Kenntnisnahme - FB 02/0102/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Arbeitsmarktpolitische Projekte
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 02 - Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa
- Verfasst von:
- Dieter Begaß
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft
|
Kenntnisnahme
|
|
|
30.11.2005
|
Erläuterungen
Arbeitsmarktpolitische Projekte
Ein wesentliches Ziel des Fachbereichs Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten der Stadt Aachen ist die Sicherung bestehender und Schaffung neuer Arbeitsplätze. Dies geschieht im Wesentlichen durch die (Mit-)Gestaltung der benötigten Rahmenbedingungen, durch die Unterstützung in Genehmigungsverfahren, durch die Bereitstellung von Gewerbeflächen und durch Beratung und Begleitung in verschiedenen wirtschaftsrelevanten Themenfeldern. Über diesen Weg wird die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesteigert.
Neben den klassischen Standortfaktoren wie Hochschulnähe, Fördermöglichkeiten oder auch verkehrliche Lage gewinnt das Arbeitskräftepotenzial in den letzten Jahren als Wettbewerbskriterium zunehmend an Bedeutung. Darunter ist längst nicht mehr nur die Anzahl bereitstehender Arbeitskräfte zu verstehen. Die Qualifikation potentieller Mitarbeiter, die schnelle Verfügbarkeit und die auf den unternehmerischen Bedarf zugeschnittene, passgenaue Qualifizierung werden in wachsendem Maße Entscheidungskriterien bei der Standortwahl.
Gerade gegenüber den Billiglohnländern grenzen sich die Unternehmen am Standort Deutschland durch eine hohe Produktivität, durch eine überdurchschnittliche Qualität und einen hohen Spezialisierungsgrad aus. Hierzu ist das Wissen der Mitarbeiter erforderlich. Im Sinne des lebenslangen Lernens ist zusätzlich zu einer soliden Aus- oder Hochschulbildung eine kontinuierliche Weiterbildung erforderlich, um den sich weiterentwickelnden Anforderungen gewachsen zu sein und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Arbeitgebers aufrechtzuerhalten.
Bereits vor einigen Jahren hat der Fachbereich Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten die wachsenden Bedarfe der Unternehmen aufgegriffen und Beratungs- sowie Unterstützungsleistungen im sog. Themenfeld Beschäftigungsförderung etabliert. Der Fachbereich kann mittlerweile folgendes Leistungspaket anbieten:
Unterstützung bei der Personalgewinnung
Organisation passgenauer Qualifizierungsmaßnahmen
Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen für Beschäftigte in Unternehmen
Beratung über Arbeitszeitmodelle, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Kündigungsschutz- und Altersteilzeitregelungen etc.
Information über Fördermöglichkeiten
Beratung über Markt- und Arbeitskräftepotenziale
Begleitung bei der Gründung von Unternehmen aus der Arbeitslosigkeit heraus
Dabei wird stets im Blick gehalten, insbesondere auch derzeit Arbeitslosen eine neue berufliche Perspektive im 1. Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Da die Stadt Aachen selbst nicht über entsprechende Finanzierungsmöglichkeiten für dieses Leistungsangebot verfügt, wurden und werden hierfür Projektmittel akquiriert, die allerdings nur während der jeweiligen Projektlaufzeiten genutzt werden können. Seit 2002 hat der Fachbereich Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten insgesamt 17 Förderanträge im Bereich Beschäftigungsförderung erarbeitet. 15 dieser Anträge wurden bewilligt, lediglich 2 abgelehnt. Da erfahrungsgemäß die Quote bewilligter Anträge bei allen Antragstellern im Durchschnitt bei ca. 30 % liegt, kann auf eine sehr erfolgreiche Akquise-Bilanz zurückgeblickt werden. In Zeiten ständig schrumpfender Fördermittelkulissen wird in Zukunft jedoch mit einem bescheideneren Erfolg gerechnet werden müssen. Hervorzuheben ist, dass die Stadt Aachen durchweg bei keinem der Projekte Barmittel als Eigenanteil aufbringen muss (Ausnahme: Stadtteilerneuerung Aachen-Ost mit 10 % vom Gesamtvolumen).
Im nachfolgenden wird im Rahmen von Kurzdarstellungen erläutert, welche Projekte seit dem 01.09.2005 eingeworben werden konnten und per Kurzübersicht (s. Anlage) informiert, welche Projekte darüber hinaus derzeit umgesetzt werden. Die aktuell in der Realisierung befindlichen Projekte wurden dem Ausschuss bereits zu einem früheren Zeitpunkt vorgestellt. Nähere Informationen zu den arbeitsmarktpolitischen Projekten sind unter www.aachen.de/DE/wirtschaft_technologie/projekte_wifoe/index.html abrufbar. Fragen können gerne unmittelbar an den Fachbereich Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten, Team Wirtschaft und Arbeit, Herrn Begaß, 0241/432-7610, gerichtet werden.
KRAss – Konzept zur Reintegration älterer Arbeitsloser in
Schlüsselbranchen
Im Auftrag der beiden Arbeitsgemeinschaften für die Grundsicherung von Arbeitslosen in Stadt und Kreis Aachen wurde ein Konzept entwickelt und in einem Ideenwettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit eingereicht. Das Konzept wurde im September 2005 von einer unabhängigen Jury als herausragend bewertet und mit einer Fördersumme von 4.498.960,- € prämiert. Das Projekt beginnt am 01.12.2005 und endet am 31.10.2007. Das Projektvorhaben verfolgt zwei Hauptzielrichtungen:
Die Berufs- und Lebenserfahrung, die Kompetenzen und das Leistungsvermögen der über 50-Jährigen auf der einen Seite und die Arbeitsplatzpotenziale der Schlüssel- und Zukunftsbranchen auf der anderen Seite sollen zusammengeführt werden. Profitieren sollen ältere Arbeitslose und die Unternehmen. Wachstumsbranchen sind in der Region Aachen die Gesundheits- und Seniorenwirtschaft, der (Shopping-, Kultur-, Event-)Tourismus sowie der Wirtschaftszweig der erneuerbaren Energien. In diesen Schlüsselbranchen werden ältere Arbeitslose qualifiziert und so fit gemacht für wachsende Märkte, neue Arbeitsfelder – und neue Arbeitsplätze.
Die Integration der älteren Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt soll geleistet werden über ein Modell, das über den klassischen Dreischritt Profiling – Qualifizierung – Vermittlung hinausgeht. Zwar sind diese unbestritten notwendig, doch bedürfen sie umfangreicher flankierender Maßnahmen, um zum Erfolg zu führen. Das bedeutet:
KRAss sensibilisiert Unternehmen einerseits für die Problematik des demographischen Wandels (der heute die älteren Arbeitslosen betrifft, morgen aber – aufgrund des Fachkräftemangels – sie selbst); andererseits aber unterstützt KRAss sie dabei, neue Marktchancen zu erschließen und Potenziale zu nutzen, um Arbeitsplätze auch für Ältere zu schaffen.
KRAss reagiert auf die Bedarfe der Märkte und Branchen durch passgenaue Gestaltung der Inhalte seiner Qualifizierungsmaßnahmen.
KRAss bindet die Zielgruppe aktiv bei der Entwicklung neuer Produkte, neuer Dienstleistungen und neuer Geschäftsideen ein.
KRAss entwickelt zusammen mit Experten neue Wege der Qualifizierung.
KRAss leistet Unterstützung für ältere Arbeitslose durch a) eine zentrale Beratungseinrichtung und b) durch „Oldie Angels“, die ihnen auf dem Weg in die Beschäftigung unter die Arme greifen.
KRAss vernetzt die
relevanten Akteure der Region, schafft Bewusstsein und sensibilisiert die
Öffentlichkeit für die Problematik des demographischen Wandels und seiner
Konsequenzen für ältere Arbeitslose.
FäRE - Fachqualifizierung für ältere Arbeitslose im
Bereich der Regenerativen Energien und Energieeffizienz
Das Projekt verbindet auf erfolgversprechende Weise zwei gesellschaftlich relevante Themen:
Zum einen soll durch gezielte, an den Bedarfen der
Unternehmen und der Zielgruppe ausgerichtete Qualifizierung und durch Coaching
die Reaktivierung älterer Langzeitarbeitsloser ermöglicht werden. Zum Anderen
werden die wachsenden und auf Zukunft ausgerichteten Unternehmenszweige zu „Ressourcenschonung durch
Energieeinsparung“, „Energieeffiziente Altbausanierung“ und „Ausbau
erneuerbarer Energien“ einbezogen, um dem bestehenden und sich zunehmend
abzeichnenden Arbeitskräftemangel zu begegnen und für eine erfolgreiche
Umsetzung des Projektes zu nutzen.
Dabei wird
ein breites Spektrum an Kooperationspartnern einbezogen. Neben der Nutzung des
fachlichen Know-Hows werden durch den Einbezug von bereits bestehenden
Netzwerken, altbau-plus, Stiftung Kathy Beys, Zugänge zu den in der Branche
tätigen Unternehmen eröffnet. Ferner wird durch die seit vielen Jahren in
diesem Segment tätigen und öffentlich hoch anerkannten Kooperationspartnern
auch eine Verankerung des Projektes in der Region ermöglicht.
Das Projekt erstreckt sich über die Laufzeit von 12
Monaten mit auf einander folgenden Arbeitsschritten. Daneben werden ein
kontinuierliches Coaching der Teilnehmer, die Beratung der Unternehmen und die
Evaluation des Projektes durchgeführt. Die Projektphasen sind in der Anlage
schematisch dargestellt.
Neben dem globalen Ziel, die Aachener Unternehmen für das Thema „Ältere Langzeitarbeitslose“ nachhaltig zu sensibilisieren, gilt es, die Teilnehmer des Projektes für die erwähnten umweltrelevanten Arbeiten zielgerichtet zu qualifizieren. Es wird angestrebt, 70 % der Teilnehmer nach Abschluss des Projektes in den 1. Arbeitsmarkt, weitere 25 % zumindest in den 2. Arbeitsmarkt zu vermitteln.
Durch die Einbindung des Projektes in die bestehenden Netzwerke soll eine auch über das Ende der Projektlaufzeit hinausgehende Nachhaltigkeit erreicht werden.
Für FäRE stehen vom 01.12.2005 bis zum 30.11.2006 insgesamt 203.592,54 € zur Verfügung.
ITEME – Qualifizierung für Asylsuchende und geduldete
Jugendliche
Das Projekt ITEME soll die Brücke schlagen
- zwischen Deutschland und dem Heimatland der Projektteilnehmer,
- zwischen formaler und non-formaler Grundbildung,
- zwischen der eigenen und der deutschen Kultur.
So soll einerseits eine anerkannte fachlich fundierte, schulische Grundbildung dazu verhelfen, im Bedarfsfall sowohl in Deutschland bzw. Europa Fuß fassen zu können als auch im jeweiligen Heimatland mit einer durch die schulische Ausbildung erworbenen Allgemeinbildung einen erleichterten Einstieg in die Arbeitswelt zu schaffen.
Andererseits sollen praktische berufliche Fertigkeiten und Kenntnisse den Weg in die Arbeitswelt erleichtern helfen und einen unmittelbaren Nutzen vermitteln. Ergänzung findet ITEME sowohl durch ein individuelles, kultursensibles Eingehen auf die spezifischen Bedarfe der Teilnehmer als auch durch die Vermittlung einer alltagstauglichen Allgemeinbildung.
Der Vorteile des Projektes ITEME sind damit vor allem darin begründet, dass eine anerkannte, zertifizierte Bildung mit den praktischen Kenntnissen für eine Berufstätigkeit und dem Wissen über soziale Grundwerte kombiniert wird. Zudem werden die oftmals isolierten asylsuchenden Jugendlichen zusammen gebracht und können voneinander und miteinander lernen ganz im Sinne des afrikanischen Sprichwortes. „Einer allein kann kein Dach tragen.“
ITEME ist bereits am 17.10.2005 gestartet und läuft noch bis zum 15.12.2006. Das Projektvolumen beläuft sich auf 280.101,60 €.
Wissen. Wollen
Das Problem der mangelnden Bereitschaft zur Weiterbildung oder vielmehr das weitgehende Fehlen eines Bewusstseins, dass es Weiterbildung als Chance überhaupt gibt, ist besonders häufig in sozial schwachen Bevölkerungskreisen mit hoher Arbeitslosigkeit, hohen Ausländeranteilen usw. anzutreffen. An diesem Punkt will das Projekt ansetzen: Gerade die bildungsfernste Ebene soll angesprochen und an das Feld der Weiterbildung herangeführt werden, um die Teilhabe am wirtschaftlichen und sozialen Leben und damit die Beschäftigungsfähigkeit zu sichern. Oftmals fehlt bereits das grundlegende Verständnis über wirtschaftliche und behördliche Strukturen, den Umgang miteinander und Weiterbildungsmöglichkeiten überhaupt.
Mehrjährige Erfahrungen im Rahmen der Stadtteilerneuerung Aachen-Ost belegen, dass insbesondere Geringqualifizierte erst gar nicht in der Lage sind, Soft-Skill-Schulungen, EDV- oder gar fachspezifische Weiterbildungen als für sich relevant einzuschätzen. Um diese „höheren Stufen“ an Weiterbildungsmaßnahmen zu erreichen, fehlt ihnen ein Einstiegsangebot, um die Methode der Weiterbildung praktisch an konkreten Beispielen (z.B. Kooperationen mit Behörden, Umgang im soziokulturellen Umfeld, Stärkung sozialer Kompetenzen) zu erproben. Gerade solche Einstiegsangebote bieten einen handfesten Mehrwert, der sie den positiven Nutzen der Weiterbildungsmaßnahmen im konkreten Lebens- und Arbeitsalltag erfahren lässt. Dieser Mehrwert weckt die Bereitschaft, an weiteren Fortbildungen teilzunehmen.
Das Projekt „Wissen. Wollen“ soll vom 01.01.2006 bis zum 31.12.2006 mit einem Volumen von 85.178,74 € realisiert werden.
Der Ausschuss für Wirtschaft,
Wissenschaft und Europäische Angelegenheiten wird über die weitere Entwicklung
in den Projekten informiert.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
---|---|---|---|---|---|
1
|
(wie Dokument)
|
18,8 kB
|
