Entscheidungsvorlage - FB 36/0119/WP15
Grunddaten
- Betreff:
-
Entwicklungsplan zur Kulturlandschaft Soers
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Entscheidungsvorlage
- Federführend:
- FB 36 - Fachbereich Klima und Umwelt
- Beteiligt:
- FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung; FB 23 - Fachbereich Immobilienmanagement
- Verfasst von:
- FB 36
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Bezirksvertretung Aachen-Laurensberg
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06.12.2006
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Erledigt
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Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz
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12.12.2006
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Erledigt
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Planungsausschuss
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11.01.2007
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Beschlussvorschlag
Beschlussvorschlag:
Die Bezirksvertretung Aachen-Laurensberg nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis und empfiehlt:
- dem Umweltausschuss, die Verwaltung zu beauftragen, das Konzept weiter zu konkretisieren sowie nachfolgend umzusetzen,
- dem Planungsausschuss, die Verwaltung zu beauftragen, die erforderlichen planungsrechtlichen Schritte einzuleiten.
Der Umweltausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, das Konzept weiter zu konkretisieren sowie nachfolgend umzusetzen. Er empfiehlt dem Planungsausschuss, die erforderlichen planungsrechtlichen Schritte einzuleiten.
Der Planungsausschuss nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung, die erforderlichen planungs- und denkmalrechtlichen Schritte einzuleiten.
Erläuterungen
Erläuterungen:
Entwicklungsplan zur Kulturlandschaft Soers
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GLIEDERUNG |
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ANLASS , LAGE UND SITUATION |
S. 1 |
I. 1. 2. |
ENTWICkLUNGSPLAN
ZUR KULTURLANDSCHAFT SOERS Leitidee Räumliche und thematische Entwicklungsschwerpunkte |
S. 4 |
ANLASS
Zahlreiche unterschiedliche Interessen wie z. B. die
Planungen für die Weltreiterspiele 2006, Projekte der EuRegionale 2008, die
Planungen für den Neubau eines Fußballstadions, der Erhalt einer
landwirtschaftlich bewirtschafteten Kulturlandschaft, Ansprüche der
Artenschutzes und nicht zuletzt der Wunsch nach stadtnaher Erholung führten in
den letzten Jahren zu einem verstärkten Interesse am Landschaftsraum Aachener
Soers. Es bestand Anlass zur Sorge, dass binnen kurzer Zeit durch die
Wirkung dieser Nutzungen in ein und dem-selben Raum (von nur ca. 2 km5 Größe) dieser dadurch in so hohem Maße verändert würde,
dass der besondere Charme dieser kleinstrukturierten und durch Gewässer und
Baumreihen gestalteten Weidelandschaft verloren ginge.
Dieses nunmehr vorgelegte Konzept stellt eine Zusammenschau
von räumlich wirksamen Entwicklungen dar, in dem Versuch, einen weitgehenden
Konsens zu finden zwischen den zum Teil sehr unterschiedlichen Anfor-derungen.
Das Konzept versucht, den Spagat z. B. zwischen Artenschutz und
Sportnutzung oder Denkmalschutz und naturnaher Gewässerentwicklung zu
bewältigen, ohne die Grundstrukturen und Leitmotive der Kulturland-schaft Soers
zu vernachlässigen oder gar zu gefährden.
Dass dabei nicht alle Nutzungsansprüche in gleichem Maße
zum Zuge kommen, liegt in der Natur einer solchen Auseinandersetzung.
Wesentliche Grundlage der vergangenen und der zukünftigen Soers war und ist die
Land-wirtschaft und die Landwirte. Sie haben über die Jahrhunderte diese
Landschaft maßgeblich geformt, sie leben in ihr und ihre Bewirtschaftung
schafft und erhält das Bild dieser Landschaft.
LAGE
UND SITUATION
Beschreibung des Raumes
Die Soers, begrenzt im Westen durch den Ortsteil
Laurensberg, im Süden durch den Lousberg, im Osten durch den zukünftigen
Sportpark Soers und im Norden durch die Berensberger Straße sowie angrenzende
kleinere Waldflächen (Paulinenwäldchen, Ferberberg), stellt einen
Landschaftsraum dar, der in seiner Struktur am ehesten mit Landschaften des
Aachener Südens, Ostbelgiens oder des Mergellandes vergleichbar ist.
Es handelt sich um eine kleinteilig strukturierte
landwirtschaftlich genutzte Fläche, vorwiegend durch Grünland-nutzung im Süden,
in Teilen auch ackerbaulich im Norden.Die Landschaft erhält ihre Struktur
u. a. durch die historisch gewachsenen linienhaften Elemente der
Baumreihen, Hecken, Gräben und Gewässer, letztere wiederum in der Regel von
markanten Ufergehölzen gesäumt. Angereichert wird diese Struktur durch Reste
ehemaliger Obstwiesenflächen, die wie auch die übrigen Biotopstrukturen Teile
einer historischen Kulturland-schaft sind. Durch die kleinteilige
Strukturierung bietet sich dem Naherholungssuchenden ein reizvolles
Land-schaftsbild, das zum Verweilen einlädt, dessen wesentliche Strukturen
jedoch auch aus ökologischer Sicht von hoher Bedeutung sind.
Die Soers weist eine Ausdehnung von Süden (Lousberg) nach
Norden von ca. 2 km sowie von Westen (Roermonder Straße) nach Osten (Soerser
Weg) von ca. 1 km auf. Zurzeit ist die Soers durch Straßen und einzelne Wege
erschlossen, wobei letztere insbesondere den Anwohnern des Ortsteils
Laurensberg aber auch der Innenstadt als Zugang in dieses Naherholungsgebiet
dienen. Beeinträchtigt wird dieser Raum durch die Lärmentwicklung der
Verkehrsachsen Autobahn A 4 und Roermonder Straße.
Typisch und kennzeichnend für die Soers ist ein am Wildbach
und den Nebenbächen orientiertes Netz ehema-liger Teichanlagen, die verschiedenen
Nutzungen (zuerst vor allem der Fischzucht) dienten. Diese Teichanlagen waren
zwischenzeitlich Bestandteil industrieller Standorte, die entlang des Wildbachs
orientiert sind.
In den Raum eingestreut liegen darüber hinaus vereinzelte
landwirtschaftliche Gehöfte. Diese bauliche Struktur stellt auch aufgrund der
vielen eigetragenen Denkmäler in der Soers einen besonderen Wert dieser
Landschaft dar.
Übergeordnete Zielsetzungen / Pläne
Die Fläche der Soers ist im Regionalplan als AAllgemeiner Freiraum- und Agrarbereich@ dargestellt mit der Über-lagerung ARegionaler Grünzug@. Die Darstellung dient dem
Ziel, diesen Freiraum als wesentlichen Bestandteil des regional wirksamen
Freiflächensystems zu erhalten zusammen mit der erforderlichen
Ausgleichsfunktion in und bei Verdichtungsgebieten. Darüber hinaus wird die
Fläche ebenfalls überlagert von der Darstellung ASchutz
der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung@.
Im Flächennutzungsplan und Landschaftsplan sind im
wesentlichen die Darstellung als AFläche für die Landwirt-schaft@ und die Festsetzung als Landschaftsschutzgebiet von
Bedeutung. Damit liegt ein besonderer Schutz dieser naturnahen Lebensräume nach
dem Landschaftsgesetz auf dieser Fläche. Auch die dort formulierten Entwicklungsziele
heben auf die Erhaltung oder den Ausbau einer naturnahen Landschaft ab inkl.
der darin möglichen Erholung.
Zuletzt hat auch das Leitkonzept Aachen (2004) Aussagen zur
Soers getroffen. Hier wird sie als Azu stärkender Grünfinger in die
Stadt@ bewertet, wenngleich auch eine Trassenführung für eine
Ringstraße darin enthalten ist..
Mit dem seit 2005 von der EuRegionale als förderfähiges
Projekt anerkannten APferdelandpark@ ist die Soers zudem im Blickpunkt eines
grenzüberschreitenden Wander- und Radweges, der -auf deutscher Seite- am
Lousberg seinen Anfang nimmt und über einen ca. 40 km langen Weg bis nach
Kerkrade reicht. Entlang dieser
Wegeführung, die in weiten Schleifen durch die Soers führen wird, sollen u.a. an sog. Stationen, die Landschaft,
ihre Besonderheiten und Blickbeziehungen erlebt werden.
Natur- und Artenschutz, Gewässerentwicklung,
Landschaftsbild
Prägende Elemente der Soers sind unter anderem die
Wasserläufe und Teiche, sowohl in ihren eher naturnah wirkenden Abschnitten
(die jedoch durch Begradigung und Verlegung des Bachbettes stark antropogen
über-formt sind), aber auch in den Bereichen, in denen sie mehr technische
Funktionen hatten und noch heute Zeugen vergangener gewerblicher und
industrieller Nutzung in der Soers sind. Durch den Verlust der gewerb-lichen
Nutzung, aber auch durch Gräben/Drainagen und Entwässerungen aus Baugebieten
sind die Teiche B bis auf wenige noch vorhandene B trocken gefallen und verschwunden.
Im Luftbild gut zu erkennen gibt es darüber hinaus in
durchaus landschaftsprägender Weise Strukturen wie Kopfbäume an kleinen
Gewässern, einzeln stehende Bäume und noch einige Reste ehemals dichter
Obstwiesen in der Soers, deren Relikte aber bis heute z. B. dem Steinkauz
Brutmöglichkeiten verschaffen. Auch Weißdorn-hecken als Grundstücksbegrenzung
finden sich in Teilbereichen. Diese Landschaftselemente sind wichtige
Strukturmerkmale sowohl der Biotopstruktur wie auch des Landschaftsbildes.
Naherholung
Die Soers ist entsprechend der Ziele des Landschaftsplans
für die extensive Erholung erschlossen. Das vorhan-dene Wegenetz weist im
Hinblick auf die Nutzung durch Fußgänger und Radfahrer Lücken auf. Die
Erschließung für diese Nutzergruppen weist generell Verbesserungsbedarf auf,
der mit Rücksicht auf andere Interessen (Landwirtschaft, Naturschutz) zu
erfolgen hat. Diesem Umstand trägt in Ansätzen auch der Landschaftsplan mit der
Festsetzung neuer Wanderwege Rechnung.
Kulturlandschaft / Denkmalschutz
Die historische Landschaft in ihrer Ausprägung als
Kulturlandschaft wird in ihrer Gesamtheit zu einem bestimm-ten Zeitpunkt der
Geschichte verstanden. Prägende Elemente und Strukturen in ihr, die historisch
gewachsen sind, ermöglichen eine solche Zuordnung.
Die industrielle Folgelandschaft in der Soers ist also
nicht nur geprägt von vielen Einzeldenkmalen, die im Laufe der Zeit zum Teil
unterschiedlichen Nutzungen zugeführt wurden, wie zum Beispiel Landhäuser für
den Industrieadel, die zuvor oftmals landwirtschaftliche Güter (z. B. Gut
Ferber) waren oder Mühlen, die zu Fabrikanlagen (Stockheider
Mühle / Becker) umgenutzt wurden. Sie ist darüber hinaus vor allem
auch durch die landschaftlichen Merkmale ge-kennzeichnet (z. B. Hecken,
Weiden, Bäche), die unmittelbar mit der Nutzung der Gebäude zusammenhängen bzw.
zusammenhingen.
Die Vielschichtigkeit und Vielfältigkeit der Soers ist das
Ergebnis einer langen Geschichte des Tales. Jede Nutzung hat in der Soers ihre
Spuren hinterlassen.
In unmittelbarer Nähe zur historischen Stadt Aachen ist
diese Landschaft von Menschenhand geschaffen und gepflegt worden. Sie war
Versorgung-, Erholungs- und Industriestandort und hat dabei ihren ländlichen
Charakter immer erhalten. Noch ist der Zusammenhang trotz Umgehungsstraße und
Schnellstraße oder neuen Siedlungen am Rande der Soers zum größten Teil
erhalten geblieben oder kann sich dem Besucher der Soers erschließen. Eine
genügend große Fläche mit den zuvor genannten Elementen formt die Landschaft
und macht sie in ihrer Art einzigartig für Aachen. Die Gebäude im Tal sind
eingebettet in eine Landschaft, die ausgehend von absoluter geplanter Schönheit
der Natur in den Gärten über die Verknüpfung der `ferme
orneéA in eine reizvolle ehemalige und noch vorhandene
Nutzlandschaft übergeht, die auch heute einen hohen Freizeitwert besitzt.
Landwirtschaft
Derzeit wird in sieben landwirtschaftlichen Betrieben in
der Soers im Rahmen von Vollerwerbslandwirtschaft gelebt und gearbeitet. Dabei
handelt es sich um Betriebe, die entweder nur oder überwiegend
Grünlandwirtschaft betreiben, traditionell haben jedoch auch Gemüse- und
Zierpflanzenanbau ihren Platz in der Soers. Die Förderung einer sicheren
Zukunft für die Landwirtschaft in der Soers ist eine der Voraussetzungen für
den dauerhaften Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft.
I. Entwicklungsplan
zur Kulturlandschaft Soers
1. Leitidee
Die Soers in der Zukunft ist geprägt durch gegenseitige
Rücksichtnahme aller Interessen. So wird es Bereiche geben, die dem Naturschutz
vorrangig dienen, andere, in denen die Naherholung der Aachener Bürger stärker
ausgebaut wird, wiederum andere, in denen sportliche Veranstaltungen in Teilen
des Jahres ihren Platz finden. Um dies zu gewährleisten, werden die
Vorrangflächen für den Naturschutz beruhigt bleiben, während andere Teile der
Soers stärker durch Wege (in unterschiedlichem Ausbauzustand) für die
Bevölkerung erschlossen werden. Die Landwirte des Raumes werden eine aktive
Rolle in der Gestaltung und bei dem Erhalt dieser wertvollen Landschaft
spielen; ein Interessenausgleich zwischen der Landwirtschaft und den anderen
Nutzungen wie Naturschutz, Naherholung oder Sport wird gewährleistet. Die
Lücken im Wegenetz werden für fußläufige Nutzung geschlossen, vorhandene Wege
bei Bedarf ertüchtigt.
Die Soers in der Zukunft wird weiterhin durch eine
kleinteilig strukturierte landwirtschaftliche Nutzung geprägt sein. Der Erhalt
wesentlicher Bestandteile der Kulturlandschaft wird nur in enger Kooperation
mit den wirtschaftenden Landwirten möglich sein.
Die Soers in der Zukunft wird jedoch auch einen Wildbach in
seinem natürlichen Verlauf mit einer reichen Ausstattung mit Auengehölzen
aufweisen, an denen sich in einzelnen Teilen wieder vernässte Feucht- und
Nasswiesen vorfinden. Wesentliche
Strukturen wie Hecken und Baumreihen sind ergänzt und die Obstwiesenreste
angereichert sowie deren Gesamtflächen vergrößert. Gleichzeitig wird
gewährleistet, dass auch die historischen Nutzungen an dem Gewässersystem
ablesbar bleiben.
Die bauliche Entwicklung der Soers in der Zukunft wird sich
beschränken auf den Erhalt denkmalgeschützter Bau-substanz sowie die
Wiederbelebung leerstehender Gebäude oder deren Abriss.
Die noch vorhandenen Teichanlagen werden erhalten und zum
Teil in einen naturnahen Zustand versetzt, der gleichzeitig den ästhetischen
Ansprüchen der Erholungssuchenden dient und den Anforderungen der Denkmalpflege
gerecht wird.
Der Erhalt kleinerer Waldflächen im Norden des Gebietes und
die Wiederbelebung des Lousbergs als Parkanlage sind ebenfalls Entwicklungen in
der Zukunft der Soers.
Als Fernziel werden Mittel und Wege gesucht, den auf diesen
Landschaftsraum einwirkenden Lärm mehrerer Verkehrsachsen zu minimieren. Die
Realisierung eines möglichen Ringschlusses steht genau unter diesem Vorbehalt.
2. Räumliche
und thematische Entwicklungsschwerpunkte
' Die
Entwicklung des Wildbachs und seiner Auenbereiche sowohl aus Gründen des
Gewässerschutzes als auch
aus Gründen des Natur-und Artenschutzes und der Denkmalpflege.
' Die
Entwickklung und Förderung der Obstwiesen(-relikte) aus Gründen des Natur-und
Artenschutzes und der Denkmalpflege.
' Die
Entwicklung von historischen Landschaftsstrukturen im Bereich Ferberberg
(nördl. der Autobahn) aus Gründen
der Denmalpflege und des Landschaftsbildes.
' Die
Wiedervernässung einzelner Bereiche in der Soers durch das Zuführen von
unbelastetem Niederschlags- wasser.
' Die
Stärkung der Naherholungsfunktion durch Ergänzung und ggf. Aufwertung des
Wegenetzes (unter Nutzung des EURegionale 2008 Projektes AWeißer Weg@)
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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2,1 MB
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