Empfehlungsvorlage (inaktiv) - FB 02/0044/WP17

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Beschlussvorschlag:

  1. Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis. Er empfiehlt dem Rat der Stadt Aachen,
  • die Bewerbung ‘Aachen digitalisiert für einen Digitalen Hub nachhaltig zu unterstützen,
  • die Verwaltung zu beauftragen, gemeinsam mit Partnern der digitalen Wirtschaft und Wissenschaft – vor allem dem Bundesverband IT-Mittelstand e.V., der RWTH Aachen, der IHK Aachen – eine gemeinsame Bewerbung für einen Startup-Hub in Aachen, im Rahmen der digitalen Strategie des Landes NRW (DWNRW) zu erarbeiten und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung zu schaffen,
  • die Verwaltung zu beauftragen, in enger Zusammenarbeit mit den digitalen Akteuren die Rahmen-bedingungen für eine Bewerbung um weitere Programmteile aus dem Förderprogramm zu prüfen und dem Rat zur Entscheidung vorzulegen.

 

  1. Der Rat der Stadt Aachen beschließt:
  • die Bewerbung „Aachen digitalisiert“ für einen Digitalen Hub nachhaltig zu unterstützen.
  • die Verwaltung zu beauftragen, gemeinsam mit Partnern der digitalen Wirtschaft und Wissenschaft – vor allem dem Bundesverband IT-Mittelstand e.V., der RWTH Aachen, der IHK Aachen – eine gemeinsame Bewerbung für einen Startup-Hub in Aachen, im Rahmen der digitalen Strategie des Landes NRW (DWNRW) zu erarbeiten und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung zu schaffen.
  • die Verwaltung zu beauftragen, in enger Zusammenarbeit mit den digitalen Akteuren die Rahmenbedingungen für eine Bewerbung um weitere Programmteile aus dem Förderprogramm zu prüfen und dem Rat zur Entscheidung vorzulegen.

 

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Erläuterungen

Aachen digitalisiert!

Bewerbung als Regionales Zentrum für die digitale Wirtschaft in NRW DWNRW Hub

 

Die Region Aachen hat seit den 1980er Jahren den Strukturwandel, durch einen kontinuierlichen und nachhaltigen Beitrag zur Förderung der vorhandenen technologischen Potenziale und durch das Verstärken des Technologie- und Wissenstransfers aus den hiesigen Hochschulen in die hiesige Wirtschaft, erfolgreich bewältigt. Dies belegt die aktuellste Studie der IHK Aachen zum Thema Technologieorientierte Unternehmensgründungen (TOU) mit zwei Zahlen sehr deutlich: Der Arbeitsplatzverlust in der Montan-, Stahl- und Textilindustrie betraf etwa 17.500 Beschäftigte. Demgegenüber schufen technologieorientierte Unternehmensgründungen bisher 33.588 Arbeitsplätze in der Region Aachen. Innovationsfähigkeit war und ist demnach der wichtigste Wettbewerbsvorteil und Arbeitsplatzgarant in der Region Aachen.

 

Aktuell befinden wir uns vor einer ebenso  großen Herausforderung bzw. Richtungsänderung, welche den nächsten Quantensprung in der Industrialisierung bedeutet und unter dem Stichwort Industrie 4.0 bzw. Digitalisierung der Wirtschaft bekannt ist. Die Einschätzung des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Forrester Research zum Thema Digitalisierung verdeutlicht die Querschnittswirkung der Digitalisierung für die Wirtschaft. 93 % aller befragten Unternehmen sehen ihr Geschäft durch den Trend bedroht. Insbesondere weil sie befürchten, potenzielle Mitbewerber könnten das Geschäft besser beherrschen. Auf der anderen Seite zeigt die aktuelle Studie Fortschritt durch Digitalisierung und Chancen für den Mittelstand der Boston Consulting Group (BCG) beeindruckend die Wachstumschancen der Digitalisierung und der Branche der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Laut Studie konnten KMUs, welche die neuen Technologien annehmen, ihre Umsätze um 15 % schneller steigern als ihre Wettbewerber. In den Jahren 2010 2012 ist es diesen KMU gelungen, fast doppelt so viele Jobs zu schaffen als ihre Wettbewerber.

Auch regional wird dieser Trend bestätigt. Im Analysezeitraum der o.g. TOU Studie sind mehr als die Hälfte der neu errichteten Unternehmen der IKT Branche zuzuordnen. Gleichzeitig werden neue Unternehmen schneller, spontaner und kleiner, hier spielt auch das Thema Arbeit 4.0 eine bedeutende Rolle. Im Ergebnis attestiert die Studie auf Basis der Trendfortschreibung (Studierendenzahl und Ausgründungen), dass Gründer und Unternehmen heutzutage vielmehr nach einem kreativen Umfeld, Austauschmöglichkeiten mit Dritten, einer geeigneten und flexiblen Infrastruktur sowie Unterstützungsmöglichkeiten mit kurzen Wegen etc. suchen. Dabei wird die Digitalisierung der Wirtschaft diesen Trend weiter verschärfen.

 

Auf einer Veranstaltung im August 2015 stellte der Beauftragte der Landesregierung für die Digitale Wirtschaft, Prof. Tobias Kollmann, in Aachen die Strategie und das Maßnahmenpaket des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk NRW zur die Entwicklung der digitalen Wirtschaft NRW vor. Mit insgesamt sechs Maßnahmen für die Digitale Wirtschaft in NRW will die Landesregierung den digitalen Wandel von NRW unterstützen. Die handelnden Akteure, also Startups, Mittelstand und Industrie sollen dadurch in die Lage versetzt werden, die Digitale Transformation aktiv anzugehen. Die Landesregierung wird mit der NRW.BANK bis 2020 rund 42 Millionen Euro zur Verfügung stellen, die nur Anschubcharakter haben und keine Dauersubvention darstellen dürfen.

r das erste Quartal 2016 ist in diesem Rahmen die Ausschreibung von bis zu fünf regionalen digitalen Hubs für Startups (DWNRW-Startup-Hub) angekündigt. Weitere Maßnahmen sind die DWNRW-Firstfair, der DWNRW-Summit, die DWNRW Networks, das DWNRW-SeedCap und das DWNRW-Fonds2Fonds-Programm als Co-Finanzierung für neue und bestehende Venture Capital-Gesellschaften.

 

Die im Rahmen der digitalen Strategie des Wirtschaftsministeriums NRW angekündigten Maßnahmen scheinen geeignet, die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Stadt Aachen zu unterstützen.

 

Digitaler Hub

Das Wettbewerbsverfahren für bis zu fünf DWNRW-Startup-Hubs als zentraler Programmteil zielt darauf ab, dass diese Hubs die Zusammenarbeit und Entwicklung gemeinsamer digitaler Geschäftsprozesse und -modelle zwischen Startups, Mittelstand und Industrie gewährleisten sollen.

 

Darüber hinaus sollen diese Hubs eine zentrale Anlaufstelle für Digitalisierung sein und z.B. Arbeitsflächen, Serviceprogramme, Finanzierungsmöglichkeiten, Kooperationen mit den Universitäten und Hochschulen, Workshops etc. für Startups, digitalisierenden Mittelstand und Industrie anbieten. Dabei sollen sich die einzelnen Hubs an den wirtschaftlichen Schwerpunkten ihrer Region orientieren und sich zur Drehscheiben für die gezielte Zusammenarbeit von Startups, Mittelstand und Industrie entwickeln.

 

Dieser Ansatz der Verzahnung von traditioneller Wirtschaft mit den Startups und den mittelständischen IT-Unternehmen als Enabler für Digitalisierung auf der einen Seite und dem Mittelstand und der Industrie als Anwender für Digitalisierung auf der anderen, ist gerade für Aachen ein entscheidendes Standortargument. Daher ist der Schwerpunkt des Aachener HUBs, digitale Anwender aus Industrie und Wirtschaft (User) mit Startups und dem IT-Mittelstand (Enabler) an einem Ort zusammen zu bringen. So bietet der HUB konkrete Hilfe bei der Digitalisierung und somit Verbesserung der Geschäftssituation durch dauerhaftes Matching zwischen Usern und Enablern mit Leistungen vom Digitalisierungscheck bis zu gemeinsamen Innovationsprojekten.

 

Die Förderung eines DWNRW-Hubs beträgt bis zu 50% der Gesamtkosten bei einer maximalen Fördersumme von bis zu 500.000 Euro p.a.. Die Laufzeit beträgt drei Jahre mit einer Option auf Verlängerung um weitere zwei Jahre. Eine Bewilligung durch das Land NRW ist in jedem Fall nur zulässig, sofern die Gesamtfinanzierung des Projekts gewährleistet ist. Um den 50%igen Eigenanteil zu stemmen, ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Unternehmen, Wissenschaft, GründerRegion und öffentlicher Hand erforderlich.

 

Zur tragfähigen Umsetzung des Konzeptes ist es darüber hinaus erforderlich, dass der lokale HUB von einem selbstständigen Konsortium als Träger vor Ort aufgebaut und betrieben wird. Die Förderung des Landes erfolgt wie beschrieben - als Co-Finanzierung, um mit den zeitlichen, personellen, inhaltlichen und ressourcen-orientierten Beiträgen der Konsortialpartner eine hohe Nachhaltigkeit zu erzielen.

 

Im Rahmen der sog. Startup-Hubs haben in Aachen verschiedene Akteure, insbesondere der Bundesverband IT-Mittelstand e.V., die RWTH Aachen, die IHK Aachen und der Fachbereich Wirtschaftsförderung/ Europäische Angelegenheiten die Initiative ergriffen, diese Angebote unter einem „echten Dach“ zu etablieren und dadurch eine neue  Qualität der Zusammenarbeit und des Austausches, insbesondere auch in interdisziplinären Themenfeldern, zu ermöglichen, mit dem Ziel einen entsprechenden Antrag auf den Weg zu bringen.

 

Weitere Maßnahmen

Neben der Bewerbung für einen DWNRW-Startup-Hub sollte die Verwaltung in die Lage versetzt werden,  in Zusammenarbeit mit den Aachener Akteuren außerdem die Notwendigkeit und die Möglichkeiten prüfen, weitere Bestandteile des Maßnahmenpakets für Aachen in Anspruch zu nehmen bzw. sich für diese zu bewerben, damit Aachen als Wissenschaftsstadt, als innovativer Wirtschaftsstandort mit einem starken Mittelstand und als Hot-Spot für die Startup-Szene im digitalen Zeitalter zukunftsfähig bleibt.

 

Fazit

Aachen hat bundesweit eine der höchsten Dichten an Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und verfügt NRW-weit über eine überdurchschnittlich starke IKT-Branche. Die rderung der wissensbasierten digitalen Wirtschaft sowie der Innovations- und Digitalisierungsprozesse innerhalb der bestehenden Branchen und Unternehmen stellt eine Investition in die Zukunft des Innovations- und Wirtschaftsstandorts Aachen dar. Dies erscheint notwendig, um weiterhin dessen Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Gerade im ausgerufenen Wissenschaftsjahr ist eine Bündelung der Akteure und Aktivitäten der Digitalen Wirtschaft Aachens zu einer gemeinsamen Strategie sinnvoll.

 

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