Kenntnisnahme - FB 51/0284/WP15

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

Der KJA nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, das vorgestellte Konzept im Unterausschuss Jugendhilfeplanung zu beraten und anschließend eine Empfehlung für den KJA zu geben.

Der Antrag der CDU Fraktion vom 20.03.2008 ist damit erledigt.

Reduzieren

Erläuterungen

Erläuterungen:

Die CDU Fraktion bittet mit ihrem Antrag vom 19.03.2008 die Verwaltung, ein Konzept für Mobile Jugendarbeit durch Streetwork zu erarbeiten (s. Anlage).

 

Die Verwaltung hat nachfolgende  Konzeption erarbeitet.

 

1.       Ausgangslage

Zumeist in der warmen Jahreszeit rücken Jugendliche und junge Erwachsene verstärkt in den Focus der Öffentlichkeit.  Dies ist oft dann der Fall, wenn sie sich im öffentlichen Raum in Gruppen aufhalten und es zu Konflikten mit Anwohnern und dem Umfeld kommt. Aber auch  Cliquen unproblematischer Jugendlicher, die sich in ihrer Freizeit in der Öffentlichkeit treffen, werden verstärkt zum Anlass für Beschwerden.

 

Zweifelsfrei besteht sozialpädagogischer Handlungsbedarf an verschiedenen Stellen des Aachener Stadtgebietes. Z.B.  hat es in den vergangenen beiden Jahren in Brand, Am Alten Wasserwerk, in dessen Nähe letztlich ein „Jugendplatz“ errichtet wurde (ein Felsen als Tisch mit Bänken umgeben) Probleme mit Jugendlichen gegeben, die den Einsatz von Sozialarbeitern/Sozialpädagogen erforderlich gemacht haben. 

In Walheim in der Umgebung des Jakob- Büchel- Hauses kam es zu Störungen, denen die Jugendeinrichtung SPACE mit dem Einsatz einer Honorarkraft für aufsuchende Jugendarbeit begegnet ist.

In Richterich kam es im Frühjahr zu rechtsextremen Provokationen. Dort wird im  Bereich Schönauer Friede zurzeit der Jugendbus verstärkt eingesetzt.

 

Seit etwa zehn Jahren sind die Streetworker des FB 45 in Ergänzung des vom Jugendhilfeausschuss in 2001 verabschiedeten Streetwork- Konzeptes, und soweit ihre zeitlichen und personellen Kapazitäten dies zulassen, auch Stadtgebiete außerhalb des Innenstadtbereiches im Einsatz. Das heißt, sie nehmen Kontakt zu Gruppen Jugendlicher auf und versuchen mit den jungen Leuten und  Anwohnern Lösungen zu entwickeln, indem sie z.B.  mit den Beteiligten Kompromisse oder Verhaltenskodices aushandeln. Manche Cliquen können an Jugendeinrichtungen angebunden werden, bei anderen geht es um die Schaffung oder Bereitstellung eines Treffpunktes wie z.B. in Brand oder Hanbruch und aktuell am Kronenberg.

 

In den vergangenen Jahren waren die Streetworker an folgenden Brennpunkten im Einsatz:

Kronenberg                                          Januar -  Februar 2003

Branderhofer Weg                                 April - Mai  2003

Forst, St. Katharina                            Oktober - November 2003             

Ostviertel, Kennedypark                            April 2004 und seit Mai 2006 dauerhaft

Talbotstraße                                          Juli – Oktober 2005

Hanbruch                                          Juni 2006 bis Mai 2007

Brand                                                        Juli 2007 – Juni 2008

 

Die Fülle von Anfragen aus dem gesamten Stadtgebiet ist von dem aus zwei Personen bestehenden Streetworkerteam nicht zu bewältigen.

 

2.       Definition von Streetwork und Mobile Jugendarbeit

Streetwork und Mobile Jugendarbeit sind niedrigschwellige und eigenständige Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit, deren Ziel es ist, zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen „in deren Lebenswelt“ Kontakt aufzubauen. Es handelt sich hierbei um junge Menschen, die über herkömmliche Angebote der Sozialen Arbeit i. d. R. nicht (mehr) erreicht werden.

 

Bei der city-, szenen- oder cliquenbezogenen Streetwork überwiegt die Einzelfallhilfe.

Mobile Jugendarbeit, stadtteil- oder sozialraumorientiert, bewegt sich stärker im freizeitpädagogischen Bereich.

 

Ziel beider Hilfen ist die Schaffung persönlicher oder beruflicher Perspektiven und die Hinführung zu einem selbstständigen und eigenverantwortlichen Leben. Dazu bedienen sie

sich identischer Handlungsprinzipien:

 

-          Niedrigschwelligkeit: das Angebot muss einfach zu erreichen und ohne Vorbedingungen in Anspruch genommen werden können

-          Freiwilligkeit der Kontaktaufnahme: der/ die Klientin entscheidet über den Umfang und die Intensität  der Kontakte

-          Akzeptanz des Andersseins: dem/ der Klientin wird mit Achtung und Wertschätzung begegnet

-          Anonymität: der/ die Klientin entscheidet über personenbezogene Informationen

-          Verbindlichkeit von Absprachen, Zusagen und Vereinbarungen

-          Ressourcenorientierung

-          Kontinuität des Angebotes: die im Vordergrund stehende Beziehungsarbeit setzt kontinuierlichen Kontakt zu der Klientel voraus ( vgl. auch Stefan Gillich: Professionelles Handeln auf der Straße, Praxisbuch Streetwork und Mobile Jugendarbeit, Gelnhausen, 2006)

 

3. Anzahl  der jungen Menschen und der Jugendfreizeitstätten in Aachen

 

Im Jahr 2007 lebten in Aachen:

- Kinder im Alter von 6 - 14 Jahren                                          rd. 21 000

- Jugendliche im Alter von 15 - 17 Jahren                            rd.   6 840             

- junge Erwachsene im Alter von 18 - 24  Jahren                            rd. 25 390

(darin enth. sind die studentischen Zugänge)

 

 

 

 

 

Um ihre Freizeit z. B. außerhalb von Familie und Sportvereinen verbringen zu können, stehen den jungen Menschen z. Z.  folgende Jugendeinrichtungen zur Verfügung:

 

- 9 Jugendzentren (OTs) mit insgesamt 23 Vollzeitstellen

- 8 Kleine Offene Türen mit insgesamt  6 Vollzeitstellen.

 

Daneben werden verschiedene Teil- Offene Türen von ehrenamtlichen- oder Honorarkräften stundenweise geöffnet.

 

Ein Teil der Jugendlichen besucht aus den unterschiedlichen Gründen Jugendeinrichtungen, andere wagen nicht, Jugendeinrichtungen zu betreten, weil diese von anderen Gruppen „besetzt“ sind. Dabei handelt es sich um manchmal um Gruppen, die das Haus als ihr Territorium betrachten und gegen „Eindringlinge verteidigen“ möchten. Wieder andere Jugendliche haben nur den Wunsch sich zu treffen, ohne zu stören oder gestört zu werden.

 

Beschwerden über laute, grölende oder pöbelnde Jugendliche gehen laut FB 32 - Sicherheit und Ordnung täglich bei der Stadt Aachen ein. Dabei sind einzelne Brennpunkte kaum mehr auszumachen, in fast jedem Stadtviertel kommt es zu Einsätzen der Ordnungskräfte. Kurzfristig können die Ordnungskräfte für Ruhe und Abhilfe sorgen, eine auf Dauer angelegte Lösung im Sinne der Kinder und Jugendlichen können die Ordnungskräfte i. d. R. nicht anbieten. Hier sind erfahrungsgemäß andere Kompetenzen gefragt. Kinder und Jugendliche benötigen in diesen Situationen Ansprechpartner, die sich für sie einsetzen, vermitteln, mit ihnen Lösungswege entwickeln und Alternativen aufzeigen. Sie benötigen Erwachsene, die sich für sie einsetzen und sie nicht in erster Linie als störend empfinden. Sie benötigen Partner, die sich nicht nur für die Probleme interessieren, die sie machen, sondern für die Sorgen und Probleme, die sie haben – und die oft der Auslöser für Konflikte mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen sein können.

 

4. Handlungsansatz

Die Verwaltung sieht folgenden Weg, wie der aktuelle Bedarf an Mobiler Jugendarbeit/Streetwork in den Stadtteilen zukünftig befriedigt werden kann:

 

Über die Stadt Aachen zieht sich ein Netz von Jugendfeizeitstätten in unterschiedlicher Trägerschaft  und Größe (vgl. Punkt 3). Sie bieten den Kindern und Jugendlichen in den Stadtteilen verschiedene Freizeitangebote und z. T. Unterstützung und Beratung an. Die Mitarbeiter der Jugendfreizeitstätten kennen in der Regel die Kinder und Jugendlichen im Stadtteil, ihre Probleme und ihr Umfeld. Hinzu kommt, dass diese Einrichtungen in einem Netzwerk unterschiedlicher Professionen (Beratungsstellen, Sozialraumteams, Schulen, Sportvereine usw.) arbeiten. Das Netzwerk eröffnet ihnen i. d. R. Ressourcen, die sie in ihrer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen gezielt nutzen können.

 

Die Verwaltung sieht die Möglichkeit, dass die Jugendfreizeitstätten sich zukünftig verstärkt  in die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen einbringen können, die (noch) nicht zu den Stammbesuchern der Einrichtung gehören und im Stadtteil durch Konflikte oder ihr Verhalten „auffällig“ werden. Die Jugendfreizeitstätten sollen dafür gewonnen werden, dass sie ihre Komm-Struktur (Kinder und Jugendliche kommen in die Einrichtung), um eine Geh-Struktur (die Mitarbeiter gehen zu den Kindern und Jugendlichen in den Stadtteil) erweitern. Sie erklären sich dann verantwortlich für das, was außerhalb der Jugendfreizeitstätte im Stadtteil passiert. Sie sind auch dort Ansprechpartner für die Kinder und Jugendlichen.

In besonderen Konfliktfällen können die Jugendfreizeitstätten Kollegiale Beratung und Unterstützung von der Jugendpflegerin oder den städtischen Streetworkern erhalten.

Daher ist eine enge Vernetzung mit den hier genannten städtischen Mitarbeitern notwendig.

 

Diese konzeptionelle Neuausrichtung der Jugendfreizeitstätten ist, vorausgesetzt die Politik  würde diesem Vorschlag folgen, mit den Trägern von Jugendfreizeitstätten zu diskutieren, zu verhandeln und anschließend in den Leistungsbeschreibungen festzuhalten. Die für 2008 bis 2010 geltenden Leistungsbeschreibungen und –vereinbarungen  beinhalten diese Form der mobilen Arbeit bisher nicht.

 

Die Verwaltung empfiehlt die weitere Diskussion und Beratung im Unterausschuss Jugendhilfeplanung.

Reduzieren

Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

Zum jetzigen Zeitpunkt können keine Aussagen zu den Kosten gemacht werden.

Reduzieren

Anlagen

Loading...