Kenntnisnahme - E 49.5/0087/WP16

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der Betriebsausschuss Kultur nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

Die Kunststadt Aachen hat eine bemerkenswerte Qualität künstlerischer Aktivitäten der Gegenwartskunst und der Architektur vorzuweisen. International bekannte Künstler und Architekten wie Rudolf Schwarz, Mies van der Rohe, Karl Otto Götz, Karl Fred Dahmen, Gottfried Böhm, Peter Lacroix, Irmel Kamp-Bandau, Hans Schwippert, Rune Mields, Jo Bandau, Wilhelm Schürmann, der Galerist Rudolf Kicken, das Fotografenpaar Barbara und Michael Leisgen stehen durch Ihre Herkunft oder ihre Tätigkeit von Aachen aus exemplarisch für diese Entwicklung. Auch in der aktuellen Gegenwartskunst sind z.B. mit Bea Otto, Andreas Magdanz und Lars Breuer oder auch dem Galeristen Stefan Adamski besondere Positionen zu verzeichnen. Von dieser mittleren Großstadt am Rande des Rheinlandes sind im 20. und 21. Jahrhundert überregional spürbare und wichtige Impulse für die Kunst- und Architekturwelt ausgegangen, die in ihrer Qualität, ihrer Dichte und gemessen an der Größe der Stadt weit über vergleichbare Städte hinausragen.

 

Kuratoren, Kunstjournalisten, Kunstwissenschaftler und gerade private Sammler haben von hier aus die internationale Kunstwelt beeinflusst und verändert: allen voran Peter und Irene Ludwig, gefolgt von Klaus Honnef, Eduard Beaucamp, Walther Grasskamp, Sammlung Schürmann, Renate Puvogel, die Zeitschrift Arch +, Hugo und Ingrid Jung, Manfred Speidel und Marie Hüllenkremer. Private Kunstvereine wie „Gegenverkehr – Zentrum für aktuelle Kunst“ und „Galerie Aachen“ sowie später der „Neue Aachener Kunstverein“, mit seiner Sammlergemeinschaft TwoDo, haben weit über Aachen hinaus ausstrahlende Projekte realisiert. Einzelereignisse wie beispielsweise 1966 die erste und einzige Einzelausstellung des früh verstorbenen deutschen Konzeptkünstlers Peter Roehr außerhalb seiner Geburtsstadt Frankfurt, machen Aachen zu einem wichtigen Referenzort für die zeitgenössische Kunst.

 

Immer wieder sind durch dieses sehr spezifische bürgerschaftliche und private Engagement, das oft eng mit der RWTH und auch der Fachhochschule verbunden war, künstlerische Aktivitäten möglich geworden, die die Stadt zu einem Transmissionsriemen der aktuellen künstlerischen und architektonischen Ideen auf höchstem Niveau gemacht haben. Wolf Vostell, Peter Brüning, Jörg Immendorf, Günther Brus, Joseph Beuys, Nam June Paik, Robert Filliou, Per Kirkeby, Catherine Sullivan, Susan Philipsz, Phyllida Barlow und Pawel Althamer seien hier nur exemplarisch erwähnt, als Künstler, die durch Projekte, die sie hier realisieren konnten und die oft eine spezifische Weiterentwicklung in ihrem Oeuvre bewirkten, mit Aachen eng verbunden sind. Die Neue Galerie und ihre Nachfolgerin, das Ludwig Forum für Internationale Kunst, sowie die „Freunde des Ludwig Forums“ sind mit Programmen, Personen und als Institutionen direkte Beteiligte.

 

Das Ludwig Forum hat 2011 – mit Unterstützung der Freunde des Ludwig Forums, der Kunststiftung NRW, der Gerda-Henkel-Stiftung und dem Kulturministerium - damit begonnen, diese ortsspezifische Geschichte der zeitgenössischen Kunst zu dokumentieren. Das große Ausstellungsprojekt „Nie wieder störungsfrei! Aachen Avantgarde seit 1964“, präsentierte im Jubiläumsjahr 2011 erste Ergebnisse. In diesem Zusammenhang wurde damit begonnen Archivalien zu sichern, wie z.B. das Archiv des Aachener Kulturjournalisten Wolfgang Richter, der alle wichtigen Kunstereignisse seit den 1960er Jahren erfasst hat. Durch unser Engagement hat sich die Witwe des Journalisten dazu entschlossen, das gesamte Archiv dem Ludwig Forum zu übergeben. Interviews mit Zeitzeugen wurden geführt um Geschichte und Geschichten zu sammeln und der Öffentlichkeit erfahrbar und zugänglich zu halten.

 

 

Archiv

Angesichts der Dichte und Qualität der Positionen und Materialien sollte im Ludwig Forum

ein Kunst- und Künstlerarchiv eingerichtet werden, das die noch vorhandene Materialien, von Autographen über Ausstellungsdrucksachen, Büchern, Katalogen und – wo möglich und sinnvoll auch – künstlerische Werke zu den einzelnen Aktivitäten sammelt und damit dauerhaft für Aachen sichert. Viele der Akteure, die in den 1950er und 60er Jahren aktiv am Aufbau dieser besonderen Situation mitgewirkt haben, sind noch persönlich zu befragen. Über Interviews und die Materialsammlung sowie die Vernetzung mit anderen Institutionen, wie beispielsweise dem Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels, wird eine einzigartige Plattform mit regionaler und überregionaler Ausstrahlung entstehen, zur Sammlung und Vermittlung der Aachener Impulse. Dieses besondere Kunstarchiv bietet einen Ausgangspunkt für heutige und zukünftige Entwicklungen. Die mit Aachen verbundenen Akteure werden dadurch in das Geschehen und das Gedächtnis vor Ort und überregional eingebunden. Mit regelmäßigen Ausstellungs- und Vermittlungsprojekten wird das Bewusstsein für Aachen als Stadt der Kunst und Architektur geschärft. Ein so geschaffener Identifikationspunkt zeitigt wiederum Wirkung in die Kunstszene ebenso wie auf der Vermittlungsebene in die ästhetische Bildung und ist ein regionales wie internationales Aushängeschild das den Stellenwert, den man bis heute der Gegenwartskunst in Aachen einräumt, repräsentiert. Im besten Sinne wird damit den kulturellen Vermittlungsaufgaben der kommenden Zeit entsprochen werden, wo die „Szenen“ vor Ort die grundsätzlich internationale Perspektive der bildenden Kunst stärken und untermauern.

 

 

Organisation

Ein zu bestimmender Projektleiter/Kurator würde auf Werkvertragsbasis über 5 Jahre das Projekt in enger Abstimmung mit der Museumsleitung aufbauen und betreuen. Für den Aufbau sind neben dieser Position auch die Einrichtung und Ausstattung eines Arbeitsplatzes mit Computerdatenbank und entsprechender Archivausstattung (Lagerkartons, Hängeregister etc.) sowie der Aufbau einer Sammlungsdatenbank und damit verbundenen Website notwendig. Das Archiv kann hier von der bereits vorhandenen Bibliothek (50.000 Medien), der Sammlung, den Datenbanken und der Restaurierungsabteilung des Ludwig Forum profitieren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Vermittlung der Archivarbeit nach außen. Hier soll eine enge Verzahnung mit den Kuratoren und der Abteilung für Kunstvermittlung des Ludwig Forum stattfinden.

 

Geplant ist, das Archiv über fünf Jahre aufzubauen und bis zum Ende der Laufzeit dieser Phase laufend in die Öffentlichkeit zu treten. Von Vorträgen und Performances beteiligter Künstler bis hin zu kleineren Ausstellungen und Vermittlungsprogrammen soll so ein „aktives Archiv“ entstehen, das sich in Aachen verankert und auch als Anlaufstelle für Wissenschaftler und Künstler fungiert. Als Präsentation der Ergebnisse der Tätigkeit soll in 2018 eine zusammenfassende Präsentation in Form einer Ausstellung inkl. Publikation entstehen.

 

Kosten

Zugesagt sind von der Jugend- und Kulturstiftung der Sparkasse Aachen eine Förderung über 5 Jahre von 150.000 €. Das Land NRW stellt nochmals dieselbe Summe zur Verfügung. Weitere Eigenmittel würde das Ludwig Forum aus seinem laufenden Etat bereitstellen. Darüber hinaus werden weitere notwendige Dritt- und Eigenmittel, insbesondere für die Durchführung der abschließenden Präsentation, vom Verein der Freunde und dem Ludwig Forum bis 2018 mit Hilfe weiterer Stiftungen und Sponsoren aufgestellt werden. Die avisierten Gesamtkosten für das Projekt bei einer Laufzeit von 5 Jahren inkl. Ausstellungen und Abschlusspräsentation betragen 541.000 €.

 

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