03.12.2024 - 4 Vorstellung des Bürger*innengutachtens 2024

Beschluss:
zur Kenntnis genommen
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Beratung

Das Moderator*innenteam von IKU - die Dialoggestalter, Lena Herlitzius und Martin Enderle übernehmen das Wort. Frau Herlitzius zeigt Ihre Bewegtheit in diesem Moment, da sie mit dem Bürger*innenrat eine sehr intensive Arbeitszeit erlebt hat. Sie gibt einen kurzen Einblick in den gemeinsamen Weg, der über 4 Treffen (eine Auftaktveranstaltung wie 3 Arbeitssitzungen an den Work-Wochenenden) zum heutigen Ergebnis führte.

 

Sie stellt heraus, was für eine große Leistung die Gruppe mit dem finalen Gutachten erbracht hat. Eine völlig zufällig ausgeloste Gruppe von Bürger*innen mit teils sehr unterschiedlichen Lebenswelten sah sich einem sehr breiten Familienthema gegenüber. Eine sehr umfangreiche Information über den Status Quo der Stadt Aachen in Sachen Familienpolitik war zu Beginn unumgänglich. Die Auftaktveranstaltung im Ratssaal, der Stadtspaziergang und die Arbeitssitzungen mit Expert*innen haben es ermöglicht, das Thema von allen Seiten zu durchleuchten. Zunächst wurde die Frage „Was bedeutet Familie mit Kindern?“ von allen Teilnehmer*innen individuell gedeutet. Gemeinschaftlich wurde die Zielgruppe „Familie mit Kindern“, für die der Bürger*innenrat seine Empfehlungen verfasst hat, folgendermaßen definiert:

 

„Eine Gemeinschaft, in der Erwachsene Verantwortung für das Aufwachsen von Kindern übernehmen.“

Aus den Mitgliedern des Bürger*innenrats entstand eine Redaktionsgruppe, die das fertige Produkt schliff. Über den gesamten Arbeitsprozess berichtet Frau Herlitzius von einem regelrechten „Priorisierungsschmerz“, da viele Ideen priorisiert werden mussten um Empfehlungen zu verbalisieren die in die Tiefe gehen.

 

Anhand einer Präsentation, die der Niederschrift in Allris beigefügt werden vier der insgesamt zehn Empfehlungen von zwei Teilnehmer*innen des Bürger*innenrats präsentiert und mit „Lebenswirklichkeiten“ untermauert.

 

Jaqueline Hörning, Lehramtsstudentin in Aachen und Referendarin an einer Schule der StädteRegion stellt zwei Anregungen vor:

 

Fokusthema: Bildung & Betreuung

 

Betreuungsbörse:

 

Eine unbürokratische Anlaufstelle zur Entlastung von Eltern wird gewünscht, um Familien mit Kindern im Alltag zu entlasten. Hierbei seien alle Familien in den Blick zu nehmen, wobei bei Familien mit Kindern mit „besonderen Rahmenbedingungen“ (Alleinerziehende, Kinder mit Behinderungen) ein dringenderer Bedarf gesehen wird. Frau Hörnig betont die Wichtigkeit des Bürokratieabbaus und die einfache/niedrigschwellige Erreichbarkeit (Website, Telefonate, persönliche Vorstelligkeit) der Anlaufstelle, die bestenfalls einen schnellen Zugriff auf einen Dolmetscher generieren kann.

 

Projekt „Sozial Aktiv“:

 

Vorbild für das Projekt ist ein erfolgreiches gleichnamiges Projekt an Frau Hörnings derzeitiger Schule (Heilig-Geist-Gymnasium, Würselen). Das Projekt „Sozial Aktiv“ fördert erfolgreich soziale Kompetenzen und wirkt präventiv gegen Gewalt. Sie beschreibt das Projekt als wertfreien Raum zur sozialen- und Werteentwicklung der Teilnehmenden. Es gibt keine Noten. Eine Zusammenarbeit findet mit (weiterführenden) Schulen, Kitas und Seniorenheimen statt. Die Teilnehmenden fahren bspw. in genannte Einrichtungen um Gemeinschaftserfahrungen zu sammeln und Hemmschwellen abzubauen. Die Interaktion zwischen allen Altersgruppen wird über gemeinsame Aktionen, als Projektwochen an Schulen gefördert. Der Bürger*innenrat wünscht sich von der Stadt eine entsprechende Konzeptentwicklung und Unterstützung bei der Suche von Partnern.

 

Dorothee Lanfermann, Mitglied des Bürger*innenrats und der Redaktionsgruppe stellt zwei weitere Themen vor.

Fokusthema: Freizeitangebote

 

Zentrales Jugendkulturzentrum:

 

Ein kostenloser Ort für alle Jugendlichen, mit Öffnungszeiten, die attraktiv sind für diese Altersgruppe, d.h. auch am Wochenende nach 20 Uhr. Frau Lanfermann führt aus, dass Freundschaften heutzutage viel weiter gefasst sind als früher. Soziale Medien machen es möglich. Da es kaum geeignete Anlaufstellen gibt, werden häufig ungeeignete Plätze für Treffen genutzt. Des Weiteren hat die Altersgruppe ein geringes Budget und kann sich Treffen in Kinos, der Halle oder der Pontstraße schlichtweg nicht ständig leisten. Es muss einen Ort, frei von Konsumzwang für die Teenager geben. Auch frei von sportlichen, wettbewerblichen Zwängen und für alle Geschlechter offen und ansprechend müsste die Räumlichkeit sein. Zusammengefasst wünscht sich der Bürger*innenrat einen Ort für Teenager der verbindet. Vorstellen können sie sich verschiedenste Rahmenbedingungen mit Karaoke, Billard, Darts, Musik, einer Bühne für Schülerbands, Gesellschaftsspielen etc. pp.

 

Themenspielplatz in der Innenstadt:

 

Familienfreundlicher Treffpunkt zum Spielen und Ausruhen, um das Einkaufen in Aachens Innenstadt auch für Familien mit Kindern wieder attraktiv zu machen.

 

Diesbezüglich merkt Herr Dopatka an, dass die Fraktion von GRÜNEN und SPD schon länger an zusätzlichen Spielmöglichkeiten in der Innenstadt dran sind und die Idee sehr unterstützen.

 

Frau Herlitzius fragt die vortragenden Damen des Bürger*innenrats nach spezifischen Wünschen an Politik und die Verwaltung. Frau Lanfermann bekräftigt, dass die Erwartung nicht ist, dass alles direkt umgesetzt wird. Die Mitglieder freuen sich über kleine Schritte in die richtige Richtung. Auch Versuche/Experimente werden sehr wertgeschätzt.

 

Frau Hörning stimmt Frau Lanfermann zu. Sie ergänzt, dass sie es sehr schätzen würde, wenn der Prozess transparent gemacht wird. Außerdem möchte sie, als Mitglied des neuen Begleitgremiums, um eine Einbindung dessen bitten.

 

Ferner bittet Frau Hörning darum, den Werte-Wegweiser (Präsentation S. 10) im Blick zu behalten. Inklusion und Teilhabe haben diesem zu Folge oberste Priorität. Auch wünscht sie sich die Einbindung von Kindern und Jugendlichen, um die es ja im Besonderen gehen soll.

 

Frau Herlitzius bittet die vorab abgestimmten Teilnehmenden zur Gesprächsrunde. An der Gesprächsrunde nehmen zusätzlich zu Frau Herlitzius, Martin Enderle, Dorothee Lanfermann und Jaqueline Hörning teil:

 

  • Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin für Aachen
  • Heinrich Brötz, Beigeordneter, Dezernat IV - Bildung, Jugend und Kultur
  • Hilde Scheidt, Vorsitzende des Kinder- und Jugendausschuss

 

Frau Keupen lobt auf die Frage was Sie zu den Ausführungen sage die Detailltiefe. Sie beschreibt die 10 Empfehlungen als ein „starkes Pfund mit dem wir arbeiten können“. Sie spricht ihre Bewunderung darüber aus, dass der Bürger*innenrat Teil der Lösung sein möchte und freut sich über diese echte Beteiligung. Sicherlich könne nicht alles 1:1 umgesetzt werden, aber die Bürger*innen sind eingeladen, sich an der Umsetzung zu beteiligen z.B. durch Ehrenämter. Allerdings sei der erste Schritt in eine positive Richtung getan, dieser sei ja bekanntlich der schwerste.

 

Herr Brötz antwortet auf die Frage wie man in der Fachverwaltung mit dem Wissen umgehe das jede noch so „normale“ Familie Unterstützung benötige, dass er die Ideen als großen Mehrwert ansehe. Dass der Bürger*innenrat Empfehlungen so unbürokratisch erarbeiten kann und sich „die Freiheit des Denkens“ genommen hat, ganz unabhängig von Zuständigkeiten, beeindruckt ihn. Er beglückwünscht dies ausdrücklich. Herr Brötz führt aus, dass es teilweise bereits laufende Projekte gebe, die schon nah an den Empfehlungen dran sind, die ggf. nur nochmal anders beworben / in Bezug gesetzt werden müssten. Hinsichtlich anderer Empfehlungen würden zukünftige Projekte relevant, wie z.B. das „Haus der Neugier“. Bürokratische Barrieren abbauen und attraktive Begegnungsräume für Familien mit Kindern schaffen sind wichtige Themen aus dem Bürger*innenrat, die gute Impulse in den politischen Raum liefern.

 

Herr Enderle fragt ob die Gruppe den KJA besuchen könnte. Dies sei in erster Arbeitssitzung ein Wunsch gewesen.

Frau Scheidt entgegnet, dass sie sich sehr freuen würde, die Gruppe im KJA begrüßen zu dürfen und wird zeitnah einen Termin diesbezüglich kommunizieren. Dort würde Sie sich dann wünschen, dass die Themen ebenso emotional und individuell vorgestellt werden könnten wie am heutigen Abend. Das Gutachten lese sich wie ein Kochbuch. Mit den „Zutaten“ des Bürger*innenrates werden Politik und Verwaltung weiterarbeiten. Die Ideen könnten genau den richtigen Impuls geben um aus dem fachlichen Tunnel zu schauen und Frischluft zu atmen. Mit dem Haus der Neugier -stimmt Frau Scheidt Herrn Brötz zu – kann man in die Jugendkulturszene reinschnuppern und gute Lösungen finden.

 

Frau Herlitzius schließt die Runde mit der Bitte die Dezernate mögen bei der Bearbeitung der Themen die „Kinderbrille“ aufsetzen

 

Herr Dopatka eröffnet die Diskussionsrunde für Politik und Publikum und bittet weniger um inhaltliche Diskussion als um eine technische Befragung und das Erlangen von Erfahrungsberichten der Teilnehmenden.

Frau Conradt möchte als Mitglied der Bezirksvertretung Aachen-Mitte anmerken, dass es leider häufiger an der Finanzierung als am Willen scheitert. Sie erwähnt dies ausdrücklich nicht als Abschreckung, sondern als Hinweis woher die Verzögerungen oftmals rühren. Des Weiteren wurde ihr heute bewusst, dass viele Projekte nur ungenügend bekannt sind. Es gibt schon einige tolle Pläne in Richtung der Empfehlungen. Sie bietet im Namen der Bezirksvertretung Aachen-Mitte Unterstützung, beratender und finanzieller Natur an.

 

Frau Göths bedankt sich wohlweislich schon einmal vorab für die Geduld, die es in Anbetracht der Entscheidungswege sicherlich braucht. Sie zeigt sich als sehr begeistert, wie sehr das System Bürger*innenrat von 2023 auf 2024 bereits lernen konnte und sich weiterentwickelt hat.

 

Herr Hilgers zeigt sich erfreut darüber, dass die Verwaltung sich gewissenhaft den Ideen annimmt. Am Ende muss das Gefühl stehen, dass sich bürgerschaftliches Engagement lohnt.

 

Herr Richard beschreibt von außen betrachtet drei herausstechende Faktoren: Wertschätzung, kreative Offenheit und Engagement. Wichtig wäre mit den Ersteller*innen im Austausch zu bleiben.

 

Frau Herlitzius entgegnet darauf, dass das neue Begleitgremium bereits mit Mitgliedern des 2023er und 2024er Bürgerrat besetzt wurde und somit die Menschen hinter den Ideen erhalten bleiben.

 

Frau Schmidt-Promny stellt die Wertschätzung für das Engagement von Familien als wichtig heraus. Es gäbe bereits so tolle Projekte die unbedingt mehr Aufmerksamkeit erhalten müssten.

 

Frau van der Meulen begleitet beruflich Familien mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Wenn Sie Bürokratieabbau hört kann sie dem nur eindringlich zustimmen. In Ihrem Job betreut sie häufig weniger als das sie verwaltet.

 

Herr Tillmanns bedankt sich für den Rückenwind, den nun einige bereits diskutierte Themen erhalten werden. Für ihn bedeutet das Gutachten an vielen Stellen auch Bestätigung, á la „Ihr seid auf dem richtigen Weg“.

Das IKU Team freut sich über die bekräftigen Stimmen.

 

Frau Hörning erläutert erneut, dass die Gruppe realistisch ist. Natürlich ist nicht immer für alles genügend Geld vorhanden. Bessere Vernetzung, Bürokratieabbau und Digitalisierung sind allerdings eine Herzensangelegenheit. Das offene Ohr und der Rückenwind der Ihr heute wiedergespiegelt wird, freut sie sehr.

 

Frau Keupen beschreibt das Gutachten als großen qualitativen Schritt.

 

Herr K. aus dem Publikum begrüßt es sehr, dass die Menschen die gelost wurden Verantwortung erhalten und nun auch in einem begleitenden Gremium weiter Teil des Prozesses sein dürfen. Große Bedenken hat er allerdings, dass nichts davon finanziell umsetzbar ist und möchte intensiv auf Eigenverantwortung appellieren. Wer Betreuung benötigt solle sich einer Elterninitiative anschließen und mitgestalten.

 

Frau Schmidt-Promny stimmt Herrn K. ausdrücklich zu. Eigeninitiative ist so wichtig. Sie appelliert an die Eltern sich zu organisieren. Dies erleichtere das Leben enorm.

 

Frau H. kann alles heute Gesagte aus eigener Perspektive als Mutter sehr gut nachvollziehen. Sie ist wohnhaft in Laurensberg und möchte in der Aachener Innenstadt, am Damengraben einen Indoorspielplatz eröffnen. Es gibt bereits einen Businessplan und eine Förderung durch das Projekt Ladenliebe. Wenn die Genehmigung da ist wird es im Februar 2025 losgehen können. Da Sie Ihren Lebensunterhalt mit der Idee bestreiten möchte, wird der Spielplatz Eintritt kosten. Die Eintrittsgelder werden aber Human sein. Sie stellt sich einen Ort der Gemeinschaft und Verbundenheit vor, an dem Familien aller Generationen eine gute gemeinsame Zeit miteinander verbringen. Einen Konsumzwang wird es nicht geben.

 

Herr Richard möchte von den Mitgliedern des Bürger*innenrats wissen, ob es im Arbeitsprozess einen Moment gegeben hat, in dem man sich nicht mehr verständigen konnte und durch den Dialog ein regelrechter AHA-Effekt entstanden ist?

 

Frau Hörning antwortet, dass es intensive Diskussionen gab aber ein sehr respektvoller und wertschätzender Umgang gepflegt wurde. Man habe immer einen gangbaren Weg für alle gefunden.

 

Frau Lanfermann beschreibt einen solchen AHA-Effekt. Im Dialog habe Sie erkannt, dass die „normale“ Familie etwas aus dem Auge verloren wurde. Unterstützung erfahren häufig die „Randgruppen“.

 

Herr Halfmann, Bürger*innensekretär des Fachbereichs 01, bestätigt den wertschätzenden Umgang, als auch die harmonische Lösungsfindung bei Konfliktpotenzial. Er ergänzt, dass das Gutachten am 05.02.2025 an den Rat der Stadt Aachen übergeben wird, zur offiziellen Beschlusssetzung. Er lädt alle Mitglieder des Bürger*innenrats herzlich zu dieser Sitzung ins AC Rathaus ein.

 

Herr Dopatka bedankt sich bei der Runde und schließt den TOP 4.

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Beschluss: Das Bürgerforum nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.

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Abstimmungsergebnis:

Einstimmig angenommen

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Anlagen zur Vorlage

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