Entscheidungsvorlage - FB 01/0100/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Europäisches Kulturzentrum Aachen
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 01 - Fachbereich Bürger*innendialog und Verwaltungsleitung
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Finanzausschuss
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06.04.2005
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●
Erledigt
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Betriebsausschuss Kultur
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06.04.2005
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●
Erledigt
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Planungsausschuss
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06.04.2005
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●
Erledigt
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Personal- und Verwaltungsausschuss
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06.04.2005
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●
Erledigt
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Hauptausschuss
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Kenntnisnahme
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06.04.2005
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●
Erledigt
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Rat der Stadt Aachen
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Entscheidung
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13.04.2005
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Hauptausschuss und die
beteiligten Fachausschüsse der Stadt Aachen nehmen die Ausführungen der
Verwaltung zustimmend zur Kenntnis. Sie empfehlen dem Rat der Stadt die
Verwaltung zu beauftragen, im Rahmen der EuRegionale 2008 alles Erforderliche
zu tun, das Europäische Kulturzentrum Aachen (Arbeitstitel) rechtzeitig zu
errichten.
Der Rat der Stadt Aachen nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis. Auf Empfehlung des Hauptausschusses beauftragt der Rat der Stadt die Verwaltung, im Rahmen der EuRegionale 2008 alles Erforderliche zu tun, das Europäische Kulturzentrum Aachen (Arbeitstitel) rechtzeitig zu errichten.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Europäisches Kulturzentrum Aachen
Die Stadt Aachen beabsichtigt, an der
Stelle des heutigen Verwaltungsgebäudes am Katschhof zwei neue Bauteile zu
errichten bzw. errichten zu lassen:
- ein
Europäisches Kulturzentrum Aachen
- ein
Verwaltungsgebäude mit privaten Nutzungen.
I. Bauherr
Beide Gebäudeteile sollen in einem
Bauabschnitt durch die STAWAG errichtet werden (Gremien‑vorbehalt STAWAG).
Für den Gebäudeteil des
Verwaltungsgebäudes mit privaten Nutzungen würde der STAWAG ein Erbbaurecht
eingeräumt, das zwischen 20 und 30 Jahren Laufzeit hat.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen („Bauhaus
Europa") wird von der STAWAG für die Stadt Aachen zu einem Festpreis
gebaut. Die Einrichtungskosten übernimmt die Stadt, die künftig auch Träger des
Europäischen Kulturzentrums Aachen sein wird.
Das Verwaltungsgebäude mit privaten
Nutzungen würde ebenfalls von der STAWAG gebaut und an die Stadt Aachen bzw.
die Nutzer aufgrund von Pachtverhältnissen vermietet.
Eine Sonderkonstruktion ist für den
Forumsteil des Europäischen Kulturzentrums Aachen vorgesehen: Dieses Forum soll
ebenfalls von der STAWAG errichtet werden, jedoch von der Stadt gepachtet. Auch
andere Einrichtungen wie Hochschulen, Karlspreisstiftung, Eurogress,
Friedenspreis, Medien, Verbände, die Wirtschaft oder euregionale Institute
können diese Räumlichkeit anpachten.
Die STAWAG würde auf dem Gelände ein
Blockheizkraftwerk errichten, das einen wirtschaftlich‑technischen Zusammenhang
zwischen der Energielieferung einerseits und den genutzten Bauteilen
andererseits herstellt.
Der Querverbund wird derzeit mit den
zuständigen Finanzbehörden geklärt.
Erbpacht‑ und Pachtkonditionen werden
derzeit ausgehandelt und sind ‑ genau wie der Kaufpreis ‑ Gegenstand späterer
Beschlußfassungen durch den Rat.
II. Architektenwettbewerb
Der gesamte Neubau wird Gegenstand des
zweiphasigen, international ausgeschriebenen Realisierungswettbewerbs.
Die Architektur beider Bauteile soll „aus
einer Hand" kommen. Für das Europäische Kulturzentrum Aachen ist eine sehr hochwertige, moderne
Architektur vorgesehen, während die Funktionalität für das Verwaltungsgebäude
mit den privaten Nutzungen vorherrschen soll.
Das Raumprogramm des Europäischen
Kulturzentrums Aachen folgt den Konzeptionsvorgaben; dort werden vorgesehen für die
Permanentausstellung ca. 1.500 m², für die Wechselausstellungen ca. 1.000 m²
und für das Forum etwa 600 m².
Das Raumprogramm für das
Verwaltungsgebäude mit privaten Nutzungen ergibt sich im Wesentlichen aus den
Notwendigkeiten für die Fraktionen und den weiteren städtischen wie privaten
Nutzungen. Insgesamt ist das Raumprogramm beider Gebäudeteile erkennbar aus der
Ausschreibung des Architektenwettbewerbs.
Die Ausschreibung des Wettbewerbs ist in
den wesentlichen Eckpunkten als Anlage beigefügt. Ebenfalls beigefügt ist die
Zeitachse (vgl. Anlage 1: Eckpunkte für den Architektenwettbewerb).
Die Einrichtung des Europäischen
Kulturzentrums Aachen ist für die
zweite Hälfte 2008 vorgesehen.
Ein Abriss des Standesamtes ist nicht
vorgesehen.
Gegenüber Dom und Rathaus wird das
Europäische Kulturzentrum Aachen entsprechend dem Gutachten zum Wettbewerb zur
Bebauung des Katschhofs von 1957 eine untergeordnete, dienende Funktion
behalten.
Eine Veränderung des Katschhofes ist nicht
geplant.
III. Nutzungen
Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll
aus drei Teilen bestehen, die jedoch als einheitlicher Gesamtbau auftreten:
‑ dem
Ausstellungsbereich
‑ dem
Bildungs‑, Informations‑ und Researchteil
‑ dem
Forum
Hinzu kommen Räume für die
Allgemeinnutzung durch die Besucher, Verwaltungsbüros und Lager‑ bzw.
Arbeitsflächen. Die Gesamt‑Nutzfläche liegt bei ca. 5.000 m² ‑ 5.500 m².
Das
Verwaltungsgebäude mit privaten Nutzungen dient
‑ den
Geschäftsräumen der Fraktionen
‑ den
Besprechungsräumen für die Politik
‑ dem
Bürgerservice
‑ Beratungsstellen
für STAWAG, ASEAG, ggfls. andere Beteiligungsgesellschaften
‑ ggfls.
Geschäftslokal(e)
‑ ggfls.
Büroflächen für private Nutzungen
Beide
Bauteile sollen durch einen Restaurationsbetrieb ergänzt werden.
Der von Rem Koolhaas vorgeschlagene „Link",
die geschlossene Wegeverbindung zwischen Dom und Rathaus und einer Präsentation
von Geschichte und europäischer Bedeutung der Stadt, soll optional auf der
gegenüberliegenden Seite des Europäischen Kulturzentrums Aachen ‑ zwischen den
beiden Zugängen zur Krämerstraße ‑ errichtet werden. Darüber hinaus sollen
Hinweise auf die Einrichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen und die
Stadt Aachen an weiteren markanten Punkten in der Stadt, aber auch in der
Euregio, vor allem an Grenzstellen entstehen.
Hierfür kann ein Gestaltungswettbewerb
vorgesehen werden, der unter regionalen Künstlern ausgeschrieben wird.
Für den „Link" auf dem Katschhof
bietet sich an, aus dem Darstellungsprogramm des Europäischen Kulturzentrums
Aachen filmische, fotografische, textliche oder sonstige Teile zu präsentieren.
IV. Umfeldgestaltung
Der Neubau schließt zum Katschhof hin die
alte Kaiserpfalz. Dom, Rathaus, Altes Rathaus, Schatzkammer und das gesamte
Ensemble der historisch Aachener Innenstadt bieten schon heute eine einmalige
Ausstellungs‑Kulisse und einzigartige Besucherattraktion.
Diesen bereits bestehenden Campus Europa
deutlich aufzuwerten und städtebaulich zu verbinden mit dem neu zu gestaltenden
Hochschul‑Campus, ist für die nahe Zukunft eine unverzichtbare Aufgabe und
zugleich Attraktivierung der Stadt. Dazu zählt im ersten Schritt die
Präsentationsverbesserung, der Parcours für die vereinfachte Zugangseröffnung
der Hochgebäude. Dazu zählt eine Umfeldgestaltung, die mit dem „Wettbewerb
Elisenbrunnen" schon bald begonnen werden kann. Dazu zählt schließlich
auch eine verbesserte Vermarktung von Aachen, denn Städtetourismus ist heute
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Es empfiehlt sich, hierzu mit Fachleuten
einen „Arbeitskreis Innenstadt" zu errichten, der diesen Zielen folgt.
Dabei soll auch die künftige Nutzung des Alten Rathauses vorbereitet und
Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung aller historischen und Museumsstätten
entwickelt werden.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen wird
als bedeutsamer Teil des Ganzen sowie durch seine exponierte Lage und eine
aufsehenerregende Architektur die Anziehungskraft der Stadt erheblich steigern
können.
V. Europäisches
Kulturzentrum Aachen
Titel
Arbeitstitel ist bislang „Bauhaus
Europa". Der Titel lädt zu Verwechslungen ein. Tragfähige Alternativen
sollten deshalb bei der weiteren Arbeit entwickelt werden.
Ziel
Das Europäische Kulturzentrum Aachen ist
der Ort in Europa, an dem sich der Besucher mit Europa identifizieren, an dem
er Fragen stellen und beantworten, wo er sich informieren, einmischen und in
die Zukunftsgestaltung einbringen kann, der Ort auch, der es ihm ermöglicht,
sich selbst zur Europäischen Gemeinschaft zu positionieren.
Ziel des Zentrums ist deshalb, ein
breitgefächertes, dynamisches und interdisziplinäres Angebot für Ausstellungen,
Dokumentationen und Bildungsveranstaltungen, für Forschung, Begegnungen und
Diskussionen, für Fernseh‑ und Radiosendungen, für Unterhaltung und Studien zur
Entwicklung Europas zu bieten.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen ist
kein Museum.
Es richtet sich an jedermann, soll
insbesondere auch ein attraktiver Anziehungspunkt für Städtetourismus sein und
eng mit Schulen und Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und europäischen
Institutionen zusammenarbeiten. Es soll eine in Europa einmalige Einrichtung
werden.
Gestaltungselemente
Die Gestaltungselemente des Europäischen
Kulturzentrums Aachen sind: eine permanente Ausstellung, der Raum für
Wechselausstellungen, ein Bildungs‑, Informations‑ und Forschungsbereich,
angeschlossen eine Projektgalerie und ein Ausstellungskabinett sowie das Forum.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll
besucherzentriert die zuvor genannten Ziele sowie die nachstehend beschriebenen
Inhalte vermitteln. Es soll interaktiv die Besucher in die dargestellten Themen
einbeziehen.
Gearbeitet wird mit Originalen, soweit sie
verfügbar sind, mit Objekten, Replikaten, Texten, Bildern, Fotografien, Filmen,
Datentechnik, Büchern, Spielen, Dokumenten etc. und erzählten Geschichten.
Die Konzeption, die unter Federführung von
Okwui Enwezor erarbeitet wurde, wird als Anlage 2 umgehend nachgereicht (vgl. Anlage
2: EUROPEAN CULTURAL CENTER AACHEN) .
Die Detailgestaltung der einzelnen
Themenräume ist in der nächsten Arbeitsphase vorgesehen.
Inhalt
Europa soll als die Evolution einer Idee
dargestellt werden, als das Europa der Werte und Zugehörigkeit, als ein
kultureller, sozialer und politischer Prozess, der fortschreitet.
„Europa, das kann man nicht oft genug
wiederholen, ist kein Ort, sondern eine Idee", so der französische
Kulturphilosoph Bernard‑Henry Levy. „Es ist eine Kategorie nicht des Seins,
sondern des Geistes." Was Europa wirklich ist ‑ und was es werden könnte,
das beschäftigt immer wieder die Menschen unseres Kontinents. Europa, woher
kommt es, wohin geht es?
In den letzten zweieinhalb Jahrtausenden
sind auf diese Fragen unterschiedliche Antworten angeboten worden. Geschichte
und Geografie bilden zwei wichtige Anhaltspunkte, aber Europa hing immer auch
von den wechselnden Entwürfen und den politischen Entscheidungen der jeweiligen
Gegenwart ab.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll deshalb durch seine permanente
Ausstellung von der Epoche Karls des Großen bis in die Gegenwart die
Entwicklung Europas nachzeichnen ‑ nicht als lineare und chronologische
Entwicklung, sondern erzählerisch die konzeptiven Phasen und die historischen
und räumlichen Gestaltungen und ihre Ergebnisse darstellen.
Karl der Große ist eine Schlüsselperson
der europäischen Geschichte. Er und sein Reich haben einen bedeutsamen Platz in
der Übermittlung der gesellschaftlichen Ideen und Vorstellungen der Vergangenheit
hin zum heutigen Europa. Die Bedeutung Karls in der wirtschaftlichen, sozialen,
politischen und monetären Einheit, seine Impulse für Wissenschaft und Religion,
für Kultur und Sprache hatten damals sowie durch die Fortentwicklung der
nachfolgenden Epochen größten Einfluß auf die europäische Geschichte, wenn auch
Karl selbst keine spezifische Idee des europäischen Projektes gehabt haben mag.
Das karolingische Reich ist aber eine der einflußreichsten Inspirationen für
die Ausgestaltung des heutigen Europa.
Die moderne Bedeutung von Karl dem Großen
als „Vater Europas" ist an seiner Pfalz und seinem Sterbeort Aachen
nachzuempfinden. Karls materielles und ideelles Reich und die nachfolgenden
europäischen Entwicklungen bieten viele Anhaltspunkte, um sich mit Europa, seinen
gegenwärtigen Herausforderungen und seiner zukünftigen Gestaltung
auseinanderzusetzen.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen will
diese Auseinandersetzung ermöglichen durch die Darstellung von Themen und
Schlüsselbegriffen:
‑ Nation und Nationalstaat
‑ Glaube und Säkularisierung
‑ Kultur, Sprache, Werte
‑ Geografie, Raum, Grenzen
‑ Entwicklungen und Revolutionen
‑ die Freiheit der offenen Gesellschaft, die
soziale Sicherheit und die Grundrechte
‑ die Werte der Aufklärung: Humanismus,
Universalismus, Rationalität und Wissenschaft
1. Europa
ist gelebte Geschichte, ein Prozess sich verändernder Herrschaftsstrukturen,
Ergebnis von Kriegen und streitigen Auseinandersetzungen, von Tausch und
Transfers, von Migration und Verflechtungen. Europa ist ein Prozess des Denkens
und des Lernens, des Informationsaustauschs, der kulturellen und der
technologischen Entwicklung. Europa ist heute auch ein Kanon der Werte und ein
Objekt, dem der Bürger sein Gefühl der Zugehörigkeit widmen kann; es ist ein
Kontinent mit wechselnden inneren Grenzen und definierbaren Konturen an den
Rändern.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll
mit seinen Gestaltungselementen dem Besucher die Auseinandersetzung zwischen
der bloßen europäischen Idee und einem Europa der Werte und der Zugehörigkeit
sowie einem strategischen Europa oder einem bloß kulturellen Europa
ermöglichen. Es soll ihm gestatten, sich seine Meinung zu bilden und selbst
Position für die Zukunftsgestaltung des Kontinents zu beziehen.
2. Europäische Identität kann sich nur im
Vergleich mit anderen herausbilden. Zwei Referenzregionen sind dafür früher wie
heute zentral: die islamische Welt und das nördliche Amerika.
Die ausgeprägte Unterscheidung zur
islamischen Welt basiert auf unserer geistesgeschichtlichen Entwicklung,
insbesondere der Epoche der Aufklärung. Sie folgt der Trennung von Staat und
Kirche, den Ergebnissen der Französischen Revolution und der Entwicklung der
Menschenrechte sowie schließlich den Grundgedanken der Demokratie. Sichtbar
wird die Unterscheidung vor allem in der Bedeutung, die das Individuum in den
beiden Gesellschaften hat.
Die Unterscheidung zu Amerika ist
subtiler. Europa hat auf dem Weg zu seiner Einheit mit erheblich mehr gelebter
und institutionalisierter Vielfalt von Nationen und Traditionen zurecht kommen
müssen. Die europäische Einigung ist deshalb auch stärker durch die Erfahrung
vorangehender Katastrophen und der aus ihnen resultierenden Erfahrungen
geprägt. Emotionale Bindung und Verantwortungsgefühl gegenüber dem Staat sind
deutlich unterscheidbar, wie auch das Verhältnis von individueller Freiheit und
Solidarität, von Konkurrenz und sozialer Integration in Europa anders bestimmt
wird als in den USA.
Die Unterscheidbarkeit von anderen soll
anhand der geschichtlich gewachsenen und gesellschaftlich bedeutsamen
Grundrechte und Traditionen dargestellt und dem Besucher zur Identitätsfindung
mit „seinem Europa" angeboten werden.
3. Europa basiert heute auf den in der Geschichte
gewonnenen Erfahrungen und Werten. Die europäische Verfassung zählt die Werte
auf: Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und
die Wahrung der Menschenrechte. Nur wer sie teilt, gehört zu Europa.
Die Umsetzung der Werte verlangt nach
demokratischer Handlungsfähigkeit, einer inneren Ordnung, Vertrauen und
politischer Kultur. Es geht insoweit um die Gestaltung von Politikbereichen wie
Verteidigungs‑, Sicherheits‑ oder auch Außenpolitik, es geht um die
Außenwirtschaft, die Einwanderungspolitik, einfach den Umgang mit den anderen.
Es geht in der Binnenwirkung Europas um
den sozialen Grundkonsens und die gelebte Verfassung.
Europa hat zu all diesen Herausforderungen
Erfahrungen aus der Geschichte.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll
darstellen, welche Werte Europa in der Welt vertreten soll und wie mit den
innereuropäischen Implosionen, der öffentlichen Kultur, den Medien, dem
Lebensstil oder auch den urbanen Netzwerken, der Technologisierung oder auch
der Freizeitbewältigung umgegangen wird.
Das sich verändernde Zusammenleben in den
europäischen Städten, die daraus folgenden Probleme und Erkenntnisse sind
ebenfalls Gegenstand der Arbeit, die das Europäische Kulturzentrum Aachen
verdeutlichen will.
4. Europa soll auch im Kleinen erfahrbar sein, und
zwar in der Zusammengehörigkeit und Zusammenarbeit der Euregio Maas‑Rhein ‑
ihrer Menschen und ihrer Einrichtungen. Die Aktivitäten dieser Euregio, die
hier bestehenden Möglichkeiten, die Geschichte des Raumes und seine sozialen
Zusammenhänge, die Vorteile und Chancen der Grenzüberschreitungen werden
erfahrbar gemacht. Die besondere Verknüpfung Aachens mit den euregionalen
Nachbarn soll dabei in den gebotenen Ausstellungen, im interaktiven,
informatorischen und kulturellen Teil betont werden.
Wechselausstellungen
Das Programm der Wechselausstellungen soll
sich mit aktuellen europabezogenen Themen auseinander setzen, so beispielsweise
den Definitionen Europas in den verschiedenen Epochen des Mittelalters, der
Neuzeit und der Gegenwart oder den Begegnungen zwischen Christentum und Islam
oder den Einflüssen Europas in der Welt, oder auch speziellen Themen wie der
Rolle der Türkei in der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, oder der
innenpolitischen Diskussion um die Integration von Zuwanderern, und anderes
mehr.
Der „Spielplan" der
Wechselausstellungen soll ab dem Jahr 2006 für einen jeweiligen 3‑Jahres‑Zeitraum
entworfen werden.
Bildungs‑,
Informations‑, Forschungsbereich
Eine datentechnische Verbindung des
Europäischen Kulturzentrums Aachen mit allen in Europa zugänglichen Daten der
europäischen Institutionen, Gremien und Büros, auch mit einigen wichtigen
europäischen Museen, Bildungseinrichtungen soll allen Besuchern, aber
vorwiegend auch Schülern und Studenten, sowie Wissenschaftlern die Möglichkeit
geben, Zugriff auf gewünschte Informationen zu erhalten. Dieser Teilbereich
umfasst auch einen Leseraum, ein Lernzentrum und eine Mediathek. Regelmäßige
Workshops sollen den edukativen Aspekt dieser Teileinrichtung des Europäischen
Kulturzentrums Aachen betonen.
Projekt‑Galerie
und Ausstellungskabinett
Die Projekt‑Galerie soll eine
interdisziplinäre, experimentelle Ausstellungsplattform bieten, ein
Laboratorium für Arbeiten und Projekte, auch ein Medium, aktuelle europäische
Fragen und Zukunftsideen zu formulieren. Die interaktive Auseinandersetzung des
Besuchers mit dem Angebot dieser Galerie kann durch pädagogische, aber auch
spielerische und unterhaltsame Anleitung verstärkt werden. Themen wie die
Agrarreform, die Energieversorgung, das europäische Straßen‑ und
Schienensystem, aber auch die Beschäftigung mit den Strukturen des Europäischen
Parlaments, der Kommission oder des Rates sollen hier für die Besucher zur
Erarbeitung oder Beschäftigung eröffnet werden.
In dem Ausstellungskabinett geht es um die
Geschichte des Karlspreises und die Rolle seiner Preisträger, aber auch um
andere große europäische Persönlichkeiten, die Einfluß auf die Entwicklung des
Kontinents oder die Welt genommen haben, also um die Geschichte von
Philosophen, Staatslenkern, Autoren, Wissenschaftlern und sonstigen Personen
des öffentlichen Interesses. Auseinandersetzungen mit Isaac Newton, Charles
Darwin, Johann Wolfgang von Goethe, Jean‑Jacques Rousseau, Cervantes, Frantz
Fanon, Rosa Luxemburg, Albert Einstein und anderen könnten hier erfolgen.
Das Forum
Das Forum ist das Zentrum der Einrichtung.
Es ist der Ort der Begegnung, Auseinandersetzung und Veranstaltungen. Es ist
zeitgleich das Symbol für die parlamentarische Demokratie. Im Forum soll deshalb
der Rat der Stadt Aachen tagen können.
Das Forum lädt auch die euregionalen
Einrichtungen, die Hochschulen und andere europäische Aktivitäten zur
Auseinandersetzung mit vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Europafragen
ein.
Die Infrastruktur soll einen Tagungssaal
mit Bühne, Cinema, Möglichkeiten für Radio‑ und Fernsehproduktionen, Web‑Diskussionen,
aber auch europabezogene Unterhaltungsprogramme aufbieten.
Veranstaltungspartner wie die öffentlichen
und privaten Fernsehanstalten bzw. der Rundfunk, aber auch große Verlage,
europäische Institutionen, Verbände der Wirtschaft oder Arbeitnehmerseite,
Vereine mit europabezogenen Aktivitäten sollen zur Zusammenarbeit gewonnen
werden.
VI. Betrieb
und Organigramm
Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll
als Eigenbetrieb eingerichtet und geführt werden.
Stimmt der Rat der Errichtung des
Europäischen Kulturzentrums Aachen grundsätzlich zu, ist in diesem Jahr ein
Gründungsdirektorium, bestehend aus 1‑2 Kuratoren, einzustellen. Ab Ende 2006
muß dieses Team ergänzt bzw. ersetzt werden durch das Leitungsgremium des
Hauses. Ab Ende 2007/2008 muß die komplette, im nachgenannten Organigramm
dargestellte Belegschaft zur Verfügung stehen.
Das
Personalorganigramm soll bestehen aus:
‑ dem Direktor des Zentrums
‑ darüber hinaus soll es Abteilungsleiter haben
für die Bereiche
‑ kaufmännische
Leitung, Finanzen und Akquisition
‑ Ausstellungen
und Bildungsbereich
‑ Veranstaltungen,
Betrieb des Forums
‑ Kommunikation,
Öffentlichkeitsarbeit und Merchandising
‑ Technik,
Arbeiterbereich
Aufsicht / Bewachung werden durch externe
Firmen geleistet.
Unter Einschluss der Leitungsebenen wird
das Haus mindestens 17‑20
Mitarbeiter haben müssen. Die kaufmännische Leitung/Finanzen soll den Museen
und dem gesamten Kulturbereich der Stadt dienen; die Position
Veranstaltungen/Betrieb soll ebenfalls einrichtungsübergreifend tätig werden,
ebenfalls der Bereich Kommunikation/ Öffentlichkeitsarbeit.
Darüber hinaus benötigt die Einrichtung
einen wissenschaftlichen Beirat. Persönlichkeiten wie Hartmut Kaelble, Timothy
Garton Ash, Hermann Schäfer, Werner Weidenfeld u.a. sollen hierzu angesprochen
werden. Aufgabe des wissenschaftlichen Beirates ist es, die Programmgestaltung
durch die Leitung des Hauses kritisch und konstruktiv zu begleiten, Anregungen
zu geben und Fehleinschätzungen zu vermeiden.
Schließlich soll die Einrichtung auch
durch ein Kuratorium begleitet werden, das aus Vertretern der Politik, der
Wirtschaft und der Medien besteht.
Die Europaabgeordneten Laschet und Schulz
sowie der Oberbürgermeister werden hierzu Persönlichkeiten aus dem Kreis der
Karlspreisträger, der Europa‑, Bundes‑ und Landespolitik, der Arbeitgeberseite
und Gewerkschaften, der Verlage und Medieneinrichtungen ansprechen.
Der Rat der Stadt und die Verwaltung
werden in den Gremien des Eigenbetriebs, dem Betriebsausschuss und den
verbundenen Ausschüssen bzw. dem Rat ihre Verantwortung für das Europäische
Kulturzentrum Aachen ausüben.
VII. Kosten
Eine genaue Kostenkalkulation kann erst
erstellt werden, wenn über den Architektenwettbewerb und den Einrichtungsumfang
entschieden ist. Nachfolgend wird deshalb nur mit Schätzkosten operiert:
Der Bau des Europäischen Kulturzentrums
Aachen dürfte zwischen 16 und 20 Millionen Euro kosten. Der Bau des Forums ist
nach der gewählten Rechtskonstruktion hinsichtlich der Entstehungskosten Sache
der STAWAG. Das Verwaltungsgebäude mit den privaten Nutzungen soll ebenfalls
die STAWAG als Bauherrn haben.
Die Einrichtung des Europäischen
Kulturzentrums Aachen wird auf 8 bis 10 Millionen Euro Kosten geschätzt. Die
Kosten für den „Link" liegen bei ca. 1 Mio. Euro.
Im Rahmen der EuRegionale 2008 rechnen wir
mit Landesmitteln aus verschiedenen Strukturprogrammen in einer Größenordnung
von insgesamt 21 Millionen Euro. Entsprechende Verhandlungen sind mit dem
zuständigen Ministerium geführt worden. Auch der Ministerpräsident befürwortet
die Einrichtung.
Örtliche Sponsoren haben insgesamt 5,5
Millionen Euro zugesagt, die in fünf Raten - jährlich ab 2005 -
erfolgen sollen. Weitere Akquisitionen sind auf europäischer aber auch regional‑wirtschaftlicher
Ebene im Gange.
Es ist davon auszugehen, dass die Stadt
für das zu errichtende Europäische Kulturzentrum Aachen und seine Einrichtung
sowie den „Link" zu 100 % die Kosten aus Landes‑ und sonstigen
Drittmitteln aufbringt.
Die Abrisskosten für die heutigen Bauteile
des Verwaltungsgebäudes liegen bei 0,6 Millionen Euro. Die Umzugskosten werden
vom Gebäudemanagement mit 90.000 Euro kalkuliert.
Es ist beabsichtigt, vom Bau‑ und
Liegenschaftsbetrieb des Landes NW das Finanzamt Aachen‑Innenstadt,
Mozartstraße, zu erwerben. Die Verhandlungen sind abgeschlossen. Die
wesentlichen Eckdaten konnten bereits im Wohnungs‑ und Liegenschaftsausschuss
am 15.03.2005 vorgetragen werden. Der Rat der Stadt soll am 13.04.2005 über den
Ankauf entscheiden.
Die Erwerbskosten werden aus dem
allgemeinen Liegenschaftsetat zum Erwerb von Grundstücken beglichen werden
können. Auch für den Umzug sind Mittel im Allgemeinen Haushalt bereitgestellt.
Die Herrichtungskosten für das Gebäude
Mozartstraße werden mit rund 800.000 Euro kalkuliert und müssten als
außerordentliche Aufwendungen in den Haushalt gestellt werden.
VIII. Neues
Verwaltungsgebäude
Zur Realisierung des Europäischen
Kulturzentrums Aachen ist Voraussetzung, das Verwaltungsgebäude Katschhof
spätestens Ende 2006 zu räumen.
Die Fraktionen können während der Bauphase
in der Lagerhausstraße untergebracht werden. Diese Zwischenlösung vermeidet
u.a. Herrichtungskosten für ein neues Mietobjekt und die räumliche Nähe zu den
übrigen Standorten und Innenstadtnähe sind gewährleistet. Zudem stehen
Besprechungsräume / Sitzungsräume im Gebäude zur Verfügung.
Für die Bauphase des Europäischen
Kulturzentrums Aachen soll der Bürgerservice im Großraum des Hauses Löwenstein
untergebracht werden, damit dieser Service weiterhin an zentraler Stelle
angeboten und zusätzliche Mietkosten vermieden werden können. Die entsprechende
Abteilung des Fachbereichs Wirtschaftsförderung / Europäische Angelegenheiten ‑
kann für die Übergangszeit in der Lagerhausstraße untergebracht werden.
Weiterhin sind die verschiedenen
Werkstätten und Betriebe des E 26 aus dem Katschhof zu verlagern. Die Post‑ und
Botendienste können in das EG der Lagerhausstraße (nach Umzug der regio IT in
die Lombardenstraße) verlagert werden. Die Schreinerei und die
Buchbinderei/Druckerei können in den jetzt als Lagerfläche genutzten
Räumlichkeiten an der Zollamtstraße untergebracht werden.
Die gesamte Raumkonzeption für die
Verwaltung in Zukunft wird gesondert im Personal‑ und Verwaltungsausschuss
vorgestellt.
IX. Betreiberkosten
(nicht öffentlich)
X. Nutzen
für die Stadt Aachen
Die Studie von Rem Koolhaas hat ergeben,
dass der Aachener Dom derzeit von etwa einer Million Gästen jährlich besucht
wird. Vergleichszahlen der Dome in Canterbury, Reims, Speyer oder Worms zeigen,
dass dort durchschnittlich eine halbe Million Besucher mehr gezählt werden.
Dieses Besucherpotenzial soll im Rahmen
der unter Punkt IV. genannten Umfeldverbesserung aktiviert werden, wobei das
Europäische Kulturzentrum Aachen als weiteres Highlight der Stadt Aachen
hierbei helfen wird.
Die zusätzlichen Einnahmen für Handel und
Gastronomie sowie Hotelgewerbe, auch sonstige Einflüsse können derzeit nicht
abgeschätzt werden, sind aber nicht unbedeutend, wie die Erfahrungen der großen
Ausstellungen in den Jahren 2000 und 2003 ergeben haben.
Das Haus wird zudem stärkere Synergien
schaffen mit den Hochschulen vor Ort, den euregionalen Einrichtungen und der
Karlspreisstiftung.
Die historische, politische und
europäische Dimension der Stadt wird durch das Europäische Kulturzentrum Aachen
gestärkt.
XI. Verwaltungsgebäude
Ritter‑Chorus‑Straße / Klostergasse
Der Verwaltungskomplex mit privaten
Nutzungen sieht vor, die Räumlichkeiten für die Fraktionen ‑ Geschäftsräume,
Besprechungszimmer, Büros für die Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister ‑
dann Bürgerservice für Stadtverwaltung, STAWAG, ASEAG und evtl. andere
Beteiligungsgesellschaften, schließlich Raum für ein bis zwei Ladenlokale
entlang der Klostergasse und, soweit noch Raum bleibt, auch Büroraum für
private Dritte. Das näher detaillierte Raumprogramm befindet sich beschrieben
in Anlage 1. In der zweiten Phase
des vorgesehenen Realisierungswettbewerbs kann ggfls. auf weitere Vorstellungen
der Nutzer eingegangen werden.
Die Pachtkosten für die teilweise Nutzung
dieses Verwaltungsgebäudes durch die Stadtverwaltung müssen noch ausgehandelt
werden.
XII. Vorbereitungsprogramm
Soweit der Rat den Verhandlungen zur
weiteren Errichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen zustimmt, werden in
den Folgejahren bis 2008 Ausstellungen zu europäischen Themen, aber auch
weitere Diskussions‑ und Begegnungsveranstaltungen stattfinden. Die Stadt
bemüht sich beispielsweise, die Brüsseler Koolhaas‑Ausstellung zur Europäischen
Union oder die Mittelalter‑Schau aus Siena vor Ort zu zeigen.
Aktuelle Europa‑Themen sollen in
Vorträgen, Debatten oder sonstiger Form präsentieren, um damit auch die
Bürgerschaft außerhalb von Karlspreis, Friedenspreis oder UNESCO‑Musikpreis vom
Wert Europas zu überzeugen.
Die Stabsstelle AachenMarketing wird ein
Konzept zur Verbreitung der Idee erarbeiten.
XIII. Synergieeffekte
Kultur
Eine Stadt wie Aachen ist stark genug, ein
gutes Theater, zwei renommierte Museen und ein Europäisches Kulturzentrum zu
unterhalten.
Kultur ist nach allen Erkenntnissen der
Zukunftsforschung ein unverzichtbarer und herausgehobener Standortfaktor für
die Wettbewerbsfähigkeit einer Stadt.
Das geplante Europäische Kulturzentrum
Aachen tritt nicht in Konkurrenz zu den Museen, es ist Ergänzung. Die
inhaltliche Neu‑Profilierung der Museen ist erfolgt. Das Ludwig‑Forum für
Internationale Kunst wird die zeitgenössische Kunst ab dem Ende des Zweiten
Weltkriegs zeigen, das Suermondt‑Ludwig‑Museum die alte Kunst bis zu diesem
Zeitpunkt.
Die Struktur der Mitarbeiterschaft beider
Museen wird entscheidend durch fachlich qualifiziertes Personal für das
Europäische Kulturzentrum Aachen ergänzt. Bereiche wie das kaufmännische und
Finanzwesen, das Marketing etc. werden durch die zu erfolgenden
Neueinstellungen der gesamten Aachener Kulturlandschaft zugute kommen. Der in
Gang gesetzte Reorganisationsprozess für die Belegschaft der Museen, der
Barockfabrik und des Kulturamtes wird Synergien und eine verbesserte
Leistungsfähigkeit erzeugen.
Das Europäische Kulturzentrum Aachen wird
geografisch und inhaltlich ein Bindeglied zwischen dem Europa‑Museum, das
derzeit in Brüssel errichtet wird, und dem Haus der Geschichte in Bonn werden.
Es stärkt durch diesen Lagevorteil und sein Angebot, vor allem aber auch durch
die Zusammenarbeit mit beiden Häusern, die Stadt in ihrer Attraktivität und
Wettbewerbsfähigkeit.
Anlagen
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