Entscheidungsvorlage - FB 01/0100/WP15

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

 

Der Hauptausschuss und die beteiligten Fachausschüsse der Stadt Aachen nehmen die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis. Sie empfehlen dem Rat der Stadt die Verwaltung zu beauftragen, im Rahmen der EuRegionale 2008 alles Erforderliche zu tun, das Europäische Kulturzentrum Aachen (Arbeitstitel) rechtzeitig zu errichten.

 

Der Rat der Stadt Aachen nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis. Auf Empfehlung des Hauptausschusses beauftragt der Rat der Stadt die Verwaltung, im Rahmen der EuRegionale 2008 alles Erforderliche zu tun, das Europäische Kulturzentrum Aachen (Arbeitstitel) rechtzeitig zu errichten.

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Erläuterungen

Erläuterungen:

 

Europäisches Kulturzentrum Aachen

 

Die Stadt Aachen beabsichtigt, an der Stelle des heutigen Verwaltungsgebäudes am Katschhof zwei neue Bauteile zu errichten bzw. errichten zu lassen:

 

-           ein Europäisches Kulturzentrum Aachen

-           ein Verwaltungsgebäude mit privaten Nutzungen.

 

 

I.            Bauherr

 

Beide Gebäudeteile sollen in einem Bauabschnitt durch die STAWAG errichtet werden (Gremien‑vorbehalt STAWAG).

 

Für den Gebäudeteil des Verwaltungsgebäudes mit privaten Nutzungen würde der STAWAG ein Erbbaurecht eingeräumt, das zwischen 20 und 30 Jahren Laufzeit hat.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen („Bauhaus Europa") wird von der STAWAG für die Stadt Aachen zu einem Festpreis gebaut. Die Einrichtungskosten übernimmt die Stadt, die künftig auch Träger des Europäischen Kulturzentrums Aachen sein wird.

 

Das Verwaltungsgebäude mit privaten Nutzungen würde ebenfalls von der STAWAG gebaut und an die Stadt Aachen bzw. die Nutzer aufgrund von Pachtverhältnissen vermietet.

 

Eine Sonderkonstruktion ist für den Forumsteil des Europäischen Kulturzentrums Aachen vorgesehen: Dieses Forum soll ebenfalls von der STAWAG errichtet werden, jedoch von der Stadt gepachtet. Auch andere Einrichtungen wie Hochschulen, Karlspreisstiftung, Eurogress, Friedenspreis, Medien, Verbände, die Wirtschaft oder euregionale Institute können diese Räumlichkeit anpachten.

 

Die STAWAG würde auf dem Gelände ein Blockheizkraftwerk errichten, das einen wirtschaftlich‑technischen Zusammenhang zwischen der Energielieferung einerseits und den genutzten Bauteilen andererseits herstellt.

 

Der Querverbund wird derzeit mit den zuständigen Finanzbehörden geklärt.

 

Erbpacht‑ und Pachtkonditionen werden derzeit ausgehandelt und sind ‑ genau wie der Kaufpreis ‑ Gegenstand späterer Beschlußfassungen durch den Rat.

 

 

II.            Architektenwettbewerb

 

Der gesamte Neubau wird Gegenstand des zweiphasigen, international ausgeschriebenen Realisierungswettbewerbs.

 

Die Architektur beider Bauteile soll „aus einer Hand" kommen. Für das Europäische Kulturzentrum Aachen  ist eine sehr hochwertige, moderne Architektur vorgesehen, während die Funktionalität für das Verwaltungsgebäude mit den privaten Nutzungen vorherrschen soll.

 

Das Raumprogramm des Europäischen Kulturzentrums Aachen folgt den Konzeptionsvorgaben; dort  werden vorgesehen für die Permanentausstellung ca. 1.500 m², für die Wechselausstellungen ca. 1.000 m² und für das Forum etwa 600 m².

 

Das Raumprogramm für das Verwaltungsgebäude mit privaten Nutzungen ergibt sich im Wesentlichen aus den Notwendigkeiten für die Fraktionen und den weiteren städtischen wie privaten Nutzungen. Insgesamt ist das Raumprogramm beider Gebäudeteile erkennbar aus der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs.

 

Die Ausschreibung des Wettbewerbs ist in den wesentlichen Eckpunkten als Anlage beigefügt. Ebenfalls beigefügt ist die Zeitachse (vgl. Anlage 1: Eckpunkte für den Architektenwettbewerb).

Die Einrichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen  ist für die zweite Hälfte 2008 vorgesehen.

 

Ein Abriss des Standesamtes ist nicht vorgesehen.

 

Gegenüber Dom und Rathaus wird das Europäische Kulturzentrum Aachen entsprechend dem Gutachten zum Wettbewerb zur Bebauung des Katschhofs von 1957 eine untergeordnete, dienende Funktion behalten.

 

Eine Veränderung des Katschhofes ist nicht geplant.

 

III.            Nutzungen

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll aus drei Teilen bestehen, die jedoch als einheitlicher Gesamtbau auftreten:

 

                                   dem Ausstellungsbereich

                                   dem Bildungs‑, Informations‑ und Researchteil

                                   dem Forum

 

Hinzu kommen Räume für die Allgemeinnutzung durch die Besucher, Verwaltungsbüros und Lager‑ bzw. Arbeitsflächen. Die Gesamt‑Nutzfläche liegt bei ca. 5.000 m² ‑ 5.500 m².

 

            Das Verwaltungsgebäude mit privaten Nutzungen dient

 

                                   den Geschäftsräumen der Fraktionen

                                   den Besprechungsräumen für die Politik

                                   dem Bürgerservice

                                   Beratungsstellen für STAWAG, ASEAG, ggfls. andere Beteiligungsgesellschaften

                                   ggfls. Geschäftslokal(e)

                                   ggfls. Büroflächen für private Nutzungen

 

            Beide Bauteile sollen durch einen Restaurationsbetrieb ergänzt werden.

           

Der von Rem Koolhaas vorgeschlagene „Link", die geschlossene Wegeverbindung zwischen Dom und Rathaus und einer Präsentation von Geschichte und europäischer Bedeutung der Stadt, soll optional auf der gegenüberliegenden Seite des Europäischen Kulturzentrums Aachen ‑ zwischen den beiden Zugängen zur Krämerstraße ‑ errichtet werden. Darüber hinaus sollen Hinweise auf die Einrichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen und die Stadt Aachen an weiteren markanten Punkten in der Stadt, aber auch in der Euregio, vor allem an Grenzstellen entstehen.

 

Hierfür kann ein Gestaltungswettbewerb vorgesehen werden, der unter regionalen Künstlern ausgeschrieben wird.

 

Für den „Link" auf dem Katschhof bietet sich an, aus dem Darstellungsprogramm des Europäischen Kulturzentrums Aachen filmische, fotografische, textliche oder sonstige Teile zu präsentieren.

 

IV.            Umfeldgestaltung

 

Der Neubau schließt zum Katschhof hin die alte Kaiserpfalz. Dom, Rathaus, Altes Rathaus, Schatzkammer und das gesamte Ensemble der historisch Aachener Innenstadt bieten schon heute eine einmalige Ausstellungs‑Kulisse und einzigartige Besucherattraktion.

 

Diesen bereits bestehenden Campus Europa deutlich aufzuwerten und städtebaulich zu verbinden mit dem neu zu gestaltenden Hochschul‑Campus, ist für die nahe Zukunft eine unverzichtbare Aufgabe und zugleich Attraktivierung der Stadt. Dazu zählt im ersten Schritt die Präsentationsverbesserung, der Parcours für die vereinfachte Zugangseröffnung der Hochgebäude. Dazu zählt eine Umfeldgestaltung, die mit dem „Wettbewerb Elisenbrunnen" schon bald begonnen werden kann. Dazu zählt schließlich auch eine verbesserte Vermarktung von Aachen, denn Städtetourismus ist heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Es empfiehlt sich, hierzu mit Fachleuten einen „Arbeitskreis Innenstadt" zu errichten, der diesen Zielen folgt. Dabei soll auch die künftige Nutzung des Alten Rathauses vorbereitet und Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung aller historischen und Museumsstätten entwickelt werden.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen wird als bedeutsamer Teil des Ganzen sowie durch seine exponierte Lage und eine aufsehenerregende Architektur die Anziehungskraft der Stadt erheblich steigern können.

 

V.            Europäisches Kulturzentrum Aachen

 

Titel

Arbeitstitel ist bislang „Bauhaus Europa". Der Titel lädt zu Verwechslungen ein. Tragfähige Alternativen sollten deshalb bei der weiteren Arbeit entwickelt werden.

 

            Ziel

Das Europäische Kulturzentrum Aachen ist der Ort in Europa, an dem sich der Besucher mit Europa identifizieren, an dem er Fragen stellen und beantworten, wo er sich informieren, einmischen und in die Zukunftsgestaltung einbringen kann, der Ort auch, der es ihm ermöglicht, sich selbst zur Europäischen Gemeinschaft zu positionieren.

 

Ziel des Zentrums ist deshalb, ein breitgefächertes, dynamisches und interdisziplinäres Angebot für Ausstellungen, Dokumentationen und Bildungsveranstaltungen, für Forschung, Begegnungen und Diskussionen, für Fernseh‑ und Radiosendungen, für Unterhaltung und Studien zur Entwicklung Europas zu bieten.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen ist kein Museum.

 

Es richtet sich an jedermann, soll insbesondere auch ein attraktiver Anziehungspunkt für Städtetourismus sein und eng mit Schulen und Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und europäischen Institutionen zusammenarbeiten. Es soll eine in Europa einmalige Einrichtung werden.

 

            Gestaltungselemente

Die Gestaltungselemente des Europäischen Kulturzentrums Aachen sind: eine permanente Ausstellung, der Raum für Wechselausstellungen, ein Bildungs‑, Informations‑ und Forschungsbereich, angeschlossen eine Projektgalerie und ein Ausstellungskabinett sowie das Forum.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll besucherzentriert die zuvor genannten Ziele sowie die nachstehend beschriebenen Inhalte vermitteln. Es soll interaktiv die Besucher in die dargestellten Themen einbeziehen.

 

Gearbeitet wird mit Originalen, soweit sie verfügbar sind, mit Objekten, Replikaten, Texten, Bildern, Fotografien, Filmen, Datentechnik, Büchern, Spielen, Dokumenten etc. und erzählten Geschichten.

 

Die Konzeption, die unter Federführung von Okwui Enwezor erarbeitet wurde, wird als Anlage 2 umgehend nachgereicht (vgl. Anlage 2: EUROPEAN CULTURAL CENTER AACHEN) .

 

Die Detailgestaltung der einzelnen Themenräume ist in der nächsten Arbeitsphase vorgesehen.

 

            Inhalt

Europa soll als die Evolution einer Idee dargestellt werden, als das Europa der Werte und Zugehörigkeit, als ein kultureller, sozialer und politischer Prozess, der fortschreitet.

 

„Europa, das kann man nicht oft genug wiederholen, ist kein Ort, sondern eine Idee", so der französische Kulturphilosoph Bernard‑Henry Levy. „Es ist eine Kategorie nicht des Seins, sondern des Geistes." Was Europa wirklich ist ‑ und was es werden könnte, das beschäftigt immer wieder die Menschen unseres Kontinents. Europa, woher kommt es, wohin geht es?

 

In den letzten zweieinhalb Jahrtausenden sind auf diese Fragen unterschiedliche Antworten angeboten worden. Geschichte und Geografie bilden zwei wichtige Anhaltspunkte, aber Europa hing immer auch von den wechselnden Entwürfen und den politischen Entscheidungen der jeweiligen Gegenwart ab.

 

Das Europäische  Kulturzentrum Aachen soll deshalb durch seine permanente Ausstellung von der Epoche Karls des Großen bis in die Gegenwart die Entwicklung Europas nachzeichnen ‑ nicht als lineare und chronologische Entwicklung, sondern erzählerisch die konzeptiven Phasen und die historischen und räumlichen Gestaltungen und ihre Ergebnisse darstellen.

 

Karl der Große ist eine Schlüsselperson der europäischen Geschichte. Er und sein Reich haben einen bedeutsamen Platz in der Übermittlung der gesellschaftlichen Ideen und Vorstellungen der Vergangenheit hin zum heutigen Europa. Die Bedeutung Karls in der wirtschaftlichen, sozialen, politischen und monetären Einheit, seine Impulse für Wissenschaft und Religion, für Kultur und Sprache hatten damals sowie durch die Fortentwicklung der nachfolgenden Epochen größten Einfluß auf die europäische Geschichte, wenn auch Karl selbst keine spezifische Idee des europäischen Projektes gehabt haben mag. Das karolingische Reich ist aber eine der einflußreichsten Inspirationen für die Ausgestaltung des heutigen Europa.

 

Die moderne Bedeutung von Karl dem Großen als „Vater Europas" ist an seiner Pfalz und seinem Sterbeort Aachen nachzuempfinden. Karls materielles und ideelles Reich und die nachfolgenden europäischen Entwicklungen bieten viele Anhaltspunkte,  um sich mit Europa, seinen gegenwärtigen Herausforderungen und seiner zukünftigen Gestaltung auseinanderzusetzen.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen will diese Auseinandersetzung ermöglichen durch die Darstellung von Themen und Schlüsselbegriffen:

 

            Nation und Nationalstaat

            Glaube und Säkularisierung

            Kultur, Sprache, Werte

            Geografie, Raum, Grenzen

            Entwicklungen und Revolutionen

            die Freiheit der offenen Gesellschaft, die soziale Sicherheit und die Grundrechte

            die Werte der Aufklärung: Humanismus, Universalismus, Rationalität und Wissenschaft

 

1. Europa ist gelebte Geschichte, ein Prozess sich verändernder Herrschaftsstrukturen, Ergebnis von Kriegen und streitigen Auseinandersetzungen, von Tausch und Transfers, von Migration und Verflechtungen. Europa ist ein Prozess des Denkens und des Lernens, des Informationsaustauschs, der kulturellen und der technologischen Entwicklung. Europa ist heute auch ein Kanon der Werte und ein Objekt, dem der Bürger sein Gefühl der Zugehörigkeit widmen kann; es ist ein Kontinent mit wechselnden inneren Grenzen und definierbaren Konturen an den Rändern.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll mit seinen Gestaltungselementen dem Besucher die Auseinandersetzung zwischen der bloßen europäischen Idee und einem Europa der Werte und der Zugehörigkeit sowie einem strategischen Europa oder einem bloß kulturellen Europa ermöglichen. Es soll ihm gestatten, sich seine Meinung zu bilden und selbst Position für die Zukunftsgestaltung des Kontinents zu beziehen.

 

            2. Europäische Identität kann sich nur im Vergleich mit anderen herausbilden. Zwei Referenzregionen sind dafür früher wie heute zentral: die islamische Welt und das nördliche Amerika.

 

Die ausgeprägte Unterscheidung zur islamischen Welt basiert auf unserer geistesgeschichtlichen Entwicklung, insbesondere der Epoche der Aufklärung. Sie folgt der Trennung von Staat und Kirche, den Ergebnissen der Französischen Revolution und der Entwicklung der Menschenrechte sowie schließlich den Grundgedanken der Demokratie. Sichtbar wird die Unterscheidung vor allem in der Bedeutung, die das Individuum in den beiden Gesellschaften hat.

 

Die Unterscheidung zu Amerika ist subtiler. Europa hat auf dem Weg zu seiner Einheit mit erheblich mehr gelebter und institutionalisierter Vielfalt von Nationen und Traditionen zurecht kommen müssen. Die europäische Einigung ist deshalb auch stärker durch die Erfahrung vorangehender Katastrophen und der aus ihnen resultierenden Erfahrungen geprägt. Emotionale Bindung und Verantwortungsgefühl gegenüber dem Staat sind deutlich unterscheidbar, wie auch das Verhältnis von individueller Freiheit und Solidarität, von Konkurrenz und sozialer Integration in Europa anders bestimmt wird als in den USA.

 

Die Unterscheidbarkeit von anderen soll anhand der geschichtlich gewachsenen und gesellschaftlich bedeutsamen Grundrechte und Traditionen dargestellt und dem Besucher zur Identitätsfindung mit „seinem Europa" angeboten werden.

 

            3. Europa basiert heute auf den in der Geschichte gewonnenen Erfahrungen und Werten. Die europäische Verfassung zählt die Werte auf: Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte. Nur wer sie teilt, gehört zu Europa.

 

Die Umsetzung der Werte verlangt nach demokratischer Handlungsfähigkeit, einer inneren Ordnung, Vertrauen und politischer Kultur. Es geht insoweit um die Gestaltung von Politikbereichen wie Verteidigungs‑, Sicherheits‑ oder auch Außenpolitik, es geht um die Außenwirtschaft, die Einwanderungspolitik, einfach den Umgang mit den anderen.

 

Es geht in der Binnenwirkung Europas um den sozialen Grundkonsens und die gelebte Verfassung.

 

Europa hat zu all diesen Herausforderungen Erfahrungen aus der Geschichte.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll darstellen, welche Werte Europa in der Welt vertreten soll und wie mit den innereuropäischen Implosionen, der öffentlichen Kultur, den Medien, dem Lebensstil oder auch den urbanen Netzwerken, der Technologisierung oder auch der Freizeitbewältigung umgegangen wird.

 

Das sich verändernde Zusammenleben in den europäischen Städten, die daraus folgenden Probleme und Erkenntnisse sind ebenfalls Gegenstand der Arbeit, die das Europäische Kulturzentrum Aachen verdeutlichen will.

 

            4. Europa soll auch im Kleinen erfahrbar sein, und zwar in der Zusammengehörigkeit und Zusammenarbeit der Euregio Maas‑Rhein ‑ ihrer Menschen und ihrer Einrichtungen. Die Aktivitäten dieser Euregio, die hier bestehenden Möglichkeiten, die Geschichte des Raumes und seine sozialen Zusammenhänge, die Vorteile und Chancen der Grenzüberschreitungen werden erfahrbar gemacht. Die besondere Verknüpfung Aachens mit den euregionalen Nachbarn soll dabei in den gebotenen Ausstellungen, im interaktiven, informatorischen und kulturellen Teil betont werden.

 

 

            Wechselausstellungen

Das Programm der Wechselausstellungen soll sich mit aktuellen europabezogenen Themen auseinander setzen, so beispielsweise den Definitionen Europas in den verschiedenen Epochen des Mittelalters, der Neuzeit und der Gegenwart oder den Begegnungen zwischen Christentum und Islam oder den Einflüssen Europas in der Welt, oder auch speziellen Themen wie der Rolle der Türkei in der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, oder der innenpolitischen Diskussion um die Integration von Zuwanderern, und anderes mehr.

 

Der „Spielplan" der Wechselausstellungen soll ab dem Jahr 2006 für einen jeweiligen 3‑Jahres‑Zeitraum entworfen werden.

 

            Bildungs‑, Informations‑, Forschungsbereich

Eine datentechnische Verbindung des Europäischen Kulturzentrums Aachen mit allen in Europa zugänglichen Daten der europäischen Institutionen, Gremien und Büros, auch mit einigen wichtigen europäischen Museen, Bildungseinrichtungen soll allen Besuchern, aber vorwiegend auch Schülern und Studenten, sowie Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, Zugriff auf gewünschte Informationen zu erhalten. Dieser Teilbereich umfasst auch einen Leseraum, ein Lernzentrum und eine Mediathek. Regelmäßige Workshops sollen den edukativen Aspekt dieser Teileinrichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen betonen.

 

            Projekt‑Galerie und Ausstellungskabinett

Die Projekt‑Galerie soll eine interdisziplinäre, experimentelle Ausstellungsplattform bieten, ein Laboratorium für Arbeiten und Projekte, auch ein Medium, aktuelle europäische Fragen und Zukunftsideen zu formulieren. Die interaktive Auseinandersetzung des Besuchers mit dem Angebot dieser Galerie kann durch pädagogische, aber auch spielerische und unterhaltsame Anleitung verstärkt werden. Themen wie die Agrarreform, die Energieversorgung, das europäische Straßen‑ und Schienensystem, aber auch die Beschäftigung mit den Strukturen des Europäischen Parlaments, der Kommission oder des Rates sollen hier für die Besucher zur Erarbeitung oder Beschäftigung eröffnet werden.

 

In dem Ausstellungskabinett geht es um die Geschichte des Karlspreises und die Rolle seiner Preisträger, aber auch um andere große europäische Persönlichkeiten, die Einfluß auf die Entwicklung des Kontinents oder die Welt genommen haben, also um die Geschichte von Philosophen, Staatslenkern, Autoren, Wissenschaftlern und sonstigen Personen des öffentlichen Interesses. Auseinandersetzungen mit Isaac Newton, Charles Darwin, Johann Wolfgang von Goethe, Jean‑Jacques Rousseau, Cervantes, Frantz Fanon, Rosa Luxemburg, Albert Einstein und anderen könnten hier erfolgen.

 

 

 

Das Forum

Das Forum ist das Zentrum der Einrichtung. Es ist der Ort der Begegnung, Auseinandersetzung und Veranstaltungen. Es ist zeitgleich das Symbol für die parlamentarische Demokratie. Im Forum soll deshalb der Rat der Stadt Aachen tagen können.

 

Das Forum lädt auch die euregionalen Einrichtungen, die Hochschulen und andere europäische Aktivitäten zur Auseinandersetzung mit vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Europafragen ein.

 

Die Infrastruktur soll einen Tagungssaal mit Bühne, Cinema, Möglichkeiten für Radio‑ und Fernsehproduktionen, Web‑Diskussionen, aber auch europabezogene Unterhaltungsprogramme aufbieten.

Veranstaltungspartner wie die öffentlichen und privaten Fernsehanstalten bzw. der Rundfunk, aber auch große Verlage, europäische Institutionen, Verbände der Wirtschaft oder Arbeitnehmerseite, Vereine mit europabezogenen Aktivitäten sollen zur Zusammenarbeit gewonnen werden.

 

VI.        Betrieb und Organigramm

 

            Das Europäische Kulturzentrum Aachen soll als Eigenbetrieb eingerichtet und geführt werden.

           

Stimmt der Rat der Errichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen grundsätzlich zu, ist in diesem Jahr ein Gründungsdirektorium, bestehend aus 1‑2 Kuratoren, einzustellen. Ab Ende 2006 muß dieses Team ergänzt bzw. ersetzt werden durch das Leitungsgremium des Hauses. Ab Ende 2007/2008 muß die komplette, im nachgenannten Organigramm dargestellte Belegschaft zur Verfügung stehen.

 

 

 

            Das Personalorganigramm soll bestehen aus:

 

            dem Direktor des Zentrums

            darüber hinaus soll es Abteilungsleiter haben für die Bereiche

            kaufmännische Leitung, Finanzen und Akquisition

            Ausstellungen und Bildungsbereich

            Veranstaltungen, Betrieb des Forums

            Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und Merchandising

            Technik, Arbeiterbereich

 

Aufsicht / Bewachung werden durch externe Firmen geleistet.

 

Unter Einschluss der Leitungsebenen wird das Haus  mindestens 17‑20 Mitarbeiter haben müssen. Die kaufmännische Leitung/Finanzen soll den Museen und dem gesamten Kulturbereich der Stadt dienen; die Position Veranstaltungen/Betrieb soll ebenfalls einrichtungsübergreifend tätig werden, ebenfalls der Bereich Kommunikation/ Öffentlichkeitsarbeit.

 

Darüber hinaus benötigt die Einrichtung einen wissenschaftlichen Beirat. Persönlichkeiten wie Hartmut Kaelble, Timothy Garton Ash, Hermann Schäfer, Werner Weidenfeld u.a. sollen hierzu angesprochen werden. Aufgabe des wissenschaftlichen Beirates ist es, die Programmgestaltung durch die Leitung des Hauses kritisch und konstruktiv zu begleiten, Anregungen zu geben und Fehleinschätzungen zu vermeiden.

 

Schließlich soll die Einrichtung auch durch ein Kuratorium begleitet werden, das aus Vertretern der Politik, der Wirtschaft und der Medien besteht.

 

Die Europaabgeordneten Laschet und Schulz sowie der Oberbürgermeister werden hierzu Persönlichkeiten aus dem Kreis der Karlspreisträger, der Europa‑, Bundes‑ und Landespolitik, der Arbeitgeberseite und Gewerkschaften, der Verlage und Medieneinrichtungen ansprechen.

 

Der Rat der Stadt und die Verwaltung werden in den Gremien des Eigenbetriebs, dem Betriebsausschuss und den verbundenen Ausschüssen bzw. dem Rat ihre Verantwortung für das Europäische Kulturzentrum Aachen ausüben.

 

VII.       Kosten

 

Eine genaue Kostenkalkulation kann erst erstellt werden, wenn über den Architektenwettbewerb und den Einrichtungsumfang entschieden ist. Nachfolgend wird deshalb nur mit Schätzkosten operiert:

 

Der Bau des Europäischen Kulturzentrums Aachen dürfte zwischen 16 und 20 Millionen Euro kosten. Der Bau des Forums ist nach der gewählten Rechtskonstruktion hinsichtlich der Entstehungskosten Sache der STAWAG. Das Verwaltungsgebäude mit den privaten Nutzungen soll ebenfalls die STAWAG als Bauherrn haben.

 

Die Einrichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen wird auf 8 bis 10 Millionen Euro Kosten geschätzt. Die Kosten für den „Link" liegen bei ca. 1 Mio. Euro.

 

Im Rahmen der EuRegionale 2008 rechnen wir mit Landesmitteln aus verschiedenen Strukturprogrammen in einer Größenordnung von insgesamt 21 Millionen Euro. Entsprechende Verhandlungen sind mit dem zuständigen Ministerium geführt worden. Auch der Ministerpräsident befürwortet die Einrichtung.

 

Örtliche Sponsoren haben insgesamt 5,5 Millionen Euro zugesagt, die in fünf Raten - jährlich ab 2005 - erfolgen sollen. Weitere Akquisitionen sind auf europäischer aber auch regional‑wirtschaftlicher Ebene im Gange.

           

 

Es ist davon auszugehen, dass die Stadt für das zu errichtende Europäische Kulturzentrum Aachen und seine Einrichtung sowie den „Link" zu 100 % die Kosten aus Landes‑ und sonstigen Drittmitteln aufbringt.

 

Die Abrisskosten für die heutigen Bauteile des Verwaltungsgebäudes liegen bei 0,6 Millionen Euro. Die Umzugskosten werden vom Gebäudemanagement mit 90.000 Euro kalkuliert.

 

Es ist beabsichtigt, vom Bau‑ und Liegenschaftsbetrieb des Landes NW das Finanzamt Aachen‑Innenstadt, Mozartstraße, zu erwerben. Die Verhandlungen sind abgeschlossen. Die wesentlichen Eckdaten konnten bereits im Wohnungs‑ und Liegenschaftsausschuss am 15.03.2005 vorgetragen werden. Der Rat der Stadt soll am 13.04.2005 über den Ankauf entscheiden.

 

Die Erwerbskosten werden aus dem allgemeinen Liegenschaftsetat zum Erwerb von Grundstücken beglichen werden können. Auch für den Umzug sind Mittel im Allgemeinen Haushalt bereitgestellt.

Die Herrichtungskosten für das Gebäude Mozartstraße werden mit rund 800.000 Euro kalkuliert und müssten als außerordentliche Aufwendungen in den Haushalt gestellt werden.


 

VIII.      Neues Verwaltungsgebäude

 

Zur Realisierung des Europäischen Kulturzentrums Aachen ist Voraussetzung, das Verwaltungsgebäude Katschhof spätestens Ende 2006 zu räumen.

 

Die Fraktionen können während der Bauphase in der Lagerhausstraße untergebracht werden. Diese Zwischenlösung vermeidet u.a. Herrichtungskosten für ein neues Mietobjekt und die räumliche Nähe zu den übrigen Standorten und Innenstadtnähe sind gewährleistet. Zudem stehen Besprechungsräume / Sitzungsräume im Gebäude zur Verfügung.

 

Für die Bauphase des Europäischen Kulturzentrums Aachen soll der Bürgerservice im Großraum des Hauses Löwenstein untergebracht werden, damit dieser Service weiterhin an zentraler Stelle angeboten und zusätzliche Mietkosten vermieden werden können. Die entsprechende Abteilung des Fachbereichs Wirtschaftsförderung / Europäische Angelegenheiten ‑ kann für die Übergangszeit in der Lagerhausstraße untergebracht werden.

 

Weiterhin sind die verschiedenen Werkstätten und Betriebe des E 26 aus dem Katschhof zu verlagern. Die Post‑ und Botendienste können in das EG der Lagerhausstraße (nach Umzug der regio IT in die Lombardenstraße) verlagert werden. Die Schreinerei und die Buchbinderei/Druckerei können in den jetzt als Lagerfläche genutzten Räumlichkeiten an der Zollamtstraße untergebracht werden.

 

Die gesamte Raumkonzeption für die Verwaltung in Zukunft wird gesondert im Personal‑ und Verwaltungsausschuss vorgestellt.

 

IX.            Betreiberkosten (nicht öffentlich)

 

 

X.         Nutzen für die Stadt Aachen

 

Die Studie von Rem Koolhaas hat ergeben, dass der Aachener Dom derzeit von etwa einer Million Gästen jährlich besucht wird. Vergleichszahlen der Dome in Canterbury, Reims, Speyer oder Worms zeigen, dass dort durchschnittlich eine halbe Million Besucher mehr gezählt werden.

 

Dieses Besucherpotenzial soll im Rahmen der unter Punkt IV. genannten Umfeldverbesserung aktiviert werden, wobei das Europäische Kulturzentrum Aachen als weiteres Highlight der Stadt Aachen hierbei helfen wird.

 

Die zusätzlichen Einnahmen für Handel und Gastronomie sowie Hotelgewerbe, auch sonstige Einflüsse können derzeit nicht abgeschätzt werden, sind aber nicht unbedeutend, wie die Erfahrungen der großen Ausstellungen in den Jahren 2000 und 2003 ergeben haben.

 

 

Das Haus wird zudem stärkere Synergien schaffen mit den Hochschulen vor Ort, den euregionalen Einrichtungen und der Karlspreisstiftung.

 

Die historische, politische und europäische Dimension der Stadt wird durch das Europäische Kulturzentrum Aachen gestärkt.

 

XI.            Verwaltungsgebäude Ritter‑Chorus‑Straße / Klostergasse

 

Der Verwaltungskomplex mit privaten Nutzungen sieht vor, die Räumlichkeiten für die Fraktionen ‑ Geschäftsräume, Besprechungszimmer, Büros für die Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister ‑ dann Bürgerservice für Stadtverwaltung, STAWAG, ASEAG und evtl. andere Beteiligungsgesellschaften, schließlich Raum für ein bis zwei Ladenlokale entlang der Klostergasse und, soweit noch Raum bleibt, auch Büroraum für private Dritte. Das näher detaillierte Raumprogramm befindet sich beschrieben in Anlage 1.  In der zweiten Phase des vorgesehenen Realisierungswettbewerbs kann ggfls. auf weitere Vorstellungen der Nutzer eingegangen werden.

 

Die Pachtkosten für die teilweise Nutzung dieses Verwaltungsgebäudes durch die Stadtverwaltung müssen noch ausgehandelt werden.

           

XII.            Vorbereitungsprogramm

                                                                                                           

Soweit der Rat den Verhandlungen zur weiteren Errichtung des Europäischen Kulturzentrums Aachen zustimmt, werden in den Folgejahren bis 2008 Ausstellungen zu europäischen Themen, aber auch weitere Diskussions‑ und Begegnungsveranstaltungen stattfinden. Die Stadt bemüht sich beispielsweise, die Brüsseler Koolhaas‑Ausstellung zur Europäischen Union oder die Mittelalter‑Schau aus Siena vor Ort zu zeigen.

 

Aktuelle Europa‑Themen sollen in Vorträgen, Debatten oder sonstiger Form präsentieren, um damit auch die Bürgerschaft außerhalb von Karlspreis, Friedenspreis oder UNESCO‑Musikpreis vom Wert Europas zu überzeugen.

 

Die Stabsstelle AachenMarketing wird ein Konzept zur Verbreitung der Idee erarbeiten.

 

XIII.            Synergieeffekte Kultur

 

Eine Stadt wie Aachen ist stark genug, ein gutes Theater, zwei renommierte Museen und ein Europäisches Kulturzentrum zu unterhalten.

 

Kultur ist nach allen Erkenntnissen der Zukunftsforschung ein unverzichtbarer und herausgehobener Standortfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit einer Stadt.

 

Das geplante Europäische Kulturzentrum Aachen tritt nicht in Konkurrenz zu den Museen, es ist Ergänzung. Die inhaltliche Neu‑Profilierung der Museen ist erfolgt. Das Ludwig‑Forum für Internationale Kunst wird die zeitgenössische Kunst ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs zeigen, das Suermondt‑Ludwig‑Museum die alte Kunst bis zu diesem Zeitpunkt.

 

Die Struktur der Mitarbeiterschaft beider Museen wird entscheidend durch fachlich qualifiziertes Personal für das Europäische Kulturzentrum Aachen ergänzt. Bereiche wie das kaufmännische und Finanzwesen, das Marketing etc. werden durch die zu erfolgenden Neueinstellungen der gesamten Aachener Kulturlandschaft zugute kommen. Der in Gang gesetzte Reorganisationsprozess für die Belegschaft der Museen, der Barockfabrik und des Kulturamtes wird Synergien und eine verbesserte Leistungsfähigkeit erzeugen.

 

Das Europäische Kulturzentrum Aachen wird geografisch und inhaltlich ein Bindeglied zwischen dem Europa‑Museum, das derzeit in Brüssel errichtet wird, und dem Haus der Geschichte in Bonn werden. Es stärkt durch diesen Lagevorteil und sein Angebot, vor allem aber auch durch die Zusammenarbeit mit beiden Häusern, die Stadt in ihrer Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

 

 

 

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Auswirkungen

Finanzielle Auswirkungen:

 

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Anlagen

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