Entscheidungsvorlage - FB 36/0173/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Forstwirtschaftsplan 2008
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 36 - Fachbereich Klima und Umwelt
- Verfasst von:
- FB 36/82
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz
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Entscheidung
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16.10.2007
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Erläuterungen
Erläuterungen:
Im Einrichtungszeitraum 2003- 2013 sind im fünften Jahr die Maßnahmen für die Bewirtschaftung der städtischen Forsten zu planen.
a) Holzeinschlag
*) Alh = andere Laubbäume mit hoher Umtriebszeit
(Esche, Bergahorn, Kirche)
Aln
= andere Laubbäume mit niedriger Umtriebszeit (Roteiche, Birke, Roterle,
Eberesche, Robinie, Rosskastanie)
Im Hiebssatz eines Forstbetriebes findet die Planung der Holznutzung ihren zahlenmäßigen Ausdruck. Der Hiebssatz wird so bemessen, dass die Ertragskraft des Waldes sowie die Nachhaltigkeit der Waldfunktionen erhalten bleibt. Aus dieser Planung geht hervor, dass im Aachener Wald jährlich 14.465 fm dauerhaft genutzt werden können (Zeile 1). Der abgeglichene Hiebssatz summiert die im Laufe der Jahre eingetretenen Abweichungen zum Ursprungsplan auf und stellt dar, was im Folgejahr genutzt werden müsste, um den Betrieb wieder auf das ursprüngliche Planungsniveau zurück zu führen (Zeile 2). Dies ist aufgrund von Markgegebenheiten, waldbaulichen Notwendigkeiten und nicht beeinflussbaren Faktoren (Insekten, Sturm u.a.) nicht immer realisierbar.
Aus der Übersicht wird deutlich, dass insbesondere die Baumart Fichte bereits heute mit nahezu einem Jahreseinschlag übernutzt ist und im Forstwirtschaftsjahr 2008 nicht genutzt werden dürfte. Hintergrund dieser Übernutzung sind Käferkalamitäten aus dem Jahr 2006 (rund 4400 fm) und die Sturmkalamität vom 19.01.2007 (rund 14000 fm). Die anderen Baumarten unterliegen den üblichen Abweichungen, die überwiegend durch Schwankungen am Holzmarkt bedingt sind.
Das Forstamt sieht zwei Möglichkeiten, die stark übernutzte Fichte auf das ursprüngliche Planungsniveau zurück zu führen:
Strategie 1: Die übernutzte Holzmasse der Baumart Fichte wird auf die verbleibenden sechs Planungsjahre der Forsteinrichtung verteilt und der mögliche Einschlag von 8738 Fm entsprechend um ein Sechstel der übernutzten Masse reduziert.
Strategie 2: Die übernutzte Holzmasse wird durch einen stark reduzierten Einschlag im kommenden Forstwirtschaftsjahr 2008 zu einem bedeutenden Teil ausgeglichen. Es werden nur die notwendigsten Pflegehiebe in jungen Fichten- und v.a. Douglasienbeständen vorgenommen, die in erster Linie der langfristigen Stabilisierung der Bestände gegen Sturm dienen.
Das Gemeindeforstamt spricht sich für die zweite Strategie aus. Zahlreiche Fichtenbestände sind durch die Käfer- und Sturmereignisse an den Rändern aufgerissen und gegen weitere Windwürfe labil. Es ist mit Nachwürfen im kommenden Winter zu rechnen.
Zudem sind die Randbereiche der Windwurfflächen „ausgefranst“; dort stehen vielfach Einzelbäume oder Baumgruppen, die durch den Sturm Kyrill plötzlich freigestellt wurden. Erfahrungsgemäß sind diese Einzelbäume gegen Schädlingsbefall sehr anfällig und werden in den kommenden Jahren außerplanmäßig genutzt. Das Forstamt möchte aus diesem Grund zunächst die weitere Entwicklung der Sturm- und Käferkalamität im Jahr 2008 abwarten und außer den o.g. Pflegehieben ausschließlich Kalamitätshölzer einschlagen. Sollte sich die außerplanmäßige Nutzung im Rahmen halten und sich der Holzpreis auf dem Niveau vor dem Sturmereignis stabilisieren, wird über einen Strategiewechsel (Strategie 1) im Jahr 2009 nachgedacht.
Für die geplanten Maßnahmen wird mit Einnahmen in Höhe von rund 240.000 Euro gerechnet.
b) Kulturen, Wege, Erholung
Kulturbegründung
Im Rahmen einer naturgemäßen Waldwirtschaft tritt die natürliche Verjüngung von Beständen in den Vordergrund. Diese Vorgabe wird soweit möglich umgesetzt. Durch den Sturm Kyrill entstanden zahlreiche Freiflächen. Dort, wo Verjüngungsansätze aus Pionier- und Endbaumarten vorhanden sind, werden diese übernommen. Flächen ohne Verjüngungspotential werden noch in diesem Jahr wieder aufgeforstet. Insgesamt handelt es sich um rund 70.600 Pflanzen, die sich auf die Baumarten wie folgt verteilen:
Traubeneichen: 9750 Stück
Roterle: 850 Stück
Bergahorn: 3000 Stück
Vogelkirche: 1250 Stück
Europäische Lärche: 8000 Stück
Rotbuche: 47750 Stück
(Laubbäume: 62600 Stück Nadelbäume: 8000 Stück)
Darüber hinaus werden als Pilotprojekt 3000 Buchen-Wildlinge aus dem eigenen Betrieb gewonnen und auf kleineren Kahlflächen ausgebracht. Ziel des Versuches ist es, den Anwuchserfolg und die Verbissbelastung gegenüber gekaufter Pflanzschulware zu untersuchen sowie einen Kostenvergleich vorzunehmen.
Vorbereitend muss ein Teil der Windwurfflächen für die Pflanzung herrichten werden. Das auf der Fläche zurückgebliebene Kronenmaterial/Reisig wird auf Wälle mit einem Abstand von 20 Metern zusammengezogen. Die verbleibenden Zwischenräume werden anschließend ausgepflanzt.
Kulturpflege
Diese Arbeiten fallen überwiegend in den Sommermonaten (zweites und drittes Quartal) an. In der Kulturpflege werden bei Bedarf junge Bestände gegen starke Konkurrenzvegetation wie Brombeere und Adlerfarn frei geschnitten. Insbesondere auf Freiflächen und in sehr lichten Beständen besteht die Gefahr, dass sich diese Konkurrenz gegenüber den gepflanzten Bäumen durchsetzt und den Erfolg der Pflanzung gefährdet.
Aufgrund der zahlreichen Freiflächen, die im Jahr 2006 durch Borkenkäferbefall und im Jahr 2007 durch Sturmeinwirkung entstanden sind, wurden rund 28 ha für den zweimaligen Freischnitt eingeplant. Zeitpunkt und Häufigkeit der Maßnahmen richten sich nach der tatsächlichen Entwicklung der Konkurrenzvegetation und werden gegebenenfalls nach unten korrigiert.
Waldschutz
Im Revier Münsterwald
sind zur Sicherung der begründeten Kulturen umfangreiche Schutzmaßnahmen gegen
Wildverbiss nötig. Dazu ist es erforderlich, junge Buchen auf einer Fläche von
16,5 ha mit einem Verbissschutzmittel (jeweils im Sommer und im Winter) zu
behandeln. Hintergrund für diese Maßnahmen ist der bekannt hohe Wildbestand in diesem
Revier.
Jungwuchspflege
Im Rahmen der Jungwuchspflege werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Dicht aufwachsende Naturverjüngungen werden bereits in der Jugend vereinzelt und es werden bis zum Stangenholzalter die angestrebten Baumarten nach Zusammensetzung und Qualität ausgewählt. Im Aachener Wald werden diese Maßnahmen auf ca. 30 ha durchgeführt. Für diese qualitativ hochwertige Arbeiten werden bevorzugt eigene Forstwirte eingesetzt.
Wegebau/Wegeunterhaltung
Neubaumaßnahmen sind im Aachener Stadtwald nicht erforderlich, da die Wegedichte ausreichend ist. Die Unterhaltungsarbeiten an den überwiegend sand-wassergebundenen Wegen sollen - wie in der Vergangenheit - regelmäßig fortgeführt werden. Eine konsequente Instandhaltung der Wege durch betriebseigene Geräte zur Profilierung der Wege und durch den Einsatz von Grabenfräsen (Vergabe an Fremdfirmen) stellen die rasche Wasserableitung vom Wegekörper und den notwendigen Abfluss der Niederschläge aus dem Graben sicher. So können dauerhafte Schäden und teure Instandsetzungsmaßnahmen verhindert werden.
c) Fremdaufträge
Ø Rückekosten: Das in Eigenregie aufgearbeitete Holz (v.a. Laubholz) muss durch Unternehmer bis an die LKW-befahrbaren Wege geliefert werden. Für diese Arbeiten werden Kosten in Höhe von 50.000 Euro erwartet.
Ø Flächenräumung auf Sturmflächen zur Vorbereitung der Pflanzung: ca. 10.000 Euro aus überplanmäßigen Mitteln (2007)
Ø Zaunbau zum Schutz einer Eichenpflanzung: ca. 3600 Euro
Ø Ankauf und Einbringungen von Pflanzen: ca. 72.000 Euro aus überplanmäßigen Mitteln (2007)
Ø Kulturpflege (Freischnitt) auf rund 11 ha (Restfläche in Eigenregie): ca. 11.000 Euro
Ø Verbiss- und Fegeschutzmittel: ca. 2500 Euro
Ø Unterhaltungsarbeiten an Wegen, Gräben und Böschungen (Grabenfräse, Erhaltung des Lichtraumprofiles, Wegebaumaterial): ca. 8500 Euro
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen:
Finanzielle Mehrbelastungen auf der Ausgabenseite ergeben sich nicht, da
die vorgesehenen Maßnahmen im Rahmen des Haushaltsplanes 2008 liegen.
Infolge des reduzierten Holzeinschlages ergeben sich im Haushaltsjahr 2008 zwangsläufig Mindereinnahmen auf der Einnahmenseite.