Entscheidungsvorlage - FB 02/0205/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung in Kooperation mit der IHK und weiteren Akteuren über Informationsveranstaltungen das Thema Gemeinwohl-Ökonomie bei Aachener Unternehmen und Akteur*innen bekannter zu machen.

 


 

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Erläuterungen

Gemeinwohlökonomie fördern

 

Zur Ratsanfrage 564/17 der Partei Bündnis 90/ Die Grünen vom 11.12.2019

Vorbemerkung: Die Gespräche mit der IHK Aachen und den weiteren Akteuren wurden vor der Corona Krise geführt. Die Planung einer gemeinsamen Veranstaltung wird im Herbst 2020 stattfinden.

 

Allgemein

Ziel der Gemeinwohlökonomie nach dem Gründer Christian Felber ist es, ein Wirtschaftssystem zu entwickeln, das Anreize für Unternehmer*innen, Investor*innen und Kommunen schafft, die sich nachhaltig, kooperativ und umfassend ethisch verhalten. Im Gegensatz zum rein profitorientierten System sollen die gesellschaftlichen Mehrwerte im Mittelpunkt stehen.[1] Die Bewegung ist in Deutschland als Verein mit Sitz in Hamburg und zahlreichen regionalen Untergruppen organisiert. 

 

Dargestellt werden die Mehrwerte über eine Gemeinwohlbilanz, die mittels eines Punktesystems die jährlich aktuelle Situation eines Unternehmens bewertet. Organisationen resp. Unternehmen sollen bei entsprechender Punktzahl in den Genuss von bestimmten Vorteilen wie bspw. Steuerermäßigungen, günstigen Krediten oder Vorrang bei öffentlichen Vergabeverfahren kommen. Damit soll rücksichtsvolles Verhalten belohnt werden. Unternehmen, die zum Wohle der Gesellschaft beitragen, bekommen Vorteile und gelten damit als erfolgreich. Mit der Abbildung der Bilanz auf bspw. Produkten der bilanzierten Unternehmen kann der Kunde zudem das Engagement erkennen und entscheiden, dieses Unternehmen zu unterstützen.

Eine zertifizierte Bilanz kann nur von einem Unternehmen erstellt werden, das Mitglied in einem GWÖ-Verein ist. Die Unternehmen entscheiden, ob sie die Bilanz in Eigenregie erstellen, sich in einer Gruppe gegenseitig bilanzieren oder einen unabhängigen Prüfer bestellen. Die Kosten liegen vergleichsweise niedrig, für kleine Unternehmen werden ca. 1000 Euro veranschlagt. Die Mitgliedschaft in einer Gemeinwohl-Akademie kostet zudem 300 Euro im Jahr. Vor einer Veröffentlichung steht ein externes Audit, erst dann kann die Gemeinwohlbilanz als Instrument auch eingesetzt werden. Die Zertifizierung ist bisher nicht europaweit anerkannt.

 

Umsetzung

Laut Homepage haben  Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen  zertifizierte Gemeinwohlbilanzen erstellt bzw. erstellen lassen. 2015 hat auch die Landesregierung von Baden-Württemberg eine Gemeinwohlbilanzierung von Landesbetrieben angekündigt, die Stadt Stuttgart hat mittlerweile einige Eigenbetriebe nach Gemeinwohlkriterien bilanziert .Auf Anfrage teilte die Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart mit, dass die Bilanzierung ein stringentes internes Controlling ermögliche, aber auch sehr aufwendig sei und man daher im Moment keine weitere Fortführung verfolge. Darüber hinaus bietet die  Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart  mit dem Programm "Nachhaltig fit für morgen mit dem Gemeinwohl-Kompakt-Bericht" Workshops und eigene Fördermittel zum Thema Gemeinwohlökonomie an. Die Nachfrage des Programms wird als „verhalten“ beschrieben.

 

Gemeinwohlberater*innen

 

Die Erstellung einer Bilanz wird in der Regel durch ausgebildete Gemeinwohlberater*innen unterstützt. Deren Ausbildung ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, u.a.  wird eine Mitgliedschaft in einem GWÖ Verein und eine mind. 3-jährige Erfahrung in der Beratung von Unternehmen erwartet. Die Ausbildung wird durch zertifizierte GWÖ Berater*innen und GWÖ Auditor*innen durchgeführt. Die Basiskosten einer 4tägigen Ausbildung betragen ca. 1250 Euro, im Rahmen der Zertifizierung entstehen weitere Kosten. Die Beratung zur Gemeinwohlökonomie bieten zahlreiche Unternehmensberatungen als Teil ihres Portfolios an. 

 

Gemeinwohl in Kommunen

Kommunen sind von ihrem Selbstverständnis her dem Gemeinwohl verpflichtet. Trotzdem besteht auch hier die Möglichkeit, bestimmte Vorgänge mittels Gemeinwohlkriterien zu hinterfragen. Hierzu ist eine spezielle Matrix entwickelt worden, die sich von der Unternehmensmatrix unterscheidet. Zur Einbindung der Bürger*innen als Souverän in die Definition dieser Rahmenbedingungen regt die GWÖ einen „Kommunalen Wirtschaftskonvent“ an. In einem partizipativen Prozess könnten die Bürger*innen der GWÖ-Gemeinde z.B. die 20 wichtigsten Bestandteile von „einem guten Leben für alle“ definieren und in einem messbaren Index abbilden. Der daraus entstehende „Kommunale Gemeinwohl-Index“ könne als Kompass für die Ausrichtung der kommunalpolitischen Ziele und die Bewertung kommunaler Maßnahmen dienen.

Kirchanschöring im Landkreis Traunstein hat als erste Gemeinde Deutschlands eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt und wurde nun im Rahmen eines Forschungsprojekts von der Universität Göttingen als Zukunftskommune ausgezeichnet.[2]

 

 

Situation in Aachen

Nach einem ersten Sondierungsgespräch  mit dem  Eigenbetrieb E18 der Stadt Aachen kann festgestellt werden, dass das Thema dort durchaus auf Interesse stößt, sich der Eigenbetrieb aber derzeit nicht in der Lage sieht, ein derart anspruchsvolles Controlling ernsthaft durchzuführen. Darüber hinaus stehen aktuell weder die finanziellen noch die personellen Mittel zur Verfügung.

In mehreren Gesprächen mit Unternehmen und der Organisation Vereinigte Unternehmerverbände Aachen (VUV) ist das Konzept der Gemeinwohlökonomie diskutiert worden. Die Reaktionen haben gezeigt, dass die Unternehmen prinzipiell gegenüber Themen wie Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung sehr aufgeschlossen sind. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung sehr bewusst, einige sind auch anonym in karitativen Themen unterwegs.

Das komplexe Konzept der Gemeinwohlökonomie zielt aber gerade darauf ab über eine Veröffentlichung der Bilanzen eine gesellschaftliche Wahrnehmung zu erzeugen und, wenn auch langfristig, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen zu initiieren. In der Regel aber schrecken Unternehmen vor dem hohen zeitlichen, personellen und finanziellem Aufwand einer formalen Gemeinwohlbilanz zurück. 

Fördermittel zur Erstellung einer Bilanz nach Gemeinwohlkriterien stehen weder auf Landes- und Bundesebene, noch auf EU Ebene zur Verfügung.

 

IHK Aachen

Die IHK plant in der zweiten Jahreshälfte eine Veranstaltung zum Thema „Wirtschaft und Nachhaltigkeit“ umzusetzen. Das Konzept Gemeinwohlökonomie wird als eines von mehreren Nachhaltigkeitskonzepten in die Veranstaltung mit einfließen. Der Fachbereich 02 wird sich aktiv einbringen und die Bereitschaften der Firmen sich gemeinwohlorientiert zu betätigen, analysieren, um darauf aufbauend ggf. weitere Angebote zu entwickeln. 

 

 


 


[1] https://web.ecogood.org/de

[2] https://web.ecogood.org/de/menu-header/news/gwo-gemeinde-kirchanschoring-als-zukunftskommune-ausgezeichnet/

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen

 

 

JA

NEIN

 

 

 

X

 

 

 

 

 

 

Investive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Gesamt­bedarf (alt)

Gesamt­bedarf (neu)

Einzahlungen

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Auszahlungen

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Ergebnis

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konsumtive Auswirkungen

Ansatz

20xx

Fortgeschriebener Ansatz 20xx

Ansatz 20xx ff.

Fortgeschriebener Ansatz 20xx ff.

Folgekosten (alt)

Folgekosten (neu)

Ertrag

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Personal-/

Sachaufwand

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Abschreibungen

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- Verschlechterung

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Anlagen

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