Entscheidungsvorlage - FB 56/0371/WP17
Grunddaten
- Betreff:
-
Förderantrag im Rahmen des aktuellen Landesförderprogramms ´Alter und Pflege´ in Kooperation mit dem Altenheim St. Elisabeth
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 56 - Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie
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Entscheidung
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14.05.2020
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Soziales, Integration und Demographie begrüßt die Förderantragstellung und beschließt die Umsetzung und Kofinanzierung des Projekts „Wenn nichts mehr geht, geht Nachbarschaft!? – Möglichkeiten und Grenzen von Nachbarschaften und anderen Mikrosozialräumen heute“ im Rahmen Landesförderprogramms „Alter und Pflege“.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Für das aktuelle Förderprogramm „Alter und Pflege“ des Landes Nordrhein-Westfalen hat die städtische Sozialplanung in Kooperation mit dem Altenheim St. Elisabeth ein Projekt konzipiert, das den Demographischen Alterungsprozess mit den Themen „Nachbarschaft“ und „(pflegerische) Versorgung“ zusammenbringt und wesentliche Erkenntnisse zu diesen wichtigen Themen generieren soll. Das zu beantragende Projekt „Wenn nichts mehr geht, geht Nachbarschaft!? – Möglichkeiten und Grenzen von Nachbarschaften und anderen Mikrosozialräumen“ ist für das Projektgebiet „Aachener Westen“ konzipiert und enthält sowohl von der methodischen als auch inhaltlichen Ausrichtung her sehr innovative Ansätze. Das Projekt soll die sehr gute Zusammenarbeit zwischen dem Altenheim St. Elisabeth und der Sozialplanung der Stadt Aachen fortführen, die im aktuellen vom Land geförderten Projekt „Altengerechtes Quartier Westparkviertel“ etabliert wurde.
Aktuelle Zusammenarbeit im Projekt „Altengerechtes Quartier Westparkviertel“
Das aktuelle Kooperationsprojekt zwischen St. Elisabeth und Stadt Aachen wurde im September 2017 gestartet und läuft nur noch bis August 2020. Es wird vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert und ist im nun ausgelaufenen Förderprogramm „Entwicklung altengerechter Quartiere“ verankert, so dass keine Verlängerung möglich ist. Im Rahmen des Projekts hat das Altenheim die Quartiersentwicklerin 50+ Frau Marion Bergk eingestellt, die das Vorhaben im Westparkviertel umsetzt und sich mit ihrer Arbeit bereits in der AfSID-Sitzung vom 21.02.2019 vorgestellt hat. Das Projekt im Westparkviertel ist ein Pilotprojekt für die Stadt Aachen, in dem die Auswirkungen und Erfordernisse des demographischen Alterungsprozesses auf Quartiersebene beleuchtet und diesbezüglich Strategien sowie Maßnahmen entwickelt werden. Mit einer groß angelegten Befragung in Kooperation mit der Katholischen Hochschule im Jahr 2018 (über 400 Fragebögen) konnten wertvolle Informationen zu den Themen „Versorgung“, „zukünftiges Wohnen“ und „Altern im Quartier“ gewonnen werden. In Kombination mit zahlreichen Bürgerforen hat die Befragung einen guten Wissensstand zu den Bedarfen der älter werdenden Bevölkerung vor Ort ergeben. Bei der städtischen Sozialkonferenz 2018 mit fast 300 Teilnehmenden konnte Frau Bergk ihre ersten Erkenntnisse bereits in einem Workshop zu diesem Thema in eine breite Fachöffentlichkeit streuen. Aus den Ergebnissen hat Frau Bergk zudem viele partizipative (Bürger-)Projekte anstoßen können. Alle Projekte und auch der gewachsene und nun exzellente Internetauftritt für das Quartier wurden partizipativ in einer nun regelmäßig zusammen agierenden Bürger*innengruppe entwickelt. Viele entstandene Projekte haben nun einen regelmäßigen Charakter, konnten zwischenzeitlich verstetigt werden und werden von Ehrenamtler*innen getragen, was die Nachhaltigkeit des Projekts verdeutlicht. Ein besonderes Highlight war der Gesundheitstag im Jahr 2019, bei dem nicht nur Begegnung, sondern eine breite Informationspalette zum Thema „Gesundheit im Alter“ im Vordergrund stand.
Diese erfolgreiche Zusammenarbeit soll nun in einem neuen Ansatz fortgeführt werden, der sich weniger mit Akteuren und der Bereitstellung von Angeboten und mehr mit den Menschen sowie ihren Biographien selbst beschäftigen soll. Dabei soll vor allem aufsuchend gearbeitet werden, um Menschen zu erreichen, die nicht an offenen Angeboten partizipieren und damit häufig ungehört bleiben.
Ziele und methodisches Setting für das neue Projekt
Im neuen Projekt soll das Thema der Demographiefestigkeit noch stärker aus der Perspektive der Menschen erforscht und umgesetzt werden. Es zeigt sich, dass ein Handeln vor Ort mehr benötigt als die Quartiersorientierung, denn diese fokussiert sich sehr oft auf einen institutionsorientierter Ansatz und verlässt selten eine überindividuelle, netzwerkorientierte Ebene. Gemeinsam mit dem Projektpartner, dem Altenheim St. Elisabeth, soll im aktuellen Antrag näher an die Lebenslagen der Menschen sowie ihre Perspektiven auf das Älter werden herangerückt werden. Dies impliziert eine stärkere räumliche Fokussierung und einen stärker qualitativen Ansatz. Konkret bedeutet dies:
Das Projekt soll grundlegende Informationen und Erkenntnisse liefern, wie Altern in Abhängigkeit von individuellen Ressourcen und Rahmenbedingungen und im Kontext verschiedener Nachbarschaften funktioniert und welche Erfordernisse sich daraus für professionelle und nicht-professionelle Hilfen ergeben. Altern wird auf einer Mikroebene im direkten Wohnumfeld erforscht. Dies ermöglicht zu bewerten, welche kleinteiligen Hilfs- und Unterstützungsstrukturen funktionieren oder fehlen und wie Nachbarschaften als hilfebasierte Communities begriffen werden können.
Hier ist ein großer Erkenntnisgewinn zu erwarten, denn zu diesen Themen fehlen in Aachen bislang valide Erkenntnisse. Methodisch zeigt sich die anvisierte Tiefe in einem qualitativen Ansatz. Dieser stützt sich im Wesentlichen auf biographische Interviews und teilnehmende Beobachtungen. Hier werden tiefergehende und lebensweltorientierte Ergebnisse erwartet. Konkret ist geplant, 100 qualitative Interviews mit Menschen der Altersgruppe 65+ zu führen. Dabei sollen verschiedene Lebenslagen berücksichtigt werden, u.a. unterschiedliche
- Einkommenssituationen und Absicherungskonstellationen
- gesundheitliche Rahmenbedingungen
- Situationen, was soziales Kapital und Einbindung in soziale Netzwerke angeht
- Wohnsituationen
Die Interviews sollen von der hauptamtlich beschäftigten Person im Projekt in Kooperation mit einem aufzubauenden Ehrenamtler*innen-Netzwerk und durch Unterstützung im Rahmen einer anzuvisierenden Abschlussarbeit am Institut für Soziologie der RWTH Aachen University erfolgen. Die Interviews sollen so aufgebaut sein, dass die Interviewer*innen jeweils mindestens einen halben Tag mit den Menschen verbringen und sich entsprechend viel Zeit nehmen können. In diesem Zeitraum besteht das Ziel, sich den Alltag der interviewten Personen erklären, eventuell sogar über gemeinsame Spaziergänge zeigen zu lassen. Thematisch soll es um Zukunftsplanungen, die Wahrnehmung von Versorgungsstrukturen und von sozialen Netzwerken und um die Bewertung des direkten Wohnumfeldes gehen. Die Leitfragen sind: Was brauche ich in meinem Alltag, um gut und versorgt zu altern? Welche Faktoren in meinem Wohnumfeld begünstigen oder erschweren diesen Alltag? Welche Funktion nimmt Nachbarschaft in meinem Alltag des Älter Werdens ein? Was kann diese leisten und wo bin ich auf andere private oder professionelle Netzwerke angewiesen? Der Zugang zu den Personen soll über verschiedene Kanäle erfolgen. Neben den bestehenden und zahlreichen Kontakten des Kooperationspartners vor Ort ist eine Zusammenarbeit mit den Wohnungsbaugesellschaften gewoge und Vonovia geplant.
Die über das Förderprogramm finanzierte einzurichtende Projektmanagementstelle soll diese Methodik auf einer großflächigen räumlichen Ebene (Projektgebiet „Aachener Westen“) umsetzen, damit stadtweite Erkenntnisse gewonnen werden können. Hier sollen verschiedene nachbarschaftliche Kontexte anvisiert werden. Diese können sich zusammensetzen aus:
- einzelnen Mietshäusern oder Wohnblocks des Viertels
- Straßenzügen mit überwiegend sozialem Wohnungsbau
- Straßen mit überwiegend Einfamilienhäusern und stabiler Bewohnerschaft
- Neubaugebieten
- durch Fluktuation betroffenen, studentischen Gebieten im Altbaubestand
- Straßen, in denen es eine Mischung von Gewerbe und Wohnen gibt
- Bebauungen entlang von stark befahrenen Durchgangsstraßen
Das Projektgebiet setzt sich aus den Quartieren Kronenberg, Kullen und Westparkviertel zusammen. Insgesamt ist damit ein sehr vielseitiges und heterogenes Projektgebiet definiert, das es ermöglichen wird, in den jeweiligen Nachbarschaften unterschiedliche Wechselwirkungen zwischen den Lebenslagen bzw. -strategien und den Wohnumfeldern/Nachbarschaften zu ergründen.
Es ist ein großer Erkenntnisgewinn für die Planungen der offenen Altenarbeit, die in Kooperation der Stadt Aachen mit den Trägern der Freien Wohlfahrtspflege organisiert werden, zu erwarten, aber auch für die Versorgungsstrukturen, die durch private Dienstleister gewährleistet werden. Konkret bedeutet dies: Wir wollen durch die Ergebnisse bereits vorhandene private Nachbarschaftshilfen erfassen, diese stärken und die stadtteilorientierten Angebote in Treffs und Begegnungszentren anpassen. Die Ausrichtung der Arbeit des Seniorenrates der Stadt Aachen, aber auch die der niederschwelligen Hilfen (z.B. Seniorentelefon; ASD) können von den Ergebnissen profitieren. Auch für die Stadtplanung und die Wohnraumentwicklung sind wertvolle Hinweise zu erwarten. So gibt es z. B. im Moment wenig statistische Informationen über die Barrierefreiheit von Wohnraum in Aachen. Eine große Konferenz nach der Forschungsphase zu dem Thema „Möglichkeiten und Grenzen von Nachbarschaften und anderen Mikrosozialräumen“ soll als stadtweiter Impuls fungieren und aus dem Projekt heraus entwickelt werden.
Mit Blick auf die Fristen beim Land NRW und dem derzeitigen auslaufenden Projekt wurde durch die städtische Sozialplanung eine grobe Skizze des Projekts mit dem Land abgestimmt. Die Projektidee wurde dabei erfreulicherweise als grundsätzlich förderfähig eingestuft. Auf dieser Basis wurde am 17.04.2020 unter Vorbehalt der Zustimmung des Ausschusses beim Land gestellt (Projektantrag siehe Anhang).
Sollte der AfSID der Umsetzung und Ko-Finanzierung zustimmen, so ist – vorbehaltlich der Bewilligung des Landes – mit einem Projektbeginn am 01.01.2021 zu rechnen. Das gesamte Projektvolumen beläuft sich auf 205.600 Euro, wobei 180.000 Euro Personal- und 25.600 Sachkosten darstellen. Der Eigenanteil beläuft sich auf 20%. Dier Hälfte des Eigenanteils trägt der Kooperationspartner St. Elisabeth, die andere Hälfte – also insgesamt 20.660 Euro für drei Projektjahre – trägt die Stadt Aachen.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen
| JA | NEIN |
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| x |
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Investive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. | Gesamtbedarf (alt) | Gesamtbedarf (neu) | |
Einzahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Auszahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
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| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | |||||
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konsumtive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff. | Folgekosten (alt) | Folgekosten (neu) | |
Ertrag | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Personal-/ Sachaufwand | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Abschreibungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
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| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | |||||
Das Gesamt-Projektvolumen beträgt 205.600 Euro. Der Eigenanteil beläuft sich auf 20%, also auf 41.120 Euro. Die Hälfte des Eigenanteils trägt der Kooperationspartner St. Elisabeth, die andere Hälfte – also insgesamt 20.560 Euro für drei Projektjahre – trägt die Stadt Aachen. Ab Beginn der Förderung beträgt der kommunale Eigenanteil somit jährlich 6.853,33 Euro. Der Eigenanteil wird bei der Kommunalen Haushaltsplanung 2021 angemeldet. Sollte der Beginn schon im Jahr 2020 erfolgen, können Mittel aus den sozialraumbezogenen Maßnahmen als Deckung verwendet werden (PSP-Element 4-050101-916-5).
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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(wie Dokument)
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529,9 kB
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(wie Dokument)
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450,5 kB
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