Kenntnisnahme - FB 45/0618/WP18

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Erläuterungen

  1. Ausgangslage

In der Sitzung des Kinder- und Jugendausschuss am 17.01.2023 wurde beschlossen, die Trägerschaft für die Mobile Jugendarbeit  im Sozialraum 6 für die Dauer der Projektlaufzeit bis 31.12.2024 auf die freien Träger Kinder- und Jugendhilfe Driescher Hof e.V. (D-Hof) und WABe-Akazia gGmbH (WABe) zu übertragen.

Die Träger konnten die Tätigkeit im August 2023 (D-Hof) beziehungsweise im September 2023 (WABe) aktiv aufnehmen.

 

In der gemeinsamen Abstimmung zwischen den Trägern und der Fachabteilung Jugend im Sommer 2023 wurde beschlossen, dass die räumliche Aufteilung nach dem jeweiligen Standort der trägereigenen Offenen Kinder- und Jugendarbeit im Sozialraum 6 erfolgt. Anhand dieser Standorte werden die Lebensbereiche

 

  • Schönforst und Forster Linde vom D-Hof und
  • Forst und Unterforst von der WABe

 

abgedeckt.

 

Die hier beschriebene Mobile Jugendarbeit ergibt sich aus den rechtlichen Rahmenbedingungen der §§ 1, 11 und 13 SGB VIII und orientiert sich an den fachlichen Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Streetwork/Mobile Jugendarbeit NRW e. V. (https://www.streetwork-nrw.de/wp-content/uploads/2020/04/Leitlinien-2018-JAN-WEB.pdf).

 

Der Begriff Mobile Jugendarbeit wird oftmals im Namen mit dem Arbeitsfeld Streetwork verknüpft und stellt als Streetwork/Mobile Jugendarbeit ein eigenständiges Aufgabenfeld der Sozialen Arbeit dar. Hierbei orientiert sich die Mobile Jugendarbeit mit ihrer konzeptionellen Ausrichtung stärker an das Gemeinwesen und setzt die Schwerpunkte in freizeitpädagogische bzw. soziale Gruppenarbeiten in sozialräumlich orientierten Projekten.

Streetwork hingegen hat einen deutlichen Milieu-/Cliquenbezug und das Ziel der Hinführung junger Menschen in Hilfesysteme.

 

  1. Sachstand Mobile Jugendarbeit in Forst / Driescher Hof

In der Beobachtung des D-Hof sind die beiden Lebensräume Schönforst und Forster Linde mit aktiven, lebensweltorientierten Angeboten für die Jugendlichen auszubauen, die gleichzeitig als Treffpunkte oder Aufenthaltsräume dienen.

 

Im Rahmen der regelmäßigen aufsuchenden Arbeit und der Teilnahme an Netzwerk- und Kooperationstreffen konnten bereits mit wenig Aufwand mehrere Einrichtungen dazu bewegt werden Möglichkeiten der Raumnutzung für Indoor-Angebote zu schaffen. Der D-Hof setzt hier gezielt auf die Vernetzungsarbeit, so dass die Jugendlichen auch an kalten Tagen oder bei schlechtem Wetter erreicht werden können. Zudem arbeitet der D-Hof gezielt daran weitere Angebote in Kooperation mit anderen Einrichtungen zu installieren.

 

Aktuell ist die Mitarbeiterin des D-Hofs mittwochs bis freitags, sowie an manchen Wochenendtagen, zwischen 15:00 und 20:00 Uhr in den Stadtteilen präsent. Die Einrichtungen befürworten die Pilotstelle der Mobilen Jugendarbeit und betonen die Notwendigkeit der kooperativen Angebote.

 

Die jungen Menschen äußern, dass sie ernst genommen werden wollen. Sie wollen sich in ihrem Sozialraum beteiligen und Aufenthaltsmöglichkeiten haben. Sie berichten, dass sie sich in der dunklen Jahreszeit derzeit nur an Plätzen mit schlechter Beleuchtung aufhalten können, an denen aber oftmals Drogen- und Alkoholkonsum beobachtet wird. Dies macht den jungen Menschen Angst, so dass sie diese Plätze meiden.

 

Im Viertel Schönforst und Forster Linde wurden die folgenden Problem- und Konfliktlagen erfasst:

  • Die jungen Menschen fühlen sich unerwünscht
  • Die jungen Menschen fühlen sich nicht gesehen/nicht wahrgenommen
  • Es fehlen Aufenthaltsmöglichkeiten
  • Es besteht eine hohe Armutsrate
  • Es werden Rauschmittel in der Öffentlichkeit konsumiert
  • Es gibt randalierende Jugendliche (Einzelfälle / unterschiedliche Intensität und Häufigkeit) überwiegend in Forster Linde

 

Die Erfahrungen der WABe in den Lebensräumen Forst und Unterforst stellen sich ähnlich dar, wobei hier eher ältere Jugendliche angetroffen werden. Es besteht hier ebenfalls der Bedarf nach frei zugänglichen Freizeit- und Kultureinrichtungen wie Sportplätze, Spielplätze und kulturelle Zentren. 

 

Im Bereich Unterforst erfordert es speziell für Jugendliche gestaltete Angebote und sichere Rückzugsorte. Die bestehenden Brennpunkte, wie der Wendehammer, der Sportplatz Zeppelinstr. Oder der Kirchenvorhof St. Bonifatius, sind Schauplätze von Drogenkonsum und -handel und verschärfen die Lage der Jugendlichen im Stadtteil.

 

Trotz der Verbundenheit zu ihrem Stadtteil verbringen die Jugendlichen ihre Freizeit außerhalb des Sozialraums. Dies u.a. auch aufgrund fehlender attraktiver und sicherer Aufenthaltsorte. Die Jugendlichen äußern ihre Wünsche nach Orten, die explizit für sie gestaltet sind, z.B. mit Rückzugsmöglichkeiten und Wetterschutz. Aber sie vermissen auch mehr Sichtbarkeit und Wahrnehmung ihrer Probleme.

 

Die Angebote für Jugendliche im Lebensraum Altforst belaufen sich auf Aktivitäten der Auferstehungskirche sowie ihrem Angebot der teiloffenen Tür. Diese werden als unzureichend wahrgenommen, um den Bedarf der Jugendlichen zu decken. Die Öffnungszeiten der teiloffenen Tür der Auferstehungskirche von Montag bis Donnerstag von 12:00 – 14:00 Uhr erreichen primär die Schüler*innen der Hauptschule Drimborn, die im Einzugsbereich des Adalbertsteinweg, Frankenbergerviertel, Elsassstraße, Bahnhof-Rothe-Erde bis hin zum Driescher Hof wohnhaft sind.

 

Gleichzeitig wird das Verhalten der Jugendlichen in diesem Lebensraum oftmals als störend oder asozial von den zumeist älteren Bewohnern wahrgenommen. Viele Jugendliche verbringen ihre Freizeit daher außerhalb ihres Sozialraumes, hauptsächlich im Stadtzentrum.

 

Im Viertel Altforst und Unterforst wurden bisher die folgenden Problem- und Konfliktlagen erfasst:

  • Es fehlen Aufenthaltsmöglichkeiten für die jungen Menschen
  • Es bestehen viele dunkle und wenig beleuchtete Plätze und Angsträume ab der Dämmerung
  • Es werden Rauschmittel in der Öffentlichkeit konsumiert
  • Konflikte mit Anwohnern
  • Aufsuchen von anderen Lebensräumen vs. Wunsch im eigenen Viertel zu bleiben
  • Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, die bis nach 22:00 Uhr noch unterwegs sind

Weitere Informationen können aus den Sachberichten der Träger entnommen werden (Siehe Anlage I und II).

 

  1. Fazit der durchführenden Träger

Es gibt viele positive Reaktionen von Seiten der jungen Menschen als auch der Bevölkerung zur Mobilen Jugendarbeit. Insbesondere die jungen Menschen fühlen sich gesehen und nutzen die Mitarbeiter*innen der Träger als Gesprächspartner*innen.

 

Es wird deutlich, dass die sozialräumliche Netzwerkarbeit ein wichtiges Element in der Mobilen Jugendarbeit darstellt. Die Kooperationen mit den vorhandenen Institutionen in den Lebensräumen der jungen Menschen sind, vor allem in den kalten Jahreszeiten, von großer Bedeutung. Es gilt verlässliche Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen, da derzeit vereinzelt existierende Straßen und Plätze in den Lebensräumen, zu den Abendstunden nicht mehr alleine angesteuert werden können. Insbesondere an diesen Plätzen wird die Mobile Jugendarbeit von den Anwesenden mit Argwohn gesehen.

 

Die Mobile Jugendarbeit ist eine ständige Bedarfsanalyse und muss als fortlaufender Prozess betrachtet werden, indem die Schritte der Analyse, getrennt in Projektplanung, Umsetzung und Bewertung, sich als ein gegenseitig bedingender Kreislauf darstellt. 

 

Zusammenfassend ist zu betonen, dass insbesondere die jungen Menschen die Kontinuität der Mobilen Jugendarbeit wünschen und davon teilweise ihre Bereitschaft zur weiteren Mitarbeit abhängig machen. Die Kontinuität wird als ein Qualitätsmerkmal für ein gutes Gelingen der Mobilen Jugendarbeit wahrgenommen und fördert auch die Kooperationsbereitschaft der mitwirkenden Institutionen.

 

  1. Stellungnahme der Verwaltung

Die Mobile Arbeit kann auf ein erstes Jahr in den Lebensräumen von Schönforst Forster Linde, Forst und Unterforst zurückblicken. Das vergangene Jahr wurde für eine erste Bedarfsanalyse und die Prüfung der Wirksamkeit der Mobilen Jugendarbeit genutzt.

Die Träger haben seit der Aufnahme ihrer Tätigkeit nach den Sommerferien 2023 erste Eindrücke, Wünsche, Bedarfe, Ideen sammeln und Hypothesen aufstellen können, die in ihrer Gesamtheit überprüft und bewertet werden müssen.

 

In den regelmäßigen Kooperationsgesprächen zwischen den Trägervertreter*innen und dem Team der Jugendpflege des FB 45 hat sich bestätigt, dass nur durch vertrauensvolle und produktive Beziehungsarbeit die Zielgruppe junge Menschen erreicht werden kann.

 

Gleichzeitig ist die Beobachtung, dass mit der kalten Jahreszeit die mobile aufsuchende Jugendarbeit erschwert wird, da die jungen Menschen an den vermuteten Orten nicht angetroffen werden. Sie halten sich vermutlich in privaten oder öffentlichen Räumen, wie z.B. Aquis Plaza auf.

 

Die Versuche junge Menschen mit gemeinsamen Aktionen im Sozialraum zusammenzubringen, war aufgrund der geringen Bekanntheit und Vertrauen in die Mobile Jugendarbeit bisher nur von mäßigem Erfolg und Bedarf mehr Vorlaufzeit.

 

Seit dem Frühjahr 2024 konnte hinsichtlich wärmerer Bedingungen mehr mit den Jugendlichen in Kontakt getreten werden. Diese zeigen sich interessiert und nehmen die aufsuchenden Angebote wahr. Der jetzt intensivere Austausch mit den jungen Menschen als auch mit den Netzwerkpartnern im Sozialraum wird genutzt, um die Bedarfe der einzelnen Zielgruppen zu identifizieren.

Die sich daraus entwickelnden Chancen und Beteiligungsmöglichkeiten werden stetig evaluiert, so dass Prognosen zur Wirksamkeit der Mobilen Jugendarbeit erstellt werden können.

 

Das Erlangen des Vertrauens der jungen Menschen kann nur durch ein langfristiges und kontinuierliches Angebot erreicht werden. Das erste Jahr Mobile Jugendarbeit zeigt, dass insbesondere sich die Beziehung zwischen den jungen Menschen und den Mitarbeiter*innen der Mobilen Jugendarbeit entwickeln muss.

 

Reduzieren

Anlagen

Loading...