Kenntnisnahme - FB 36/0378/WP17
Grunddaten
- Betreff:
-
Bericht der NABU-Naturschutzstation zu aktuellen Projekten (Streuobstwiesenschutz, Wiederansiedlung des Feldhamsters)
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Kenntnisnahme
- Federführend:
- FB 36 - Fachbereich Klima und Umwelt
- Verfasst von:
- 36/400
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Naturschutzbeirat
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Kenntnisnahme
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03.09.2019
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Erledigt
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Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz
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Kenntnisnahme
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10.09.2019
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Naturschutzbeirat nimmt den gemeinsamen Bericht der NABU-Naturschutzstation Aachen e. V. und der Verwaltung zur Kenntnis.
Der Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz nimmt den gemeinsamen Bericht der NABU-Naturschutzstation Aachen e. V. und der Verwaltung zur Kenntnis.
Erläuterungen
Erläuterungen:
I. Naturschutz, Ehrenamt und Naturschutzstationen
Die Zusammenarbeit des behördlichen und ehrenamtlichen Umwelt- und Naturschutzes zum Schutz und zur langfristigen Sicherung des Natur- und Landschaftsraumes hat in Aachen eine langjährige Tradition.
Nach einer Vorgabe des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG, § 3 Abs. 4) sollen die zuständigen Naturschutzbehörden hierfür auch mit den ehrenamtlich tätigen Umwelt- und Naturschutz-Organisatio-nen kooperieren. Ehrenamtlicher Naturschutz trägt durch die Verankerung in der Gesellschaft ganz er-heblich dazu bei, eines der wichtigsten strategischen Ziele des „Übereinkommens über die Biologi-sche Vielfalt“ (Biodiversitätskonvention, 1992) und der „Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt“ (2007) umzusetzen[1].
Mit der „Förderrichtlinie Biologische Stationen NRW – FöBS“ werden die Trägervereine der Biologi-schen Stationen in NRW finanziell unterstützt. Das in Deutschland einzigartige Netz von Biologischen Stationen spielt eine große Rolle bei der Umsetzung der Naturschutzarbeit vor Ort, wobei Natur-schutzfacharbeiten von landesweitem Interesse eine wesentliche Rolle spielen.
II.NABU-Naturschutzstation Aachen
Nach intensiven Gesprächen und Abstimmungen zwischen NABU Aachen e.V. und Stadt Aachen, Fachbereich Umwelt, hat der NABU Aachen e.V. im Jahr 2006 die NABU-Naturschutzstation Aachen eingerichtet. Auf der Basis fachspezifischer Projektaufträge (z. B. Bestandserfassungen streng ge-schützter Arten wie Steinkauz, Gelbbauchunke oder Schleiereule, Erhalt und Förderung alter und lo-kaler Streuobstsorten, Neophytenbekämpfung) entwickelte sich in den folgenden Jahren eine erfolg-reiche und enge Zusammenarbeit zwischen dem Fachbereich Umwelt und der Station.
Mit der Zielsetzung eine Anerkennung der NABU-Naturschutzstation als landesgeförderte Biostation zu erwirken, gründeten Stadt Aachen und NABU Aachen e. V. im Herbst 2012 den Trägerverein „NABU-Naturschutzstation Aachen e. V.“. Nach intensiven Gesprächen zwischen Land und beiden Vereinsträgern wird die Station seit 2015 gemäß der „Förderrichtlinie Biologische Stationen NRW – FöBS“ durch das Land NRW gefördert. Damit konnte die Finanzierung der Station auf ein solides Fundament gestellt werden.
Die Aufgaben der Naturschutzstation reichen in unterschiedlichste Felder des integrierten Natur-schutzes und der Kulturlandschaftspflege. Mit ihrer bisherigen, erfolgreichen Arbeit konnte die Natur-schutzstation:
- wichtige Impulse für den Artenschutz (u. a. Steinkauz, Schleiereule, Fledermäuse, Gelb-bauchunke, Edelkrebs) setzen,
- signifikant zur Optimierung der Schutzgebietsbetreuung beitragen (u. a. FFH–Gebiet Brander Wald, diverse Naturschutzgebiete in Aachen, Streuobst- und Magerwiesen),
- das ehrenamtliche (bürgerschaftliche) Engagement für den Naturschutz erkennbar ausbauen (z.B. im Bereich der Biotoppflege, Neophyten-Bekämpfung, Kartierung geschützter Arten),
- zur Vertrauensbildung zwischen Verwaltung, Umweltverbänden und Landwirtschaft beitra-gen,
- über die Fachbetreuung des landwirtschaftlichen Betriebs des NABU Stadtverbandes die Be-treuung städtischer und eigener Kulturlandschafts- und Biotopflächen verbessern und
- durch eine beachtliche mediale Präsenz zur Sensibilisierung für Fragen des Natur- und Artenschutzes beitragen[2].
Die durch das Land NRW geförderte NABU-Naturschutzstation trägt den städtischen Interessen und dem Gedanken des Bundesnaturschutzgesetzes in hohem Maße Rechnung.
Über die Gesamtheit aller Projekte der Naturschutzstation informierte deren Geschäftsführer, Dr. Manfred Aletsee, zuletzt am 8. Mai 2018. Zum aktuellen Termin möchte er zum Stand des Obst-wiesenschutzes und des Schutzes der Ackerbiodiversität (insbesondere zum Feldhamster) vortragen.
II.1 Streuobstwiesenschutz in Aachen
Im vergangenen Jahr wurden in ganz NRW Daten zu den aktuellen Streuobstwiesen erhoben. Für das Stadtgebiet von Aachen hat die NABU-Naturschutzstation diese Aufgabe übernommen. Zur Unterstüt-zung konnte sie 15 ehrenamtlich aktive Mitglieder des NABU-Stadtverbands Aachen gewinnen, die auf einer vorgegebenen Kartengrundlage das Aachener Stadtgebiet flächendeckend erfassten. Dabei nahmen sie die vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) vorgegebenen Daten auf.
Da die NABU-Naturschutzstation schon 2007 im Rahmen einer Kooperation mit der Unteren Natur-schutzbehörde (UNB) Aachen ebenfalls eine flächige Obstwiesenerfassung durchführte, lag es nahe die Daten zusammen auszuwerten und die Entwicklung der Streuobstwiesenbestände in Aachen zu vergleichen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Streuobstbestände auf dramatische Weise verändert haben. So sind innerhalb von 11 Jahren beinahe 18 % der im Jahr 2007 noch vorhandenen hochstämmigen Obstbäume verschwunden. Entsprechend ist auch die gesamte Obstwiesenfläche um mehr als ein Viertel (28 %) gesunken. Diese Entwicklung spiegelt den dramatischen Verlust an Strukturelementen in der Offenlandschaft wider und ist auch eine wesentliche Ursache für den Rückgang an Insekten und Vögeln.
Betrachtet man hingegen die Streuobstbestände mit mindestens 9 Bäumen pro Schlag, zeigt sich, dass die Anzahl der Schläge innerhalb von 11 Jahren mit deutlich weniger als 10% wesentlich geringer zurückgegangen ist. Die Anzahl hochstämmiger Obstbäume auf diesen Flächen hat sogar einen Anstieg um 5,8 % erfahren. Dies ist ein Erfolg der durch die untere Naturschutzbehörde ausgeführten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie der konsequenten Naturschutzprojekte der NABU-Naturschutzstation. Durch die untere Naturschutzbehörde wurden seit dem Jahr 2007 zahlreiche Streuobstwiesen mit ca. 600 hochstämmigen Obstbäumen regionaler Sorten neu angelegt bzw. erweitert. Weitere rund 500 Bäume, d.h. nochmals knapp 10% des aktuellen Baumbestandes sind von der NABU-Naturschutzstation zusammen mit dem NABU Stadtverband zwischen 2007 und 2018 gepflanzt worden. Die beiden Vereine fördern oder/und betreuen zusammen mit 31 ha Streuobstwiesen rund 20% des aktuellen Streuobstwiesenbestandes in der Stadt Aachen.
Insgesamt wird bei einem weiterhin starken Verlust von Streuobstwiesen deutlich, dass dieser durch die Bemühungen der letzten beiden Jahrzehnte auf der Ebene der großen Streuobstbestände ge-stoppt werden konnte. Die ökologische Wertigkeit der Flächen wird aber aufgrund des jüngeren Alters der Baumbestände erst in einigen Jahrzehnten und nur bei anhaltender Pflege und Nachpflanzung erreicht.
Hintergrund:
Im Zuge der Aufstellung des Landesnaturschutzgesetzes 2016 wurde zwischen dem Umweltministe-rium NRW, den beiden Landwirtschaftsverbänden (RLV, WLV) und den drei Naturschutzverbänden NABU, SDW, LNU die Vereinbarung „Allianz für Streuobstwiesen“ beschlossen. Hieraus ergab sich die Aufgabe einer Basiserfassung (Ist-Zustand) der Streuobstwiesenbestände in NRW.
II.2 Wiederansiedlung des Feldhamsters (Cricetus cricetus)
Während noch vor wenigen Jahrzehnten Feldhamster in ganz Deutschland weit verbreitet waren, sind seine Bestände aktuell stark rückläufig. Mit dem Zusammenbruch der letzten autochthonen Population des Feldhamsters bei Zülpich (Kreis Euskirchen, NRW) und der Entnahme der letzten Tiere 2017 ist die nordwestrheinische Wildpopulation erloschen. Aktuell bestehen zwei Nachzuchtstationen mit Tie-ren dieser Population. Zum einen im Gaia-Zoo in Limburg (NL) und seit 2017 bei Metelen (NRW). Auch in den seit Anfang der 2000er Jahre bestehenden Ansiedlungspopulationen in den Niederlanden ist nach anfänglichen Erfolgen die aktuelle Entwicklung mit rund 150 Frühjahrsbauten 2018 als ungünstig einzustufen. Im Aachener Nordwesten war der Feldhamster einst weit verbreitet. Das Vorkommen erlosch spätestens in den 1990iger Jahren. Anschließende Nachweise beziehen sich auf ausgesetzte Tiere in der Feldflur des angrenzenden südlimburgischen Teils der Horbacher Börde. Seit 2016 gibt es keine Nachweise mehr.
Die aktuelle Situation in NRW und Limburg und die seit mehreren Jahren bestehende intensive Zu-sammenarbeit zwischen der Provinz Limburg, der Unteren Naturschutzbehörde und der NABU-Natur-schutzstation Aachen e. V. waren Anlass für eine umfangreiche Situationsanalyse und kurzfristigen Aussetzung von Feldhamstern bei Aachen durch die NABU-Naturschutzstation Aachen. Die Arbeiten erfolgten im Rahmen des Zusatzantrags „Schutzoptimierung und -umsetzung in der Aachener Acker-landschaft“ zur Erhöhung der Biodiversität. Die Situationsanalyse beinhaltet die Prüfung der Eignung des Gebietes als potentielles Hamsterhabitat, die Verfügbarkeit einer ausreichend großen Ansied-lungsfläche, die Motivation der Landwirte, die Verfügbarkeit von Zuchttieren, die Vorbereitung der Aussetzungsfläche, die Sicherstellung der fachlichen Anleitung und qualifizierten Durchführung sowie der nachhaltigen Betreuung.
Insgesamt wurden 26 Feldhamster zwischen Ende Mai und Anfang Juli 2018 in einer 10 Hektar gros-sen Ansiedlungsfläche bei Aachen-Horbach ausgewildert. Die Tiere stammen aus dem Zuchtpro-gramm der niederländischen Provinz Limburg im Gaia-Zoo. Durch das Monitoring mit Wildtierkameras konnte die Reproduktion der Tiere nachgewiesen werden. Die Zählung der Baue Anfang Oktober 2018 lassen einen Herbstbestand von rund zwei Dutzend Tieren vermuten. Ende Mai 2019 erfolgte eine weitere Freilassung von Hamstern im Gebiet.
[1] Nach wissenschaftlichen Studien stehen die Chancen gut, die Zahl der ehrenamtlich für den Natur-schutz engagierten Bürgerinnen und Bürger weiter zu steigern. Die Erfahrungen der zurückliegenden Jahre in der Stadt Aachen bestätigen diesen Trend. Grundlegende Voraussetzung für ein aktives Engagement in den (Naturschutz-) Organisationen ist eine professionelle Betreuung der Aktivitäten. Gelingt dies, lässt sich der Natur- und Artenschutz weit über die Grenzen des behördlichen Wirkens befördern.
[2] Nähere Informationen sowie einzelne Projektberichte sind der Homepage der NABU-Naturschutz-station Aachen e.V. unter www.naturschutzstation-aachen.de zu entnehmen.
Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen
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Investive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebe-ner Ansatz 20xx ff. | Gesamtbedarf (alt) | Gesamtbedarf (neu) | ||||||||
Einzahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||||||||
Auszahlungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||||||||
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||||||||
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
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| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | ||||||||||||
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konsumtive Auswirkungen | Ansatz 20xx | Fortgeschriebener Ansatz 20xx | Ansatz 20xx ff. | Fortgeschriebe-ner Ansatz 20xx ff. | Folgekos-ten (alt) | Folgekos-ten (neu) | ||||||||
Ertrag | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||||||||
Personal-/ Sachaufwand | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||||||||
Abschreibungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||||||||
Ergebnis | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ||||||||
+ Verbesserung / - Verschlechterung | 0 | 0 |
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| Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden | Deckung ist gegeben/ keine ausreichende Deckung vorhanden |