Entscheidungsvorlage - FB 02/0090/WP17
Grunddaten
- Betreff:
-
SWITCH – Full-Service-Agentur für Studienabbrecher/-innen
- Status:
- öffentlich (Vorlage für Öffentlichkeit freigegeben)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 02 - Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa
- Verfasst von:
- FB 02
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft
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Entscheidung
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26.04.2017
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28.06.2017
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Arbeit, Wirtschaft und Wissenschaft stimmt der Verstetigung des Projektes SWITCH – Full-Service-Agentur für Studienabbrecher/-innen zu und beauftragt die Verwaltung mit der Umsetzung des Verstetigungskonzeptes sowie der Anmeldung eines Haushaltsansatzes ab 2018.
Erläuterungen
SWITCH – Full-Service-Agentur für Studienabbrecher/-innen
Projektname | SWITCH – Full-Service-Agentur für Studienabbrecher/-innen |
Projektleitung | Stadt Aachen |
Projektpartner | IHK Aachen FH Aachen RWTH Aachen |
Projektentwicklung und -ergebnisse
Vor sechs Jahren startete das von der Stadt Aachen initiierte und gemeinsam mit relevanten Partnern entwickelte Projekt SWITCH mit dem Ziel, Studienabbrecher/-innen aus den MINT-Fächern in eine verkürzte Berufsausbildung zu vermitteln. Aus dem Kleinprojekt wurde im Laufe von zwei Förderphasen eine Full-Service-Agentur, die Studienabbrecher/-innen aus allen Fachbereichen in diverse Berufsbilder vermittelt. Zahlreiche Auszeichnungen, dutzende Nachahmer-Projekte, über erfolgreiche 300 Vermittlungen und der Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel im April 2015 haben SWITCH zum bundesweit erfolgreichsten Projekt für Studienabbrecher/-innen gemacht. SWITCH hat sich zu einer Marke entwickelt, die nicht nur in NRW bekannt ist, sondern unter den Arbeitsmarktakteuren deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf genießt.
Mit SWITCH erhalten Studienabbrecher die Chance auf einen alternativen beruflichen Karriereweg. Die im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten werden bei der Ausbildung berücksichtigt und können die Dauer der Ausbildung je nach Wissensstand auf bis zu 18 Monate verkürzen. Gleichzeitig stellen Studienabbrecher/-innen mit ihren Vorkenntnissen für Betriebe attraktive Auszubildende dar, da sie nach einer verkürzten Ausbildung zügig als vollwertige Fachkraft zur Verfügung stehen. Diese beiden Aspekte stärken wiederum den Wirtschaftsstandort Aachen, der mit dem Projekt ein Angebot gegen den Fachkräftemangel bereitstellt. So erzeugt SWITCH eine einmalige win-win-win-Situation.
Interessierte Bewerber/-innen durchlaufen im ersten Schritt ein Beratungsgespräch. Hier wird festgestellt, ob und welcher Ausbildungsberuf zum/zur Bewerber/-in passen könnte und welche bereits erworbenen Qualifikationen vorliegen. Im zweiten Schritt nimmt der/die Bewerber/-in an einem schriftlichen Test teil. Hier werden entsprechend des künftigen Ausbildungsberufs Grundkenntnisse und das allgemeine Verständnis der Thematik geprüft. Sofern der Test erfolgreich bestanden wurde, wird im dritten Schritt ein Bewerbungskurzprofil erstellt, das über entsprechende Verteiler passgenau an Unternehmen verschickt wird. Durch diese Vorgehensweise wird eine Vorauswahl getroffen und gleichzeitig sichergestellt, dass die teilnehmenden Ausbildungsbetriebe nur Bewerbervorschläge erhalten, die für eine verkürzte Berufsausbildung in Frage kommen. Mit Unterzeichnung des Ausbildungsvertrags und der Anmeldung beim teilnehmenden Berufskolleg endet der Vermittlungsprozess.
SWITCH ist für viele Unternehmen zu einem wichtigen Instrument bei der Gewinnung geeigneter Nachwuchskräfte geworden. Einige haben erst durch das Projekt SWITCH begonnen, erstmalig auszubilden. Gleichzeitig trägt SWITCH dazu bei, dass die Zahl der im Kammerbezirk eingetragenen Ausbildungsverhältnisse entgegen des bundesweiten Trends steigt. Neben den jährlichen 70-80 direkten Vermittlungen durch SWITCH hat die Auswertung der von der IHK Aachen neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse in der Altersgruppe der Ü23 im Zeitraum von 2010 (vor SWITCH) bis 2015 einen Anstieg von 37% ergeben. Darüber hinaus zieht das Projekt aufgrund der überregionalen Bekanntheit eine beachtliche Zahl an Bewerbern aus dem gesamten Bundesgebiet an. In den letzten vier Jahren ist es gelungen, 40 auswertige Studienabbrecher/-innen in eine verkürzte Berufsausbildung zu vermitteln und damit langfristig an die Region Aachen zu binden. Anhand der dargelegten Aspekte wird der Stellenwert und der Nutzen des Projektes SWITCH für die Stadt Aachen, die Projektpartner und die Unternehmen deutlich.
Ein detaillierterer Blick auf die Projektergebnisse der letzten Jahre anhand der folgenden zwei Grafiken veranschaulicht den nachhaltigen Nutzen des Projektes:
Mit mittlerweile 320 Vermittlungen bei einer Vermittlungsquote von 71% im letzten Jahr gehört SWITCH inzwischen zu einem wichtigen Eckpfeiler bei der Vermittlung von leistungsstarken Auszubildenden. Die aktuelle Förderphase in Rahmen von JOBSTARTER plus, die vom BMBF finanziert wird, endet im Januar 2018. Nachdem das Projekt bereits zuvor von der Fachkräfteinitiative des Landes NRW eine Förderung erhalten hat, ist eine dritte Förderung nicht zu erwarten. Folglich haben alle am Projekt beteiligten Institutionen ihre Bereitschaft signalisiert, das einzigartige Erfolgsprojekt SWITCH zu verstetigen und als eine Regeldienstleistung im Bereich der Fachkräftesicherung zu verankern. Hierfür ist ein Finanzierungsplan notwendig, der ein eigenständiges SWITCH-Geschäftsmodell nachhaltig trägt. Angestrebt wird eine Mischfinanzierung, die aus Beiträgen der Projektpartner und Sponsoringbeiträgen der Unternehmen besteht. Insgesamt wird für die Fortführung einer abgespeckten Variante von SWITCH ab 2018 ein jährliches Budget von 125.000€ benötigt. Die Projektpartner haben bereits zugesagt, sich mit einem jährlichen Beitrag von 47.500€ zu beteiligen. Dies entspricht 38% des benötigten Budgets. Die Stadt Aachen kann sich als Initiator und Federführer des Angebots zur Fachkräftegewinnung von einer Mitfinanzierung nicht ausschließen. Gleichwohl sollen die Unternehmen in die Finanzierung des Projekts einbezogen werden. Daher wird empfohlen die erforderliche Restsumme von 77.500€ zwischen der Stadt und den Unternehmen hälftig aufzuteilen. Somit würde die Gesamtfinanzierung der 125.000€ Projektkosten von drei Säulen getragen werden, die sich wie folgt zusammensetzen: 47.500€ Projektpartner, 38.750€ Unternehmen und 38.750€ Stadt Aachen.
Da es sich bei SWITCH um eine Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft handelt, und die Stadt davon profitiert, handelt es sich um ein Vorzeigeprojekt der Wissenschaftsstadt, mit dem die vermeintlichen „Verlierer“ des Wissenschaftsbetriebs eine neue Perspektive erhalten. Folglich könnten ab 2018 für die Kofinanzierung 5.000€ aus dem Etat des Wissenschaftsbüros bereitgestellt werden und weitere 5.000€ aus dem restlichen FB02-Budget. In den Haushaltsberatungen für 2018 ff. wäre demnach ein neuer Ansatz für den Restbetrag von 28.750€ einzubringen. Sofern wider Erwarten ein höherer Beitrag von der Wirtschaft erzielt werden kann, so würden sich entsprechend die Anteile der Stadt und der Projektpartner proportional verringern. Parallel schlägt die Verwaltung vor, die Förderung degressiv auslaufen zu lassen. Der neue Haushaltsansatz würde daher ab 2018 wie folgt aussehen:
2018 | 28.750€ |
2019 | 20.000€ |
2020 | 12.000€ |
2021 | 5.000€ |
2022 | 0€ |
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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1,1 MB
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