlemagne

 

Auf der Sitzung des BAKU am 22.11.2011 wurde das Konzept des Grashauses im Grundsatz bestätigt. Gleichzeitig wurde der Kulturbetrieb gebeten zu prüfen, ob eine räumliche Integration der Geschäftsstelle der Karlspreis-Stiftung in das Grashaus möglich ist. Die Prüfung ist inzwischen abgeschlossen und hat ergeben, dass eine Integration in das Erdgeschoss des Anbaus geschehen kann. Neben den Räumlichkeiten der Stiftung würde dort auch das Europe-direct-Büro seinen Platz finden. Diese veränderte Situation wurde zwischenzeitlich mit der Bezirksregierung Köln abgestimmt. Auf dieser Grundlage wird momenten durch B 03 ein Förderantrag ausgearbeitet.

 

Das Konzept des Grashauses als „Station Europa“ der Route Charlemagne lässt sich nunmehr wie folgt zusammenfassen:

 

Die Integration der Karlspreis-Stiftung bedeutet eine Aufwertung und Profilschärfung der „Station Europa“. Die grenzübergreifende Wahrnehmung wird gestärkt und die Bedeutung Aachens als „Europastadt“ betont. Nicht zuletzt der von der Karlspreisstiftung in Kooperation mit dem Europäischen Parlament entwickelte und vergebene Jugendkarlspreis bietet vielfältige Chancen für die Ansprache junger Menschen im Grashaus. Die Integration des Karlspreises und die dadurch veränderte räumliche Situation erforderten eine Anpassung des bisherigen inhaltlichen Konzepts des Grashauses.

 

Das Konzept sieht die besondere Stärke des Projekts in der Ansprache junger Menschen. Das Haus soll ein auf Gruppen ausgerichtetes und mit schulischen Curricula rückgekoppeltes Angebot entwickeln, das europäische Themen in einer innovativen und attraktiven Form vermittelt, die so nur an diesem spezifischen Ort (Grashaus) und in diesem spezifischen Kontext (Route Charlemagne) möglich ist. Kern des Konzepts ist folglich das „Europäische Klassenzimmer“, von dem ausgehend die Ausstattung und Bespielung der übrigen Räumlichkeiten, insbesondere der beiden historisch einzigartigen Räume „Kapelle“ und „Urkundensaal“, abgeleitet werden solle. Diese Profilierung als ein „Haus des europäischen Lernens“ bzw. „Europa-Labor“ (im Centre Charlemagne entsteht ein Geschichts-Labor, im IZM kann ein „Medien-Labor“ entstehen) integriert zudem einen Besuch des Grashauses durch allgemein interessierte Besucher der Route Charlemagne im Rahmen von Führungen. Die Gestaltung und Inszenierung des Grashauses wird daher auch für „Normalbesucher“ attraktiv und verständlich sein.

 

Das Grashaus ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler Aachens. Es befindet es sich in einer exponierten Lage in Sichtweite des Doms und besitzt als ältestes Rathaus eine herausragende Bedeutung für die Stadtgeschichte. Als einer der ältesten Profanbauten im gotischen Stil in Deutschland ist es auch von überregionaler Relevanz, wenngleich von der ursprünglichen Bausubstanz nur die Fassade und Teile des Kellers erhalten sind. Die Wahrnehmung des Grashauses durch Besucher und Bürger entspricht bislang kaum seiner Bedeutung. Aus der Geschichte des Grashauses als mittelalterliches Rathaus, vormoderner Kerker und Hinrichtungsort sowie nicht zuletzt als bürgerliches Bildungshaus des 19. Jahrhunderts (Archiv und Stadtbibliothek) lassen sich thematische Brücken zur Europa-Thematik ableiten (z.B. Selbstverwaltung und Demokratie, Kerker und Menschenrechte, Wissensgesellschaft), die sich in der künftigen Bespielung wiederfinden werden. Die wechselvolle Geschichte und die aktuellen Bezüge werden dem Besucher durch eine mediale Inszenierung einführend vorgestellt.

 

Als „Station Europa“ der Route Charlemagne soll das Grashaus jungen Menschen das politische Projekt „Europa“ in seinen historischen, aktuellen und zukunftsweisenden Dimensionen vermitteln. Es soll den Aspekt der europäischen Demokratie akzentuieren – dies allerdings in einer historischen Situation, die von Krisen und Krisensymptomen charakterisiert ist, die aller Voraussicht nach nicht kurzfristig gelöst sein werden. Neben einem Grundwissen über den Verlauf, den Umfang und die Strukturen der europäischen Integration (im Spannungsfeld zwischen Lokalem und Globalem) wird das Grashaus einen Set von Themen in den Mittelpunkt stellen, die komplexe globale Problemlagen widerspiegeln, die von hoher gesellschaftlicher Relevanz sind und ein gemeinsames europäisches Handeln erfordern (z.B. Krieg und Frieden, Demokratie und Despotie, Migration, Klima und Umwelt, Macht und Markt). Diese Themen sollen sich in den Ausstellungsräumen des Grashauses, in seiner Medienausstattung und seinen didaktischen Angeboten wiederfinden. Auf dieser Grundlage werden nicht zuletzt aktuelle Ereignisse von hoher oder paradigmatischer Bedeutung aufgegriffen (z.B. aktuell Euro-/Schuldenkrise).

 

Die Vermittlung soll schon im Außenbereich beginnen und den (jungen) Besucher schrittweise an die Europa-Thematiken heranführen. Hat der Besucher das Grashaus betreten, befindet er sich in einem neogotisch gestalteten Treppenhaus, von dem aus entweder das Europe-direct-Büro im Untergeschoss (mit dahinter liegender Geschäftsstelle des Karlspreises) oder das Europäische Klassenzimmer im 1. OG erreicht werden können. Die Neuinszenierung des Treppenhauses verweist in groben Zügen auf die historische Entwicklung Europas hin zur europäischen Integration. Der Eingangsbereich ist zugleich der Ort, an dem das Gebäude selbst vorgestellt werden kann.

 

Das Europe-direct-Büro bietet das gesamte öffentliche Informationsmaterial der Europäischen Union an; es informiert und berät die Bürgerinnen und Bürger zu europabezogenen Themen. Das Büro wird insofern einen gewissen Entree-Charakter für das Grashaus besitzen.

 

Wichtigster Raum des Grashauses ist das „Europäische Klassenzimmer“. Mit einer Grundfläche von ca. 72 qm im 1. OG ist er den beiden Ausstellungsräume vorgeschaltet. Die Gestaltung und Ausstattung des Raumes sowie seine medialen Angebote sollen die Entwicklung und Funktionsweisen der europäischen Integration in einer neuartigen Form aufbereiten. Das sperrige und wenig attraktive Thema (Stichwort Bürokratismus/Eurokratie…) kann beispielsweise in eine künstlerisch-graphische Sprache übersetzt werden, die an jugendkulturelle Wahrnehmungsformen anknüpft, sich dem Betrachter leicht erschließt und gleichwohl kritische Reflexion zulässt. Der Raum selbst würde einen in dieser Form singulären Charakter gewinnen, der sich deutlich von „altbekannten“ Präsentationsformen europäischer Institutionen in eingefahrenen Designs abhebt. Gleichzeitig können die Kernthemen (s.o.) akzentuiert werden. Damit verbunden ist eine auf die Erfordernisse von Gruppenangeboten für junge Menschen abgestimmte und entsprechend robuste Ausstattung erforderlich.

 

An das Europäische Klassenzimmer schließt sich der sog. „Urkundensaal“ (historischer Ausstellungsraum des Stadtarchivs) mit einer Fläche von 95 qm an. Wie auch die nachfolgend beschriebene Kapelle, wird er in die Angebote für junge Besucher integriert und damit eng mit dem „Europäischen Klassenzimmer“ verknüpft, sodass sich die Angebote – ausgehend vom Klassenzimmer – in diese Räume hin erweitern. Der Urkundensaal ist vollständig in neugorischem Stil gestaltet und verfügt im Wesentlichen noch über seine ursprüngliche Möblierung. Substanz und Mobiliar sind denkmalgeschützt und erlauben nur zurückhaltende Eingriffe. An seine ursprüngliche Funktion als Schauraum des Stadtarchivs anknüpfend und die geschützte Ausstattung nutzend, sollen hier in Zukunft die Kernthemen des Grashauses mit der Lebenswelt und den Biographien junger Menschen in Beziehung gesetzt werden. Hierfür bieten sich mediale Inszenierungen in Verbindung mit Sachzeugnissen der europäischen Kernthemen an. In seiner Gesamtheit soll der Urkundensaal ein Panorama Europas aus der Sicht junger Menschen und vor dem Hintergrund seiner Zukunftsthemen zeichnen.

 

Unter dem Urkundensaal befindet sich die sog. „Kapelle“ (ca. 63 qm). Im mittelalterlichen Kerkerbereich des Grashauses gelegen, verfügt sie ebenfalls über eine denkmalgeschützte neugotische Ausmalung der Decken und Wände. Die drei zur Toreinfahrt hin gelegenen Fenster geben nur wenig Licht, sodass der Raum insgesamt dunkel wirkt und auf Besucher einen „verwunschenen“ Eindruck macht. Diese Besonderheit sollte für die Inszenierung unbedingt nutzbar gemacht werden. Die Kapelle eignet sich insbesondere für eindrucksvolle mediale und Inszenierungen. Sie ist der Ort, der die Kernthemen des Grashauses vermittelt. Die Vorüberlegungen sehen z.B. eine eindrucksvolle Projektion auf ein Modell Europas vor, um die Kernthemen des Hauses in medial und graphisch innovativer Form aufzubereiten.

 

Gestaltung, Ausstattung und Inszenierung der genannten Räume sollen jungen Menschen die Möglichkeit eröffnen, in die Gestaltung einzugreifen und eigene „Ausstellungen“ zu entwickeln. Zu diesem Zweck soll ein Fundus aussagekräftiger Sach- bzw. Medienzeugnisse vorgehalten werden.

 

 

Zusammenfassend lässt sich sagen:

 

Das Grashaus adressiert junge Menschen und ist in erster Linie ein Lernort und Laboratorium. Als solcher ist es in seinem Programm, seiner Ausstattung und seiner Gestaltung ausgesprochen innovativ und agiert zugleich auf solidem didaktischem und wissenschaftlichem Fundament (hoher qualitativer Standard).

Es steht klar für das Thema Europa und nimmt eine konsequent europäische, demokratische und zukunftsorientierte Perspektive ein. Es unterscheidet sich klar von eingefahrenen EU-Präsentationen; es nimmt ungewöhnliche Perspektiven ein und fördert kritische Reflexion.

Das Grashaus bietet mit seiner einzigartigen (Bau-)Geschichte ein ungewöhnliches Ambiente; Lokales und Globales, Vergangenes und Zukünftiges fließen zusammen.

Mit diesem Profil wird das Grashaus zu einem einmaligen und attraktiven Haus der Route Charlemagne. Es wird darüber hinaus kulturhistorisch Interessierten (Touristen, Bürgerinnen und Bürger der Stadt und der Euregio Maas-Rhein) grundsätzlich zugänglich sein (Führungen), seine Geschichte wird erschlossen und in einen europäischen Kontext gestellt.

 

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Anlagen

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